Am Wochenende findet im schwedischen Östersund das Finale des Biathlon Weltcups statt. An drei Wettkampftagen stehen sechs Entscheidungen an und die weltbesten Biathletinnen und Biathleten werden für ihre konstanten Leistungen während der ganzen Saison mit den Trophäen für die Gesamtweltcupwertung und die Einzelwertungen geehrt. Neben drei deutschen Debütanten wird auch Stina Nilsson erstmals im Weltcup starten.
Saisonfinale nach Östersund verlegt
Anfang Februar musste das ursprünglich am Osloer Holmenkollen in Norwegen geplante Saisonfinale verlegt werden, da wegen des extremen Anstiegs der Infektionszahlen durch Verbreitung der britischen Mutation in Norwegen ein generelles Einreiseverbot verhängt wurde. Beim Weltverband, der Internationalen Biathlon Union (IBU), war man stets auf solche Szenarien vorbereitet und hat innerhalb zwei Tage einen Ersatzausrichter präsentiert. Das schwedische Östersund ist nun Gastgeber des letzten Weltcups der Saison 2020/21. Östersund stand ursprünglich zu Beginn der Saison als Ausrichter eines Biathlon-Weltcups im Wettkampfkalender, musste wegen der gewünschten Einschränkung der Reisetätigkeit jedoch die Ausrichtung an das finnische Kontiolahti abtreten. Östersund ist eine Stadt mit knapp 50.000 Einwohnern in der schwedischen Provinz Jämtland. Die Stadt liegt ungefähr in der Mitte Schwedens am bekannten See Storsjön („Großer See“) und ist einer der größten Wintersportorte Schwedens. Aus diesem See soll das Seeungeheuer entstiegen sein, welches für das Maskottchen „Birger“ Pate stand. Östersund ist immer wieder Austragungsort nationaler und internationaler sportlicher Großereignisse. 213 Athleten aus 29 Nationen werden an den Wettkämpfen teilnehmen. Jüngste von ihnen ist die 19jährige Grönländerin Ukaleq Astri Slettemark, ältester Athlet der 38jährige Österreicher Simon Eder.
Wer wird Gesamtweltcupsieger – wie stehen die Chancen?
Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren wurden insgesamt 26 Wettkämpfe durchgeführt. Die vier schlechtesten Ergebnisse werden gestrichen und die restlichen 22 fließen in die Gesamtwertung ein. Drei Rennen stehen noch aus: Ein Sprint, die anschließende Verfolgung und zum Abschluss der Massenstart. Beim derzeitigen Ranking wurde das jeweils schlechtestes Ergebnis bereits gestrichen und daraus ergibt sich bei den Herren die Führung von Johannes Thingnes Boe (1.011 Punkte) vor Sturla Holm Laegreid (986 Punkte). Jeder Fehlschuss, jede Sekunde auf der Strecke und jede Platzierung können das Tüpfelchen auf dem i bedeuten und den Ausschlag geben, wer von den beiden am Ende die große Kristallkugel gewinnt. Letztlich wird es bei den Herren in jedem der drei noch ausstehenden Wettkämpfe darum gehen, wer von den beiden Norwegern sich besser platziert und mehr Punkte auf sein Konto bekommt und ob Johannes Thingnes Boe zum dritten Mal in Folge Gesamtweltcupsieger wird oder ob der junge Überflieger Laegreid sich in seinem ersten Weltcupjahr auch den Gesamtsieg holt. Die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung ist ihm bereits sicher, die Herren sind Sieger in der Staffelwertung und die Mixedwertung holten sich auch die Norweger.
