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Armin hat eine interessante Frage gestellt: https://www.xc-ski.de/community/foren/thema/marcialonga-training/page/2/ Wer eine Einschätzung zu diesem konkreten Lauf abgeben kann, kann dies dort tun.
Darüber hinaus wäre es interessant das Thema grundsätzlich zu diskutieren. Deshalb habe ich diesen neuen Thread eröffnet: Wie sind Eure Einschätzungen und Erfahrungen? Lohnt es sich bei einem klassischen Volkslauf auf das Steigwachs zu verzichten? Dabei gehe ich von der Annahme aus, dass das Ziel ist schnellstmöglich vom Start zum Ziel zu kommen 🙂
Ich freue mich auf einen interessanten Austausch. Ich denke, dass dies für viele Volksläufer ein akuelles Thema ist!
Wenn man es gut kann ok….. Ich habe es 1x probiert und am Ende der 45km wurde jeder kleine Hügel zur Qual. Ich habe auch schon oft erlebt, dass gerade bei Anstiegen die “Schieber” mit krebsroten Gesicht und einem Stock der kurz vor der Durchbiegung ist andere Diagonalläufer massiv behindern. Man könnte locker vorbei hat aber auf allen Spuren eine Front von diesen selbsternannten Weltmeistern.
Ich glaube diese Frage wird wieder sehr heiß diskutiert werden. Und es sind immer eine Menge Faktoren vorhanden, die den Vergleich sehr schwer machen
1. Diagonaltechnik bergauf (ich zum Beispiel habe eine grausame Technik)
2. Fähigkeit seinen Ski gut zu wachsen (und hier meine ich speziell die Steigzone) – ist halt blöd wenn ich entweder zu spitz oder zu stumpf bin….
3. Power für den Doppelstockschub – und zwar nicht nur für 30km, denn wie heißt es so schön: “Am Ende kackt die Ente”. Ich habe zum Beispiel im Training ohne Probleme die letzten 20km des Nordenskiöldsloppet geschoben. Im Rennen, nach 200km, war ich für jedes bisschen Kick bergauf dankbar. (Wobei ich dieses mal schon sehr mit dem Durchschieben liebäugle)
4. Schneeverhältnisse (hängt z.T mit Punkt 2 zusammen, aber nicht nur)
5. Und natürlich das Profil des Rennens. Den Kaiser-Max z.B. würde ich nicht schieben, den Dolomitenlauf (auf der Originalstrecke) schon.
Und die Aussage, dass Doppelstockler bergauf die Diagonalfahrer behindern ist aus meiner Sicht genauso falsch wie zu sagen, dass die Diagonaler den Doppelstocklern bergab und auf der Ebene im Weg stehen. In der Regel kann man IMMER überholen, wenn man deutlich schneller ist.
Und damit keiner böse ist, will ich mit den Worten von Didi Hallervorden enden: “Das ist nur ihre Meinung, und ihre Meinung interessiert hier nicht!”
<p style=”text-align: center;”>Ich denke jeder sollte die Technik laufen mit der er glaubt für sich die Beste Platzierung herauszuholen. Speziell für solche Sportler die nicht die Möglichkeit haben viel auf Schnee zu trainieren ist es sicher einfacher das Schieben zu trainieren und zu lernen alls eine halbwegs saubere Klassik Technik! Für Rennen mit nicht zu knackigen langen Anstiegen auch sicher die schnellere Technik! Doch eins sollte man nicht vergessen: ich bin mir sicher dass zu 90% von den ” Amateurschiebern” zu lange Stöcke verwenden was ja wiederum unfair ist und weiters sieht man sehr oft in den Anstiegen dass dem ein und den anderen dann doch das nötige “Schmolz” in den Armen fehlt und dann doch der ein und der andere Skatingschritt eingeschoben werden muss um ein bisschen vorwärts zu kommen! Beim Gsiesertallauf ist für die 30km Distanz die Schiebetechnik sicherlich die bessere Wahl wobei man auf der 42km Distanz besser zu Steigwachs greifen sollte,da es dort wirklich eine enorme Kraft und eine gute Schiebetechnik braucht um die letzten Anstiege bewältigen zu können! Zum Überholen möchte ich noch sagen, der stärkere Läufer sollte eigentlich immer einen Weg zum Überholen finden ,ansonsten ist er nicht wesentlich besser alls der Vordermann…??</p>
Doch eins sollte man nicht vergessen: ich bin mir sicher dass zu 90% von den ” Amateurschiebern” zu lange Stöcke verwenden
Das stimmt. Geht man sogar dem Stocklängen Rechner nach und selbst bei den Volksläufen herrschenden Regelung der Stockmaximallänge nach, würde dies ja eigentlich sogar zu einer Disqualifikation führen (zumindest schreibt das Fischer selbst so bei sich auf der Webseite).
