Für die Sommerferien 2020 hatte sich Lars, ein 10-jähriger Schüler aus Interlaken, ein besonderes Projekt vorgenommen: Anstatt im Sommer nur vom Schnee und vom Langlaufen zu träumen, würde er mit seinen Rollski quer durch die Schweiz laufen, von Interlaken bis nach Zürich, wo seine Großmutter wohnt. 6 Tage waren für diese spezielle Expedition nötig.
Lars hatte viel Zeit gebraucht, um seine Rollski Reise quer durch die Schweiz vorzubereiten, er hatte Ausrüstung und Begleitfahrzeug organisiert und – was am meisten Zeit in Anspruch nahm – die Route von Interlaken nach Zürich genau geplant. Den größten Teil der gut 200 Kilometer langen Strecke via Thun, Bern und Olten würde er Fahrradwegen von Schweiz Mobil folgen, von Solothurn aus verläuft gar eine eigens für Inline Skates ausgeschilderte Strecke in Richtung Zürich und Ostschweiz. Trotzdem galt es, die Abschnitte auf Google Maps zu überprüfen, um Wege mit Kies zu identifizieren und Alternativen zu finden. Mit dem Ende des Schuljahres war alles bereit – an einem strahlenden Sommersonntag fuhr Lars zuhause weg in Begleitung seiner Mama. Das schwer beladene Tandem war zwar etwas umständlich zu manövrieren, erwies sich aber als zuverlässiger Lastesel und auf ein paar kurzen, gefährlichen Abschnitten konnte Lars sogar selber auf dem zweiten Sitz Platz nehmen.
Tag 1
Zum Glück geht es endlich los! Mama schwankt mit dem ganzen Berg Gepäck, der auf das Tandem gebunden ist. Aber ich habe darauf bestanden, die Campingstühle einzupacken – das Beste wird sein, abends vor dem Zelt zu chillen. Ein Teil des Radwegs entlang des Thunersees ist wirklich sehr schön, man fährt direkt am Wasser, es ist fast wie auf einer Rollskibahn. In Faulensee springe ich das erste Mal in den See, in Thun natürlich dann gleich wieder.
Tag 2
Am Morgen haben wir direkt am See gefrühstückt, bevor wir losfuhren warf ich noch einige Steine ins Wasser. Die Strecke bis nach Bern habe ich mir nicht so schlimm vorgestellt, es sollten nur etwas mehr als 30 Kilometer sein, aber es war schrecklich! Schon kurz außerhalb Thun wehte uns so ein starker Wind entgegen, dass ich kaum vom Fleck kam. Den ganzen Tag über musste ich gegen diesen Wind laufen, das war sehr anstrengend und irgendwie frustrierend. In Belp, kurz vor dem Flugplatz, stürzte ich noch, zwar nicht schlimm, aber Mama meinte, es passe zu dem Tag. Erst im Marzilibad in Bern war ich wieder glücklich, unser Zeltplatz war nicht weit davon entfernt an der Aare. Mit einigen Zeltnachbarn habe ich Fussball gespielt, bis es dunkel wurde. Das war cool.
Tag 3
Mama hatte mir ein gutes Frühstück in der Altstadt versprochen und so musste ich zuerst ein steiles Sträßchen hinaufklettern zum Bundeshaus, wo sie gerade Markt hatten. Weiß nicht, ob die Bundesräte auch da drinnen waren. Das Frühstück war echt gut, danach machten wir uns auf den Weg über die Kornhausbrücke und quer durch die Stadt hinaus in Richtung Zollikofen. Es ging erstaunlicherweise ganz einfach und wir spulten schnell viele Kilometer ab. Auch die Landschaft war schön, wir fuhren über kleine Sträßchen und kamen durch Dörfer mit großen Bauernhäusern. Auf Google-Maps hatten wir ein Gasthaus gesehen, bei dem wir links abbiegen mussten, und dort hätten wir so gerne etwas gegessen. Dummerweise hatten die Wirte gerade Ruhetag. So aßen wir halt auf der Treppe unser Picknick. Nach rund 47 Kilometern erreichten wir Solothurn, unser Etappenziel. Am Abend kamen mein Vater und mein Bruder zu Besuch auf dem Campingplatz.