Nordische Ski-WM: Therese Johaug holt Skiathlon-Gold

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Therese Johaug war im Skiathlon der Weltmeisterschaften in Seefeld über 2×7,5 Kilometer wie erwartet eine Klasse für sich und gewann mit etwa einer Minute Vorsprung vor Ingvild Flugstad Østberg und Natalia Nepryaeva. Katharina Hennig gelang als 16. ein guter Einstand nach fast einwöchiger Krankheit.

Gold schon nach fünf Minuten vergeben

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Im Skiathlon der Damen wurde die kompletteste Läuferin gesucht – und wenig überraschend wurde Therese Johaug gefunden. Die Norwegerin schlug wie gewohnt von Anfang an ein sehr hohes Tempo an, dem eine Athletin nach der anderen zum Opfer fiel. Schon auf dem ersten Kilometer des etwa vier Minuten dauernden ersten Anstiegs nach dem Start setzten sich mit Johaug und ihren Teamkolleginnen Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Ingvild Flugstad Østberg drei Norwegerinnen ab und wenig später war Therese Johaug sogar ganz allein unterwegs. In der Abfahrt konnte Natalia Nepryaeva zu dem Verfolgerduo heranlaufen und gemeinsam kam das Trio auch wieder fast an Leichtgewicht Therese Johaug heran. Im Anstieg konnte die Norwegerin aber ihr geringes Gewicht sofort wieder zu ihrem Vorteil nutzen und sich erneut absetzen. Gegen Ende des Anstiegs der zweiten Runde löste sich Østberg einige Sekunden aus dem Verfolgertrio, wurde jedoch schnell wieder eingefangen von Nepryaeva und Jacobsen. Beim Skiwechsel betrug Johaugs Vorsprung etwa 25 Sekunden, mit 40 Sekunden Abstand folgte eine langgezogene 13-köpfige Verfolgergruppe, die von Krista Pärmäkoski und Charlotte Kalla angeführt wurde.

Kalla stärkste Skaterin der Verfolgergruppe

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Unter der Führung von Charlotte Kalla konnten sich fünf Athletinnen mit Heidi Weng, Frida Karlsson, Krista Pärmäkoski und Anastasia Sedova aus der zweiten Verfolgergruppe absetzen, die sich weiter aufsplitterte. Die Schwedin war hinter Johaug klar die beste Skaterin und führte ihr kleiner werdendes Grüppchen immer näher an die Medaillen heran, aber niemand wollte oder konnte ihr helfen, so dass sie ganz auf sich allein gestellt war und der Abstand sich schließlich bei zehn Sekunden einpendelte. Therese Johaug baute ihren Vorsprung bis auf eine Minute aus und konnte sich im Stadion frühzeitig feiern lassen. „Mir kommen die Tränen. Das war ein Traum, hier herzukommen und diese Goldmedaille zu holen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich als Erstes über die Ziellinie gelaufen bin. Meine letzte WM war vor vier Jahren, ich bin ja seit zwei Jahren kein Rennen mehr gelaufen. Ich habe viel gearbeitet in den letzten Jahren, aber die Zeit war natürlich hart. Ich muss meinem gesamten Team danken, die haben alle so gute Arbeit gemacht und meine Ski war absolut super heute“, meinte Johaug mit Tränen in den Augen. Bei den Verfolgerinnen führte Natalia Nepryaeva das Trio in die Endphase des Rennens, die mit dem Sprintkurs der Herren identisch war. Obwohl die Russin dann im vorletzten Anstieg eigentlich angreifen wollte, war sie plötzlich völlig blau, so dass sich stattdessen Ingvild Flugstad Østberg absetzen konnte. Nepryaeva kämpfte weiter und hielt immerhin die völlig erschöpfte Jacobsen in Schach, aber alle drei Athletinnen waren am Ende ihrer Kräfte und absolvierten die vorletzte Abfahrt mit wackligen Beinen und teilweise im Schneepflug. Nach dem allerletzten kurzen Anstieg mobilisierte die Russin die letzten Kräfte, so dass es noch einmal eng wurde im Kampf um Silber, das aber dennoch an Østberg ging. Astrid Uhrenholdt Jacobsen kam als Vierte ins Ziel, nur wenige Sekunden vor den Verfolgern. Als Fünfte kam 19-jährige Frida Karlsson ins Ziel, die im Körperbau und Laufstil sehr Therese Johaug ähnelt. Sie nutzte einen kleinen Sturz ihres „großen Vorbilds und sehr guter Freundin“ Charlotte Kalla, um auf dem Weg ins Stadion noch die Kollegin zu überholen, die mit sechs Sekunden Rückstand Sechste wurde. Rang sieben ging an Heidi Weng vor Krista Pärmäkoski und Anastasia Sedova. Rosie Brennan holte sich aus der nächsten Gruppe heraus den zehnten Platz.

