Cologna, Fossli, Corona, Russland, Norwegen, Schweden – Kurz-News aus der nordischen Sport-Welt

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Wir haben euch die Neuigkeiten aus der Langlauf Szene für euch zusammengefasst. Hier erfahrt ihr alles über Dario Cologna, Sondre Turvoll Fossli, Corona-Beschränkungen in Russland, sowie Probleme der Skiverbände in Norwegen und Schweden….

Dario Cologna macht weiter

Während mit dem Amerikaner Erik Bjornsen gestern ein weiterer Athlet sein Karriereende erklärte, gab Dario Cologna bekannt, seine sportliche Laufbahn noch zwei Jahre fortsetzen zu wollen. „Ich plane, noch zwei Jahre weiterzumachen. Mein Fokus liegt auf den nächsten beiden Großanlässen“, sagte er im unten verlinkten Interview. Trotz einer Saison, in der bis auf den Podestplatz in Davos das letzte Quäntchen fehlte und vielen Verletzungssorgen in den letzten Jahren, will sich der Bündner für die nächsten zwei Winter und speziell die Nordische Ski-WM in Oberstdorf und die Olympischen Spiele in Peking noch einmal motivieren und vermutlich dann im Alter von 35 Jahren die Ski in die Ecke stellen. „So ist es geplant. Fix zu entscheiden ist aber schwierig.“ Bei bei allen anderen Menschen , egal ob Sportler oder nicht, wirbelt das Corona-Virus die Pläne für die nächsten Monate ordentlich durcheinander. Wann wird man wieder reisen können? Wie läuft das Training in den nächsten Monaten ab? Und speziell im Falle von Dario Cologna: Wird die geplante Hochzeit im Sommer stattfinden können? „Andere Leute trifft es viel härter. Es wäre schön, wenn wir die Hochzeit wie geplant durchführen könnten. Wenn nicht, verschieben wir sie halt“, meinte er.

Auch Russland steht still

Am 25. März beschloss auch Vladimir Putin Ausgangsbeschränkungen für russische Bürger, die ab dem 28. März über das lange Wochenende bis 5. April dauern sollen, auch Sportstätten wurden geschlossen. Während Ex-Biathlet Vladimir Dratchev in Moskau deutlich weniger Autoverkehr dokumentierte, regte sich Sport-Kommentator Dmitry Guberniev in sozialen Medien auf, dass er am Wochenende große Menschengruppen gesehen habe, die zusammen unterwegs waren, picknickten und feierten. Boykottiert wird die bisher für Moskau geltende Quarantäne von Menschen, die Stattdessen schnell nach Sochi fliegen oder in ihre Datscha auf dem Land ausweichen und so das Virus eher mehr verteilen. Unter denen, die die Ausgangsbeschränkungen boykottieren ist auch Biathlon Olympiasiegerin Anfisa Reztsova, deren Töchter Daria Virolaynen und Kristina Reztsova auch Biathletinnen waren beziehungsweise sind. „Ich halte mich nicht an die Quarantäne. Ich treffe mich mit anderen Menschen – was soll schon passieren? Wir gehen mit der Familie im Wald spazieren, da ist pure Natur. Mein Enkel ist ein Jahr alt, den kann man nicht drinnen einsperren!“, sagte Anfisa Reztsova im Sport Express Interview und fügte unter anderem hinzu: „Bald verbieten sie uns noch das atmen!“ Da Putin gefordert hatte, dass die russischen Bürger in dieser Woche auch ihre Arbeit niederlegen sollen, um zu Hause zu bleiben, stellte auch die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA die Arbeit ein – zumindest die Dopingkontrollen. Darüber wurde die WADA in Kenntnis gesetzt. Bevor die Dopingkontrolleure wieder zum Einsatz kommen, sollen alle vorher auf Corona-Virus getestet werden. In Russland gibt es aktuell über 1500 bestätigte Corona-Fälle und acht Tote. Zu den Verdachtsfällen gehörte auch die Biathlon Junioren-Weltmeisterin im Einzel 2020, Anastasia Khalliunina, und ihre Mutter Ekaterina, die die erste Trainerin des Biathlon-Weltmeisters Alexander Loginov war. Beide wurden am Freitag ins Krankenhaus von Saratov eingewiesen, nachdem Anastasia mehrere Tage Fieber gehabt hatte, wie RBU-Präsident Dratchev bekanntgegeben hatte. Inzwischen gab die Mutter jedoch Entwarnung, bei beiden fiel der Test negativ aus.

