Es war wieder einmal eines dieser Abenteuer, dass das Skilanglaufleben so interessant macht. Auf Einladung des Veranstalters besuchten mein Bruder und ich den Fossavatn Skimarathon in Island.
1. Tag (Anreise): Bereits am Flughafen in Frankfurt wäre die Reise für meinen Bruder fast schon vorbei gewesen. 21 Kilo Handgepäck (seine Fotoausrütung) sind schließlich nicht alltäglich und es bedurfte eines längeren Gesprächs mit der netten Dame von Scandinavien Airlines um sie von der Notwendigkeit dieser Ausrüstung zu überzeugen. Am Nachmittag trafen wir dann am Flughafen von Reykjavik das Team FAST aus Norwegen, eines der wenigen professionellen Langdistanz Teams im Marathon Zirkus. Ausserdem ergab sich ein interessantes Gespräch mit Paddy Field, dem Vorsitzenden des FIS Subkomitees für Volksläufe.
2. Tag (Anreise und Training): Am Vormittag machten wir uns dann gemeinsam per Inlandsflug auf zu unserem Ziel, dem kleinen Ort Isafjördur im Nordwesten der Insel. Bei strahlendem Sonnenschein absolvierten wir anschließend eine erste Trainingseinheit auf den Wettkampfstrecken. Das Gelände kann man als sehr hügelig beschreiben. Die vom Gletscher geformten Trogtäler bilden an ihren Flanken langgezogene Anstiege mit teilweise 200 Metern Höhendifferenz.
3. Tag (Training): Am Tag vor dem Wettkampf stand nur noch eine kurze Trainingseinheit und Skiwachsen auf dem Programm. Ich staunte dabei nicht schlecht, als das komplette Team FAST ankündigte, auf „Aufrau-Skiern“ laufen zu wollen (und das bei 7 Grad Plus). Am Abend gab es Nudeln satt für alle Teilnehmer und natürlich die Startnummern. Allerdings versprach der Wetterbericht nichts Gutes. Regen und weiterhin milde Temperaturen sind kein Freund des Klassik Läufers. Aber naja.
4.Tag (Der Tag des Rennens): Wie man aus diesem Tagebuch bislang schon fast herauslesen kann bin ich nicht nur nach Island gefahren um Urlaub zu machen und nur über das Rennen zu berichten. Natürlich bin ich auch mitgelaufen, auch wenn es mein erster Klassik 50er überhaupt werden sollte und ich seit über 2 Jahren kein Rennen mehr bestritten habe, das länger als eine Sprintdistanz war. Nach einer holprigen Anfahrt zum Startgelände (Straßen in den Bergen sind hier selten geteert), mussten wir erstmal feststellen, dass 1,5 Stunden vor dem Start weit und breit noch kein Läufer zu sehen war. Außerdem ging ein ganz schön heftiger Wind, der mich erstmal im Auto hielt. 1 Stunde vor dem Start habe ich dann doch noch mit dem Wachsen und Testen begonnen und ausnahmsweise ein gutes Brett erwischt. Wie immer war ich auch einer der ersten vor dem Starteinlass, aber erst 5 Minuten vor dem Startschuss kamen auch die anderen Athleten langsam zur Linie. Nach dem angesagten Start übernahm Team FAST sofort die Spitze und setzte sich ab. Dahinter kämpften 20 Mann um den Anschluss. Nach einer ersten langen Abfahrt ging es in den ersten langgestreckten Anstieg der uns zurück zum Startgelände führte. Ab da lief ich mit meinen neuen Teamkollegen vom Team FAST (der Manager des Teams und der Wachser bildeten zusammen mit mir Team FAST 3, da es eine eigene Staffelwertung gab). Bereits ab 35 Kilometer vor dem Ziel fühlte ich mich ganz schön kaputt. Aber der schwierigste Teil lag ja noch vor unserer Gruppe. Nach einem weiteren kurzen Anstieg ging es bis zum Wendepunkt fast nur noch bergab. Da fragte ich mich bereits, wie ich wohl diese Meter wieder zurück nach oben kommen würde. Es gelang im Windschatten von Morten, dem Wachser. In der folgenden Abfahrt konnte ich mich wieder etwas erholen und Kräfte für den Schlussanstieg sammeln. Der begann bei Kilometer 10 vor dem Ziel. Unsere Begleiter hatten wir kurz zuvor in der Abfahrt verloren, nun ging es also Mann gegen Mann im eigenen Team. Bis 500 Meter vor dem Gipfel konnte ich folgen, dann waren meine Kräfte am Ende und ich musste Morten ziehen lassen. Ganz oben überholten wir jedoch noch
einen völlig erschöpften Kristbjörn Sigurjonsson, den Organisationschef des Rennens. Danach folgten noch einmal 6,5 Kilometer Abfahrt bis zum Ziel. Bei Kilometer 2 hörte ich plötzlich ein Zischen hinter mir und wie ein Blitz flog Frode der Teammanager an mir vorbei. Er hatte an den Anstiegen abreissen lassen müssen, hatte allerdings mit seinem Aufrauski viel mehr Speed in der Abfahrt. So erreichte ich das Ziel dann auf Platz 15 in einer Zeit, die zwar 31 Minuten hinter der Bestzeit lag, aber mit 2:48 Stunden für mich doch ein Erfolgserlebnis war. In der Teamwertung belegten wir sogar noch Platz 3, nachdem Team FAST 2 durch einen Ausfall nicht in die Wertung kam. Bei der Siegerehrung am Nachmittag konnten wir dann verbrauchte Energie an einem Kuchen Buffet wieder auffüllen. Ich hätte mir fast den Magen verdorben bei soviel gutem Backwerk. Abends ging es dann weiter zur Abschlussparty mit Gulaschsuppe für Jeden. Heute und morgen geht es dann über Reykjavik wieder zurück in die Heimat. Eins steht allerdings schon jetzt fest. Der Fossavatn war ein echtes Erlebnis.