Der Russe Anton Babikov gewann das Einzel beim Biathlon Weltcup in Antholz vor dem Norweger Tarjei Boe und dem weiteren Russen Said Karimulla Khalili. Die Laufzeiten bestimmten die Boe-Brüder und vom DSV-Team platzierte sich Benedikt Doll als bester Deutscher auf Rang zwölf.
Anton Babikov gewinnt Einzel von Antholz
Bei schwer einzuschätzendem Wind traf der 30jährige Anton Babikov als einziger der 103 Starter alle zwanzig Scheiben und gewann das Einzel von Antholz vor dem Norweger Tarjei Boe. Der junge Russe Said Karimulla Khalili komplettierte das Podest vor den beiden Norwegern Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid. Auf Rang sechs lief der Franzose Simon Desthieux. Obwohl Babikov auf der Schlussrunde nahezu seinen ganzen Vorsprung von 46,8 Sek. bei Schießstandausgang einbüßte reichte es am Ende und er siegte mit 9,4 Sek. Vorsprung vor Tarjei Boe, der mit zwei Strafminuten belastet war. Anton Babikov scheint seinen Frust über die Nichtnominierung für die Olympischen Winterspiele in Leistung umgewandelt zu haben. Ob sich nun an den von Russland nominierten Athleten für Peking noch etwas ändert wird sich zeigen. Im Vorfeld meinte Babikov bei MatchTV, dass er auf der Reserveliste stehe und nicht aller Tage Abend sei.
Tarjei Boe gewinnt kleine Kristallkugel
Nach nur zwei Einzelläufen steht in Antholz schon der Sieger dieser Disziplinwertung fest. Im Weltcupzirkus folgt kein weiteres Einzel mehr und die olympischen Wettkämpfe zählen nicht zur Weltcupwertung. Die kleine Kristallkugel und mit ihr 10.000 € Preisgeld gehen nach dem Silberrang von Antholz an den Norweger Tarjei Boe. Sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid sicherte sich die Einzelwertung letzte Saison und ging nach dem Sieg des ersten Einzels von Östersund als Favorit ins Rennen. Nach insgesamt drei Fehlschüssen in den beiden Stehendanschlägen kam er auf Rang fünf und lag damit in der Gesamtwertung acht Punkte hinter Tarjei Boe.
Quentin Fillon-Maillet zeigt Schwächen
Der Führende im Gesamtweltcup Quentin Fillon-Maillet zeigte erstmals Schwächen. Mit durch die vielen Saisonsiege gestärktem Selbstvertrauen nahm er das Rennen auf und begann im ersten Anschlag mit einem Fehler. Nach einem fehlerfreien Schießen im zweiten Anschlag kassierte er in der Folge noch vier Strafminuten. Es reichte letztlich nur für Rang 20 und enttäuscht meinte er nach dem Rennen: „Ich weiß auch nicht, was beim zweiten Liegendschießen passiert ist. Der Wind hat seine Richtung immer leicht verändert, es war nicht leicht gewesen heute zum schießen. Ich habe das Rennen am Schießstand verloren.“ Mit seiner Laufzeit, die allerdings deutlich hinter den Boe-Brüdern lag, war Fillon-Maillet zufrieden. Er will sich nun auf den Massenstart fokussieren.
Die deutschen Platzierungen
Das deutsche Herrenteam ging nur mit fünf Mann an den Start, da Philipp Horn kurzfristig wegen Magen-Darm-Problemen passen musste. Johannes Kühn trainiert zwar aktuell in Antholz, aber im Hinblick auf die Olympischen Spiele hat der Aufbau nach seiner überstandenen Corona-Infektion Vorrang und ein zu früher Wiedereinstieg in den Wettkampfmodus wäre möglicherweise kontraproduktiv. Für ihn debütierte Marco Gross im Weltcup. Nach drei Schießfehlern landete er auf Rang 65. Dass nur der Sieger fehlerfrei durchkam ist ein deutliches Indiz dafür, dass der Wind gegenüber dem Anschießen schwer berechenbar war und auch die deutschen Starter kamen nicht ungeschoren durch. Von der Nationalmannschaft selbst war nur Benedikt Doll am Start. Er platzierte sich mit starker Laufleistung nach vier Strafminuten als bester seines Teams auf Rang 20. Der zuletzt beste Deutsche im IBU-Cup, Justus Strelow, verfehlte nach zwei tadellosen Schießen jeweils eine Scheibe in den beiden nächsten Schießen und kam auf Rang 22. Nach dem Rennen sagte er: „Das war mein erstes Rennen hier in Antholz, härter als befürchtet. Habe mich extrem schwer getan mit der Höhe. Am Schießstand mit zwei Fehlern denke ich habe ich solide abgeliefert und bin soweit zufrieden“.
