Der norwegische Langdistanz-Spezialist, Teambesitzer, FIS Worldloppet Cup Sieger und Olympia-Goldmedaillengewinner Anders Aukland hat am vergangenen Wochenende einen beeindruckenden neuen Weltrekord aufgestellt: Er lief 700 Kilometer am Stück auf Langlaufskiern in insgesamt 41 Stunden (wir berichteten hier). Worldloppet Pressechef Gunnar Zlöbl hat mit dem müden, aber glücklichen Weltrekordhalter gesprochen.
Zwei Tage ist es her … Ich nehme an, dass du nach 700 Kilometern Langlaufen noch nicht ganz erholt bist. Wie fühlst du dich?
Nein, ich bin absolut noch nicht erholt. Ich denke, das wird etwa eine Woche dauern. Jetzt bin ich müde. Nicht zu schlimm, aber müde. Meine Arme schmerzen und mein Ellbogen und meine Finger tun weh, aber ich denke, in einer Woche bin ich wieder erholt.
Ist deine Saison jetzt vorbei?
Meine Saison endete mit dem Arefjällsloppet vor zwei Wochen. Diese Langstrecken-Tour war nicht wirklich geplant. Zwei Tage vorher dachten wir, dass es eine gute Idee wäre, eine richtig lange Skitour zu machen, denn im Frühling sind die Skibedingungen in der Nähe von Oslo großartig.
Du bist 41 Stunden lang gelaufen. Wirklich nonstop?
Ja. Wir haben nur kleine Pausen gemacht, um unsere Trinkgürtel aufzufüllen oder ein Gel oder Schokolade zu holen. Maximal zwei bis drei Minuten. Nur eine Pause war etwas länger, vielleicht sieben Minuten, als wir in der Nacht mehr Klamotten anziehen mussten, weil es wirklich kalt war.
Was war deine Strategie für diesen Rekord?
Unser Ziel war es, eine sehr lange Ski-Einheit zu genießen. Wir waren nicht auf den Weltrekord fokussiert, wir waren mehr an der Erfahrung einer so langen Einheit interessiert. Das Ganze war kein „Weltrekord-Setup“. Ich bin auch nie am Limit gelaufen.
41 Stunden sind eine sehr lange Zeit. Was ging dir in dieser Zeit durch den Kopf, worüber hast du nachgedacht?
Ich bin nie alleine gelaufen. Meine Partner Simen (Oestensen), Joar (Thele) und ich, wir haben uns viel unterhalten und als die beiden aufhörten, kam mein Bruder Joergen für die letzten 90 Kilometer dazu. Es ist das Gleiche wie bei einer normalen Trainingseinheit: Man redet, dann ist eine Weile Stille und dann redet man wieder. Die härteste Zeit war in der Nacht, wenn der Körper herunterfährt und es kalt wird.
Es ist angemessen, dich „DEN Langdistanz-Langläufer“ zu nennen: 14 Siege bei Worldloppet-Rennen. 28 Podiumsplätze. Was war für dich der wertvollste Sieg?
Das ist schwer zu sagen. Aber ich denke, es ist mein Vasalauf-Sieg von 2004. Für einen jungen Läufer ist der Vasalauf DAS Rennen, das man gewinnen will. Aber auch die Siege bein Birken, Jizerska50 und Marcialonga waren toll.
Welches ist das Worldloppet-Rennen, das du am meisten magst?
Das Gute am Skimarathon ist, dass es so viele verschiedene Rennen für unterschiedliche Vorlieben gibt. Ich mag die verschiedenen Möglichkeiten beim Worldloppet. Wenn du ein schnelles Skating-Rennen machen willst, geh ins Engadin. Wenn du ein langes klassisches Rennen suchst, geh zum Vasaloppet. Jedes Rennen hat seine Besonderheit. Für mich persönlich ist es der Vasalauf und dann der Marcialonga. Meine Meinung ist: Langdistanzrennen sollten Langdistanzrennen sein! Das macht den Unterschied zu Weltcup-Rennen aus.
Gibt es jetzt noch Ziele für dich?
Da ich und mein Bruder Joergen ein Profi-Team besitzen – Team Ragde Eiendom – ist mein Ziel, dass unser Team in der kommenden Saison Rennen gewinnt. Natürlich möchte auch ich in einigen Rennen gut abschneiden, aber 49 Jahre alt zu sein ist nicht wirklich ein Vorteil, es wäre besser, 25 zu sein. Mein Ziel ist es also, anderen Läufern zu helfen, Rennen zu gewinnen.
Wir haben ein Ziel für dich: Du hast zehn verschiedene Worldloppet-Rennen beendet, was dich zu einem Worldloppet Master machen würde. Aber es gibt noch zehn weitere Rennen rund um den Globus, die du noch nicht gelaufen bist. Wenn du diese beendest, wirst du ein Global Skier – das wären dann sogar 1088 Kilometer – wäre das nicht ein Ziel für dich?
Anders: (überlegt) Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich habe bisher sehr gute Erfahrungen mit Worldloppet gemacht. Ich habe tolle Erinnerungen an meine Reise zum australischen Kangaroo Hoppet im Jahr 1994 … Vielleicht werde ich also in den nächsten zwei Jahren weitere Rennen bestreiten. Ja … warum nicht.
Quelle: worldloppet.com