Nach ihrem Sprintsieg in Oberstdorf triumphierte Natalia Nepryaeva auch im Massenstart im Val di Fiemme und wiederholte damit ihren Sieg aus dem Vorjahr. Katharina Hennig wurde gute Fünfte vor Teresa Stadlober und eine starke Katherine Sauerbrey löste ein halbes Olympiaticket.
Nepryaeva mit entscheidender Attacke
Nach dem geplanten Ausstieg weiterer Athletinnen, darunter Victoria Carl, Coletta Rydzek, Laurien von der Graaff und Nadja Kälin, nahmen noch 52 Athletinnen am Massenstart über zehn Kilometer in der klassischen Technik teil. Nach einem scharfen Start von Jessie Diggins war das Tempo zunächst gering und wurde von Johanna Hagström und Kerttu Niskanen angeführt und die Schwedin holte sich auch wie beabsichtigt die Bonuspunkte nach 2,3 Kilometern. Anschließend verschärfte Ebba Andersson das Tempo, dem Jessie Diggins früh zum Opfer fiel. Die Schwedin verfolgte das Ziel, möglichst noch Zeit auf Natalia Nepryaeva gutzumachen (+1:14 Minuten), der sie vor einem Jahr an der Alpe Cermis allerdings 1:40 Minuten abgenommen hatte. Die Gruppe verkleinerte sich auf sechs Athletinnen mit Katharina Hennig und Teresa Stadlober, dahinter folgte eine weitere Sechsergruppe mit Diggins am Ende. In der dritten Runde versuchte die Schwedin weiter, das Tempo hochzuhalten und setzte sich kurzzeitig mit Heidi Weng leicht von den anderen ab. In der letzten Runde setzte Natalia Nepryaeva, die sich das ganze Rennen zurückgehalten und versteckt hatte, die entscheidende Attacke nach der schwierigen Kurve im Zorzi-Anstieg vor dem Ziel. Niemand konnte ihrem Antritt folgen: Teils weil die Ski nicht mehr gut waren, weil der Weg aus der zweiten Reihe blockiert war oder es von hinten einen Kontakt an den Skienden gab. So war die Russin nicht mehr einzuholen, die über ihren insgesamt vierten Weltcupsieg jubelte: Alle im Rahmen der Tour, zweimal im Sprint in Oberstdorf, zweimal im Massenstart im Val di Fiemme. Heidi Weng gewann den Zielsprint um Platz zwei gegen Krista Pärmäkoski, die sich aber auch sichtlich über ihr erstes Podium seit fast zwei Jahren freute. Ebba Andersson wurde Vierte vor Katharina Hennig und Teresa Stadlober. Aus der zweiten Gruppe hatte sich Kerttu Niskanen abgesetzt und sicherte sich Rang sieben. Achte wurde Tiril Udnes Weng vor Johanna Matintalo und Tatiana Sorina.
Hennig zufrieden mit Platz fünf
Es ist ein Massenstart, der Katharina Hennig sehr liegt: 2020 lief sie im Val di Fiemme als Dritte das erste Mal aufs Podium, 2021 wurde sie sogar Zweite. Im Startgetümmel musste sie dann aber einen gebrochenen Stock ersetzen und fiel etwas nach hinten zurück. Bis zum Brink-Anstieg nach 1,4 Kilometern hatte sie sich aber wieder nach vorne gearbeitet. Nun hielt sie sich ganz vorn bei den Besten auf und ging auch Anderssons Attacke in der zweiten Runde mit. In der dritten sorgte sie maßgeblich dafür, dass Andersson und Weng sich nicht endgültig absetzen konnten. In der letzten Runde nahm sie taktisch klug die Kurve vor dem letzten Anstieg und lief Seite an Seite mit Krista Pärmäkoski und Natalia Nepryaeva, die die Außenbahn nehmen musste, bergauf. Dem Angriff der Russin versuchte sie zu folgen, verlor dann aber auch noch den Anschluss an Pärmäkoski und Weng, weil Andersson ihr von hinten auf die Ski trat und sie aus dem Rhythmus kam. „Ich habe bestätigt, dass ich auf der Strecke vorne mitlaufen kann und das ist die Hauptsache. Bei der Tour ging es sehr zäh los, darum bin ich froh, dass es hier wieder gut läuft. Ich hatte einen Stockbruch nach dem Start, hing ganz hinten dran und es hat Körner gekostet, wieder nach vorne zu kommen. Das habe ich dann in der zweiten und dritten Runde sehr gemerkt und ich dachte, ich falle aus der Gruppe raus. Diese Körner haben dann am Ende gefehlt. Aber traurig bin ich über einen 5. Platz nicht“, so Hennig, die in der Gesamtwertung Neunte ist, 2:10 Minuten hinter Nepryaeva und 30 Sekunden hinter Platz fünf. Zu der Situation mit Andersson sagte sie: „Die hinter mir ist mir im letzten Anstieg ständig auf die Ski getreten, dann kann man den Kick nicht mehr richtig finden. Dann bin ich weggerutscht und dann haben die paar Körner noch gefehlt, aber ich bin trotzdem sehr glücklich.“
Stadlober zu glatt auf Platz sechs
Teresa Stadlober hatte sich diese Rennen als eines ihrer Ziele bei dieser Tour de Ski herausgepickt, aber leider fehlte heute der richtige Ski, um ein noch besseres Ergebnis innerhalb der Gruppe zu erreichen. Immer wieder hatte die Radstädterin in den Anstiegen Probleme, musste grätschen und rutschte weg, so dass sie den Anschluss verlor, in den Abfahrten aber immer wieder hinkam – mit Ausnahme der Abfahrt ins Ziel, so dass sie dennoch gute Sechste wurde. Ein Ergebnis, mit dem die Österreicherin nicht unzufrieden war: „Wieder in den Top-Sechs zu sein, ist natürlich voll cool, aber es war ein richtig hartes Rennen. Die Strecke hier in Val di Fiemme mag ich sehr gerne, ich bin hier immer stark gelaufen und auch das Rennen heute war richtig gut. Jetzt bin ich momentan Achte in der Gesamtwertung, was natürlich super ist und vielleicht ist nach vorne noch etwas möglich. Morgen heißt es dann noch einmal voll zu attackieren und ich werde auf jeden Fall alles geben.“ Das Schweizer Team ist mit nur noch zwei Athletinnen arg dezimiert. Nur Nadine Fähndrich konnte als 27. noch ein paar Punkte holen. Gut fühlt sie sich aber nicht mehr: „Ich merkte von Beginn weg, dass ich leer bin.“ Lydia Hiernickel wurde 45. und ist noch guter Dinge: „Ich freue mich richtig auf den Anstieg von morgen.“
Halbe Norm für Sauerbrey, Lohmann 16.
