Von Thiersee nach Bayrischzell: Grenzüberschreitend unterwegs zwischen Tirol und Bayern

Von Thiersee nach Bayrischzell: Grenzüberschreitende Loipe © Michael Rackl/xc-ski.de

Grenzen in Europa werden immer mehr zu einem bloßen Strich auf der Landkarte. Davon profitieren auch wir Langläufer. Zwischen Thiersee in Tirol und Bayrischzell in Bayern gibt es eine grenzüberschreitende Loipenverbindung, die ich für euch mal unter die Ski genommen habe.

Meine Anreise führt mich nach Hinterthiersee. Der kleine Ortsteil von Thiersee im Kufsteinerland ist mein Ausgangspunkt für die Tour am nächsten Tag. Einquartiert habe ich mich im Thierseerhof, einem 4-Sterne Hotel, in dem Gastfreundschaft wirklich groß geschrieben wird. Nach einem äußerst netten Empfang inspiziere ich vor dem Abendessen noch kurz den Fitnessraum mit Blick auf den Skilift hinter dem Hotel. Dann stärke ich mich für den kommenden Tag bei einem leckeren 4-Gänge Menü und gehe früh schlafen. Schließlich erwarten mich knapp 40 Kilometer auf der Runde nach Bayrischzell und zurück.

Von Thiersee nach Bayrischzell: Grenzüberschreitende Loipe © Michael Rackl/xc-ski.de

Direkt nach dem Frühstück mit durchweg frischen und qualitativ hochwertigen Produkten geht es los. Fünf Minuten dauert die Fahrt mit dem Auto bis zum Parkplatz am Einstieg der Loipe auf österreichischer Seite. Verabredet habe ich mich dort mit Thomas, einem Rennläufer aus der Region, dessen Elternhaus direkt an der Loipe steht. Er zeigt mir den Weg, der aber mit etwas Vorbereitung auch für jedermann leicht zu finden ist. Nach einem ersten leicht ansteigenden Abschnitt durch den Wald öffnet sich der Blick auf die Wiesen nahe der Grenze. Hier soll demnächst ein neuer Parkplatz entstehen, der als Startort für Langläufer, Tourenskigeher und Rodler fungieren wird. Angelegt ist der Loipenzusammenschluss übrigens als Interreg Projekt zwischen Bayrischzell sowie dem Kufsteinerland mit der Gemeinde Thiersee. Schön zu sehen, wie Europa auf diese Weise noch enger zusammenwächst.

Nachdem wir die Wiese überquert haben, geht es in einen langgezogenen Anstieg hinauf Richtung Bäckeralm. In dem schönen Waldabschnitt wechseln wir dann auch, ohne dass wir es bemerken, von Österreich nach Deutschland. Ab hier folgen wir der „Route 36“, einer ausgeschilderten Strecke, die alle Loipen von Bayrischzell miteinander verbindet. Dass wir nun im Loipengebiet von Bayrischzell sind, merkt man auch am zunehmenden Läuferaufkommen. Wir sind früh gestartet und waren bis hierhin fast allein unterwegs, aber nun kommen uns immer mehr Skisportler unterschiedlichster Leistungsniveaus entgegen. Thomas führt mich weiter linkerhand ins Kloo-Ascher-Tal. Wir folgen zunächst einem Bachbett und schließlich einem Waldweg bis zur Wende. Hier befindet sich eine Stempelstelle, mit der man das Absolvieren der Route 36 dokumentieren kann. Der Rückweg verläuft parallel zum Hinweg über eine sonnige Lichtung und einen weiteren Waldabschnitt bis zur Unterführung der Tiroler Straße.

Von Thiersee nach Bayrischzell: Grenzüberschreitende Loipe © Michael Rackl/xc-ski.de

Unter der Straße hindurch wechseln wir die Seite, ohne unsere Ski abschnallen zu müssen. Das ist auf diesem hinteren Teil der Runde kein einziges Mal nötig. Langlaufgenuss pur! Wenig später taucht vor uns der Gasthof Zipflwirt auf. An diesem markanten Punkt kann man ebenfalls in das Loipennetz einsteigen. Ab hier fällt das Gelände tendenziell leicht ab in Richtung Bayrischzell. Es warten aber mehrere kleine und ein etwas längerer Gegenanstieg. Letzteren kann man jedoch umlaufen und sich die Höhenmeter ersparen. Dann kommt die kleine Gemeinde in Sicht und es folgt die letzte kleine Kuppe in Richtung Skilift. Mit Schwung geht’s in die Abfahrt und ein paar flache Meter bis zum Parkplatz an der Sportalm. Dort wird auch das Loipenticket kontrolliert. Mit meiner Gästekarte des Kufsteinerlandes darf ich jedoch kostenlos passieren.

Noch ist etwas Zeit bis zur Mittagspause und so nehmen Thomas und ich die Schleife Richtung Geitau in Angriff. Sie führt zunächst durchs Leitzachtal relativ flach entlang von Bächen und schmalen Waldstreifen. Nach der Überquerung des Alpbachs folgt dann wieder welligeres Gelände auf einem Rundkurs nach Geitau und zurück. Der Rückweg ab der Brücke entspricht dem Hinweg und wenig später sitzen wir in der Sportalm. Dort lassen wir uns die etwas ausgedehnte Mittagspause schmecken. Inzwischen haben wir ja immerhin schon knapp 30 Kilometer in den Beinen.

Von Thiersee nach Bayrischzell: Grenzüberschreitende Loipe © Michael Rackl/xc-ski.de

Nach der Brotzeit muss ich mich von Thomas verabschieden. Er hat mir aber mit auf den Weg gegeben, es nicht zu schnell angehen zu lassen. Zwar seien es nicht mehr so viele Kilometer bis zum Ausgangspunkt, es würden aber noch ein paar Highlights auf mich warten. Da hat er mir dann auch tatsächlich nicht zu viel versprochen. Zunächst laufe ich bei herrlichem Sonnenschein und unter blauem Himmel zurück in Richtung Zipflwirt. Wie die Stufen einer Treppe bringen mich mehrere kleine Anstiege die Höhenmeter empor. Vor dem Gasthaus zweigt dann die Nessler Runde ab, die als schwarze und damit schwere Loipe bewertet ist. Das liegt an den anspruchsvollen Anstiegen und Abfahrten, die es in sich haben. Meist kann man diese aber wie bereits zuvor auf meiner Tour umfahren.

Wieder zurück an der Unterführung der Tiroler Straße warten nur noch wenige Kilometer parallel zum Hinweg auf mich, ehe ich wieder am Ausgangspunkt ankomme. Meine GPS-Uhr zeigt 42 Kilometer, die ich gemütlich in vier Stunden absolviert habe. Mein Fazit zu dieser Runde fällt mehr als positiv aus. Abwechslungsreiches Gelände, das für jeden fortgeschrittenen Langläufer zu meistern ist. Dieser grenzüberschreitenden Herausforderung solltet ihr euch unbedingt einmal stellen!

Mehr zum Langlaufen im Kufsteinerland lest ihr hier: www.kufstein.com

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