David Zobel startete mit zwei Schießfehlern in den Wettkampf und auch beim zweiten Schießen blieben zwei Scheiben stehen. Die beiden weiteren Anschläge absolvierte er zwar fehlerfrei, aber nach vier Strafminuten reichte es nur zu Platz 31. „Ich war heute früh gut nervös,“ meinte David Zobel nach dem Rennen und zeigte Teilzufriedenheit. „Es war heute eine kleine Biathlon-Lehrstunde für mich. Es ist nicht selbstverständlich für mich hier im Weltcup zu laufen.“ Zobel war am Vortag mit der halben Olympia-Norm überraschend als sechster Mann vom Deutschen Olympischen Sportbund für die Olympischen Spiele in Peking nominiert worden und deshalb einem gewissen Trubel um ihn herum ausgesetzt. Lucas Fratzscher war der fünfte deutsche Starter. Er kassierte fünf Strafminuten und lag am Ende auf Rang 59. Das deutsche Team wird in Antholz von den Trainern der LG-Ib, Remo Krug, Peter Sendel und Tobias Reiter sowie dem Schießtrainer Englbert Sklorz betreut. Der Bundestrainer Mark Kirchner und Isidor Scheurl verfolgen die Rennen von zu Hause aus. Ihnen wurde noch ein kurzer Abstecher zur Familie gewährt, bevor es zur Trainingsvorbereitung nach Antholz und von dort auf direktem Weg Richtung Peking geht.
Österreicher Julian Eberhard beendet Saison
Der 35jährige Österreicher Julian Eberhard gab heute in Antholz bekannt, dass er die Saison vorzeitig beendet. Der Salzburger stürzte beim Saisonauftakt in Östersund schwer und zog sich unter anderem eine Gehirnerschütterung zu. Seitdem hat er kein Rennen mehr bestritten und wollte in Antholz auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking auf die Weltcupbühne zurückkehren. Ständige Kopfschmerzen, auch beim Training in Antholz zwangen ihn zu dieser schweren Entscheidung. „Seit dem Sturz in Östersund habe ich hart um den Wiedereinstieg in den Weltcup gekämpft, auch um die Hoffnung auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen am Leben zu erhalten. Doch ich bin leider noch immer nicht komplett beschwerdefrei und habe nach wie vor mit den Nachwirkungen dieses Sturzes zu kämpfen. Darum musste ich diese schmerzliche Entscheidung, die Saison vorzeitig zu beenden, treffen. Der Olympia-Traum ist damit für mich leider endgültig vorbei.“ (Quelle: PM ÖSV) Bester Österreicher wurde Simon Eder, der nach drei Schießfehlern auf Rang 16 landete.
Benjamin Weger wieder bester Schweizer
Benjamin Weger verpasste nur zwei Scheiben, kam aber läuferisch nicht an die Top-Zeiten heran und platzierte sich dennoch als bester Schweizer auf einem hervorragenden elften Rang. Niklas Hartweg hatte ebenfalls zwei Strafminuten im Gepäck und landete auf Platz 17. Ein bemerkenswertes Rennen zeigte ihr Teamkollege Sebastian Stalder. Er war ursprünglich nicht für den Einzellauf vorgesehen und absolvierte vor dem Rennen eine schnelle Trainingseinheit. Zurück im Hotel erfuhr er, dass sein Teamkollege Jeremy Finello wegen Migräne auf einen Start verzichten musste und Stalder dafür ins Team rückt. Ohne auszuruhen ging es für ihn direkt zurück ins Stadion, das er gerade noch rechtzeitig zum Anschießen erreichte. Mit jeweils einem Fehlschuss im ersten und im letzten Schießen und Platz 26 gelang dem 24jährigen ein beachtliches Rennen.
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