Erst bei dieser Tour de Ski debütierte Katherine Sauerbrey im Weltcup – mit Ausnahme eines kurzfristigen Einsatzes in einer Staffel in Lillehammer vor zwei Jahren, für die sie von ihrem Trainingsort in Skandinavien nachnominiert wurde. Schon in der Lenzerheide und in Oberstdorf wusste die Thüringerin zu überzeugen, als sie unter anderem zweimal in die Punkte lief. Nun hat die 24-Jährige sogar die halbe Olympianorm erfüllt mit einem tollen zwölften Rang. Dabei war sie lange Zeit mit Lisa Lohmann und Charlotte Kalla in der Verfolgung der ersten beiden Gruppen unterwegs, löste sich dann im Alleingang und lief an die zweite Gruppe heran, so dass sie noch vor Jessie Diggins Zwölfte wurde. „Ich bin mega happy, das war so ein cooles Rennen. Ich kann es bis jetzt nicht glauben. Ich denke, ich habe in der ersten Runde schon viel liegen lassen, aber ich glaube, ich habe mir das extrem gut eingeteilt. Die Lisa hat mich extremst motiviert und hat von Anfang an ein richtig gutes Rennen gemacht und da wusste ich, das kann was werden heute. Und dass es dann so ausgeht, ist natürlich super“, freute sich die Thüringerin. Mit Lisa Lohmann zeigte sie ein sehr gutes Teamwork, auch wenn Lohmann das Tempo am Ende nicht mehr mitgehen konnte und 20 Sekunden verlor. Sie wurde sehr gute 16. und damit knapp an der halben Norm vorbei, was nach diesem Rennen aber nicht wichtig war: „Mein Rennen war richtig gut, ich bin super zufrieden. Meine Ski gingen ab wie Schmidts Katze, vom Stieg her hatte ich richtig gut und Fahrt war auch echt super und von daher wusste ich, das kann was richtig Gutes werden. Mein Körpergefühl war gut und zusammen mit der Kate, das war gut.“ Sofie Krehl wurde noch gute 20., Pia Fink kam mit zwei Minuten Rückstand als 29. ins Ziel. Antonia Fräbel wurde 40.
Das sagt der Teamchef
Wir sind sehr zufrieden mit dem Teamergebnis, allen voran Katharina Hennig, die wieder ein tolles Rennen hier absolviert hat, einen Stockbruch verkraften musste gleich in der ersten Runde, einen ganzen Anstieg gehandicapt hochlaufen musste und das waren dann wohl die entscheidenden Körner, die ihr für einen Schlussangriff gefehlt haben, um vielleicht ein oder zwei Plätze weiter vorne zu sein. Aber da wollen wir das Gute sehen. Es war ein Top Rennen, ein weiteres Top6 Resultat, von daher als sehr gut einzustufen. Tolle Technik, war ein Paradelauf. Desweiteren haben wir uns riesig gefreut über die Jungen, die hier sich hier in die Top16 geschoben haben. Allen voran Katherine Sauerbrey, die sich ja im Endeffekt von außerhalb der Mannschaft wieder in den Weltcup qualifizieren musste und jetzt diesen großen Schritt geschafft hat. Das freut uns für das Mädel riesig, dass der Aufwand und die harte Arbeit sich bezahlt gemacht hat und damit nun auch eine halbe Qualifikationsnorm Für Olympia in der Tasche hat. Diese halbe Norm verpasst hat Lisa Lohmann, die aber nochmal jünger ist, unsere Juniorenweltmeisterin des letzten Jahres. Für die ist es ein Top Ergebnis, ein toller Einstand im Weltcupzirkus und sicherlich auch motivierend morgen vielleicht sogar ähnliche Ergebnisse zu bringen oder noch eins drauf zu legen beim Final Climb. Gutes Teamergebnis, Sofie Krehl mit ihrem 20. Platz, da fehlt noch der letzte Kick nach vorne, aber als 20. gute stabile Leistung. Ähnlich Pia Fink mit ihrem 29. Platz, da ist im Moment noch ein bisschen Müdigkeit da, da fehlt die Erholungsphase, dass man den nächsten Step nach vorne macht und sich unter den Top15 platziert. Wen es heute leider ein bisschen erwischt hat, ist Antonia Fräbel. Die hat den Belastungen der Vortage Tribut zollen müssen und ist nicht in dem erwarteten Bereich, wo sie eigentlich hingehört, in die Top20 oder 30. Aber das kann morgen schon wieder anders aussehen. Tolle Leistung der Wachsler, wir haben tolle Ski gehabt, die braucht man, um solche Leistungen abrufen zu können und von daher sehr guter Teamerfolg.
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