Der Kampf um Medaillen bei Juniorinnen und Junioren sowie den Athlet*innen im U23 Alter beginnt Anfang kommender Woche. Nach coronabedingter Absage in Polen finden die Titelkämpfe nun in Vuokatti und Lahti statt.
Langläufer in Vuokatti
Vuokatti ist für die internationalen Athleten Neuland, während Finnen hier oft nationale Wettkämpfe bestreiten. 1992 wurden hier bereits Nordische Junioren Weltmeisterschaften ausgetragen. Der größte Ort in der Gemeinde Sotkamo mit 6000 Einwohnern ist vermutlich eine alte Opferstätte der Samen. Heute gibt es dort einen Langlauf Skitunnel, der für das Sommertraining genutzt wird, sowie ein alpines Skizentrum am 345 Meter hohen Porttivaara und die 1947 erbaute Hyppyrimäki Normalschanze. Seit 1945 ist das Areal Olympisches Trainingszentrum. Vuokatti liegt an der Ostspitze des Nuasjärvi Sees in Zentralfinnland und befindet sich etwa 500 Kilometer nördlich von Lahti, dem zweiten Austragungsort. Der 33-jährige Martti Jylhä stammt aus der Gemeinde Sotkamo. Ein Gesicht der Gemeinde ist aber unter anderem auch Iivo Niskanen, der hier aufs Sportgmnasium ging und mit dessen Gesicht für die Meisterschaften geworben wird. Auf die Austragung der Titelkämpfe in Corona Zeiten ist Vuokatti bestens vorbereitet. Das Vuokatti Sport Restaurant ist in neun verschiedene Räumlichkeiten abgeteilt, so dass jedes Team allein die Mahlzeiten einnimmt – zu festen Zeiten. Anschließend wird gereinigt, bevor das nächste Team die Kabine nutzt. Die Wege zu den Räumen sind so angelegt, dass die Athleten sich kaum begegnen können. Buffet gibt es jeweils in den Kabinen. Die Teams sind in Chalets untergebracht: Mini-Hotels mit 3-Sterne-Qualität.
Impressionen des Olympischen Trainingszentrums zeigt dieses Video mit englischen Untertiteln:
Wer holt sich die Langlauf Medaillen?
Zu den großen Favoriten zählen naturgemäß die Russen und Norweger, aber auch die Finnen wollen sich vor heimischem Publikum keine Blöße geben. Auch wenn der finnische Kader bisher nicht kommuniziert wurde, ist seit letzter Woche klar, dass Eveliina Piippo, 22, nicht dazu gehören wird. Seit Ruka wurde sie nicht mehr gesehen, nun gab der Skiverband bekannt, dass ihre Saison schon beendet ist. Die Athletin hatte ihre Rückenschmerzen lange Zeit ignoriert und zu Weihnachten wurde eine Operation notwendig. Sie hofft, spätestens im Mai wird sie wieder voll trainieren zu können. Der russische Kader besteht im U23-Bereich traditionell aus vielen Weltcup Athleten, die alle Medaillenchancen haben. Bei den Juniorinnen gehört Veronika Stepanova zu den absoluten Topfavoritinnen, die auch schon Streckenkenntnis hat, da sie mit ihrem Team bereits seit zwei Wochen in Vuokatti trainiert. Bei den norwegischen U20 Athleten haben sich die Zwillinge Aleksander und Nikolai Elde Holmboe bei den letzten Meisterschaften bereits einen Namen gemacht und sind vermutlich die größten norwegischen Hoffnungen. Bei den U23-Athleten sind einige Weltcup Athleten dabei, die sich Medaillenchancen ausrechnen wie Hedda Østberg Amundsen, Jon Rolf Skamo Hope oder Håvard Moseby – Iver Tildheim Andersen gewann letztes Jahr JWM Gold, dürfte in seinem ersten U23 Jahr aber noch nicht zu den Favoriten gehören. Während seine Lebensgefährtin Frida Karlsson sich auf die große WM konzentriert, will William Poromaa hier sein Glück versuchen. Er führt das