Es ist DAS große Thema, das die nordische Szene im Vorfeld des kommenden Winters beschäftigt: Das Fluor-Verbot der Verbände FIS und IBU. Um etwas Klarheit in den aktuellen Stand zu bringen, haben wir uns mit Roman Kumpost, dem Leiter der Arbeitsgruppe seitens der FIS unterhalten.
Ende November schlug das Fluor-Verbot der FIS ab der Saison 2020/2021 ein wie eine Bombe und hat in der Zwischenzeit zu wilden Spekulationen und Diskussionen geführt. Was ist hinter den Kulissen seither passiert?
Seit der Entscheidung durch den FIS Vorstand im Herbst 2019 ist eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die für FIS und auch IBU (Mitglied der Gruppe) eine sinnvolle Testmethodik für die Saison 2020/21 aussuchen bzw. entwickeln und vorbereiten soll. Die Arbeitsgruppe hat in mehreren Meetings mit Fachexperten diskutiert und nach Evaluierung der verschiedenen Möglichkeiten und Optionen hat die Arbeitsgruppe im Februar 2020 dem FIS Vorstand einen Vorschlag zur Entwicklung von einem Fluor-Tracker in der Zusammenarbeit mit der Firma Kompass (GER) und Fraunhofer Institut (GER) vorgelegt. Diese Empfehlung hat der FIS Vorstand akzeptiert und seitdem läuft die Zusammenarbeit und Entwicklung des Prototypen und der Testmethodik. Die Arbeitsgruppe hat auch die Vertreter der Industrie bei einem Treffen in München gleich im Februar 2020 über diese Schritte informiert. Im Mai 2020 hat die Arbeitsgruppe dem FIS Vorstand über den Stand der Vorbereitung und Entwicklung ausführlich berichtet.
Die wichtigste Frage, die man sich in der nordischen Szene stellt: Ist das Fluor-Verbot umsetzbar, wird es also eine Testmethode geben, mit der eine Fluorbehandlung des Belags nachweisbar ist?
Wir sind zuversichtlich, weil die Ergebnisse aus dem Labor zeigen, dass die von uns gewählte Methode gut funktioniert. Mit der Entwicklung des ersten Prototypen wird nun alles überprüft und in der Sommerperiode entsprechend getestet. Nach dem aktuellen Plan sollten die Testgeräte in November 2020 für den Weltcup bereit stehen. Die Test-Methode arbeitet im Prinzip wie ein Scanner und wird auch eine bestimmte Tiefe vom Belag in der Messung berücksichtigen, deswegen wird es auch möglich sein eine Behandlung des eigentlichen Belages zu erkennen. Aber wie gesagt – alle Tests werden im kommenden Sommer noch einmal mit dem Gerät mehrfach überprüft und kontrolliert.
Wie wird der Fluor-Nachweis erfolgen und wie wird das in der Praxis aussehen?
Das Testgerät ist ein Handgerät ähnlich wie ein Temperaturscanner. Mit dem Gerät wird die Skioberfläche in mehreren Bereichen vor dem Start gescannt und das Gerät wird dem Ausrüstungskontrolleur zeigen, ob die Fluorgrenze überschritten ist oder nicht. Wenn die Fluorgrenze zu hoch angezeigt ist, wird der Start von dieser Athletin bzw. dem Athleten im Wettkampf nicht erlaubt. Der Testablauf ist natürlich an die jeweiligen Disziplinen und Events angepasst und kann deshalb etwas abweichen. Aber als Basis wird die oben beschriebene Vorgehensweise für alle Disziplinen herangezogen.
Soll der Test auf Fluor stichprobenartig oder flächendeckend erfolgen?
Das müssen die jeweiligen Disziplinen und deren Renn-Direktoren noch planen und vorbereiten. Auch hier wird es Unterschiede in den verschiedenen Disziplinen geben, grundsätzlich sind aber kontinuierliche bzw. durchgängige Tests – gerade auf Weltcup-Ebene – vorgesehen. Auf den anderen FIS-Wettkampf-Ebenen wird im ersten Jahr wahrscheinlich nur stichprobenartig kontrolliert. Aber die finale Festlegung wird mit jeder Diszipline individuell abgestimmt werden.
Auf welchen Ebenen und durch welche Verbände wird die Testmethode zum Einsatz kommen?
Das ist jetzt gerade in der Planung und im Juni 2020 ist ein weiteres Meeting mit Industrie und auch mit den nationalen Verbänden geplant. Auf diesem Meeting werden die vorgesehenen Pläne vorgestellt und diskutiert.
Gibt es auch Lösungsansätze für extrem große Starterfelder, wie sie zum Beispiel bei Skimarathonrennen auftreten?
Die Arbeitsgruppe ist nur für FIS und IBU Ebene zuständig. Da diese Organisationen eigene Arbeitsgruppen zu diesem Thema gegründet haben. Das Fluor Verbot betrifft grundsätzlich alle FIS Veranstaltungen. Ich meine aber, dass man zum Beispiel auch für Skimarathonrennen bald eine vernünftige Lösung finden sollte, diese wird dann wahrscheinlich eher stichprobenartig sein. Auch hier wurden schon einige Vorschläge und Vorgehensweisen, soweit uns bekannt ist. Sofern es sich aber nicht um FIS Veranstaltungen handelt, können wir nicht im Namen von diesen Rennen sprechen. Da sollten eigene Entscheidungen fallen.
Danke Roman Kumpost für diese ausführlichen Informationen!