Was das Schieben angeht: Ich merke schon, dass eher ungeübte Schieber auf Anstiegen einen Diagonalläufer im Weg sind, zumindest muss man verlangsamen und warten bis man vorbei kommt, während rechts und links andere Diagonalläufer vorbei ziehen. Das wird im vorderen Feld sicherlich anders aussehen.
Ich selbst hab aber auch schon mal beim KLL durchgeschoben. Einen sehr großen Vorteil konnt ich da aber auch nicht ausmachen, das mag aber auch an den damals schwierigen Bedingungen gelegen haben.
Bei recht flachen Terrains ohne lange Rampen würde ich es aber auch nochmal versuchen.
Dann möchte ich auch meinen „Senf“ dazu geben 😉
1. Zielsetzung: Es ist legitim sich das Ziel zu formulieren z.B. den Vasalauf „durchzuschieben“. Dafür kann man trainieren und das kann man dann entsprechend durchziehen. Für mich geht es bei einem Skilanglaufrennen aber darum, in möglichst kurzer Zeit auf regelkonforme Art und Weise vom Start zum Ziel zu kommen. Die Wahl der Mittel ordnet sich dieser Zielsetzung unter.
2. Mode: Die Entscheidung zwischen Skiern mit und ohne Steigwax ist ein Stück weit eine Modefrage. Es ist es noch gar nicht so lange her, seitdem plötzlich „alle“ meinten Skirennen „durchschieben“ zu müssen. Ich habe ein norwegisches Buch über das Skiwaxen von den Auklands und da schreiben sie in der Einleitung zum Kapital „Steigwax“ Folgendes:
„In den letzten Jahren ging es unter den allerbesten Spitzenläufern darum einzelne Langdistanzrennen auf glatten Skiern zu gehen. Vorläufig ist der Gebrauch von Steigwax dominierend und etwas weiter hinten in den Reihen geht es selten um etwas anderes, als Ski mit Steigwax, unbesehen des Loipenprofils und den Schneebedingungen.“
Das Buch liegt mir in der dritten Auflage von 2014 vor – es handelt es sich also nicht um eine Aussage aus einem anderen Jahrhundert! Und sind wir Amateure im Jahr 2022 soviel besser, als die im Text Beschriebenen!? Auklands & Co. würden natürlich zwischenzeitlich nicht von einer „Mode“, sondern schon eher von einem Dogmen-Wechsel sprechen, der gekommen ist um zu bleiben.
3. Fehlschluss: Ja – es ist so, dass Skimarathons in den letzten Jahren nur noch ohne Steigwax gewonnen worden sind. Man begeht m.E. jedoch einen Fehlschluss, wenn man daraus ableitet, dass Doppelstock (DP) für Jedermann die schnellere Technik sei.
Profi-Sportler haben andere Voraussetzungen in Bezug auf Ausdauer, Kraft, technischem Können, Material, Betreuung, etc. Was dort unter Umständen die schnellste Lösung ist, muss für einen Amateursportler noch lange nicht die schnellste Lösung sein. Und es gibt noch einen anderen wesentlichen Unterschied: Bei den besten Athleten geht es ums Gewinnen – nicht um die bestmöglichste Zeit! Man nimmt es dann z.B. in Kauf, dass man an den Anstiegen des Vasalaufes Zeit verliert, weil es wichtiger ist auf den letzter Kilometern eine schnellen Ski zu haben und einen möglichen Zielsprint gewinnen zu können.