 

Norwegen muss sparen

Große finanzielle Sorgen hat der Norwegische Skiverband, der zwei Drittel seiner Mitarbeiter entlassen hat. In Norwegen gibt es keine „Kurzarbeit“, wie es aktuell in vielen Betrieben praktiziert wird, so dass die Beschäftigten offiziell entlassen werden müssen, um Geld vom Staat zu bekommen – um dann hoffentlich später wieder eingestellt zu werden. Davon betroffen sind auch die norwegischen Kombinierer um Jarl Magnus Riiber, die bis auf Weiteres ohne Trainer da stehen. Laut VG hat der Verband schon jetzt Verluste von 30 Millionen Kronen (2,56 Millionen Euro) zu verzeichnen, weitere 20 Millionen Kronen könnten folgen. Grund dafür sind die abgesagten beziehungsweise zuschauerlosen Wettkämpfe wegen der Corona-Krise, allerdings war der Verband schon vorher in finanziellen Nöten. Nun hat auch der Sponsor Veidekke seinen Vertrag für den Bereich Langlauf nicht verlängert. Diese Entscheidung war allerdings schon Ende Dezember gefallen, wie Veidekke Pressechef Helge Dieset erklärte. „Bis jetzt haben wir keine richtige Lösung. Im Moment stehen wir vor dem Problem, wie wir die Teams finanzieren“, sagte Langlauf Teamchef Espen Bjervig.

Fosslis Karriere vor dem Ende

Weiter in der Schwebe ist die weitere Karriere von Sondre Turvoll Fossli. Der Sprinter konnte in dieser Saison keine Wettkämpfe bestreiten, nachdem er letzten August einen Herzstillstand erlitt und er von seiner schnell reagierenden Freundin und einem zufällig vorbeikommenden Radfahrer gerettet werden konnte. Vor zwei Wochen sollte der Sprinter sich im Rikshospitalet Oslo einem ausführlichen Belastungs-EKG unterziehen, nach dem entschieden werden soll, ob er seine Karriere fortsetzen kann. Dieser Termin wurden wegen des Ausbruchs des Corona-Virus aber auf unbestimmte Zeit verschoben. „Ich weiß nicht, ob ich noch einen Platz im National-Team erhalte, wenn ich vorher keine Untersuchung hatte. Aber ich hatte ein gutes Gespräch mit Arild Monsen (Sprint-Trainer) und Espen Bjervig (Team Manager). Mein Herz funktioniert gut unter normaler Belastung, aber ich muss herausfinden, wie es läuft, wenn ich am Maximum bin. 90% reichen nicht“, meinte er.

Unzufriedenheit und Trainerentlassung in Schweden

Eine Menge Unzufriedenheit gibt es im Moment im schwedischen Team. In Folge dessen wurden die beiden National-Trainer der Herren, Mattias Nilsson und Fredrik Uusitalo, mit sofortiger Wirkung entlassen. Zuvor hatten mehrere anonyme Athletinnen erklärt, in Zukunft außerhalb des Nationalteams trainieren zu wollen – Charlotte Kalla, die der Form vergangener Jahre in dieser Saison weit hinterherlief, tut dies schon seit Jahren. Der zurückgetretene Teodor Peterson bestätigte das Chaos im Verband und auch Calle Halfvarsson äußerte den Medien gegenüber Verständnis für die Damen. Ob man den Verlust mehrerer Sportlerinnen im Team durch die Trainerentlassung rückgängig machen konnte, ist noch nicht bekannt und hängt vermutlich an der Frage, wer in Zukunft das Traineramt übernimmt, ob es auch Änderungen bei den Damen gibt und wie die Trainingspläne aussehen, mit denen die Sportler sehr unzufrieden waren. „Jeder weiß, dass ziemliches Chaos im Verband herrscht, das uns alle betrifft – mehr oder weniger“, äußerte sich Frida Karlsson im Gespräch mit dem Expressen. „Ein wenig wurde verbessert, aber es ist wichtig, sich weiter auf das zu konzentrieren, was man hat und was man verbessern kann“, so die 20-Jährige am Donnerstag, die möchte, dass die Läufer mehr Mitspracherecht haben. Davon, dass drei Sportlerinnen sich vom Nationalteam absondern wollen, hat sie noch nichts gehört. „Keine Ahnung, wo das herkommt. Meiner Meinung nach sind wir ein starkes Nationalteam und es wäre schön, wenn wir weiter gut zusammenarbeiten würden.“ Anders Blomquist, Experte beim schwedischen Fernsehen, übte scharfe Kritik am Verband: „Es muss von oben nach unten gründlich aufgeräumt werden. Es ist offensichtlich, dass das strukturelle Chaos im Schwedischen Skiverband im letzten Jahr die Arbeit der Verantwortlichen und der Aktiven beeinflusst hat. Schon seit Jahren schaffen wir es nicht mehr, gute Junioren zu guten Langlauf-Herren zu machen. Wir dürfen nicht weiter Jahre verlieren. Wenn man jetzt keine Änderungen in der Führungsriege vornimmt, bin ich sehr, sehr besorgt. Für mich ist klar, dass es im Moment keine klare Führung des Schwedischen Verbandes gibt.“ Verbandschef Ola Strömberg widersprach dem: „Es ist wohl keinem verborgen geblieben, dass wir seit einem Jahr mit Daniel Fåhraeus einen neuen Langlauf-Chef haben und es ist wichtig, ihm die nötige Zeit zu geben. Er hat gerade erst angefangen.“