DSV-Trio mit gutem Skiathlon – Hennig 16. nach Krankheit

Katharina Hennig (GER), Rosie Brennan (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig reihte sich nach dem schnellen Beginn um Platz zehn ein, steht aber nach sechs Tagen Trainingsausfall wegen ihrer Angina erst seit einer Woche wieder im Training. Gegen Ende der ersten Klassikrunde fiel sie im Gedränge einige Position bis auf 15/16 zurück, wo sie bis zum Rennende blieb. Sowohl Hennig als auch Pia Fink verloren in der zweiten Runde den Anschluss an die Gruppe, Katharina Hennig kam in der Abfahrt zum Skiwechsel wieder ran, Pia Fink fiel zurück. Seit Beginn der Skatingrunde bildete Katharina Hennig ein Trio mit den beiden Italienerinnen Elisa Brocard und Anna Comarella, wo sie „einwandfrei“ unterwegs war. „Man bekommt das Tempo der Vorderfrau aufgedrückt. Dafür muss auch Katha nun ein bisschen bezahlen“, meinte Peter Schlickenrieder während des Rennens. „Sofie hat sich im Klassikteil schwergetan, sie kommt nun richtig auf und auch Pia ist sehr gut unterwegs.“ Sofie Krehl, die knapp 1,5 Jahre mit Schulterproblemen kämpfte, so dass die Nominierung für die WM schon ein Erfolg war, hatte schon auf der ersten Runde den Anschluss an die Teamkolleginnen verloren und lag nach sechs Kilometern an 31. Stelle. Beim Skiwechsel lag sie als 23. 20 Sekunden hinter Hennig, Fink und der Schweizerin Nathalie von Siebenthal, kam im Skaten aber deutlich besser zurecht. Katharina Hennig erreichte als gute 16. das Ziel, zwei Positionen vor der Schweizerin, die am Rande der WM eine längere Pause oder vielleicht auch ihr Karriereende bekanntgegeben hatte. „Zwischendurch hab ich wirklich mal gedacht, ich sterb richtig“, erzählte Katharina Hennig später. „Aber dann habe ich mich nochmal gefangen und dann ist doch noch ein gutes Ergebnis rausgekommen.“ Sofie Krehl überzeugte als 25., während Pia Fink aus den DSV-Trio am schlechtesten auf der Freistilstrecke zurechtkam und auf Platz 30 zurückfiel. „Katharina Hennig ist kurz vor der WM krank geworden. Das war ein guter Einstand. Sie ist im Skatingrennen gut durchgekommen. Ich glaube, vor ihrem Hauptrennen, den 10km klassisch, war das eine harte Bewährungsprobe. Ein guter Auftakt. Sie kommt besser zurück, als wie ich es erwartet habe. Und was mich sehr freut, ist Sofie Krehl, die nach dem harten Klassikteil sich zurückkämpft und eine wirklich gute Skatingleistung absolviert. Auch Pia Fink ist konstant durchgelaufen, noch auf den 30. Platz, was im Weltcup das eine Pünktchen bedeutet. Von daher passt es, da kann man zufrieden sein“, so der Bundestrainer.

=> Ergebnis 7,5km + 7,5km Skiathlon Damen

 

 

 

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