Langlauf Weltcup: Das war die Saison 2017/18

Massenstart in Pyeongchang (KOR) © Thibaut/NordicFocus

Der Langlauf Weltcup war insgesamt eine spannende Angelegenheit und brachte einen neuen Seriensieger und einige überraschende Olympiasieger hervor sowie punktuell gute Ergebnisse für die deutschsprachigen Sportler.

Klæbo dominiert die Saison

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo hatte schon im Vorwinter angedeutet, dass in ihm ein riesiges Talent schlummert mit seinem ersten Siegen – im olympischen Winter entwickelte er sich aber zum Seriensieger, der (fast) alles gewinnen kann. Vor Weihnachten konnte es mit ihm in beiden Techniken kaum keiner aufnehmen und er stellte mit sieben Siegen vor den Feiertagen (inkl. Mini-Tour und Toblach-Verfolgung) einen neuen Rekord auf. Dann kündigte der 21 -Jährige eine sechswöchige Wettkampfpause an, überlegte es sich aber anders, als ihm klar wurde, wie gut er im Gesamtweltcup liegt. Schon in Dresden war er wieder dabei und nahm auch die nächsten Weltcups mit, so dass er bis zum Weltcupfinale so viele Punkte Vorsprung hatte, dass ihm bei Sieg und schnellster Laufzeit von Cologna ein Punkt am letzten Wettkampftag gereicht hätte. Nach 31 Weltcupstarts in seiner jungen Karriere hat er eine unglaubliche Bilanz von 21 Podien und 14 Siegen – zusätzlich zu Kristallkugeln, WM-Bronze und den Olympischen Medaillen. Dort musste er sich bei vier Starts nur im für ihn (noch) zu langen Skiathlon geschlagen geben – danach lief er dreimal zu Olympischem Gold. Wie seine Karriere weitergeht, wenn er sich (wie er es gern möchte) dem Allround-Team der Norweger anschließt, wird spannend zu beobachten sein.

Schweizer schreiben Geschichte

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Das Schweizer Team konnte sich gleich mehrfach in den nationalen und internationalen Geschichtsbüchern verewigen. Dario Cologna schaffte es als erster Läufer überhaupt, dreimal in Folge dieselbe Distanz bei Olympischen Spielen zu gewinnen und ist zusätzlich mit nun viermal Gold zusammen mit Skispringer Simon Ammann erfolgreichster Schweizer Olympionike. Nach einer starken Saison mit seinem vierten Tour de Ski-Erfolg und mehreren Siegen (darunter dem prestigeträchtigen Erfolg am Holmenkollen um eine Zehenlänge) musste er sich im Gesamtweltcup nur ganz knapp geschlagen geben, sicherte sich aber die kleine Kristallkugel für den Distanzweltcup sowie den Audi für den Gewinn der Bonuswertung. Seine Teamkollegin Laurien van der Graaff feierte ihre ersten beide Weltcupsiege im Sprint und ist damit erste die zweite Schweizerin nach Evi Kratzer 30 Jahre zuvor, die sich in die Siegerlisten eintragen konnte. Die gebürtige Niederländerin, die mit vier Jahren in die Schweiz übersiedelte, wird in den nächsten Jahren sicher noch das eine oder andere Wort um Sprintsiege mitreden.

Olympische Überraschungen

Ragnhild Haga (NOR) © Modica/NordicFocus

Wenn die Olympiasiege von Klæbo oder Cologna alles andere als überraschend waren, waren es die Triumphe von Ragnhild Haga oder Simen Hegstad Krüger schon eher. Natürlich waren beiden Medaillen zuzutrauen, dass sie aber richtig groß zuschlugen, nicht unbedingt. Vor allem nach dem Rennverlauf von Krüger, der nach einem Sturz zu Beginn viele Kräfte bei der Aufholjagd ließ und dennoch am Ende der Stärkste war – obwohl eigentlich die 15 Kilometer im freien Stil seine stärkste Disziplin waren und er sich selbst auch dort die besten Medaillenchancen ausrechnete. Seine Teamkollegin Ragnhild Haga erklärte den Tag ihres großen Triumphes einfach mal zum „Ragnhild-Tag“, nachdem Stunden zuvor bereits ihre Landsfrau Ragnhild Mowinckle überraschend Silber bei den Alpinen gewonnen hatte. Die anderen Titel gingen an die Favoriten wie Charlotte Kalla, Stina Nilsson, Marit Bjørgen oder auch Iivo Niskanen nach seiner frühen Flucht.

