Im 50 Kilometer Verfolgungsrennen im freien Stil musste sich Alexander Bolshunov den Norwegern geschlagen geben. Simen Hegstad Krüger holte sich den Sieg vor Hans Christer Holund und Jens Burman. Dario Cologna wurde Neunter, Lucas Bögl Elfter.
Große Spitze mit 50 Athleten
Für die Herren begann das Rennen mit einzelnen Schneeflocken und kräftigem Gegenwind in Maloja, so dass Alexander Bolshunov erwartungsgemäß auf seine Verfolger wartete, um allein nicht zu viel Kraft zu verschwenden. Schon nach fünf Rennminuten und 1,8 Kilometern waren 15 Athleten vorne zusammen, aber weitere Gruppen folgten mit geringen Abständen, so dass sich nach wenigen Kilometern auf Höhe Sils schon eine riesige Gruppe mit etwa 50 Athleten bildete. Wegen des relativ niedrigen Tempos lief nach acht Kilometern einmal mehr Alexey Chervotkin aus der Spitzengruppe heraus, aber man merkte schnell, dass er wegen der langen Strecke und langsamen Bedingungen kein wirkliches Interesse an einer Solo Flucht hatte. Nach zehn Kilometern am Silvaplanasee setzte sich der als 57. gestartete Livio Bieler im letzten Rennen seiner Karriere an die Spitze des Feldes und sammelte Führungskilometer, nachdem er vor dem Wochenende erst gepostet hatte, dass er seine Karriere im Engadin beenden wird. Nach zwölf Kilometern auf den Wiesen bei Surlej, wo gestern der Massenstart stattfand, wurde die erste von zwei Zwischenzeiten abgenommen: 58 Athleten gehörten zur Spitzengruppe, inklusive Eisenlauer, Bögl und Dobler sowie Bieler, Cologna, Pralong, Schnider, Baumann, Steiner, Klee und Rüesch. Kurz vor Sankt Moritz, wo die Damen am Grand Hotel gestartet waren, verabschiedete sich Livio Bieler ans Ende des Feldes und winkte noch ein letztes Mal in die TV Kamera.
Chervotkin mit Ausreißversuch
Am Anstieg zum Stazersee hinter St.Moritz nach 20 gelaufenen Kilometern staute sich das hintere Feld und zog sich anschließend in der Ebene weit auseinander, angeführt von sechs Norwegern. In Pontresina zeigte sich erstmals seit dem Start wieder Alexander Bolshunov ganz vorne, bald darauf übernahm aber wieder Chervotkin die Führung vor Bolshunov und einem großen Teil der Norweger, so dass Chervotkin nun der war, der immer den vom Schneemobil aufgewirbelten Schnee ins Gesicht bekam. Dennoch setzte sich der Russe am Rundkurs um den Golfplatz von Samedan, 20 Kilometer vor dem Ziel, einige Sekunden aus dem Feld ab und brachte damit etwas Leben in das eher langweilige Rennen. Da hinten niemand reagierte, wuchs der Abstand schnell auf 35 Sekunden an, bis Harald Østberg Amundsen, der WM-Dritte im Einzelstart, zum Verschärfen des Tempos nach vorne beordert wurde, später auch unterstützt von seinen Landsmännern. Dadurch verkürzte sich der Abstand wieder und es bildete sich die eine oder andere Lücke im Feld. Acht Kilometer vor dem Ziel wurde in La Punt die zweite Zwischenzeit abgenommen. Chervotkin ließ man nach wie vor mit etwa zehn Sekunden Vorsprung allein vorne laufen, ihm folgte eine noch 20-köpfige Gruppe mit Jonas Dobler und Lucas Bögl sowie Dario Cologna. Mit ebenfalls etwa zehn Sekunden Abstand auf die erste Gruppe folgte eine zweite Gruppe bis Platz 35 mit Sebastian Eisenlauer und Ueli Schnider. Kurz vor Zuos versuchte Eisenlauer im Alleingang, die kleine Lücke nach vorne wieder zu schließen.
