Alle Jahre wieder – draußen schneit es, unser Nachwuchs will Langlaufen gehen und wir stellen entsetzt fest – die Kleinen sind schon wieder gewachsen. Neue Ski müssen her! Aber worauf sollten wir beim Kauf achten? Welche verschiedenen Arten von Kinderski gibt es überhaupt? Wir haben die beiden Verantwortlichen der Firma Kästle, Markus Meister und der Firma Fischer, Tanja Winterhalder zum Thema Kinder- und Jugendski befragt.
Kinderski vs. Ski für Erwachsene
Kinder- und Jugendski unterscheiden sich vor allem in der Länge und der Spannung von ihren großen „Brüdern“. Logischerweise sind die Ski kürzer, es sind ja auch die Läufer kleiner. Und auch die Spannung ist nicht ganz so hoch. Dadurch sind sie weicher und die Kids haben einen besseren Abdruck und ein besseres Skigefühl beim Laufen. Kästle hat für die jugendlichen Wettkampfläufer die Bauweise des originalen Rennski RX 10 eins zu eins kopiert. Aber auch Fischer verwendet die Weltcuptechnologien in seinen Spitzenski für den Nachwuchs. Natürlich müssen die Ski bei der Entwicklung an die Bedürfnisse der jungen Langläufer angepasst werden, so wird auf die Druck- und Spannungsverteilung und die Steifigkeit viel Wert gelegt. Denn nur so kann man den Kindern Spaß und Freude beim Laufen garantieren.
Die Qual der Wahl
Aber wie sucht man nun den richtigen Ski für den Nachwuchs aus? Definitv nicht nach Altersstufen, sondern in erster Linie nach der Körpergröße, dann nach dem Gewicht und zu guter Letzt nach dem Können! Diese drei Kriterien sorgen dafür, dass die jungen Läufer nicht am Berg mit dem Abdruck hadern müssen oder beim Umtreten unnötig über die zu langen Ski stolpern. Die Firma Kästle setzt dabei auf zwei verschiedene Modellreihen, XP 30 und RX 10. Markus Meister erklärt uns den Unterschied der beiden Produktlinien: „In beiden Modellreihen gibt es die Ski in den Ausführungen Skate, Classic und Skin (Fellski). Der Unterschied liegt im Können der Läufer, die Ski der RX 10 Reihe sind nur für Rennläufer gedacht, dagegen sind die XP 30 Ski fehlerverzeihender und geschmeidiger zu laufen.“ Bei Fischer gibt es dagegen mehrere verschiedene Modellreihen für Kinder und Jugendliche, die uns Tanja Winterhalder näher erklärt: „Für absolute Einsteiger gibt es bei Fischer die Sprint-Serie. Diese Ski gibt es in Deutschland als Crown- oder Wax-Variante. Darüber hinaus gibt es noch die Modelle SCS und RCR Skate, die für Einsteiger und Fortgeschrittene im Skatingbereich geeignet sind. Für Kinder/Jugendliche, die schon deutlich häufiger laufen und auch bei Rennen an den Start gehen, gibt es die Carbonlite Modelle für Skating und Classic. Wenn die Kinder/Jugendlichen im Rennlauf intensiv an den Start gehen, gibt es die Speedmax Modelle für Classic und Skating.“ Die Eltern sollten beim Kauf ganz ehrlich mit sich und ihren Kindern sein. Rennmodelle bringen nichts, wenn die Kinder nicht gut (genug) langlaufen können. Die Rennski erfordern mehr Kraft und Technik, wie auch bei den Erwachsenenmodellen, aber Kindern fehlt diese Kraft oft noch. Dadurch verlieren sie schneller den Mut und den Spaß am Laufen, wenn der Ski nicht wirklich zu ihnen passt.
Fell oder Schuppe?
Nun wollen in Zeiten des Biathlonhypes die Kids direkt „so laufen wie Laura“, also Skaten! Aber ist dass überhaupt sinnvoll? Wir sehen viele erwachsene Neueinsteiger mit Skatingski auf der Loipe, können wir demnach den Kindern auch gleich Skatingski besorgen? Markus Meister und Tanja Winterhalder raten davon unisono ab! Beide sind sich einig, dass die richtige Grundlage in der klassischen Technik erlernt wird! „Meines Erachtens sollte auf jeden Fall mit Klassisch begonnen werden. Dies ist der Ursprung des Skilanglaufs und ein natürlicher Bewegungsablauf“, meint Markus Meister und Tanja Winterhalder stimmt ihm zu: „Zunächst einmal ist es eine gute Grundlage, wenn die Kinder mit Klassik beginnen. Sobald sie diese Technik gut beherrschen, ist das die Basis, um mit Skating zu beginnen.“ Also Klassikski! Aber welchen? Fell oder Schuppe? Kästle setzt sowieso nur noch auf Fellski im Kinder- und Jugendbereich „Sinnvoll ist sicherlich der Fellski! Vorteil vom Fellski ist der Gripp bei allen Schneebeschaffenheiten und leichtes Handling. Fell hält bergauf einfach besser als jede Schuppe. Und die neuen Felle gleiten auch dementsprechend gut,“ begründet Markus Meister die Firmenpolitik. Fischer dagegen bietet auch im Nachwuchsbereich Schuppe und Fellski an. „Für Kinder funktioniert Fell, wie auch Schuppe sehr gut. Wichtig ist dabei, dass das Kind den Ski nehmen und unabhängig von den Schneebedingungen jederzeit auf Ski losziehen kann, ohne dass die Eltern die Ski jedes Mal vorher wachsen müssen. Gut ist, wenn die Bindung verstellbar ist, damit man bei den Ski mit mechanischer Steighilfe (egal ob Schuppe oder Fell) eventuell auf unterschiedliche Schneebedingungen noch reagieren kann.“ Deshalb bleibt es den Eltern überlassen, ob sie lieber auf Schuppen oder Felle setzten. Einen groben Anhaltspunkt, für welche Bedingungen nun Fell oder Schuppe besser geeignet sind, findet ihr hier: Einsatzbereich von Fellski im Skilanglauf Eines bedürfen beide Arten von Steighilfen, der richtigen Pflege! Am einfachsten pflegt man Kinderski mit Flüssigwachsen. (Bei Fellski bitte darauf achten, Flüssigwachse ohne Hydrocarbon zu verwenden, damit sich der Fellkleber nicht auflöst). Mit den Flüssigwachsen kann auf einfache Weise die Gleitzone wie auch die Steigzone gesäubert und gepflegt werden. Rennski sollten dagegen genau so präpariert werden, wie ein Rennski für Erwachsene.
Umstieg auf Ski für Erwachsene
Und wann darf der Nachwuchs auf Erwachsenenski umsteigen? Ab einem Körpergewicht von 50 bis 55 Kilo wachsen die Kinder langsam in die Erwachsenenski hinein. Hier spielt das Alter keine Rolle! Und nicht nur vom Gewicht, sondern auch vom Fahrkönnen und der Körpergröße hängt ab, ab wann die Erwachsenenski sinnvoll sind. Die Kinder- und Jugendski überschneiden sich meist in Bezug auf die Längen mit denen der Erwachsenen. Auch die Gewichtseinteilung der Skier überschneidet sich. Somit ist ein nahtloser Übergang möglich.
Wenn dann die richtigen Ski nach allen Gesichtspunkten ausgewählt sind, da sind sich auch unsere Experten einig, steht dem Spaß im Schnee nichts mehr im Weg.