Die Saison 2018-2019 der Nordischen Kombination ist bereits seit einigen Tagen Geschichte. Zeit für einen kleinen Rückblick.
Riiber und Geraghty-Moats, Dominatoren des Winters
Am Abend des Saisonfinals in Schonach im Schwarzwald wurden, wie seit einigen Jahren schöne Tradition, die Nordic Combined Awards vergeben. Ähnlich wie bei der Oscar-Verleihung, wurden herausragende Leistungen des Winters gewürdigt. Eine zehnköpfige Jury aus internationalen Sportjournalisten wählte, erstmals ergänzt durch ein Publikums-Voting, die Sieger der verschiedenen Kategorien. Keine zwei Meinungen gab es bei der Wahl des Sportlers des Jahres: Jarl Magnus Riiber siegte einstimmig. Kein Wunder, hatte der junge Norweger doch eine unglaublich erfolgreiche Saison hinter sich. Zwar verhinderte Bernhard Gruber am letzten Weltcup-Wochenende in Schonach Riibers alleinigen neuen Rekord, jedoch stellte er mit insgesamt zwölf Weltcup-Siegen in einer Saison den Rekord von Legende Hannu Manninen aus der Saison 2005-06 ein. Zum überlegenen Sieg im Gesamtweltcup gesellten sich der Team-Titel für Norwegen sowie drei Medaillen bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld: Neben Gold im Einzel von der Normalschanze sowie in der Mannschaft gewann er gemeinsam mit Jan Schmid Silber im Team-Sprint. Das Geheimnis seines Erfolges sieht Riiber im Übrigen darin, zum ersten Mal eine „normale“ Saison erlebt zu haben: Nachdem er in vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungsproblemen geplagt gewesen war und er auch den einen oder anderen Anfängerfehler zu verkraften gehabt hatte, lief in diesem Jahr alles glatt. Zu was Riiber dann fähig ist, konnte er eindrucksvoll unter Beweis stellen. Ähnlich dominant wie Riiber bei den Herren präsentierte sich Tara Geraghty-Moats bei den Damen. Im erstmals ausgetragenen COC der Kombinations-Damen siegte die US-Amerikanerin bei zehn Starts zehnmal und sicherte sich damit den Gesamtsieg klar vor Gyda Westvold-Hansen aus Norwegen. Jenny Nowak vom SC Sohland wurde starke Dritte.
Das Comeback des Jahres: Team Österreich
Den Award der Trainer des Jahres sicherte sich das österreichische Trainerteam mit Cheftrainer Christoph Eugen sowie Jochen Strobl und Christoph Bieler. Zu Recht, präsentierte sich Team Austria vom ersten bis zum letzten Wochenende der Saison doch in Topform. Mario Seidl sicherte der Alpenrepublik gleich zum Auftakt in Ruka den ersten Weltcupsieg seit Februar 2016. Es war zugleich sein erster Sieg überhaupt. Dieses Kunststück wiederholte Seidl in Chaux-Neuve, als er am letzten Tag die Triple-Wertung noch umdrehen und für sich entscheiden konnte. Ebenfalls seinen ersten und zweiten Weltcup-Sieg konnte Franz-Josef Rehrl feiern, der zudem bei der WM in Seefeld gleich drei Bronzemedaillen gewann. Außerdem sicherte er sich das blaue Trikot des besten Springers der Saison. Der dritte große Gewinner im österreichischen Team hieß Bernhard Gruber. In letzter Sekunde auf den WM-Zug aufgesprungen, sammelte er in Seefeld eine Silbermedaille im Einzel sowie gemeinsam mit Rehrl Bronze im Teamsprint. Dem folgte die Bronzemedaille mit der ganzen Mannschaft. Und einmal warmgelaufen, war Gruber nicht mehr zu bremsen: Zum Abschluss in Schonach feierte er gemeinsam mit Lukas Greiderer, der seinen ersten Podestplatz feiern konnte, einen Doppelsieg, bevor er die Saison mit einem dritten Platz im Finale beendete. Schließlich war da auch noch der erst 17-jährige Johannes Lamparter, der bei der Junioren-WM in Seefeld einen kompletten Medaillensatz gewann und sich auf der Normalschanze zum Weltmeister krönte. Damit verdiente er sich zudem den Award des Rookies des Jahres. Eine rundum gelungene Saison aus österreichischer Sicht also, selbst wenn Mario Seidl bei der WM einen Teilanriss des Kreuzbandes erlitt und die Saison vorzeitig beenden musste.