Kleine Gruppe auf letzten Kilometern
In Zuos, weniger als fünf Kilometer vor dem Ziel, wurde endlich Alexey Chervotkin nach 15 Kilometern Solo Flucht eingefangen und nach der Verpflegungsstelle erhöhte Simen Hegstad Krüger das Tempo, wenig später setzte sich Bolshunov vor Daniel Stock, an dem er bei einer Attacke nicht vorbeikäme, und übernahm die Führung. Durch seine Tempoarbeit brach die zuvor 20-köpfige Gruppe wie schon kurz zuvor in Zuos in drei Teile: Vorne acht Athleten, dahinter mühte sich Lucas Bögl allein darum, den Anschluss wieder herzustellen. Als zwei Kilometer vor dem Ziel aber bei S-chanf der letzte Anstieg begann, verschärfte Holund das Tempo vor Burman und Bolshunov sowie Krüger, die sich leicht absetzten. Burman und Holund führten kurz darauf die Gruppe an gefolgt von Krüger, während Bolshunov abreißen lassen musste und von Golberg aufgelaufen wurde, kurz darauf sogar noch von dem zuvor zurückgefallenen Klæbo. Einen Kilometer vor dem Ziel vor der schwierigen Abfahrt lag Simen Hegstad Krüger an der Spitze des Trios und ließ sich seinen vierten Weltcupsieg nicht mehr nehmen. „Das war ein hartes Ding, aber ein cooles Rennen. Ich bin noch nie in einem so großen Feld gelaufen, wie es heute teilweise der Fall war. Das war ja wie bei der Tour de France! Obwohl die Strecke leicht war, wurde man von dem scharfen Seitenwind sehr müde. Ich wusste, dass wir am Ende versuchen mussten zu attackieren. Das hat gut geklappt. Ich war aber in Sorge, von den schnellen Sprintern noch eingeholt zu werden“, so Simen Hegstad Krüger bei TV2. Hans Christer Holund beendete die Saison als Zweiter, Jens Burman jubelte über den ersten Podestplatz seines Lebens. Rang vier ergatterte noch Johannes Høsflot Klæbo, der Pål Golberg und Alexander Bolshunov hinter sich ließ. Bolshunov beklagte später Materialprobleme: „Ich hatte langsame Ski. Im Flachen musste ich doppelt so oft anschieben wie die anderen.“ Borodavko vermutet allerdings eher Motivationsprobleme am Ende einer langen und erfolgreichen Saison. Martin Løwstrøm Nyenget wurde Siebter vor dem nächsten Sprinter Erik Valnes.
Cologna Neunter, Bögl Elfter mit schnellster Zeit
Dario Cologna und Lucas Bögl mussten bei der Tempoverschärfung im Anstieg abreißen lassen und belegten die Plätze neun und elf, womit der Bayer nach seinen zuletzt schwachen Leistungen sichtlich zufrieden war. Später wurde bestätigt, dass er mit Startplatz 58 die eindeutig schnellste Laufzeit gehabt hatte, 36 Sekunden vor Hope. Jonas Dobler fiel schon in Zuos in den zweiten Teil der Gruppe zurück und fand sich auch im Anstieg in der Gruppe hinter Bögl wieder. Am Ende bedeutete das Rang 17, 1:03 Minuten hinter dem Sieger mit der fünftschnellsten Zeit des Tages. Sebastian Eisenlauer hatte vor Zuos viele Kräfte investiert, kam aber nicht ganz wieder an die Teamkollegen heran. Dennoch betrug sein per GPS gemessener Rückstand 400 Meter vor dem Ziel nur 1:20 Minuten. Als er die Zielgerade erreichte war er sehr langsam unterwegs und wurde dort noch von Musgrave und Cédric Steiner überholt. Am Ende bedeutete das Platz 50 mit 5:46 Minuten Rückstand. Wie Peter Schlickenrieder später erklärte, hat es ihn am Ende „erwischt“ hat und nur noch langsam ins Ziel laufen. Nach Dario Cologna wurde Jason Rüesch als 37. zweitbester Schweizer, während Ueli Schnider, der lange gut im Rennen lag, am Ende 41. wurde. Candide Pralong und Jonas Baumann kamen als 43. und 44. ins Ziel, Beda Klee wurde 46.