Team der Schweden an, aber auch die meisten seiner U23 Kollegen durften in dieser Saison schon Weltcupluft schnuppern wie Fredrik Andersson, der kleine Bruder von Ebba, Sprinter Gustav Berglund oder Louise Lindström, die bei ihren Heimrennen am letzten Wochenende im Viertelfinale des Sprints gleich zweimal am Start stürzte. Aber auch die deutschen und Schweizer Langläufer wollen im Kampf um die Medaillen nicht leer ausgehen. Im deutschen Team ist Friedrich Moch, der „Silber-Friedrich“ der letzten Junioren-WM in Oberwiesenthal, der aussichtsreichste Kandidat, allerdings ist es auch für ihn sein erstes U23 Jahr, so dass man die Hoffnungen nicht zu hoch ansetzen sollte. Für die Schweiz treten unter anderem drei Viertel der Überraschungs Weltmeisterinnen in der Staffel 2020 an und generell ist die 17-jährige Siri Wigger die wohl größte Hoffnung, die schon letztes Jahr gegen viel ältere Konkurrentinnen Medaillen gewann. Aber auch bei den U23 Herren sind die Schweizer besonders stark vertreten mit Valerio Grond, Janik Riebli und Cyril Fähndrich, der laut Aussage seiner Schwester Nadine das viel größere Talent in der Familie Fähndrich ist. Für Österreich sind die Junioren Erik Engel, Philip Wieser. Magdalena Scherz und Witta-Luisa Walcher am Start, bei den U23 Herren Lukas Mrkonjic und Mika Vermeulen.
Das DSV Langlauf Team im Überblick
Juniorinnen: Lara Dellit, Helen Hoffmann, Saskia Nürnberger, Linda Schumacher, Germana Tannheimer, Verena Veit
Junioren: Alexander Brandner, Jan-Friedrich Doerks, Korbinian Heiland, Elias Keck, Kilian Koller, Jan Stölben
U23 Damen: Alexandra Danner, Amelie Hofmann, Lena Keck, Lisa Lohmann, Jessica Löschke
U23 Herren: Florian Knopf, Albert Kuchler, Friedrich Moch, Anian Sossau
Kombinierer in Lahti
Lahti ist durch verschiedenen Veranstaltungen in den letzten Wochen, darunter die Lahti Ski Games, bereits bestens eingerichtet auf Wettkämpfe unter Corona Bedingungen. Auch die Unterbringung und die Mahlzeiten sind coronakonform sichergestellt. Die siebtgrößte Stadt Finnlands mit ihren 100.000 Einwohner empfängt Nordische Kombinierer und Skispringer jeweils beider Geschlechter. Die Kombinierer absolvieren jeweils einen Gundersen Wettkampf sowie ein Mixed Team.. Als absoluter Topfavorit ist der Österreicher Johannes Lamparter zu nennen, der inzwischen trotz seiner 19 Jahre auch im Weltcup immer wieder ein Wort um das Podium mitsprach. Außerdem sind aus seinem Team Manuel Einkemmer, Stefan Rettenegger, Fabian Hafner und Florian Kolb am Start. Neben Lamparter gelten auch Rettenegger sowie Matteo Baud und Perttu Reponen als Medaillenkandidaten, vielleicht noch eher als die Norweger um Anders Skoglund. Die deutschen Farben vertreten Jan Andersen, Christian Frank, Simon Mach und Tristan Sommerfeld, dürften aber auch eher Außenseiter auf Edelmetall sein – zumindest im Einzel. Bei den Damen gelten die Norwegerinnen Gyda Westvold Hansen und Marte Leinan Lund, deren Schwester Mari nicht mehr startberechtigt ist, als absolute Favoritinnen. Gute Chancen auf Medaillen kann sich auch Lisa Hirner ausrechnen, die das ÖSV Team mit Sigrun Kleinrath, Laura Pletz und Annalena Slamik anführt. Jenny Nowak müsste sich im Vergleich zu Ramsau steigern, um Medaillenchancen zu haben. Des Weiteren treten die DSV Athletinnen Maria Gerboth, Cindy Haasch und Sophia Maurus an.
