Die Biathlon-Weltcupsaison 2019/2020 rückt näher. An zehn Wettkampforten sind 68 Bewerbe geplant. Einer langjährigen Tradition folgend fällt der Startschuss im schwedischen Östersund und die Gesamtweltcupsieger werden beim Saisonfinale am Holmenkollen im norwegischen Oslo geehrt.
Der Weltcup kehrt zurück nach Frankreich – Saisonhöhepunkt in Antholz
Mit der Single-Mixed- und der Mixed-Staffel beginnt am 30. November 2019 in Östersund die Weltcupsaison. Nach Sprint-, Einzel- und Staffelbewerben zieht der Biathlon-Weltcup weiter ins schneesichere Hochfilzen im Pillerseetal, wo sechs Bewerbe an drei Wettkampftagen im Kalender stehen. Den Abschluss des ersten Trimesters bildet der Weltcup in Frankreich. Annecy-Le Grand Bornand besitzt Frankreichs einziges weltcuptaugliches Stadion mit einer A-Lizenz und das Novum, dass die Strecken teilweise direkt durch den Ort führen. Nach der Weihnachtspause stehen im Januar die beiden deutschen Austragungsorte und Pokljuka in Slowenien auf dem Programm. Oberhof und Ruhpolding erwarten große Zuschauermengen in ihren riesigen Stadien und die mehrheitlich deutschen Fans erhoffen sich natürlich Podestplätze ihrer Lokalmatadoren. Die Wettkämpfe auf der Pokljuka im Triglav Nationalpark sind fester Bestandteil im Biathlon-Weltcup und beschließen das zweite Trimester. Eine vierzehntägige Pause folgt, in der sich die Biathletinnen und Biathleten auf Kurs für den Saisonhöhepunkt im Februar, die Weltmeisterschaften in Antholz, bringen. Zwölf Medaillensätze werden in der Südtirol Arena inmitten der atemberaubenden Bergkulisse vergeben und ob die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison, Dorothea Wierer, und ihre Teamkollegin und stärkste Konkurrentin Lisa Vittozzi ihren Heimvorteil nutzen können, oder ob er sich eher belastend auswirkt, wird sich zeigen. Übrigens wird es im Februar 2026 erstmals olympische Medaillen in Antholz geben, wenn die Biathlon-Bewerbe der 25. Olympischen Winterspiele dort stattfinden. Nach der Weltmeisterschaft zieht der Weltcup ins tschechische Nove-Mesto na Morave, bekannt als das Weltcupstadion mit dem lautesten Geräuschpegel und dann weiter nach Kontiolahti (Finnland). Das Saisonfinale findet in der kommenden Saison wieder in Oslo (Norwegen) statt.
Wer macht das Rennen in der neuen Saison?
Der Norweger Johannes Thingnes Boe war der große Überflieger im letzten Winter. In überragender Weise hat er das Herrenbiathlon dominiert und stellte mit 16 Weltcup-Siegen in Einzelbewerben in einer Saison einen neuen Rekord auf. Er hat den Gesamtweltcup und alle Kristallkugeln in den anderen Disziplinen gewonnen. Ob ihn das private Glück, dass er im Januar zu ersten Mal Vater wird, beflügelt, wird sich zeigen. Jedenfalls hat er durchblicken lassen, dass er gerne bei der Geburt seines ersten Kindes dabei wäre und möglicherweise auf den einen oder anderen Start verzichtet. Die Chance für Martin Fourcade? Der Franzose möchte nach einer verkorksten Saison sicherlich gerne zurück auf den Thron, aber auch seine Teamkollegen Quentin Fillon-Maillet oder Simon Desthieux hatten eine starke letzte Saison. Nicht zuletzt der Russe Alexander Loginov, der am Ende den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegte. Ein erstes Ausrufezeichen hat Martion Fourcade bereits gesetzt, als er sich bei den Testrennen zur Saisoneröffnung in Sjusjoen sowohl im Sprint als auch im Massenstart vor J. T. Boe platzierte.
Schafft Dorothea Wierer es ein zweites Mal?
Spannend wird es auch bei den Damen: Die gerade zur Südtiroler Sportlerin des Jahres gekürte Dorothea Wierer hatte letzten Winter die beste Saison ihrer Karriere. Ihre Zimmerkollegin Lisa Vittozzi war nur 22 Punkte dahinter und man kann nach den Ergebnissen vom vergangenen Wochenende in Norwegen davon ausgehen, dass die beiden Schnellschützinnen nichts von ihrem Leistungsniveau eingebüßt haben. Knapp hinter den beiden war Anastasiya Kuzmina (SVK) platziert, die nach der WM in Östersund ihr Gewehr an den Nagel hängte, den Sommer über weiter trainierte und sich fit hielt, um ihr Team im Winter bei Bedarf in den Staffelbewerben unterstützen zu können. Überraschend hat sie im Oktober nun doch das endgültige Karriere-Aus wegen gesundheitlicher Probleme bekannt gegeben. Nicht vergessen darf man die junge Schwedin Hanna Oeberg oder die Polin Monika Hojnisz und natürlich die Norwegerinnen, allen voran Marte Olsbu Roeiseland sowie die neue Frontfrau der Deutschen, Denise Herrmann. Die Kristallkugeln in allen Team-Bewerben und auch die Nationenwertung bei den Herren und bei den Damen ging an Norwegen. Zwei Wertungen haben die deutschen Damen aber klar im Visier, die kleine Kugel für die Gesamtwertung der Damenstaffel, die sie vergangene Saison nach vielen Jahren in Folge knapp verpasst haben, ebenso die Nationenwertung. Mit mannschaftlicher Stärke ging der Nationencup 13 Mal in den letzten 20 Saisonen an die deutschen Damen. Die Norwegerinnen und die Französinnen werden die stärksten Konkurrentinnen sein.
Was bringt die Saison Neues?
Der Weltverband hat eine Preisgeldausweitung von den Top-15-Athleten auf die Top-20 für jeden (nicht in Staffeln ausgetragenen) Wettkampf im Weltcup und bei Weltmeisterschaften ab dem kommenden Winter um mehr als 400.000 Euro beschlossen. Der Single-Mixed-Bewerb hat sich etabliert, aber die neuen Wettkampfformate Super-Sprint, Massenstart 60 und der „kurze“ Einzelwettkampf haben noch nicht Einzug in das Rennprogramm des Weltcups gehalten. Sie befinden sich weiterhin in der Testphase im IBU-Cup, der Serie unter dem Weltcup.
Weitere Großereignisse
Mit den Weltmeisterschaften in Antholz, den Europameisterschaften in Otepää (EST) Ende Februar, den Youth Olympic Winter Games in Lausanne (SUI) und den Junioren-Weltmeisterschaften in Lenzerheide (SUI) im Januar sowie den Junioren-Europameisterschaften in Hochfizen (AUT) stehen in der kommenden Saison fünf Biathlon-Großereignisse auf dem Programm.