Langlauf Weltcup Lahti: Norweger in Staffel unschlagbar, Russland disqualifiziert

Emil Iversen (NOR), Simen Hegstad Krueger (NOR), Sjur Roethe (NOR), Paal Golberg (NOR), (l-r) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Das Staffelrennen der Herren in Lahti endete sehr turbulent und mit langwierigen Juryentscheidungen. Die Norweger Pål Golberg, Emil Iversen, Sjur Røthe und Simen Hegstad Krüger waren zu diesem Zeitpunkt schon längst als Sieger im Ziel, als Finnland sich im Duell mit Russlands Bolshunov Platz zwei sicherte, der anschließend wegen Unsportlichkeit disqualifiziert wurde. Das deutsche Quartett landete dadurch auf dem vierten Platz.

Røthe holt Vorsprung auf Russland

Sjur Roethe (NOR) © Modica/NordicFocus

Nach Stockbrüchen bei Chervotkin und Sandström direkt nach dem Start beziehungsweise in der ersten Runde war das Tempo auf den ersten fünf Kilometern sehr gering. Dann wurde aber vor der Schlussrunde überraschend früh für eine Herrenstaffel das Tempo so stark erhöht, dass sich große Lücken im Feld bildeten. Zunächst setzte sich mit Pål Golberg und beiden Russen drei Teams ab, gegen Ende der Runde verlor aber Russland I mit Chervotkin den Anschluss, der im Anschluss erneut über schlechte Ski klagte. Nach dem Wechsel auf Skiathlon Sieger Emil Iversen und Ivan Yakimushkin hielten beide das Tempo so hoch, dass Evgeniy Belov den Anschluss nicht wieder herstellen konnte. Auch nach dem Wechsel auf den Skatingpart mit Sjur Røthe und Andrey Melnichenko änderte sich vorne nichts, Russland I mit Denis Spitsov verlor eher an Boden. Iivo Niskanen, wie Pärmäkoski heute im Skating eingesetzt, gelang es, schon nach einer Runde an den Russen heranzulaufen, wurde aber schon in seiner zweiten Runde (wie auch gestern beim Skaten) wieder von Krämpfen geplagt. Im letzten Anstieg seiner zweiten Runde gelang es Røthe, sich nach einer Tempoverschärfung von Melnichenko abzusetzen. Der Russe ging in seiner Schlussrunde so blau, dass die Verfolger ihn bis zum letzten Wechsel noch einholten. Trotz seiner muskulären Probleme erwies sich der Finne als der Stärkste im Verfolgertrio der Norweger und wechselte mit leichtem Vorsprung auf beide Russen.

Souveräner norwegischer Sieg

Sjur Roethe (NOR), Simen Hegstad Krueger (NOR), Paal Golberg (NOR), (l-r) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Als norwegischer Schlussläufer ging Simen Hegstad Krüger mit 40 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger auf die Strecke, bei denen der endlich nach seiner Corona Infektion zurückgekehrte Sergey Ustiugov sich für Russland II nur hinten reinhängte und Kräfte sparte. Dank Bolshunov konnten sie den Abstand auf den Norweger in der ersten Runde leicht verkürzen, danach nahm der Weltcupführende aber sichtbar Tempo raus. Aber auch sonst wollte niemand die Arbeit verrichten, so dass der Rückstand auf Norwegen deutlich anwuchs. Zu Beginn der letzten Runde der führenden Norweger konnte Simen Hegstad Krüger beim Rauslaufen Blickkontakt mit den drei Verfolgern an der Lahti Kurve aufnehmen, die noch das gesamte Stadion passieren mussten. Als Bolshunov im Anstieg das Tempo leicht anzog, war es um Sergey Ustiugov geschehen, für den der Weltcupstart wohl immer noch zu früh kann, so dass der WM-Zug abgefahren scheint. Sein Rückstand wurde schnell größer, obwohl das Tempo nicht hoch war und weiter reduziert wurde. Für Norwegen war es wie bei den Damen ein ungefährdeter Sieg für Norwegen – wenn auch mit einem eher ungewöhnlichen Verlauf für eine Herren Staffel, in der die Teams diesmal nicht lange zusammen blieben.