Weng mit Zittersieg vor Diggins

Heidi Weng (NOR) © Modica/NordicFocus

Heidi Weng startete in guter Form in die olympische Saison, war immer vorn dabei und mit ihren einzigen zwei Saisonsiegen konnte sie auch den Gesamtsieg der Tour de Ski feiern und ihren Titel verteidigen. Ab den Olympischen Spielen war dann plötzlich die Luft raus und die Nerven begannen zu flattern. „Ich habe kein gutes Gefühl mit dem Gesamtweltcup“, sagte Heidi Weng schon in Korea nach einigen schlechten Rennen, wo sie nur vier Einsätze bekam und über Platz neun, elf, elf und acht nicht hinauskam – für Teamsprint und Staffel wurde sie nicht berücksichtigt. Die Form war komplett weg, Top-Ergebnisse blieben auch in den folgenden Weltcupwochen aus und der Vorsprung im Gesamtweltcupweltcup schmolz und schmolz. Sollten Ingvild Flugstad Østberg und Jessica Diggins etwa doch noch eine Chancen haben, wie Heidi Weng geunkt und jeder eigentlich nur belächelt hatte? Dank Marit Bjørgens Sieg beim Weltcupfinale konnte Heidi Weng zumindest in der Hinsicht aufatmen, wen sie denn unterwegs davon gewusst  hätte.  Die Punkte für Platz zwei der Amerikanerin, die Wochen zuvor mit dem Olympiasieg im Teamsprint ihren bisher größten Erfolg gefeiert hatte, reichte nicht mehr, um die große Kristallkugel noch anzugreifen und Weng musste sich nur noch gegen ihre Teamkollegin verteidigen, die aber auch mit großen Formproblemen zu kämpfen hatte, so dass Heidi Weng knapp den Gesamtweltcup vor Jessie Diggins und Ingvild Flugstad Østberg gewann – so spannend war es lange nicht gewesen…

Teresas große Olympia-Chance

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Im österreichischen Langlauf-Team war Teresa Stadlober die große Hoffnung auf Top-Ergebnisse und vielleicht sogar Olympische Medaillen, obwohl ihre männlichen Kollegen hin und wieder auch eine Bestleistung abrufen konnten. Die Salzburgerin wurde den Erwartungen gerecht und lief regelmäßig unter die besten Zehn und kam dem Podium immer näher. Der 30 Kilometer Massenstart bei den Olympischen Spielen in ihrer bevorzugten klassischen Technik sollte dann ihr Rennen werden und zunächst lief alles nach Plan: Gemeinsam mit Krista Pärmäkoski setzte sie sich aus der Gruppe ab und kämpfte mit der Finnin um Silber, bis nach etwas mehr als 20 Kilometern das Drama seinen Lauf nahm: Die Österreicherin bog falsch ab, verlor viel Zeit und die Medaille. Nun heißt es, es bei der Heim-WM in Seefeld besser zu machen und endlich die ersehnte Medaille zu holen. Dort wird dann vermutlich auch noch besser auf die richtige Beschilderung geachtet, damit sich niemand verläuft…

Punktuell gute DSV-Ergebnisse und verpasste Team-Medaillen

Katharina Hennig (GER), Stefanie Boehler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team zeigte im Weltcupwinter und auch bei den Olympischen Spielen punktuell viele gute Rennen und Platzierungen, konnte aber nicht die Konstanz über die gesamte Saison beweisen, was aber auch nie so geplant war. Ziel war immer, sich mit guten einzelnen Rennen (auch bei der Tour de Ski) für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, was den meisten auch gelang. Dort lag der Fokus dann klar auf den Teamwettkämpfen, wo eine kleine Medaillenchance bestand, die aber nie genutzt werden konnte. Mindestens eine Leistung war immer nicht ausreichend, um mit den Medaillenanwärtern mitzuhalten. So konzentrierten sich die Athleten am Ende doch auf sich selbst und erreichten einige gute Ergebnisse. Sandra Ringwald kratzte mehrfach am Podium (Sprint und Teamsprint), Steffi Böhler kam bei ihrer möglicherweise letzten Tour de Ski das erste Mal unter die besten Zehn, Katharina Hennig zeigte viele sehr gute Ansätze und auch Anne Winkler ist eine deutsche Sprinthoffnung für die nächsten Jahre mit bisher sehr überzeugenden Leistungen. Nicole Fessel beendete die Tour de Ski nach zwei Top10-Resultaten vorzeitig im Hinblick auf die Olympischen Spiele, wurde dann aber krank und zog nach dem verpatzten einzigen Olympia-Rennen einen frühen Schlussstrich unter die Saison wegen der langwierigen Kehlkopf- und Stimmbandentzündung. Auch Florian Notz erlebte eine Saison voller Rückschläge, in der viele Krankheiten dazu führten, dass er die Olympischen Spiele verpasste. Danach war die Form da und er kam am Holmenkollen dem Podium sehr nahe, was Hoffnung für die Zukunft macht. Seine Teamkollegen zeigten das eine oder andere gute Rennen, die Thomas Bing sogar zweimal in die Top10 führten. Insgesamt steht das Team nun aber am Scheideweg, die Trainerklausur Ende April wird dann die offenen Fragen hoffentlich beantworten können.

