Sebastian Samuelsson setzt sich im entscheidenden Schießen gegen Johannes Thingnes Boe durch und führt die schwedische Staffel zum Sieg vor Norwegen und Philipp Horn sichert dem Deutschen Team Rang drei. Heftige Materialkritik von Benedikt Doll.
Knapper Sieg für Schweden
Nach Rang zwei im ersten Staffelbewerb hinter Norwegen haben die Schweden heute den Spieß umgedreht und sich mit 5,7 Sek. Vorsprung den Sieg geholt. Pepe Femling, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson benötigten insgesamt acht Nachlader zum Sieg. Wie ein Krimi fühlte sich das entscheidende Schießen des Schweden neben dem Norweger Johannes Thingnes Boe an. Beide riskierten und mussten Federn lassen, als jeder von ihnen noch zwei schwarze Scheiben und drei Ersatzpatronen hatte. Während Sebastian Samuelsson große Probleme beim Nachladen hatte, agierte J. T. Boe mit den zusätzlichen Patronen sehr schnell, wohl zu schnell, und kassierte eine Strafrunde. Samuelsson konnte ohne Umweg zurück in die Spur und führte seine Staffel zum Sieg.
Johannes Thingnes Boe zeigt Nerven am Schießstand
Die Norweger mit den beiden jungen Läufern Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale sowie den beiden Boe-Brüdern zum Schluss des Rennens mischten von Beginn an in einem engen Staffelbewerb an der Spitze mit und am Ende waren es die Nerven von J. T. Boe beim entscheidenden Schießen, die den Sieg kosteten. Auch die Franzosen konnten heute ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Zu Beginn noch in der vorderen Sechsergruppe auf der zwischenzeitlich durch den vielen Neuschnee stumpfen Strecke dabei, kassierte Emilien Jacquelin gleich zwei Strafrunden, eine weitere kam dann noch zu den zwölf Nachladern hinzu und am Ende platzierte Frankreich sich auf Rang sechs hinter Russland auf vier und den Tschechen auf fünf.
Erik Lesser: „Es ist gut gelaufen“
Erik Lesser als Startläufer kam gut ins Rennen und zeigte nach zwei Nachladern im stehenden Anschlag eine Superleistung in der Spur. „Es ist gut gelaufen. Ich bin mega zufrieden, dass ich läuferisch die Entscheidung treffen kann, ob ich jetzt attackiere oder ob ich mich einfach mal hinten dran hänge, ob ich vorne die Führungsarbeit mache oder nicht, das macht für unsere Staffel nichts aus. Und in der Situation zu sein, sich selbst zu bestimmen, dass ist schon richtig schön, wenn man merkt, dass es läuferisch richtig gut funktioniert,“ so Erik Lesser nach seinem Einsatz.
Roman Rees mit tadelloser Leistung
Roman Rees merkt man eine eventuelle Anspannung oder Nervosität bei seinen Staffeleinsätzen nicht an. Auch heute ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, als es so aussah, als würde der Franzose Emilien Jacquelin an der Spitze irgendwelche Spielchen spielen als er die Sechsergruppe auf dem Weg zum Stehendschießen nahezu zum Stehen brachte. Offensichtlich hatte Jacquelin aber tatsächlich Probleme. Rees jedenfalls konzentrierte sich auf seine Arbeit, blieb ruhig als Jacquelin, Nelin und Dale neben ihm patzten, räumte alles ab und ging als Führender auf seine Schlussrunde. „Ich war gleich vorne dabei, konnte mich gut positionieren in der Gruppe, hab ein stabiles Liegendschießen durchgebracht, dann nochmal die anderen vorziehen lassen, dann haben sie vor dem Stehendschießen – ich weiß auch nicht, was da passiert ist – versucht anzuhalten, aber das hat mir fast in die Karten gespielt, weil wenn die Belastung etwas raus ist, dann schieße ich stabil, dann konnte ich die schnelle Null bringen und in der letzten Runde hat es nur gegolten diesen Platz zu verteidigen, auch wenn es richtig weh tat, “ so Roman Rees nach dem Wettkampf.
Heftige Materialkritik von Benedikt Doll
Immer wieder hatte Benedikt Doll nach den letzten Rennen mit seinem Material gehadert und auch heute konnte er offensichtlich mit den Schweden und Norwegern nicht mithalten, die in der Spur, vor allem bergab und auf der Ebene, schnell an ihm vorbeizogen. Doll machte ein gutes Rennen an der für ihn relativ ungewohnten dritten Position und musste sich nach guten Schießeinlagen auf der Schlussrunde seinen Verfolgern geschlagen geben. Er setzte sich mit allen Kräften zur Wehr und schickte Philipp Horn an dritter Position ins Rennen. „Es hat sich heute so ein bißchen wie Körperverletzung angefühlt; es war schon beim Ski testen nicht so hundertprozentig überzeugend, es hat alles irgendwie nicht gepasst. Es war sehr schwierig von den Bedingungen her. Meine Skiwahl war auf jeden Fall nicht optimal, aber auch von der Präparierung. Ich bin von Grund auf ein optimistischer Mensch, aber ich bin es langsam leid, mir das immer schön reden zu müssen. Die anderen, vor allem die Schweden und die Norweger, haben halt immer Top-Material und bei uns ist das zurzeit noch ein bißchen Lotterie, aber wir arbeiten dran, dass es besser wird. Ich bin da auch optimistisch, aber es tat schon ganz schön weh, auf der Strecke. Liegendschießen muss ich schauen, dass ich noch ein bißchen mehr Ruhe rein bekomme und stehend hab ich abgedrückt und es hat geklappt,“ so ein etwas frustrierter Benedikt Doll nach dem Rennen.
Philipp Horn läuft deutsche Staffel aufs Podest
Zum ersten Mal wurde der Frankenhainer Philipp Horn als Schlussläufer einer deutschen Herrenstaffel im Weltcup eingesetzt und er machte seine Sache hervorragend. 10 Sekunden hinter Johannes Thingnes Boe für Norwegen und Sebastian Samuelsson für Schweden nahm Horn das Rennen auf und hielt sich nach zwei Nachladern im liegenden Anschlag zusammen mit dem Russen Loginov an vierter Position. Der Deutsche lief sein Tempo auf dem Weg zum Stehendschießen und versuchte nicht mit allen Mitteln an Loginov heranzulaufen. Auch als Norwegen und Schweden bereits vom Stand weg waren und er neben Loginov um ein gutes Schießergebnis kämpfte, behielt er die Nerven. Während der Russe in die Strafrunde abbiegen musste, hielt Philipp Horn der Anspannung stand, traf alles und ging als Dritter auf die letzte Runde, nur 8,1 Sek. hinter J. T. Boe, der noch vor ihm aus der Strafrunde kam. Am Ende brachte er nach insgesamt sieben Nachladern den dritten Rang für sein Team sicher ins Ziel.
Österreich auf Rang 7 und Schweiz auf Rang 9
Beide Teams, sowohl aus Österreich mit David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner und Julian Eberhard als auch der Schweiz mit Sebastian Stalder, Benjamin Weger, Jeremy Finello und Niklas Hartweg liefen zeitweise in der Spitzengruppe mit. Julian Eberhard hatte sogar den Start in der Verfolgung am Vortag ausgelassen, um sich für seinen Staffeleinsatz zu schonen. Am Ende hat es für beide Teams nicht ganz nach vorne gereicht. Österreich belegte nach einer Strafrunde und elf Nachladern Rang 7 und die Schweizer platzierten sich mit neun Nachladern auf der neunten Position.
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Weltcupgesamtstand Herren nach Hochfilzen I