Nadja Kälin, Siri Wigger, Anja Weber und Anja Lozza holten den Staffel-Titel der Juniorinnen in die Schweiz, profitierten allerdings von Disqualifikationen von Deutschland und Polen, die sich verlaufen hatten. Auch im Rennen der Junioren hatten die Schweizer die Hand schon an der Medaille, gaben sie aber im letzten Moment aus der Hand. Den Amerikanern gelang die überlegene Titelverteidigung. Die DSV-Junioren verloren nach Sturz den Anschluss.
Drama um Polen und Deutschland
Nadja Kälin (18), Siri Wigger (16), Anja Weber (18) und Anja Lozza (19) – die Schweiz hatte eher offensiv aufgestellt und schickte ihre besten Drei zuerst ins Rennen. Das zahlte sich auch zunächst aus: Siri Wigger holte die zehn Sekunden Rückstand auf Russland nach dem ersten Wechsel schnell wieder auf und übernahm zusammen mit Polen, die Karolina Kaleta, Monika Skinder, Magdalena Kobielusz und ihre stärkste Läuferin Izabela Marcisz ins Rennen schickten, in Führung. Nach einem schwachen Start von Cindy Kammler hatten Lisa Lohmann und Amelie Hofmann das DSV-Quartett knapp vor Polen auf den zweiten Platz geführt, elf Sekunden hinter den Schweizerinnen. Nach dem letzten Wechsel schien Anja Lozza völlig einzubrechen: 44 Sekunden verlor die Schweizerin auf dem ersten Kilometer auf die deutsche Schlussläuferin Jessica Löschke, die mit neun Sekunden Vorsprung auf Polen die Führung übernahm! Auf dem letzten Kilometer gingen der Oberwiesenthalerin aber die Kräfte aus, Izabela Marcisz schoss geradezu heran und holte am letzten Anstieg den entscheidenden Vorsprung heraus. Polen jubelte im Ziel über Gold, während bei Jesssica Löschke auf der Zielgeraden keine Freude über Silber aufkommen wollte wie auch bei den Teamkolleginnen. Denen war bereits bewusst, dass auf sie nicht Silber wartete, sondern die Disqualifikation und sie informierten ihre Teamkollegin sowie Marcisz im Zielbereich, die entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Jessica Löschke hatte sich verlaufen – ebenso wie die Polin hinter ihr. „Es gibt eine Klassik- und eine Skatingrunde“, meinte die neue DSV-Pressesprecherin Langlauf Steffi Böhler im mdr Livestream. Beide Runden unterscheiden sich nur an drei Stellen minimal.“ Jessica und die Polin sind leider auf die Klassischrunde abgebogen. Das war jetzt ein Riesen-Wirrwarr und die Mädels waren sich dessen überhaupt nicht bewusst und waren verwirrt. Das tut mir megaleid, sie haben gefightet ohne Ende, aber sie sind leider falsch gelaufen. Das braucht jetzt gerade ein bisschen Zeit, weil sie haben sich ganz viel vorgenommen für den heutigen Tag. Das müssen wir jetzt ein paar tröstende Worte… aber das hilft eh nicht, das muss man jetzt verarbeiten, das braucht eine Weile!“ Später wurde bekannt, dass auch Amelie Hofmann als dritte deutsche Läuferin schon falsch abgebogen war. Als Anja Lozza nach einem starken Rennen als Dritte ins Ziel kam, war der Jubel der Schweizerinnen sehr groß – sie sind Weltmeisterinnen! „Es ist unglaublich und wir sind sehr stolz, dass wir ein super Rennen zeigen konnten und dass es am Schluss für die Goldmedaille gereicht hat“, meinte Siri Wigger und Nadja Kälin fügte hinzu: „Wir wussten, dass wir gute Chancen auf ein Podium haben, aber dass es nun zu Gold gereicht hat, ist unbeschreiblich.“ Gegenüber xc-ski.de erklärte Siri Wigger: „Uns war gleich klar, dass sie falsch gelaufen sind, weil Anja richtig gelaufen ist und nie überholt wurde.“ Lozza konnte die Amerikanerinnen knapp hinter sich halten, die Silber gewannen vor Schweden. Die Titelverteidigerinnen aus Norwegen hatten sich ordentlich im Material vergriffen, aber auch die Skaterinnen wie Schlussläuferin Fossesholm blieben weit hinter den Erwartungen mit Platz sechs. Deutschland und Polen legten Protest ein, dem aber nicht stattgegeben wurde. Das deutsche Team argumentierte, sie seien nicht über den geänderten Streckenverlauf informiert worden.