Notz mit gutem Rennen hinter der großen Gruppe
Florian Notz gehörte nach wenigen Kilometern offiziell zur kleinen „Verfolgergruppe eins“, sah das große Feld aber nur in weiter Ferne mit mehr als einer Minute Rückstand. Der vor ihm gestartete Janosch Brugger lag bei Surlej nach zwölf Kilometern schon 90 Sekunden hinter ihm. Roman Furger lag bei der ersten Zwischenzeit 60 Sekunden hinter Florian Notz, Mika Vermeulen hatte ebenfalls deutlich auf Notz verloren und lag in Surlej eine Minute hinter Brugger, der dort sein Rennen vorzeitig beendete. Ab Kilometer 15 war Florian Notz fast auf sich allein gestellt: Westberg konnte nicht mehr mitgehen, Bury begleitete den Deutschen aber auch im weiteren Rennverlauf. In der zweiten Rennhälfte zog sich das Feld aber so weit auseinander, dass Florian Notz dem Ende des Feldes immer näher kam. Erst nach der Tempoverschärfung vorne nach Chervotkins Ausreißversuch wuchs sein Abstand insgesamt und auf das Ende der ehemals großen Spitzengruppe wieder etwas an. Der Mann mit dem Hammer kam jedoch in der Endphase, wo der 28-Jährige wie auch viele andere Athleten noch mehrere Minuten verlor. Seine Position aus der ersten Rennphase konnte er jedoch mit Platz 55 in etwa halten, die große Gruppe hatte er zu Rennbeginn nach seinem schlechten Massenstart nicht mehr erreichen können. 30 Sekunden nach ihm erreichte Roman Furger als 56. das Ziel. Livio Bieler hatte in seinem letzten Rennen noch viel zeit verloren und überquerte als 60. die Linie. Rang 74 ging nach einem harten Rennen und 16 Minuten Rückstand an Mika Vermeulen.
DSV Team zufrieden: „Konnte nichts mehr falsch machen“
Für das deutsche Team war das heutige Rennen ein versöhnliches Ende nach enttäuschenden letzten Wochen. Vor allem Lucas Bögl konnte mit der schnellsten Laufzeit und Endrang elf hochzufrieden sein. „Das war heute irgendwie… ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Laufen. Das war eines der schönsten Rennen meines Lebens. Ich bin reingegangen mit einem 58. Platz von gestern. Scheißegal, ich kann nichts mehr verkehrt machen, es kann nur noch nach vorne gehen. Ich habe dann davon profitiert, dass die vorne ein bisschen bummeln. Da bin ich recht schnell hingeschwommen und konnte mich zum Schluss lange halten.“ Auch Jonas Dobler kann mit positiven Gefühlen die Weltcup Saison beenden. „Ich bin absolut zufrieden. Ich war mit dem gestrigen Rennen nicht zufrieden, aber heute habe ich nochmal einige Plätze gutmachen können. Es war ein gutes Rennen, hat Spaß gemacht und war ein versöhnlicher Abschluss“, sagte er. Auch Peter Schlickenrieder war mit seinen Athleten sehr zufrieden, hätte sich aber ein besseres Ergebnis für Florian Notz gewünscht: „Es hätte mich gefreut, wenn ein Florian Notz belohnt worden wäre für die harte Arbeit, die er vom Start weg getan hat. Er hat wirklich alles gegeben, hat versucht, die Lücke zu schließen, aber wenn man bei dem Gegenwind immer alleine arbeitet, hat man keine Chance. Er war richtig gut unterwegs, aber wenn er so hart arbeiten muss, dann erwischt es einen auf der Strecke wie den Janosch auch.“
=> Ergebnis 50 Kilometer FT Verfolgung