Wenn ich im Fernsehen bei der Tour de France sehe, mit welchen Übersetzungen und Kurbeln dort an den Alpenpässen gefahren wird, dann komme ich ja auch nicht auf die Idee zu sagen, dass meine Kompaktkurbel mich langsam an den Bergen machen würde und dass ich mit „Heldenkurbel“ und entsprechender Übersetzung schneller wäre!?
4. Technische Herausforderung der Klassischen Technik: Meine Vorredner haben es angesprochen, dass es nicht so leicht ist diagonal sauber und gewinnbringend zu laufen. Der Großmeister Klæbo sagt in seinen Technikvideos, dass die diagonale Technik die anspruchsvollste im Skilanglauf sei. Ich erinnere mich an Tischgespräche in der Jugendherberge in Pontresina vor dem „La Diagonela“. Da wurde klar, dass es viele Sportler gibt, die DP laufen, weil sie nichts anderes können – nicht weil es schneller ist.
5. Herausforderung Steigwaxen: Carsten hat es bereits angesprochen, dass das Steigwaxen eine Herausforderung ist. Da kommt bei der Skipräparation eine „weitere Baustelle“ hinzu. Es handelt sich um ein Handwerk, das man üben muss, um es zu beherrschen. Manchmal klappt es und man fühlt sich wie der „King“ und einen Tag später kann man sich schon wieder wie der größte Trottel fühlen, wenn man mit einem glatten Ski an einem Anstieg wie eine Ente rumwatschelt 😮 Und dann wird man ganz schnell zum „Schieber“ – ob man es will oder nicht 😉 Es gibt natürlich auch Bedingungen, bei denen es einfach schwierig ist zu waxen (z.B. die berühmt-berüchtigten „Zero-Conditions“ oder wechselnde Bedingungen auf einer langen Strecke).
6. Bremswirkung Steigwax: Dies war vielleicht einer der Hauptgründe, warum man angefangen hat auf das Steigwax zu verzichten? Was bergauf „bremst“ bzw. Stieg gibt, kann potentiell auch bergab bremsen oder im DP zumindest ein „träges Gefühl“ geben. Soweit so gut. Aber da fehlt mir etwas die Erfahrung bzw. die Vergleichsmöglichkeit: Verliert man mit einem gut oder kurz gewaxten Ski wirklich viel Gleitvermögen? Wie sind Eure Erfahrungen?
7. Training und Können: Ein alter Trainingsgrundsatz sagt „Du kannst, was Du trainierst.“ Von daher ist es schwierig herausfinden zu können, ob gewaxte oder „glatte“ Ski wirklich schneller sind. Die Langdistanz-Profis trainieren nur noch DP. Wenn dann jemand wie Eliassen vor einigen Jahren beim La Diagonela doch wieder einen Steigwax-Ski testet, dann weiß man nicht, ob der Mißerfolg daran lag, dass der Steigwax-Ski einfach langsamer war oder dass Eliassen einfach nicht mehr genug Übung in der diagonalen Technik hatte!? Und was für Eliassen und andere Könner gilt, gilt für einen Amateur wie mich umso mehr: Ich muss das trainieren, das ich anwenden möchte.
8. Problem Technikwechsel: Wenn ich in einer Technik lange unterwegs bin fällt es mir leider schwer in eine andere zu wechseln. Beispiel: Ich bin viele Kilometer im DP unterwegs und komme dann schon ein bisschen müde und „steif“ an einen Anstieg und möchte in die Diagonal-Technik wechseln. Dann läuft das leider zunächst unrund und wackelig und ich bekomme schwer Stieg 🙁 Auf der anderen Seite bin ich versucht mich in Anstiegen im DP zu schonen, wenn ich Steigwax unter den Skiern habe. Wenn ich keines hätte, gäbe es keine Alternative und ich würde zügig durchziehen und wäre evtl. schneller unterwegs?
