Ein Blick zurück auf die Nordische Ski-WM in Seefeld

Nordische Ski WM in Seefeld (AUT) © Modica/NordicFocus

Die Nordische Ski-WM in Seefeld (und Innsbruck) in Tirol verlief aus deutschsprachiger Sicht sehr erfolgreich und mit Ausnahme des Doping-Skandals gab es auch nur Positives über die Titelkämpfe zu berichten.

Kombination: Drei Medaillen für Deutschland, vier für den ÖSV

Für die deutschen Nordischen Kombinierer lag die Messlatte enorm hoch, nachdem das DSV-Team bei der vorvergangenen WM in Lahti alle vier Wettbewerbe hatte gewinnen können. In diesem Jahr konnte man durchaus etwas skeptisch sein, waren doch die großen Favoriten eher in Norwegen zu finden. Um so überraschender kam daher gleich im ersten Einzelwettkampf die Goldmedaille durch Eric Frenzel. Ausgerechnet Frenzel, der im bisherigen Saisonverlauf die größten Probleme aller DSV-Athleten gehabt hatte und insbesondere auf den Schanzen gar nicht zurechtgekommen war. Mit seinem ersten guten Sprung des Jahres brachte er sich am Bergisel an die Spitze, welche er sich auch in der Loipe in seinem „Wohnzimmer“ Seefeld nicht nehmen ließ. Und wenn es mal läuft, dann läuft es richtig: Gemeinsam mit Fabian Rießle legte Frenzel im Teamsprint zwei Tage später nach und sicherte dem deutschen Team damit die zweite Goldmedaille der WM. Nicht ganz so gut lief es beim zweiten Einzelwettkampf auf der Normalschanze. Hier erreichte Johannes Rydzek mit Platz acht noch das beste deutsche Ergebnis, während die anderen vier Starter des DSV unter ihren Möglichkeiten blieben. Doch die Staffel brachte die Freude zurück in die deutschen Gesichter: Vinzenz Geiger als Schlussläufer sorgte mit dem zweiten Platz hinter Norwegen für einen versöhnlichen Abschluss für Frenzel, Rydzek, Rießle und Geiger. Zwei goldene und eine Silbermedaille bedeuten Rang zwei im abschließenden Medaillenspiegel der Kombinierer. Auf Platz eins mit einer Silbermedaille mehr landete Norwegen und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Die fleißigsten Medaillensammler waren dabei Jan Schmid (zweimal Silber, einmal Gold) und Jarl Riiber (zweimal Gold, einmal Silber). Schmid belegte zunächst den zweiten Platz im Einzel von der Großschanze sowie im Teamsprint gemeinsam mit Riiber den zweiten Platz hinter Deutschland. Riiber sicherte sich seinen ersten Einzeltitel von der Normalschanze. Im abschließenden Mannschaftswettkampf beendete Schmid schließlich die Rekordstrecke desjenigen Athleten, der die meisten Medaillen bei Weltmeisterschaften gewinnen konnte, ohne einmal Weltmeister geworden zu sein, als er gemeinsam mit Riiber, Jørgen Graabak und Espen Bjørnstad Staffel-Gold gewann. Auch die Gastgeber hatten allen Grund zur Freude. Insbesondere Franz-Josef Rehrl mit insgesamt drei Bronzemedaillen und einem vierten Platz kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Auch Bernhard Gruber hatte großen Anteil am erfolgreichen Abschneiden des ÖSV, steuerte er doch außer der Bronzenen im Teamsprint gemeinsam mit Rehrl sowie der Bronzemedaille in der Staffel mit Rehrl, Lukas Klapfer und Mario Seidl noch eine Silbermedaille im Einzel von der Normalschanze bei. Die einzige Medaille der Kombinierer, die nicht an eine der drei erfolgreichen Nationen ging, gewann Akito Watabe (Japan), als er im Einzel von der Normalschanze Dritter wurde.
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Langlauf: Skandinavierinnen räumen ab, Deutsche „besser als je erhofft“

