DSV-Trainer Janko Neuber und Erik Schneider zum Abschneiden im Winter 2018/19

Janko Neuber (GER) © Skideutschland / Deutscher Skiverband.

Die deutschen Trainer im Herren- und Damen-Bereich Janko Neuber und Erik Schneider analysieren für xc-ski.de das Abschneiden ihres Teams und allen Rückschlüssen, die man nach einer „durchwachsenen Saison, die aber kein Totalversager war“ zu ziehen sind. Bei den Damen sieht die Lage schon deutlich positiver aus….

 

Janko Neuber, Herren-Trainer (GER)

…über punktuell positive Ergebnisse und den sechsten Startplatz:Wenn man die gesamte Saison betrachtet, muss man sagen, es gab positive Dinge – gerade im Speziellen am Beginn. Wir haben in der Einzeltageswertung einen Weltcupsieg eingefahren, haben aber sicherlich objektiv Glück gehabt, was die Bedingungen angeht. Wenn man sich die Gesamtwertung anguckt, in der Nationenwertung sind wir von 10 auf 8 vorgegangen, damit haben wir in der nächsten Saison einen sechsten Startplatz. Das war unser Ziel und das haben wir erreicht. Aber nichtsdestotrotz gibt es immer wieder in paar einzelne Wettkämpfe mit dem Flo [Notz], der mal unter die besten Zehn gekommen ist oder wenn man die beste Tageszeit hernimmt in Lillehammer oder Alpe Cermis, da gab es immer punktuell ganz gute Ergebnisse und Fortschritte, aber die Stabilität fehlt noch. Wir hatten gehofft, dass wir da einen größeren Schritt nach vorne machen können.

…über die Probleme im hohen Geschwindigkeitsbereich:Wo wir definitiv überhaupt nicht gut dastehen, das ist der komplette Sprintbereich. Dort haben wir so wenig Punkte wie noch nie in der Vergangenheit. Es ist noch noch immer nicht gelungen, dass die jüngeren Sportler, die wir da mal eingesetzt haben, dass die den Sprung in die Weltcuppunkte geschafft haben. Ob das in Dresden war oder auch in dem einen oder anderen Weltcup, den wir da mitbesetzt haben mit den Jungs. Da hätten wir schon gehofft, dass wir aus dieser zweiten Reihe der U23 einen größeren Schritt machen. Von den Leuten, die in der A-Mannschaft sind, war eigentlich nur der Sebi [Eisenlauer] derjenige, von dem man das erwarten konnte aus der Vergangenheit heraus. Fazit: Weit unter dem, was wir uns vorgestellt haben. Man kann da immer über Gründe reden, über Ausfälle und Trainingsrückstände, die es da gab. Da fragt am Ende keiner danach, wir müssen analysieren, warum das immer wieder passiert, warum wir speziell in diesem höheren Geschwindigkeitsbereich Probleme haben, das betrifft ja auch die Jungs aus dem Distanzbereich. Wir haben ja auch in Québec wieder gesehen, da haben wir viel zu große Rückstande. Das müssen wir gut analysieren und die Rückschlüsse für das Training uns erarbeiten. Wir dürfen sicher den Ausdauerbereich nicht hinten ranschieben, aber wir müssen in den Bereichen Schnellligkeit, Grundschnelligkeit, die kurzen Sachen – Sprints, Zwischensprints – besser werden, wenn wir in Zukunft eine Chance haben wollen. Im Großen und Ganzen war es eine durchwachsene Saison, man hat sich mehr vorgenommen wie das, was wir erreicht haben, aber es ist auch nicht so, dass es ein Totalversager war. Aber es ist ein verdammt weiter Weg bis ganz nach vorn.

 

Erik Schneider, Damen-Trainer (GER)

…über den Neuaufbau des jungen Teams nach einigen Ausfällen:Im Wesentlichen hatten wir damit zu kämpfen, dass nach dem Abgang von Hanna Kolb und den krankheitsbedingten Ausfällen von Steffi Böhler und Nicole Fessel, bei denen es immer noch nicht so rosig aussieht, was die Gesundheit anbetrifft, das schon ein Schlag ins Kontor war und zumindest zu Beginn der Wettkampfsaison klar war, dass andere in die Bresche springen mussten. Im Wesentlichen haben wir uns in der Vorbereitung bemüht, neben dem Training den Teamprozess voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass wir eine nachhaltige Entwicklung generieren für die nächsten Jahre. Wir hatten zu Beginn der Saison gesehen, dass es schwer ist, die Ausgangsposition von Muonio in den Weltcup rüberzubringen. Ich denke, dass wir mit dem Saisonaufbau auch nicht alles richtig gemacht haben, was die Vorbereitung betrifft. Deswegen war es für uns wichtig, eine gute und abgestimmte Einsatzkonzeption zu haben. Wenn man sich erinnert, dass außer der Pia Fink niemand am Ende der Tour de Ski angekommen ist, war das schon dünnes Eis, auf dem wir da unterwegs waren.