8. Einseitige Belastung und Gesundheit: Auch wenn ich in einem Skilanglaufrennen möglichst schnell sein möchte, so mache ich das trotzdem zum Spaß und für meine Gesundheit. Man hört nicht soviel davon, aber auf Nachfrage erfährt man dann schon von dem einen oder anderen Athleten, dass er hier und da seine „Wehwehchen“ hat. Einseitiges DP-Training kann m.E. nicht gerade gesund sein (z.B. Ellenbogen, Rücken, etc).
9. Abwägung von Kosten und Nutzen: Ich bin mir äußers unsicher, wie stark die Vor- und Nachteile von „glatten“ Skiern de facto sind. Gehen wir davon aus, dass ich beim Gleitvermögen einen deutlichen Vorteil habe. Die Gegenfrage muss dann aber sein, wieviel ich in den Anstiegen an Zeit und Kraft durch die deutlich höhere Belastung verliere? Und wie wirkt sich dies auf meine Performance in den einfachen Passagen aus, die eindeutig „DP-Gelände“ sind!? Meiner Erfahrung nach ist man als Amateur in der diagonalen Technik im Anstieg nicht mega-viel schneller, als im DP. Aber was kommt danach!? Carsten hat es ganz prägnant gesagt: „Am Ende kackt die Ente“ Fragt sich nur noch, ab wann und wieviel die Ente „kackt“!?
10. Ästhetik: Als ich jung war fand ich die klassische Technik peinlich – eine „klassische Opa-Technik“. Mittlerweile sehe ich das anders. Die diagonale Technik hat schon etwas von Eleganz!Wenn sich hingegen jemand mühevoll im DP die Berge hoch quält, dann ist das selten ästhetisch 😉 Auf der Flüela-Loipe (Davos) haben sie mir bei so einer Gelegenheit hinterher gerufen: „Was habt ihr gewaxt!?“ Wie gesagt: Tempo zählt – aber man muss sich ja nicht zum Affen machen, nur weil man meint wie die Profis unterwegs sein zu müssen 😉 Und ich erinnere mich an einen älteren Herrn, der schon auf den ersten 10 – 20 km beim Vasa bei jedem Anstieg gestöhnt hat, als würde er gleich einen Herzinfarkt bekommen. Das ist weder schön, noch kann es gesund sein oder Spaß machen.
11. Regel-Konformität: Auch das wurde bereits angesprochen. Mich stört es zutiefst, wenn Leute meinen nur DP schieben zu müssen – es aber nicht können oder wollen und dann mogeln. Auch im Profi-Bereich ist man da m.E. nicht konsequent genug. Ich verweise z.B. auf den super-schnellen Vasalauf 2021. DP ist ok – dann aber bitte richtig und zwar für alle! Ansonsten muss disqualifiziert werden.
12. Streckenprofil und Wetter: Selbstverständlich spielt beides in die Entscheidung mit ein und ungünstiges Wetter kann auch aus einer „leichten Loipe“ eine ziemliche Herausforderung machen. Wenn die Spur fest und schnell ist, sind weitaus steilere Anstiege im DP zu schaffen, als bei schlechter und langsamer Spur. Das Problem ist für mich allerdings, dass ich mich schon im Frühjahr und Sommer entscheiden muss, was ich trainiere, um es im Winter dann auch abrufen zu können.
Das waren jetzt ziemlich viele Gedanken und Überlegungen – was jetzt aber wirklich „besser“ und schneller für mich und viele andere Volksläufer ist – das frage ich mich immer noch!
