Während Biathlon und Langlauf, zumindest auf Weltcupebene, am vergangenen Wochenende Pause machten, war bei der Nordischen Kombination einiges geboten. Der Weltcup machte im vogtländischen Klingenthal Station.
DSV mit großem Team am Start
Zu seinem „Heimspiel“ hatte der DSV gleich elf Athleten eingeladen. Zwar musste Eric Frenzel ausgerechnet an diesem Wochenende krankheitsbedingt eine Pause einlegen. Der Rest der Weltcupmannschaft, namentlich Johannes Rydzdek, Fabian Rießle, Manuel Faißt, Terence Weber und Vinzenz Geiger, war ebenso am Start wie der frischgebackene Junioren-Weltmeister Julian Schmid. Dazu gesellten sich mit David Mach, Wendelin Thannheimer und Luis Lehnert drei weitere Mitglieder der Nachwuchsmannschaft. Aus dem erfolgreichen Quartett von Lahti fehlte Simon Hüttel, er wurde ersetzt durch Jakob Lange, der nach langer Verletzungspause erstmals wieder in einem Weltcup antrat. Schließlich durfte auch noch Tim Kopp mit an den Start gehen, der beim Gastgeber VSC Klingenthal beheimatet ist.
Junioren-Weltmeister mit am Start
Die internationale Beteiligung sah dagegen eher dünn aus. Lediglich vierzig Starter insgesamt waren gemeldet, so dass der DSV über ein Viertel des Feldes stellte. Viele Nationen waren ob der nahenden Weltmeisterschaften in Seefeld zuhause geblieben, um noch einmal Kraft zu tanken und sich außerhalb der Wettkämpfe auf die WM vorzubereiten. Auch die Norweger waren zwar vor Ort, mit Ausnahme von Jarl Riiber allerdings mit der zweiten Garde. In Bestbesetzung waren dagegen die Österreicher angereist, bei ihnen fehlte nur der erkrankte Mario Seidl. Dafür wurde die Mannschaft verstärkt durch den neuen Junioren-Weltmeister Johannes Lamparter, der eine Woche zuvor den Titel im Gundersen über zehn Kilometer vor Julian Schmid gewonnen und sich damit ein persönliches Startrecht gesichert hatte.
Tolle Stimmung in der Arena
Die geringe Teilnehmerzahl tat jedoch der Qualität der Wettkämpfe keinen Abbruch. Die Stimmung im Stadion war gewohnt gut, zahlreiche Zuschauer feuerten alle Athleten lautstark an. Und was die Aktiven boten, konnte sich wahrlich sehen lassen. Aus deutscher Sicht begann das Wochenende gut, als Manuel Faißt sich den Sieg im provisorischen Wertungsdurchgang sichern konnte. Dieser kommt zum Tragen, wenn an einem der Wettkampftage kein Skispringen möglich sein sollte. Und er sollte an diesem Wochenende tatsächlich noch eine Rolle spielen. Denn während das Wetter am Samstag gut mitspielte, zeigte sich der Winter am Sonntag von seiner stürmischen Seite. Starke Windböen und beständiger Schneefall machten ein Springen unmöglich. Und auch der tiefe Neuschnee verlangte den Athleten in der Loipe anschließend alles ab.