Doerks stürzt, Schweizer verpassen knapp Medaille
Luke Jager überraschte die gesamte Konkurrenz mit einer Attacke direkt nach dem Start und er lief schnell einen großen Vorsprung heraus. So eine Taktik darf man den Weltmeister-Quartett von Lahti in exakt der Aufstellung des Vorjahres nicht erlauben und so waren Luke Jager, Ben Odgen, Johnny Hagenbuch und Gus Schumacher bis zum Ende des Rennens nicht mehr einzuholen und sie konnten ihren Titel verteidigen. Dahinter kämpften zunächst sieben Teams um die Medaillen inklusive Deutschland und der Schweiz. Das deutsche Quartett in der Besetzung Jakob Milz, Jan-Friedrich Doerks, Anian Sossau und Friedrich Moch verlor durch Doerks den Anschluss an die Gruppe – durch einen Sturz, wie der Bad Harzburger später erklärte, der zuvor noch eine Attacke des Norwegers gekontert hatte. „Dann stand zwei Abfahrten später leider der Franzose auf meinem Ski, dann hat es mich umgehauen. Ich habe probiert, wieder ranzukommen, hat aber nicht geklappt und am Ende war es nur noch ein Kampf, ins Ziel zu kommen. Das ist ein bisschen enttäuschend“, meinte der 19-Jährige, der mit 30 Sekunden Rückstand auf die Gruppe als Achter zum Wechsel kam. Im weiteren Rennverlauf kämpften vor Beginn der letzten 2,5 Kilometer-Runde noch drei Teams um Silber und Bronze, darunter die Schweizer Nicola Wigger, Avelino Näpflin, Cla-Ursin Nufer und Valerio Grond. Im ersten Anstieg fielen die Italiener zurück, so dass das Schweizer Quartett erneut auf Medaillenkurs lag nach Gold bei den Juniorinnen. Aber den Bronzemedaillen-Gewinner des Sprints verließen immer mehr die Kräfte. Einen Kilometer vor dem Ziel konnte Valerio Grond dem Kanadier Remi Drolet, dem Viertplatzierten des Massenstarts, nicht mehr folgen und auch die Italiener witterten wieder Morgenluft. Der lange Anstieg zur Brücke wurde für den Schweizer immer länger und er kam kaum noch voran, so dass Francesco Manzoni kurz vor dem Gipfel noch an ihm vorbeizog und den Schweizern noch die Bronzemedaille entriss. Die Strecke erwies sich als sehr schwer für Sprintspezialisten wie den Davoser oder den frischgebackenen Weltmeister Ansgar Evensen, der von Platz zwei auf zehn zurückfiel – allerdings hat seine Stippvisite beim Weltcup in Konnerud auch sicher viele Kräfte gekostet. Anian Sossau und Friedrich Moch konnten nicht mehr in die Medaillenränge vorstoßen, am Ende wurde es Rang sieben. Friedrich Moch war mit seinen Titelkämpfen aber dennoch sehr zufrieden und vergab Note 1 an die Veranstalter für die Ausrichtung der Meisterschaften.
=> Ergebnis 4 x 3,3 Kilometer Juniorinnen
=> Ergebnis 4 x 5 Kilometer Junioren
https://soundcloud.com/fiscross-country/jwsc-2020-women-junior-relay-team-switzerland
Bildergalerie aller Junioren-Rennen