Therese Johaug war gekommen, um zu siegen. Einmal… „Ich habe mir vorgenommen, einmal Gold zu holen. Das ist meine erste WM seit vier Jahren!“ Es sollte aber nicht bei einmal bleiben, was angesichts ihrer Dominanz in dieser Saison in allen Distanzrennen nicht verwunderlich ist. Dreimal Gold steuerte sie zur norwegischen Medaillensammlung bei, Maiken Caspersen Falla holte sich Sprint-Gold trotz schmerzhafter Entzündung an der Ferse, die sie schon seit der Tour de Ski behindert. In den Teamevents waren jedoch die Schwedinnen besser und holten sich die Titel im Teamsprint und in der Staffel, was natürlich ein Stich ins Herz der Norweger war, dass ausgerechnet in den Teamevents die Titel an das Nachbarland gingen. Neben einer stark aus ihrer Verletzung zurückgekehrten Stina Nilsson fiel bei Schweden vor allem Frida Karlsson auf. Die 19-Jährige schaffte nach einem Weltcup-Einsatz unmittelbar vor Seefeld bei den Weltmeisterschaften ihren großen Durchbruch. Im Einzel schnappte sie sogar fast Therese Johaug den im Vorfeld sicher geglaubten Titel weg und reiste schließlich mit einem kompletten Medaillensatz aus Seefeld ab. Noch erfolgreicher war Ingvild Flugstad Østberg, die von allen Athletinnen die meisten Medaillen gewann: Fünf Stück bei fünf Starts – nur Gold war nicht dabei. Die Russinnen um Natalia Nepryaeva wurden etwas unter Wert geschlagen mit nur zwei Medaillen und auch Krista Pärmäkoski, die komplett leer ausging – bei den Finnen stöhnten aber mehrfach die Techniker über die sommerlichen Bedingungen, für die sie nie perfekte Ski zur Verfügung gestellt hatten. Deutlich besser lief es für das deutsche Damen-Team, für das Bundestrainer Peter Schlickenrieder immer wieder voll des Lobes war: „Aus meiner Sicht waren wir eigentlich erfolgreicher, als ich erhofft habe. Gerade die Mädels, die auf den Punkt fit waren.“ Schon im Sprint startete Victoria Carl in eine tolle WM, als sie es das erste Mal ins Finale schaffte und besser war als Sandra Ringwald, die nie ganz zu Topform auflaufen konnte. Für Vici Carl ging es aber immer weiter: Auf den unglücklichen sechsten Platz im Teamsprint durch zu langsame Ski folgte eine beeindruckende Staffelleistung des gesamten Quartetts mit Katharina Hennig, Sandra Ringwald und Laura Gimmler, bei der sie nur knapp die Medaille verpassten. Der tolle neunte Rang im abschließenden Massenstart war sogar die schlechteste WM-Platzierung der Thüringerin, die ihre Saison nun wegen einer bevorstehenden Knie-OP vorzeitig beendet hat. Katharina Hennig kam etwas langsamer in die Gänge, nachdem sie wie viele andere Athletinnen und Athletinnen kurz vor der WM krank wurde. Mit Platz 16, 11 und 21 lief sie dennoch respektable Ergebnisse ein und auch die anderen jungen Damen Pia Fink und Sofie Krehl sind auf einem guten Weg zur Heim-WM 2021. Nach dem Dopingskandal und dem nicht mehr zählbaren Teamsprint-Ergebnis von Hauke/Baldauf war Teresa Stadober die einzige Hoffnung der Gastgeber auf gute Ergebnisse, aber nach einer Krankheit konnte sie das erhoffte Podium nicht anpeilen und wurde zweimal gute Achte. Bei den Schweizerinnen kam Bergbäuerin Nathalie von Siebenthal schwer in die Gänge und schockte im Laufe der WM mit der Nachricht, sie wolle ihre Karriere zu Gunsten des Hofes pausieren oder sogar beenden. Am Ende reichte es für die 25-Jährige noch zu einem guten siebten Platz im Massenstart. Teamkollegin Nadine Fähndrich ist dagegen in beeindruckender Form, trat inklusive Teamsprint und Staffel viermal an und kam immer unter die besten Zehn.

Norwegische Herren dominieren die WM

Besser hätte es nicht laufen können für die norwegischen Herren – sechs Wettkämpfe, sechsmal Gold, dazu zweimal Bronze. Johannes Høsflot Klæbo, Sjur Røthe, Martin Johnsrud Sundby und Hans Christer Holund triumphierten in den Einzelrennen und wurden alle vier zum ersten Mal Einzel-Weltmeister, gemeinsam triumphierten sie in Staffel und Teamsprint zusammen mit Emil Iversen. Bei den Russen sah man im Ziel meist enttäuschte Gesichter – wieder keine Goldmedaille… Erst später sah man sie zumindest teilweise etwas Freude in ihren Gesichtern über gewonnene Medaillen. Die Schweden hätten sich gefreut, wenn sie überhaupt was abbekommen hätten und zumindest Calle Halfvarsson war nicht weit von der Medaille entfernt. Stattdessen freuten sich die Italiener in den Sprintentscheidungen, die Franzosen in der Staffel und Iivo Niskanen, der den Finnen ihre einzige Medaille bescherte. Edelmetall hatte sich auch Dario Cologna erhofft, war aber wie in den letzten Monaten nicht in bester Form und kam er mit einem starken Staffelrennen und Platz sechs und sieben im Massenstart zu besseren Ergebnissen. Medaillen standen für Österreich und Deutschland gar nicht auf dem Wunschplan – wünschen kann man sich zwar viel, aber realistisch war es nicht. Realistisch gesehen peilte man bei den DSV-Herren die besten 15 oder 20 an. Bei dieser Zielsetzung liefen Andi Katz, Sebastian Eisenlauer, Florian Notz und auch Jonas Dobler eine sehr gute WM, die für den 31-jährigen Andi Katz war es sogar seine erste WM nach vielen Verletzungssorgen. 
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Fünf WM-Teilnehmer in Dopingskandal verstrickt

Einen dunklen Schatten auf diese WM wirft die Doping-Razzia am Tag des Einzelrennens der Herren. Dabei wurden fünf Skilangläufer festgenommen. Die Österreicher Max Hauke und Dominik Baldauf (gemeinsam 6. im Teamsprint), der Kasache Alexey Poltoranin sowie die Esten Karel Tammjärv und Andreas Veerpalu gestanden schließlich während der Vernehmung die Anwendung von Eigenblutdoping. Hauke war bei der Razzia sogar „in flagranti“ erwischt worden, als er sich gerade Blut zurückführen wollte. Als Drahtzieher dieses Dopingnetzwerks scheint der deutsche Arzt Mark Schmidt agiert zu haben. Er ist mit drei seiner Komplizen weiterhin in Haft, will aber vollumfänglich mit den Ermittlern kooperieren. Für die unschuldigen Mitglieder des österreichischen Langlauf-Teams war das ein schwerer Schlag: „Sie haben dem österreichischen Langlauf das Messer hinten eini stochen“, sagte Luis Stadlober, die Athleten distanzierten sich öffentlich von den „ehemaligen Freunden“ und „Ex-Teamkollegen“. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel drohte bereits damit, den Skilanglauf auf dem ÖSV auszugliedern.

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