Letztlich ist es doch immer die Frage, was will ich und was kann ich? Ich kann mich erinnern, als ich als Jugendlicher noch wirklichen Leistungssport betrieben hatte und mein Wachser (in dem Falle mein Vater) auf die Idee kam, dass ich (ohne vorheriges spezielles Training) einen Lauf doch mal ohne Steigwachs machen sollte. Ergebnis war so ernüchternd, dass ich das nie mehr probiert hatte. Mein Fazit war damals schon: Was ich da am Berg an Zeit und Kraft verliere, kann ich in der Ebene nie wieder reinholen und fehlt mir hinten an Kraft. Es ist natürlich immer auch profilabhängig. Beim KLL in Oberammergau mit seinen langen Schiebepassagen hatte ich auch mal kurz daran gedacht. Dagegen beim Ganghofer in Leutasch wäre das Wahnwitz. Meine Meinung ist, dass ein wirklich gut gewachster Ski auch mit Steigwachs nicht merkbar langsamer ist als ohne. Zumindest für den (sehr) gut trainierten Normalo. Und von der Ästhetik her bin ich eh ein Fan des klassischen Langlaufes mit Diagonal am Berg. Es muss ja nicht so animalisch sein wie Juha Mieto in Lake Placid ’80. Meine Meinung mit Augenzwinkern: Jemand, der immer nur schiebt, muss keinen Langlauf, sondern nur Kraft haben und sich nur in der Spur halten können. Das sieht man spätestens beim Spurwechsel oder in der Abfahrt – selbst bei den Profis 😉 Zu meinem Eingangsgedanken – letztlich macht jeder wie er denkt und kann und was er erreichen will. In diesem Sinne – egal, welche Technik, welches Ziel – uns alle vereint die Liebe zum schönsten Sport der Welt – Ski heil!
- Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 10 Monaten von Frank Maar.
Sehr schön, dass dieses Thema hier so profund behandelt wird. Ich stand DP bei Volksläufen bisher immer skeptisch gegenüber. Habe durch meine sportliche Ausbildung als Kind und Jugendlicher den Feinschliff für die diagonale Technik bekommen (und liebe diese). Mache aber, allein schon wegen der Abwechslung, jetzt quasi alles: Skating, Klassisch und DP. Und finde heute im fortgeschrittenen Alter, dass eine saubere Technik, egal welche, wichtiger ist als Top Speed.
Die Bedingungen bzw. Entscheidung ob, wann und wo man DP verwenden sollte, wurden ja schon diskutiert. Sehr wichtig sind sicherlich die Gesamthöhenmeter der Strecke. Und da ist der KLL natürlich prädestiniert. Der 50er hat ja (glaube ich) nur ca. 400 Hm. Ich hab letzten Samstag 42 km DP mit 735 Hm im Training gemacht. So was hilft dann schon mal 😉
Die Schneebedingungen und Wachs wurden auch schon angesprochen. Was noch interessant ist, sind die Ski. Elitesportler laufen ja meist mit Skating Ski. Ich glaube aber, in den letzten Jahren wieder mehr Athleten mit Klassik Ski (i.d.R. speziell für DP mit hoher Spannung) bei Worldloppet etc. zu sehen, z.B. Tord Asle Gjerdalen.
Das Thema DP ist so interessant, dass dazu voraussichtlich bald mal ein Artikel zugeschnitten auf Amateurläufer folgen wird. Lasst euch überraschen…
Vergangenes Wochenende hab ich den Marcialonga durchgeschoben 🙂
Meiner Meinung hat das klassische Laufen mehrere Nachteile:
– in den richtig steilen Anstiegen wird von den “meisten” der Grätenschritt verwendet, da kann man dann meist nicht aus und muss mit.
– Oft ist die klassische Spur in steilen Anstiegen kaputt und nicht fürs klassische Laufen geeignet.
Vorteil beim Schieben:
3) höheres Tempo bei Streckenabschnitten ohne Steigung und Abwärts
Ästhetisch ist schieben natürlich nicht 😉 dafür aber effektiv.
Hallo zusammen,
Ich lese hier schon länger mit und möchte zu diesem heiklen Thema auch mal meine Meinung abgeben. Vieles wurde ja hier schon sehr ausführlich dargelegt.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Rennen die im klassischen Stil ausgeschrieben sind auch klassisch gelaufen werden sollten. Und dazu gehört der Diagonalschritt nunmal dazu. Insbesondere deshalb, weil hinter der absoluten Spitze von der Schieberfraktion nun mal leider extrem gemogelt wird. Ich weiß, man darf nicht pauschalisieren aber ich selbst habe mich bereits mehrfach an kritische Stellen bei Skimarathons gestellt und das Feld beobachtet. Und mindestens die Hälfte der Starter macht da einfach Bewegungen, welche beim besten Willen nicht mehr als klassische Technik durchgeht, sondern ganz einfach Skating sind. Für die echten Klassikläufer ist sowas natürlich ärgerlich.
