In einem außergewöhnlichen Wettkampf stand am Ende wieder einmal der ganz oben, der das in dieser Saison in Serie tut: Jarl Magnus Riiber. Der Norweger feierte bereits seinen elften Saisonsieg und jagt damit den Rekord von Kombinierer-Legende Hannu Manninen. Der Wettkampf selbst war jedoch alles andere als gewöhnlich.
Yamamoto gewinnt Springen
Bereits das Springen lief anders als gewohnt: Go Yamamoto hieß der Sieger des Sprungdurchgangs. Zwar ist der Japaner immer für weite Sprünge zu haben, dennoch kam dieser Zwischenstand etwas überraschend. Bei leichtem Aufwind segelte der 24-Jährige auf 130,5 Meter und zeigte damit die größte Weite des Wertungsdurchgangs. Auf Platz zwei kam Jens Luraas Oftebro. Der Norweger war bereits mit der Nummer sieben ins Rennen gegangen und stand 127,5 Meter. Trotz drei Meter Weitenunterschied betrug sein Rückstand nach dem Springen aufgrund unterschiedlicher Windverhältnisse dennoch nur zwei Sekunden. Dritter wurde ebenfalls überraschend Maxime Laheurte aus Frankreich. Seine 126,5 Meter brachten ihm 23 Sekunden Rückstand auf Go Yamamoto ein. Damit startete er zwei Sekunden vor Yoshito Watabe ins Rennen, der 128 Meter gesprungen war. Doch wo waren die üblichen Verdächtigen?
Spitzengruppe mit verkürztem Anlauf
Möglicherweise aufgeschreckt durch Jarl Riibers 133 Meter aus dem Probedurchgang, die er allerdings auch bei ziemlichem Aufwind gesprungen war, entschied die Jury, für die letzten neun Springer den Anlauf um eine Luke zu verkürzen. Damit bekamen diese Athleten zwar automatisch 3,2 Punkte gutgeschrieben. Allerdings schlief auch ausgerechnet dann der Aufwind etwas ein oder ging zum Teil sogar in leichten Rückenwind über. So hatten die besten neun Athleten kaum noch eine Chance auf eine gute Weite. Am besten schlug sich noch Franz-Josef Rehrl (AUT) mit 121,5 Metern, was ihm aber nur den fünften Zwischenrang und 32 Sekunden Rückstand auf Yamamoto einbrachte. Dahinter landeten Manuel Faißt (120,5 m/ + 33 sec), Akito Watabe (120,5 m/ + 44 sec), sowie Espen Bjoernstad (121 m/ + 44 sec) und Jarl Riiber (120,5 m/ 52 sec). Francois Braud (FRA), noch mit dem längeren Anlauf gestartet, komplettierte mit 123 Metern (+ 1:03 min) die Top Ten.
Deutsche Starter mit wenig Glück
Die deutschen Athleten waren beim Springen nicht vom Glück verfolgt. Neben Faißt, der sich trotz Rückenwindes in eine gute Ausgangsposition für den Langlauf brachte, und Terence Weber, der auf 118 Meter (14./ +1:15 min) sprang, hatten die DSV-Adler mit den Umständen zu kämpfen. Julian Schmid (Oberstdorf) kam mit Rückenwind auf Rang 18 (111,5 m/ + 1:36 min), Fabian Rießle (Breitnau) mit einem Meter weiter bei kürzerem Anlauf und Rückenwind auf den 22. (+ 1:48 min) und vinzenz Geiger (Oberstdorf) mit ähnlichen Bedingungen wie Rießle auf den 24. Zwischenrang (+ 1:52 min). Die etwas überraschende Konstellation nach dem Springen ließ dafür auf ein um so interessanteres Langlaufrennen hoffen.
Taktisches Rennen an der Spitze
So ungewöhnlich das Springen, so ungewöhnlich verlief auch das Langlaufrennen. Go Yamamoto, von Platz eins gestartet, konnte seine Position nicht halten, er fiel im Verlauf des Rennens bis auf Rang 27 zurück. Dahinter bildete sich schnell eine Gruppe, bestehend aus Jens Oftebro, Laheurte, Yoshito Watabe, Rehrl und Faißt. Innerhalb der ersten Runde gesellten sich noch Jarl Riiber, Espen Bjoernstad und Akito Watabe dazu. Ilkka Herola, mit 1:15 Minuten von Platz 15 aus gestartet, hatte seinen Rückstand da bereits auf 20,7 Sekunden reduziert. Bei 3,3 Kilometern hatte der Finne zur Spitzengruppe aufgeschlossen. „Ich war selbst überrascht, wie schnell ich an der Gruppe dran war“, so Herola nach dem Rennen. Bis auf Yamamoto, der zurückfiel, blieb die Gruppe auch bis zum Ende der dritten Runde zusammen.