Russische Stars gesperrt und neue Generation

Andrey Larkov (RUS), Alexander Bolshunov (RUS), Alexey Chervotkin (RUS), Denis Spitsov (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das russische Team hat in den letzten Monaten weitere Rückschläge einstecken müssen im Nachgang des McLaren-Berichts. Legkov und Co. blieben gesperrt, vor den Olympischen Spielen wurde dann das gesamte russische Team ausgeschlossen und nur vereinzelten, offenbar „sauberen“, Athleten eine Einladung zum Start unter neutraler Flagge erteilt. Nach Ansicht der Untersuchungskommission waren auch Stars wie Sergey Ustiugov oder Biathlet Anton Shipulin in das Staatsdoping bei den Olympischen Spielen in Sochi involviert, so dass nur sehr junge Athleten das Team OAR vertreten durften und sich wacker schlugen. Acht Medaillen sammelten die Nachwuchssportler um Alexander Bolshunov, Alexey Chervotkin, Natalia Nepryaeva und Yulia Belorukova, so dass dass man um die Zukunft des russischen Langlaufs nicht in Sorge sein muss – vorausgesetzt, dass alle Leistungen sauber vollbracht wurden…

Time to say Good-Bye…

Monique Siegel (GER) © Modica/NordicFocus

Vor allem im Jahr der Olympischen Spiele stellen immer wieder besonders viele Sportler ihre Ski in die Ecke, so auch in diesem Winter. Von den deutschsprachigen Sportlern betrifft dies bisher DSV-Läuferin Monique Siegel und Neu-Schweizerin Heidi Widmer, die einen Schlussstrich unter ihre kanadisch-schweizerische Laufbahn zieht. Außerdem beendet Gianluca Cologna nach vielen Verletzungen und daraus resultierenden Motivationsproblemen seine Laufbahn und als Student in „normales Leben“ beginnen. Weitere Namen aus dem deutschsprachigen und auch internationalen Bereich werden aber sicher in den nächsten Wochen folgen, wenn die Athleten nach ihrem wohlverdienten Urlaub bekanntgeben, wie es mit ihnen weitergeht. Sicher beendet ist allerdings die Karriere von Kikkan Randall, die sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Jeff Ellis ins Familienleben zurückzieht. Zusammen mit Teamkollegin Liz Stephen lief sie in Falun in einem speziellen Outfit ihr letztes Rennen und auch ihre Landsmänner Noah Hoffman und Andy Newell erklärten ihren Rücktritt. Im schwedischen Team hinterlassen die beiden Langzeit-Verlobten Anna Haag und Emil Jönsson eine Lücke wie auch die Finnin Aino Kaisa Saarinen, die in Lahti bereits offiziell verabschiedet wurde. Auch das Ehepaar Nousiainen (Ville und Mona-Liisa) erklärte seinen Rücktritt wie auch Aurore Jean, die dem kleinen französischen Damen-Team sicher sehr fehlen wird. Zudem werden wir auch Justyna Kowalczyk im Weltcup nicht wiedersehen – zumindest nicht als Läuferin. Wie der Polnische Skiverband bekanntgab, erhielt die Doppel-Olympiasiegerin und vierfachte Gesamtweltcup-Siegerin einen Job als Assistentin des neuen Damen-Trainers Alexander Wierietielny, ihrem langjährigen Mentor.

 

Die Saison zum Nachlesen

=> Weltcup Ruka (FIN)
=> Weltcup Lillehammer (NOR)
=> Weltcup Davos (SUI)
=> Weltcup Toblach (ITA)
=> Tour de Ski 2017/18
=> Weltcup Dresden (GER)
=> Weltcup Planica (SLO)
=> Weltcup Seefeld (AUT)
=> Olympische Spiele PyeongChang (KOR)
=> Weltcup Lahti (FIN)
=> Weltcup Holmenkollen (NOR)
=> Weltcupfinale Falun (SWE)