Zwei spannende Verfolgungswettkämpfe rundeten die Deutschen Biathlonmeisterschaften 2021 im Hohenzollern Skistadion am Arber ab. Bei den Damen behauptete sich Vanessa Voigt vor Franziska Hildebrand und bei den Herren holte sich Matthias Dorfer den Meistertitel, knapp vor Johannes Kühn.
Matthias Dorfer machts beim letzten Schießen
Mit nur 27 Sek. Rückstand auf den Sprintsieger Marco Groß ging Matthias Dorfer ins Rennen, arbeitete sich trotz zweier Strafrunden in den Liegendanschlägen nach vorne und war nach dem ersten Stehendanschlag, den er mit Null absolvierte, auf Position zwei nach vorne gerückt. Gemeinsam mit dem Silbermedaillengewinner aus dem Sprint, Max Barchewitz, stand er beim letzten Anschlag, versenkte alle Scheiben, während Barchewitz insbesondere beim letzten Schuss zwei Mal absetzen musste. Die bei Biathleten bekannte „Nähmaschine“ ereilte ihn und in der Folge verfehlte er die letzte Scheibe. Als Dritter kam Johannes Kühn zum letzten Schießen und lief nach einer Strafrunde als Zweiter aus dem Stadion. Während Matthias Dorfer (SV Marzoll) als Deutscher Meister 2021 in der Verfolgung ins Ziel kam und nur 4,8 Sek. hinter ihm Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl) kam es zwischen Marco Groß (SC Ruhpolding), Benedikt Doll (SZ Breitnau) und Lucas Fratzscher (WSV Oberhof) zu einem packenden Zielsprint mit dem besseren Ende für Lucas Fratzscher. Er überquerte die Ziellinie 0,3 Sek. auf dem Bronzerang vor Groß auf Rang vier und weitere 0,2 Sek. dahinter kam Benedikt Doll als Fünfter ins Ziel. Das Rennen von Marco Groß verfolgte auch sein extra angereister Vater, der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister, Ricco Groß. Den sechsten Rang belegte Philipp Nawrath (SK Nesselwang), der mit insgesamt nur einem Schießfehler einen großen Satz von Startplatz 20 auf den sechsten Rang schaffte. Max Barchewitz kam schließlich auf Platz zehn.
Vanessa Voigt mit hervorragender Schießleistung zum Meistertitel
Die IBU-Cup-Gesamtsiegerin der letzten Saison Vanessa Voigt (WSV Rotterode) lieferte im Kampf um den Meistertitel in der Verfolgung ein beherztes Rennen und setzte sich nach einer Null im ersten Anschlag an die Spitze des Feldes, die sie bis zum entscheidenden Schießen verteidigte. Obwohl ihr bei einsetzendem Regen im dritten Schießen ein Fehlschuss unterlief, behielt sie eine augenscheinliche Ruhe und kam auch zum entscheidenden Schießen als Erste ins Stadion. Eine weitere tadellose Schießeinlage waren der Schlüssel zum Erfolg, den sie mit einem großen Vorsprung von 41,4 Sek. ins Ziel brachte und sich damit den Deutschen Meistertitel in der Verfolgung sicherte. Auf den Silberrang kam Franziska Hildebrand (WSV Clausthal Zellerfeld). Sie kassierte im ersten Anschlag zwei Strafrunden und fiel zu diesem Zeitpunkt etwas zurück. Bei den weiteren Schießeinlagen blieb sie fehlerfrei und ging an der bis dahin Zweitplatzierten Vanessa Hinz (SC Schliersee) vorbei, da Hinz zwei Strafrunden kassierte und schließlich als Dritte ins Ziel kam. Hinter ihr platzierte sich nach insgesamt zwei Fehlschüssen im ersten Anschlag und drei fehlerfreien Serien ganz überraschend die Juniorin Mareike Braun (DAV Ulm) vor Denise Herrmann (2/3/1/1). Franziska Preuß (SC Haag) war bis zum einsetzenden Regen, der mit unberechenbaren Windverhältnissen einherging, dicht hinter der später Deutschen Meisterin, verfehlte in dieser aussichtsreichen Position drei Scheiben und musste sich mit Rang sechs zufrieden geben.
„Der erste kleine Step ist gemacht“
Vanessa Voigt hat durch ihren IBU-Cup-Gesamtsieg bereits ein persönliches Startrecht für den am 27. und 28. November in Östersund startenden Biathlon Weltcup in der Tasche. Bei der Deutschen Biathlon Meisterschaft am Arber hat sie mit einem fünften Rang im Einzel, dem Vize-Meistertitel im Sprint und dem Titel in der Verfolgung eindrucksvoll, vor allem am Schießstand bewiesen, dass mit ihr gerechnet werden muss. Für die Verfolgung hatte sie sich vorgenommen, nicht zu schnell anzugehen, da der Abstand nach hinten um die 15 Sekunden betrug. „Ich wusste genau, dass ich nicht zu schnell angehen musste oder sollte. Denise hatte 15 Sekunden auf mich und am Berg war sie gleich dran an mir. Da habe ich versucht dran zu bleiben, vor allem im Windschatten, weil es da einfacher ist.“ Aber auch den widrigen Verhältnissen, die gerade zu Beginn des ersten Stehendschießens einsetzten, konnte sie noch etwas Positives abgewinnen. „Ehrlich gesagt, war ich ein bißchen froh, dass der Regen eingesetzt hat, weil die letzten zwei Tage war es mir viel zu warm, ich war mehr froh als traurig, als der Regen kam. Natürlich hat es der Regen nicht einfacher gemacht, gerade auf der Strecke ist es ein bißchen rutschig geworden, ich musste mich schon auf das Schießen konzentrieren und dann einfach auf der Strecke schauen, wer um mich drumherum war.“ Kräftig angefeuert wurde sie von einem 15köpfigen Team aus der Heimat, angeführt von ihren Eltern, die natürlich voller Stolz die Siegerehrung des ersten Deutschen-Meister-Titels ihrer Tochter verfolgten. Ganz besonders freute sich Vanessa, dass sie im Ziel von ihrem Freund, dem Bobsportler Benedikt Hertel, der frühmorgens extra aus Thüringen angereist war, überrascht wurde. Vanessa Voigt (23) will einen Schritt nach dem anderen gehen: „Der Sieg zeigt mir, dass das Training auf jeden Fall gut angeschlagen hat und dass ich auf dem richtigen Weg bin, was nicht heißt, dass ich Riesenschritte machen will, sondern einfach kleine Steps und der erste kleine Step ist auf jeden Fall gemacht.“