Spannende Schlussphase
Eine Runde vor Schluss lag Herola knapp in Führung vor Riiber, auch Rehrl und Faißt waren innerhalb einer Sekunde mit dem Führungsduo. Doch dann verschärften Herola und Riiber das Tempo. „Als ich so früh in der Gruppe war, habe ich meine Taktik geändert und versucht, Kraft zu sparen für das Finale. Ich wusste, dass Jarl im Sprint nur sehr schwer zu schlagen ist“, gab der Finne Einblick in sein Dilemma. Denn auch Riiber wusste: Solange Herola ihm nicht weglief, hatte er dank seiner Sprintstärke alle Chancen auf den Sieg. Während vorne Herola und Riiber sich absetzten, versuchten Akito Watabe und Faißt mitzugehen, bekamen aber bald Besuch von hinten. Während Rehrl bereits leicht zurückgefallen war, lief Bjoernstad das Rennen seiner bisherigen Karriere und arbeitete sich Stück für Stück heran. Er ließ Faißt und Akito Watabe hinter sich und sicherte sich ungefährdet sein zweites Podium der Saison. Vorne versuchte Herola alles, um das Rennen von der Spitze weg zu gewinnen, doch Riiber bewies einmal mehr, dass er der Meister des Sprints ist. 0,2 Sekunden betrug am Ende Herolas Rückstand, doch der Finne war trotzdem zufrieden: „Mein Sprung war viel besser als gestern, ich bin zufrieden über die Fortschritte, die ich machen konnte. Jetzt bin ich nur einer mehr in der Reihe derer, die gegen Jarl im Zielsprint verloren haben, aber ich hoffe auf eine neue Chance in Schonach.“
Riiber auf Rejordjagd
Mit seinem elften Saisonsieg nähert sich Riiber der magischen Marke von 12 Siegen in einer Saison, die Hannu Manninen in der Saison 2005/06 aufgestellt hatte. Ein Rekord, den Riiber in den beiden verbleibenden Wettkämpfen noch brechen könnte, der ihn selbst aber am wenigsten interessiert: „Ich nehme es Wettkampf für Wettkampf. Wahrscheinlich hat es deshalb die Saison über so gut funktioniert.“ Doch er schickt gleich noch eine Warnung an die Gegner hinterher: „Ich freue mich auf Schonach. Dort habe ich im letzten Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich mag die Schanze und die Strecke dort.“ Worauf Herola scherzte: „Vielleicht sollte ich Hannu anrufen und ihn fragen, was er zahlt, damit ich seinen Rekord verteidige.“
Abschied von Magnus Moan
Für einen weiteren Großen der Nordischen Kombination heißt es dagegen Abschied nehmen: Magnus Moan bestritt am legendären Holmenkollen den letzten Weltcup seiner Karriere. Das Ergebnis, ein 42. Platz, war am Ende nebensächlich für den 35-Jährigen, der seine lange Karriere 2003 in Oberhof begonnen hatte. Aus 244 Weltcupstarts resultierten 54 Podestplätze und 25 Siege, dazu gesellten sich je eine Goldmedaille im Teamwettbewerb der Olympischen Spiele von Sotschi sowie bei der Weltmeisterschaft 2005 in Oberstdorf. Auch Pawel Slowiok aus Polen beendete mit dem heutigen Weltcup seine Karriere.
Faißt starker Vierter
Manuel Faißt lieferte ein starkes Rennen und verpasste als Vierter nur knapp das Podest, 5,5 Sekunden hinter Bjoernstad. Vinzenz Geiger und Fabian Rießle verbesserten sich ebenfalls um mehrere Positionen, sie beendeten das Rennen auf Rang 12 beziehungsweise 16. Für Terence Weber und Julian Schmid ging es dagegen nach hinten: Weber sicherte sich als 30. noch einen Weltcup-Punkt, Schmid ging als 32. leer aus.
Hier findet Ihr das Ergebnis der Nordischen kombination aus Oslo.
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