Eine echte Lösung sehe ich aber leider nicht. Am einfachsten wäre es natürlich getrennt Wertungen für Klassisch und Double Poling einzuführen. Für die Profis könnte man das sicher auch mittels Technik Zonen umsetzen und kontrollieren. Für die großen Felder der Volksläufer wäre es aber wohl nur schwer bis kaum kontrollierbar. Insofern ist es leider wohl keine echte Option.
Die Grundproblematik liegt einfach daran, dass praktisch alle nennenswerten Skimarathons, zumindest in Zentraleuropa, einfach relativ leichte bis sehr leichte Profile aufweisen mit ausgedehnten Flachstücken und wenigen anspruchsvollen Anstiegen. Es gibt einfach keine Marathons welche der klassischen Laufweise, zumindest für die Jedermänner, einen klaren Vorteil gegenüber dem Geschiebe versprechen.
Die einzige Lösung wäre es als, soweit möglich, bestehende Strecken zu erschweren, oder neue Läufe zu etablieren, welchen den echten Langläufern in die Karten spielen. Solange dies nicht passiert wird das Geschiebe weiter um sich greifen und das klassische Laufen immer mehr verdrängt werden. Das Geschiebe ist für die aktuellen Strecken halt der einfachere und unkompliziertere Weg als die klassische Technik mit ihren Anforderungen an Technik und d Material.
Vielen Dank für die sehr interessante Diskussion!
Bisher war ich stiller Mitleser, nachdem ich am Wochenende beim König-Ludwig-Lauf auch endlich mal wieder am Start eines Volkslaufes war möchte ich meine Erkenntnisse teilen:
– Ja, die DP-Schieber mit zu wenig “Schmalz” behindern die Diagonalläufer in den Anstiegen. Aber damit kann/muss ich leben, wenn ich mich selbst verwachst haben sollte, muss ich notgedungen ja auch Schieben und bin den anderen im Weg… Solange alles regelkonform abläuft (was leider nicht immer der Fall ist, wenn dann doch geskatet wird) ist es ja eine freie Entscheidung…
– Was bergauf schneller ist, hängt wirklich von vielen Faktoren ab. Die Bedingungen am Wochenende waren hart und schnell, sodass sogar die meisten Steigwachs-Läufer in den Anstiegen ziemlich lang geschoben haben, einfach weil die Spur es hergab. Mit einer guten Diagonal-Technik hat man aber ab einer gewissen Länge bzw. Steigung dann doch einen Vorteil.
– Was ich wirklich bezweifle ist, dass der Geschwindigkeitsvorteil bergab/im Flachen im (abbitionieren) Amateurbereich so herausragend ist, wenn man auf Steigwachs verzichtet. Das mag im Elite/Profibereich die letzten paar Zehntel bringen, weiter hinten im Feld spielt das – meine ich – kaum eine Rolle. Von meine Mitstreitern, mit denen ich ca. 80% des Laufes absolviert habe, waren ca. zur Hälfte mit und zur Hälfte ohne Steigwachs unterwegs. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die durchgewachsten Ski besser gingen. Mit meinem Nowax-Ski (ich hatte keine Lust zu klistern…) konnte ich ganz gut mithalten 😉
– Bei weichen Bedingungen mag es anders sein, aber da ist es dann ja auch wieder deutlich schwerer, die Anstiege raufzuschieben…
War am Wochenende in Bernau (tolles Langlaufzentrum im Schwarzwald) und habe 40 km DP mit 700 Höhenmetern trainiert. Wenn kein Wettkampf ist, dann fragt man schon, was man da macht, wenn man sich die steilen Anstiege im DP hoch quält 😉 Da wäre Steigwax eigentlich naheliegend und angenehm. Dann wird der Ellenbogen auch nicht über Gebühr strapaziert. Ja, ich war schon schneller als die “Genuss-Läufer” – aber das wäre ich wohl auch gewesen, wenn ich mir etwas Steigwax/Klister gegönnt hätte. Einziger Vorteil: Man überlegt nicht, ob man jetzt diagonal oder DP laufen soll, wenn man kein Steigwax hat 😉 Man zieht es durch und merkt, dass es ganz gut geht 🙂 Gegen Ende muss ist dann doch ein- bis zweimal in den Grätenschritt wechseln.