Tiril Eckhoff steht vorzeitig als Gesamtweltcupsiegerin fest
Bei den Damen ist der Vorsprung von Tiril Eckhoff etwas deutlicher. Sie führt derzeit mit einem Vorsprung von 140 Punkten vor ihrer Teamkollegin Marte Olsbu Roeiseland und wäre auch bei einem Totalausfall in den drei Wettkämpfen nicht mehr einzuholen. Sie stand bereits nach dem letzten Weltcup in Nove Mesto als Gesamtweltcupsiegerin fest und ist daher Nachfolgerin von Dorothea Wierer. Die Italienerin holte sich die Kugel in der vorletzten Saison knapp vor Lisa Vittozzi (ITA) und in der letzten Saison knapp vor Tiril Eckhoff. Die Norwegerin gewinnt auch die kleine Kugel im Sprint und in der Verfolgung und bei den Staffeln stehen die Gesamtsieger ebenfalls bereits fest. Lisa Theresa Hauser und Dorothea Wierer gleichsam haben die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung bereits sicher und in der Staffelwertung bei den Damen waren die Schwedinnen am konstantesten. Bei den Damen wird es lediglich am Abschlusstag spannend, wer sich die Disziplintrophäe im Massenstart holt. Die Französin Julia Simon führt vor Marte Olsbu Roeiseland, Lisa Hauser, Tiril Eckhoff und auch Franziska Preuß hat noch eine kleine Chance.
Heimweltcup für die Schweden – Stina Nilsson im Aufgebot
Für den Heimweltcup in Östersund wurden vom schwedischen Cheftrainer Johannes Lukas nominiert: Bei den Damen: Hanna Öberg, Mona Brorsson, Linn Persson, Elvira Öberg, Anna Magnusson und Stina Nilsson. Die Ex-Langläuferin wurde aufgrund ihrer Leistungen im IBU Cup ins Nationalteam geholt und wird dort, wo sie das Schießen erlernte, ihr Bestes versuchen. Bei den Herren sind Sebastian Samuelsson, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma, Peppe Femling und Gabriel Stegmayr im Team. Letzterer stand beim letzten Biathlon Weltcup in Nove Mesto zusammen mit Mona Brorsson am Fernglas, da der Trainer Mattias Nilsson positiv auf Corona getestet wurde und sich daraufhin das gesamte schwedische Trainerteam in Quarantäne begeben musste. In Östersund werden nun Anna-Maria Uusitalo als Verantwortliche, Jonas Johansson am Schießstand, Erika Oskarsson und Ola Ravald auf der Strecke und Marcus Bystedt im Start und Ziel die Traineraufgaben übernehmen. „Ich bin wieder daheim in München, die anderen zwei Kollegen sind mittlerweile in Schweden, aber auch in Quarantäne und Mattias geht es soweit gut, der ist noch in Nove Mesto,“ so der schwedische Chefrainer Johannes Lukas, „in Östersund haben wir jetzt die IBU-Cup-Trainer-Mannschaft mehr oder weniger dabei, die werden das gut machen. Ich bin mir sicher, dass das gut laufen wird.“ Hanna Öberg liegt in der Gesamtweltcupwertung und auch in der Sprintwertung hinter Eckhoff und Roeiseland auf Rang drei und vor allem im Nationencup der Damen nur ganz knapp hinter den Norwegerinnen auf Position zwei. Diese Auszeichnung könnten sich die Damen nach der kleinen Kugel für die Staffelwertung noch holen. Bei den Herren liegt Sebastian Samuelsson am besten platziert, hat zwar keine Chance mehr auf einen Wertungssieg, aber ein Heimsieg wäre sowohl bei den Damen als auch bei den Herren drin.
Amy Baserga und Emilien Claude lösten Weltcup-Ticket bei JWM
Die 20jährige Schweizerin Amy Baserga darf beim Saisonfinale in Östersund zum ersten Mal Weltcup-Luft schnuppern. Baserga hat sich ihren Startplatz nach den Ergebnissen bei der Jugend- und Juniorenweltmeisterschaft in Obertilliach verdient. Nach Rang vier im Einzel wurde sie Juniorenweltmeisterin im Sprint und holte sich nach einem Start-Ziel-Sieg in der Verfolgung den zweiten Titel. Sie war damit beste Juniorin mit persönlichem Startrecht beim Saisonfinale. Bei den Junioren wurde der jüngere der drei Claude-Brüder, Emilien (21) aus Frankreich, mit drei Goldmedaillen (Sprint, Verfolgung, Staffel) und einer in Bronze (Einzel) Bester. Auch für ihn gilt die wild-card-Regelung. Erste Weltcupluft schnupperte Emilien allerdings diese Saison bereits in Oberhof und später in Antholz und zum Abschluss in Östersund werden wieder alle drei Brüder am Start stehen.
Das deutsche Team für Östersund
Die Rennen werden live in der ARD und auf Eurosport übertragen.
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