Der Dopingfall Johannes Dürr bei den Olympischen Spielen 2014 in Sochi sorgte dafür, dass der Österreichische Skiverband nach dem Skandal von Olympia 2006 in Turin erneut in die Schlagzeilen geriet. Nun sprach Dürr in der Reportagereihe „Geheimsache Doping“ mit Hajo Seppelt über seine Doping-Vergangenheit.
Früher Kontakt mit Arzneimitteln
In dem 45 Minuten Film von Hajo Seppelt und seinem Team von Investigativjournalisten erzählt Johannes Dürr von seiner Karriere und wie er in Kontakt mit ersten Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln kam. Im Skigymnasium in Stams habe man immer bei den Schulkollegen geschaut, was der Neues oder Besseres haben könne. „Jeder hat auf seinem Nachtkästchen ein Arsenal an unterschiedlichen Tabletten gehabt“, so der heute 31-Jährige. Eine für ihn sehr sonderbare Situation erlebte Dürr seinen Erzählungen nach in Ruhpolding vor dem Abflug zur Junioren-Weltmeisterschaft in Finnland 2005. „Da ist sozusagen eine Ärztin extra gekommen und hat uns vor dem Abflug noch eine Infusion gegeben.“ Sein ebenfalls des Dopings überführter Ex-Teamkollege Harald Wurm berichtet: „Es war immer ein sehr präsentes Thema bei uns in der Mannschaft oder generell in meiner Sportlerkarriere: Was ist möglich, wie weit können wir an die Grenzen herangehen, ohne sie zu übersteigen.“
EPO als Weg zum Olympiasieg
Nach Rückschlägen und Problemen, das Trainingspensum und die -intensität zu verkraften, sei ihm klar geworden, dass sein Ziel, Olympiasieger zu werden, nur mithilfe unerlaubter Mittel möglich sei. Im Interview stellt Hajo Seppelt die entscheidende Frage: Sie haben damals geglaubt, ohne Doping können sie nicht Olympiasieger werden? „Ja, ja das habe ich geglaubt“, antwortet Dürr. Das Beschaffen von Mitteln wie EPO sei aber für ihn nicht möglich gewesen. Da habe ihm ein Zufall geholfen. Ein Betreuer sei in Ramsau zu ihm ins Zimmer gekommen und habe gesagt: „Jetzt haben wir was. Jetzt haben wir Möglichkeiten, dass wir zu EPO kommen.“ Dürr beschreibt im weiteren Verlauf der Reportage genau, wie er das EPO-Doping vorgenommen hat. Und auch ein Plan war vorhanden. „Es ist besprochen worden, da ist mir ist gesagt worden, wie oft ich das nehmen muss. Es ging um EPO und Wachstumshormone.“ Laut Dürr soll sich auch Personal des österreichischen Skiverbandes unter seinen Helfern befunden haben. Mit ausländischer Unterstützung habe er das Doping jedoch noch viel weiter getrieben, als bislang bekannt. Eigenblutdoping soll ihm durch eine Empfehlung eines befreundeten Athleten ermöglicht worden sein. Und wo sollte es stattfinden, fragt Seppelt. „In Deutschland“, so die kurze Antwort des Österreichers. Die Blutabnahme erfolgte laut Dürr im Rasthof Irschenberg. In Oberhof kurz vor dem Start der Tour de Ski sei es ihm in einem Auto vor dem Teamhotel wieder zurückgeführt worden. 5.000 Euro habe er für die Behandlungen ausgegeben.
Quellen: ARD-Reportage „Geheimsache Doping“