Die “zerwühlten Rampen” an einigen Volksläufen sind in der Tat ein Problem. Aber da hat man auch im DP ein Problem. Feste Loipen in den Anstiegen helfen, dann hat man mehr Tempo drauf und braucht weniger Kraft.
Im Augenblick tendiere ich zu einem Ski mit Steigwax. Wenn das vernünftig gemacht ist, dürfte man nicht allzuviel Tempo verlieren. Habe mir eine während des Laufens verstellbare Bindung von Rottefella bestellt. Die sollte es dann ausgleichen, wenn das Wax doch etwas bremst. Muss ich noch testen 🙂
Ich behaupte: Reiner DP bringt nur überdurchschnittlich gut trainierten Athleten etwas!
- Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 9 Monaten von Thomas Oestreich.
Die Frage, um wieviel schneller in Flach/Gleitpassagen ein perfekter gewachster Ski ohne Steigwachs gegenüber einem perfekt gewachsten Ski mit Steigwachs ist, wäre in de Tat einmal sehr interessant zu hören.
Ich könnte mir vorstellen, dass aus dem XC Team der ein odere andere Crack das mal in einem Feldtest ausgetestet hat? Wäre wirklich interessant das zu hören.
Hallo Andreas,
da sind wir heuer vermutlich beim KLL mal zusammen gelaufen. Oder Du warst in der Gruppe, die am Ende an mir vorbei zog. Gutes Ergebnis!
Ich hatte eigentlich vor mit Steigwachs zu laufen, vor Ort merkte ich dann, die die Strecke geändert wurde und entschied mich kurzfristig doch auf Doppelstock.
Allerdings ließ auch mein Ski in der zweiten Runde nach, andere, selbst Steigwachs-Fahrer, zogen mir in der Ebene schlicht davon. Und auch während des Rennens merkte ich, dass die Steigwachs-Fahrer durchaus mithalten konnten.
Ich vermute daher auch, dass der Unterschied Schieben und Steigski hinter dem Elite-Feld nicht mehr ganz so ausschlaggebend ist.
Persönlich fahre ich auch lieber die wirklich Klassische Variante mit Steigwachs, lediglich bei rein flachem Terrain wird ein Steigwachs eigentlich ja fast unnötig.
Hallo,
vielen Dank für die interessanten Beiträge! Das Thema lässt mir aber noch immer keine Ruhe 😉 Hatte daher die Idee den Großmeister und Mitentwickler der Doppelstock-Technik, Anders Aukland, zu fragen. Ich wollte von ihm wissen, worin der Vorteil der Doppelstock-Technik besteht? Ist er in der Technik selbst zu sehen oder darin, dass man kein bremsendes Steigwachs hat? Im Doppelstock gelingt es einem besser als in der Diagonaltechnik viele Muskelgruppen und das Körpergewicht einzusetzen.
Anders hat geantwortet, dass der Vorteil in erster Linie aus der Technik selbst kommt, aber auch dass man schnellere Ski hätte. Er sieht keinen großen Vorteil in einem evtl. besseren Gleitvermögen der Ski (weil man kein Steigwachs hat). Er sagt, dass man im flachen und leichten Anstiegen im DP einfach schneller sei. Er gib aber auch zu bedenken, dass man stark genug und gut genug trainiert sein muss – ansonsten sei Steigwachs besser.
Für mich heißt dies: Wenn es in einem Wettkampf Anstiege gibt, die ich nicht zügig bzw. flüssig im DP überwinden kann, weiterhin Steigwachs sinnvoll ist. Dafür versuche ich dann die nicht steilen Abschnitte der Strecke möglichst im DP zu bewältigen.
Grüße
Thomas
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