… über die Möglichkeiten, für die nächsten Jahre etwas zu verbessern:Aber ich glaube, dass wir es geschafft haben, über die Saison hinweg gezeigt haben, dass es wichtig ist, bei den verschiedenen Rennen mit einer guten Fitness am Start zu stehen und dass dann auch Einzelne in der Lage sind, da gute Ergebnisse zu erzielen. Ich denke, im Wesentlichen haben viele die Idee, die hinter unserer Arbeit steckt, auch erkannt und beginnen, darum zu schrauben, dass es sich in diese Richtung entwickelt. Für uns ist wichtig, das wir die Idee jetzt aufgreifen und für die nächsten Jahre weiterentwickeln, unsere Anstrengungen da auch verdoppeln. Ich denke, das wäre ein guter Ansatz, wir haben in jedem Bereich noch Reserven – im Technischen, vor allem aber auch die Kraftpotenziale. Wenn wir in Richtung Sprint denken, was die Schwedinnen uns da mittlerweile vormachen, ist es für uns auch wichtig, die Impulse aufzugreifen. Das wird auch für die nächsten Jahre eine Aufgabe sein. Wenn Schweden da weiter so agiert, wie sie jetzt agieren, werden sicher Norwegen und die anderen Nationen da nicht zuschauen, sondern vor allem im Frauenbereich wird das Niveau noch einmal einen Schritt nach vorne machen und da müssen wir aufpassen, dass wir da den positiven Trend aus der Saison mitnehmen, um die Lücke zur Weltspitze weiter zu verkleinern. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass viele individuelle Bestwerte, was jetzt die Platzierungen im Weltcup angeht oder wenn man auch Rennen nimmt, wo wir über zahn Kilometer unter einer Minute Rückstand auf Johaug unterwegs ist, sind das Tendenzen, die wir schon länger gesucht haben und auch noch nicht oft hatten. Wir hatten insgesamt vier verschiedene Athletinnen in den Top10 und das waren eben nicht die Damen, die ich anfangs genannt habe, die uns ausgefallen sind. Deswegen ist das auch eine gute Entwicklung, dass man auch mit neuen Namen dahin kommen kann. Es reicht aber nur punktuell für Weltspitzenleistungen. Das sehen wir dann, wenn wir den Gesamtweltcup anschauen. Wenn wir dann auch solche Rennen wie in Falun sehen, wo sich niemand im Sprint qualifiziert hat, schlägt das auch bitter zu Buche.

…zieht ein positives Fazit für die Zukunft:Als positives Fazit möchte ich noch hinzufügen, wir haben es geschafft, jemanden aufs Podest zu bringen mit der Sandra Ringwald in Cogne. Wir haben es auch geschafft, bei einer Siegerehrung der Weltmeisterschaft dabei zu sein. Das ist etwas, auf das das Team auch stolz sein kann und wo wir auch nachweisen konnten, dass sich mit der Arbeit, die wir angehen, auch kurzfristig schon einige Achtungserfolge einstellen. Uns ist aber wichtig, bei den Tatsachen zu bleiben: Wir sind nach wie vor Sechste bei den Damen in der Nationenwertung und um in die besten 3 oder 4 zu kommen und dauerhaft in der Nähe des Podests in den Einzelrennen beziehungsweise auf den Touren und in den Staffeln mit um die Medaillen rennen zu können, ist es für uns wichtig, uns in der Breite noch weiter zu entwickeln. Es ist für uns wichtig, weiter auch die zweite Reihe aufzubauen. Eigentlich ist nur Sandra eine Arrivierte, die in Kanada dabei war, die anderen drei sind zu kurz dabei, um da schon zum alten Eisen zu gehören. Mit dem Durchschnittsalter stehen wir da einfach am Anfang und müssen das weiter treiben und auch diejenigen, die danach kommen, gut entwickeln, so dass wir für die kommenden Jahre gewappnet sind. Arbeit, Arbeit, Arbeit….