Corona Situation vor Ort
Nachdem die Neuinfektionen sich vor den Lahti Ski Games vor drei Wochen durch landesweite Einschränkungen deutlich reduziert hatten auf nur etwa 250 tägliche Neuinfektionen in ganz Finnland, steigen die Zahlen inzwischen wieder an. In den letzten Tagen wurden etwa 400 neue Fälle täglich gemeldet. Grund dafür sind die Mutationen, die sich an der Süd- und Westküste Finnlands immer mehr ausbreiten. Allerdings befindet sich Finnland aktuell nur auf Stufe eins der Corona Restriktionen: Stufe zwei wäre bei größerer Ausbreitung der Mutationen der Fall, wenn landesweit die Hälfte der Intensivstationen überlastet wäre – bei Stufe drei gibt es unter anderem Ausgangsbeschränkungen. In den Austragungsorten dieser Titelkämpfe sieht es aber noch besser aus als an der Küste. Die Gemeinde Sotkamo, zu der Vuokatti gehört, vermeldete in der gesamten Pandemie nur 58 Fälle und verzeichnete zuletzt gar keine Infektionen. In Lahti (insgesamt 905 Infektionen) gibt es nach wie vor täglich einzelne neue Fälle, die sich aber immer an einer Hand abzählen lassen können. Die Inzidenz in ganz Finnland bezogen auf die letzten 14 Tage liegt bei 88,9. Da viele junge Athleten mit der Weltcup Bubble noch keine Erfahrungen haben und es bei nationalen Junioren Wettkämpfen in manchen Nationen sicher geringere Sicherheitsmaßnahmen gibt, wird es bei der Junioren WM vermutlich zu mehr Corona Fällen kommen als im Weltcup. Zwei Fälle im US Ski Team in Vuokatti gab es schon vorab bei Anreise, vier weitere Teammitglieder sind als Kontaktpersonen in Quarantäne. Welche Athleten betroffen sind, ist aber nicht bekannt.
Eisige Temperaturen im Winter-Wonderland
Sowohl in Lahti als auch im 500 Kilometer nördlicher gelegenen Vuokatti muss man sich warm anziehen. Für beide Wettkampforte sind nach aktueller Prognose zweistellige Minusgrade zu erwarten. Schnee gibt es in Finnland mehr als genug – auch wenn wohl kein Neuschnee hinzukommt. Generell werden wohl die Wolken dominieren, hin und wieder wird aber auch die Sonne durch die Wolken blitzen. Fun Fact: In Lahti ist wegen der vielen Schneefälle ab sofort Skilaufen in der gesamten Stadt möglich. An verschiedenen Stellen in der City sind Skiständer aufgebaut, wo man sich nach Car Sharing Vorbild ein Paar Ski ausleihen darf.
Zeitplan Vuokatti Langlauf
Dienstag , 09. Februar 2021U20 Sprint KT
Mittwoch , 10. Februar 2021U23 Sprint KT
Donnerstag , 11. Februar 2021U20 5/10km FT
Freitag , 12. Februar 2021U23 10/15km FT
Samstag, 13. Februar 2021U20 Staffeln und U23 Mixed Staffel
Sonntag, 14. Februar 2021U20 15/30km KT
Zeitplan Lahti Kombination
Dienstag , 09. Februar 2021PCR HS 100 Herren und Damen
Mittwoch , 10. Februar 2021Ind. Gundersen HS 100 Damen
Donnerstag , 11. Februar 2021Ind. Gundersen HS 100 Herren
Freitag , 12. Februar 2021Mixed Team
Startzeiten bietet der Veranstalter noch nicht an