Disqualifikation im Zielsprint um Platz zwei

Joni Maeki (FIN), Alexander Bolshunov (RUS), (l-r) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Finnland witterte während der Schlussrunde durch Joni Mäki Morgenluft mit offenbar schnellerem Ski, was sich auch in der letzten Abfahrt zeigte, wo Bolshunov Mühe hatte, im Windschatten zu bleiben. In der letzten Kurve war der Russe wieder dran, aber Mäki machte die Innenkurve zu und ließ sich danach nach außen treiben, um auch hier für Bolshunov keine freie Fahrt zu ermöglichen. Diese Behinderung des Finnen, die die Jury aber nicht bestrafte, weil der Körper des Finnen vor dem des Russen war, regte Bolshunov so auf, dass er mit dem Stock Richtung Joni Mäki schlug, der 40 Sekunden hinter Norwegen als Zweiter die Ziellinie überquerte. Bolshunov war beim Überqueren der Ziellinie mit dem Öffnen der Stockschlaufen beschäftigt und bremste im Ziel nur wenig ab, so dass er mitten in die feierndem Finnen hineinrauschte und dabei Joni Mäki umriss, der zunächst am Boden liegenblieb und sich dabei offenbar an der Hand verletzte. Sorgen macht sich der Finne bisher nicht: „Die Hand ist ein wenig geschwollen, aber nicht besonders schmerzhaft. Wir werden das beobachten.“ Für dieses „unsportsmanlike behaviour“, das schon mit dem Stockschlagen erfüllt war, wurde der nicht mit  Gelb vorbelastete Bolshunov mit seinem Team Russland I disqualifiziert, so dass stattdessen Russland II aufs Podium rückte. Zwar legte Russland Protest ein und forderte eine Bestrafung von Joni Mäki, der Bolshunov im Zielsprint zweimal mit Ski und Skischuh berührt hatte, dem aber nicht stattgegeben wurde. Trainer Egor Sorin sagte direkt nach dem Rennen bei MatchTV: „Aus unserer Sicht sollten die Finnen bestraft werden. Sasha hat den rechten Korridor genommen. Da gab es dann einen zweimaligen Kontakt der Ski und das hat Sasha aufgeregt. Välbe und Cramer sind schon bei der Jury, um Protest einzulegen. Wir können heute nicht zufrieden sein: Nicht die Läufer, nicht die Trainer, nicht die Techniker. Es gab wieder Probleme mit den Ski. Das Wetter ist schwierig und wir konnten nicht die richtigen Ski finden. Es muss einiges getan werden, damit das nicht wieder passiert.“ Joni Mäki sagte bei Yle: „Hinter seiner Stirn muss etwas gehörig schief laufen. Ich dachte, ich nehme die Außenbahn, damit er nicht so leicht vorbei kommt und die Innenbahn nehmen muss. Ich denke, ich bin früh genug in den äußeren Korridor gegangen. Er hat vergeblich versucht, trotz der schmalen Lücke außen vorbeizukommen.“

https://www.youtube.com/watch?v=IaHJV8TnB_g

 

Deutschland erbt Platz vier vor der Schweiz

Friedrich Moch (GER) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Schon nach fünf Kilometern war klar, dass es Jonas Dobler heute nicht so gut geht – der Ski war nicht optimal. Als dann das Tempo nennenswert erhöht wurde, musste er sofort die Lücke aufgehen lassen und hatte beim Wechsel auf Janosch Brugger 28 Sekunden Rückstand – ähnlich wie bei den Damen zuvor. Brugger lief schnell an Dario Cologna heran, der den Staffelstab von Jonas Baumann übernommen hatte und gemeinsam machte sie Jagd auf die Finnen 15 Sekunden vor ihnen. Im langen Anstieg der letzten Runde schienen dem Deutschen jedoch die Kräfte auszugehen, in der Abfahrt zum Wechsel zog er aber an Cologna vorbei und wechselte knapp vor ihm an fünfter Stelle, 43 Sekunden hinter dem Spitzenduo und weiterhin 16 Sekunden hinter Finnland. „Ich habe jedes mal übern Berg ein bisschen beim Dario abreißén lassen, aber ich wusste, dass ich wieder hinfahr“, meinte Janosch Brugger. Der Abstand änderte sich nach dem furiosen Start von Niskanen vor ihnen, allerdings waren sich Florian Notz und Jason Rüesch nicht einig in Sachen Führungsarbeit, so dass der Abstand nach vorne auch deswegen anwuchs. Kurz darauf konnte jedoch auch der Schweizer das Tempo von Notz nicht mehr mitgehen, so dass beide den Rest ihres Rennens allein absolvieren mussten. Beim letzten Wechsel lag das deutsche Quartett nach der viertschnellsten Zeit von Florian Notz an fünfter Stelle, 30 Sekunden hinter dem russisch-finnischen Trio und 40 Sekunden vor der Schweiz. Friedrich Moch, der nach seinem gestrigen zehnten Platz erstmals als deutscher Schlussläufer aufgestellt war, verlor zwar auf Krüger, konnte aber den Abstand auf die Gruppe zunächst konstant halten und verlor erst in der letzten Runde etwa 25 Sekunden auf Krüger, Mäki und Bolshunov. „Es ist aufregend, wenn man es dann in der Hand hat. Für mich war es ein einsames Rennen. Aber ich habe trotzdem mein Bestes gegeben“, erzählte der 20-Jährige. Nach der Disqualifikation der Russen bedeutete das trotz Anfangsschwierigkeiten einen guten vierten Platz für das DSV Team. Die Schweizer, die letztes Jahr bei ähnlichen Bedingungen als Zweite überraschten, verloren in der zweiten Rennhälfte durch Rüesch und Beda Klee viel Zeit, konnte sich aber knapp vor den Schweden behaupten, die ihren stärksten Läufer mit Jens Burman auf Position drei gesetzt hatten und am Schluss mit Jonas Eriksson den Schweizern den fünften Platz nicht mehr streitig machen konnten.

=> Ergebnis 4×7,5 Kilometer Staffel

 

 

 

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