IOC verweigert Nordischen Kombiniererinnen Teilnahme an Milano Cortina 2026

Ein schwarzer Tag für die Nordische Kombination: Das IOC verweigert den Frauen die Teilnahme und verwarnt die Männer.
Ein schwarzer Tag für die Nordische Kombination: Das IOC verweigert den Frauen die Teilnahme und verwarnt die Männer. © Manzoni/NordicFocus

Die Nordischen Kombiniererinnen werden auch 2026 in Milano Cortina nicht Teil des Olympischen Proramms. Die Männer dagegen bleiben im Programm – vorerst. Das IOC fordert jedoch „signifikante Verbesserungen“, damit die Nordische Kombination für 2030 olympisch bleibe. Die Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für alle Beteiligten.

Nordische Kombination vor dem olympischen Aus?

Am späten Freitagnachmittag gab das Internationale Olympische Komitee (IOC) in einer Pressekonferenz bekannt, dass die Nordische Kombination auch 2026 der einzige Sport sein wird, der nur mit den Männer bei den Olympischen Spielen vertreten ist. Trotz der immer wieder betonten Bestrebungen, die Spiele gendergerecht zu machen, wurde die Teilnahme der Nordischen Kombiniererinnen erneut abgelehnt. Und auch die Männer erhielten eine massive Warnung: Ihre Teilnahme 2030 ist gefährdet.

Frühere Forderungen des IOC erfüllt

Bereits für die Spiele 2022 in Peking hatten sich die Frauen beworben, und waren abgelehnt worden. Die Begründung damals: Es gebe weder Weltcup noch eine Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen oder Weltmeisterschaften der Frauen. All diese Punkte wurden in den letzten Jahren dank großer Anstrengungen des Internationalen Skiverbands (FIS) sowie nationaler Verbände umgesetzt.

Nordische Kombination der Frauen nicht groß genug

Dennoch wurden die Frauen nun erneut nicht ins Olympische Program aufgenommen. Die neue Begründung: Zahlen, Beliebtheit, Teilnahme. Zwar hatte vergangenen Winter erstmals eine volle Weltcupsaison der Frauen stattgefunden. Das IOC bemängelte jedoch die geringe Zahl der teilnehmenden Nationen sowie der Athletinnen auf dem Podium. Bei der Weltmeisterschaft in Oberstdorf seien lediglich Athletinnen einer Nation auf dem Podium gestanden.

Teilnahme der Männer ab 2030 steht auf dem Spiel

Dieselben Gründe führte das IOC auch für die Warnung an die männlichen Kombinierer bezüglich ihrer weiteren Teilnahme an den Olympischen Spielen an. In Peking seien die Wettkämpfe der Nordischen Kombination diejenigen mit den wenigsten teilnehmenden Nationen gewesen. Nur vier Nationen seien auf dem Podium zu finden gewesen. Und insgesamt hätten die Wettkämpfe auch die wenigsten Zuschauer angezogen. Zudem sei die Sportart auch eine hauptsächlich europäische – zwar gebe es Athleten auch von außerhalb Europas, doch die Wettkämpfe finden bislang lediglich innerhalb Europas statt. Sollte sich diese Situation bis zur Bewerbung für die Spiele 2030 nicht „signifikant verbessern“, so das IOC, dürfte die Nordische Kombination, immerhin eine von nur sechs Sportarten, die seit 1924 ununterbrochen Teil der Olympischen Spiele war, aus dem Olympischen Programm fliegen. Für 2026 sei die Nordische Kombination der Männer nur deshalb weiterhin dabei, da die Spiele bereits in dreieinhalb Jahren stattfinden und die Athleten bereits begonnen hätten, sich darauf vorzubereiten. Daher sei es „nicht fair“, sie jetzt bereits aus dem Programm zu entfernen. Für die Frauen gelte dies jedoch nicht.

Unverständnis und Enttäuschung auf Seiten der FIS

FIS-Renndirektor Lasse Ottesen zeigte sich nach der Entscheidung tief enttäuscht. Sein Statement im Wortlaut: „Es ist ein trauriger Tag für die Nordische Kombination und die gesamte Nordische Familie. Wir haben absolut kein Verständnis für die heutige Entscheidung des IOC. Die Entwicklung der Nordischen Kombination der Frauen in den letzten Jahren war mehr als beeindruckend, so dass der nächste logische Schritt ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen gewesen wäre. Das fehlende Vertrauen des Vorstands [des IOC] in die weitere Entwicklung unserer Disziplin und die sichtliche Fehleinschätzung der Leistungen unserer Frauen ist schockierend. Insbesondere, da sie bereits Teil der Olympischen Familie durch ihre Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen sind. Wir akzeptieren die Entscheidung mit schwerem Herzen, aber wir werden nicht aufgeben. Die FIS wird sich nun mit den nationalen Skiverbänden zusammensetzen, um ein Konzept zu erarbeiten, um das IOC vom Wert und der Attraktivität unserer Sportart zu überzeugen.“

2 Kommentare

  1. Michael Ganz

    Das ganze kann nur Realsatire sein. Wenn in einer Sportart nur 3 Wettkämpfe (davon noch 1 Teamwettkampf) stattfinden, es zudem die einzige Sportart ist in der keine Frauenwettkämpfe stattfinden, ist es nicht verwunderlich das „nur“ vier Nationen auf dem Podium zu finden sind. Es gab ja auch nur 8 mögliche Podestplätze für Einzelstarter. Das Mannschaftswettkämpfe noch die großen Nationen bevorzugen ist dann nur noch eine Binsenweisheit. Das es auch Vorteile haben kann Wettkämpfe auf einen Kontinent zu begrenzen scheint von der Nachhaltigkeitskommision des IOC noch nicht zu den Entscheidern vorgedrungen zu sein. Das es in Peking keinen freien Ticketverkauf gab und es aufgrund Corona auch praktisch keine ausländischen Fans gab lässt das Zuschauerargument in sich zusammenbrechen. Eine Empfehlung an das IOC – als Ersatz für die Nordische Kombi empfehle ich Hallenhalma. Wetterunabhängig. Überall praktizierbar. Und das Ganze kann auch noch mit nur einer Mixedklasse abgearbeitet werden. Problematisch nur das es bei einem Wettbewerb auch nur 3 Podestnationen geben kann. Aber dieses Problem wird das IOC sicher lösen können.

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    1. Michael Ganz

      es gab natürlich nur 6 Podestplätze für Einzelstarter. Vielleicht sollte ich mich mit diesen Mathekenntnissen fürs IOC bewerben…

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