Riiber sichert sich den Gesamtweltcup
Der große Gewinner des Wochenendes heißt – einmal mehr – Jarl Magnus Riiber. Der 21-Jährige hatte seine ursprüngliche Planung, vor der WM eine lange Pause einzulegen, geändert, um im Gesamtweltcup keinen Boden zu verlieren gegen Johannes Rydzek. Der Oberstdorfer liegt in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz und war damit erster Verfolger. War, muss man sagen, denn seine beiden Saisonsiege Nummer neun und zehn, bei gleichzeitigem Startverzicht Rydzeks am Sonntag, bescherten Riiber vorzeitig den Gewinn des Gesamtweltcups. Dabei hatte der Norweger vor dieser Saison gerade einmal einen Weltcupsieg zu Buche stehen. Riiber erklärt diese Leistungsexplosion so: „Der letzte Herbst war ein Wendepunkt für mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Saison angehen könnte wie noch nie zuvor. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder mit Verletzungen (eine instabile Schulter erforderte schließlich eine Operation mit langer Pause, Anm. d.R.) zu kämpfen. Dieses Mal hatte ich das Selbstvertrauen, einfach eine normale Saison bestreiten zu können, ohne irgendwelche Probleme. Und es lief gut. Gute Ergebnisse auf der Schanze sowie in der Loipe, mehr braucht es nicht, um um das Podium kämpfen zu können.“
Geiger, Rießle und Faißt führen das deutsche Team
Es klingt so einfach, aber an diesem Wochenende sah es selbst für Riiber nicht immer so einfach aus. Der dominierende Springer, der er zu Saisonbeginn war, ist er nicht mehr. Am Samstag zeigte ausgerechnet der erst siebzehnjährige Juniorenweltmeister Lamparter allen Etablierten, wie man einen Sprungdurchgang gewinnt, und am Sonntag startete PCR-Gewinner Faißt von der Pole Position. Und auch wenn Riiber am Ende beider Wettkämpfe die Nase – oder vielmehr die Fußspitze – vorne hatte, rückten ihm andere ordentlich auf die Pelle. Am Samstag gewann er erst im Foto-Finish gegen den erneut starken Vinzenz Geiger. Am Sonntag war es aus deutscher Sicht Fabian Rießle, der sich einen Platz auf dem Podium sicherte. Im Sprint am Ende zog er allerdings den Kürzeren. „Im Moment fehlen mir hintenraus die Körner, was sonst immer meine Stärke war. Aber wir haben noch einige Tage Zeit bis Seefeld“, resümierte der Schwarzwälder.
Finnland zurück auf dem Podium
Das Comeback des Wochenendes lieferte in jedem Fall die finnische Mannschaft. Nachdem das junge Team in der letzten Saison und auch im vergangenen Sommer beständig aufstrebende Form gezeigt hatte – Ilkka Herola konnte im Sommer in Villach seinen ersten Sieg in einem Grand Prix feiern – folgte zu Saisonbeginn die Ernüchterung. Während Eero Hirvonen aufgrund einer langwierigen Entzündung im Knie fast ein halbes Jahr lang nicht gesprungen war und erst zum Saisonbeginn wieder auf die Schanzen zurückkehrte, kam die Formkrise seiner Teamkollegen überraschend. Trotz hervorragender Laufzeiten hatten sich Herola und Co. auf der Schanze regelmäßig einen solchen Rückstand eingehandelt, dass nach vorne nicht viel zu reparieren war. Schließlich zog das Trainerteam die Konsequenzen und verzichtete auf das Weltcupwochenende in Trondheim, um stattdessen an der Sprungform zu arbeiten. Was auch immer die Finnen im Kurztrainingslager gefunden hatten, es scheint gewirkt zu haben. Bereits am Samstag hatte Herola als Vierter mit der besten Laufzeit das Podest nur knapp verpasst, Hirvonen wurde mit der zweitbesten Laufzeit aller Athleten Siebter. Am Sonntag, als aufgrund des Wetters mit dem PCR-Ergebnis gestartet werden musste, kämpfte Herola gar um den Sieg und musste sich am Ende nur um eine halbe Sekunde als Zweiter geschlagen geben, während Hirvonen das Rennen auf Rang fünf beendete. Und erneut hatten die beiden Finnen die schnellsten Laufzeiten des Feldes gezeigt. „Ich bin sehr zufrieden mit der Richtung, in der das Springen derzeit läuft. Jetzt freue ich mich auf den Teamsprint zuhause in Lahti zusammen mit Eero. Mit unserer Laufform rechnen wir uns einiges aus,“ blickte Herola bereits voraus. Bleibt ihnen zu wünschen, dass der Trend anhält.