Deutschland nicht dominant, aber stark
Lange nicht so dominant wie in den letzten Jahren schlug sich die Mannschaft des DSV. In der Siegerliste des Weltcups finden sich nur ein Teamsieg in Ruka sowie Johannes Rydzek und – erfreulich – Vinzenz Geiger, der in Val di Fiemme seinen ersten Weltcupsieg feiern konnte. Insbesondere Eric Frenzel haderte fast während der gesamten Saison mit seiner Sprungform. Die Dominanz der Norweger und Österreicher konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle vier deutschen Top-Athleten regelmäßig Gäste auf dem Podium waren. Insgesamt neun zweite und zehn dritte Plätze standen für das DSV-Team am Ende zu Buche, für die Frenzel, Rydzek, Geiger und Rießle verantwortlich zeichneten. Nicht für das Podium, aber dennoch für einen starken zehnten Platz im Gesamtweltcup mit insgesamt zwei Sprungsiegen reichte es für Manuel Faißt. Der große Coup gelang am Ende dann aber doch wieder dem Seriensieger der letzten Jahre: Eric Frenzel sorgte mit seinem sensationellen „Comeback“ in Seefeld für einen der herausragenden Momente der Saison, als er aus dem Nichts den Sprung der Saison auf den Bergisel zauberte und sich anschließend zum sechsten Mal zum Einzelweltmeister krönte. Nur zwei Tage später setzte er noch eins drauf, als er gemeinsam mit Fabian Rießle den Teamsprint-Wettbewerb gewann. Außerdem gewann das deutsche Team die Silbermedaille in der Mannschaft. Auch im Nachwuchsbereich präsentierte sich das DSV-Team stark. Dies zeigte sich insbesondere bei der Junioren-WM in Lahti, als Julian Schmid Silber von der Großschanze den Weltmeistertitel von der Normalschanze und – gemeinsam mit Luis Lehnert, Simon Hüttel und David Mach – den Mannschaftstitel folgen ließ.
Was sonst noch geschah
Auch wenn er in dieser Saison kaum im Mittelpunkt stand, war Japans Akito Watabe doch wieder einmal einer der starken Männer der Saison. Als fleißiger Punktesammler konnte er zwar keinen Sieg für sich verbuchen, aber er sicherte sich den zweiten Platz in der Gesamtwertung – und landete damit zum sage und schreibe achten Mal in Folge auf dem Treppchen der Gesamtwertung. Das rote Trikot des besten Langläufers sicherte sich zum zweiten Mal in Folge Alessandro Pittin aus Italien. Für den Moment des Jahres, der ebenfalls mit einem Award belohnt wurde, sorgten die beiden Finnen Ilkka Herola und Eero Hirvonen, als sie in Lahti mit ihrem Sieg im Teamsprint den ersten finnischen Sieg seit rund zehn Jahren feiern konnten. Hirvonen war auch an einem weiteren besonderen Moment des Jahres beteiligt. Bei der WM in Seefeld war er Österreichs Bernhard Gruber zu Hilfe gekommen, als der einen Defekt an seinem Sprungschuh hatte. Dafür bekam er von Gruber einen Fairplay-Preis überreicht.
Sag zum Abschied leise Servus…
Für einige Athleten endete in Schonach eine teils lange Karriere. Neben Magnus Moan (Norwegen), der bereits in Oslo seinen ersten letzten Weltcup bestritten hatte, wurden mit Wilhelm Denifl (Österreich), Maxime Laheurte, Francois Braud (beide Frankreich) und David Welde einige Athleten aus der Nordischen Kombination verabschiedet. Auch Pawel Slowiok (Polen) und Miroslav Dvorak (Tschechien) beendeten ihre Karrieren. Die Nordische Kombination macht nun Pause bis zum Sommer Grand Prix, der voraussichtlich Ende August stattfinden wird. Die genauen Termine werden Mitte April festgelegt.