Bei der FIS gibt es einen neuen Renndirektor im Bereich Langlauf. Außerdem ging es beim Herbstmeeting um Änderungen beim Preisgeld, im Teamsprint, Startquoten und kürzere Laufrunden. In Russland ist man erbost über die Aussagen von Thomas Bach.
Lamplot folgt auf Mignerey
Nach zwölf Jahren als FIS-Renndirektor gibt Pierre Mignerey nun seinen Posten ab. „Die Arbeit in so einer Position ist sehr vielseitig und das habe ich immer als großes Plus gesehen. Auf der einen Seite erweitert man damit seinen Horizont und auf der anderen Seite war es mein Job, alle Fäden zusammen zu halten, um die Weiterentwicklung des Sports möglich zu machen“, so der 50-Jährige. „Darum bin ich froh, dass ich eher mit Freunden als mit Fremden gearbeitet habe. Ich glaube, das ist das, was die Langlauf Gemeinschaft immer ausgezeichnet hat.“ Der Franzose wurde 2012 Nachfolger des Schweizers Jürg Capol, nachdem er als ehemaliger französischer Nationaltrainer zuvor nur zwei Jahre für die FIS gearbeitet hatte. Das ist bei den neuen Renndirektor ganz anders. Michal Lamplot arbeitete bereits seit zwölf Jahren mit Mignerey zusammen und lernte den Job von der Pike auf. Seit 2009 ist der Tscheche für die FIS tätig und hatte sich über Social Media und Content Erstellung, als Medienkoordinator, Verantwortlicher für die Junioren- und U23-Weltmeisterschaften bis zum Assistenten des Renndirektors hochgearbeitet. Über seinen Vorgänger sagte er: „Pierre war mir ein perfekter Vorgesetzter, Mentor und Freund. Mit ihm mehr als eine Dekade zu arbeiten, hat mich bestmöglich auf meine neue Aufgabe vorbereitet.“ Weiter sagte er: „Ich freue mich nun darauf, selbst die Verantwortung zu übernehmen und weiter gut mit allen Partnern für eine erfolgreiche Zukunft des Skilanglaufs zusammenzuarbeiten. Mit Doris und Synne haben wir ein sehr starkes und kompetentes Langlauf-Team und können uns nun voll und ganz auf die neue Saison konzentrieren.“ Zu seinem Team gehören auch Doris Kallen (GER), die zur Weltcup Koordinatorin aufstieg, sowie Synne Dyrhaug (NOR), die den Posten der Medienkoordinatorin von Kallen übernimmt. Sie ist die jüngere Schwester von Niklas Dyrhaug und die Tochter der neuen norwegischen Verbandspräsidentin Tove Moe Dyrhaug.
Neues vom Herbstmeeting
Beim Herbstmeeting der FIS in Zürich, das erstmals seit Beginn der Corona Pandemie nicht virtuell abgehalten werden musste, standen verschiedene Themen auf der Tagesordnung. Unter anderem wurde beschlossen, dass Gesamtpreisgeld um zehn Prozent anzuheben. Dieses Geld soll unter den besten 20 im Gesamtweltcup aufgeteilt werden. Auch das Preisgeld bei der Tour de Ski wird erhöht und unter den Top20 ausgezahlt. Das Preisgeld für den besten U23-Athleten am Ende der Saison wird auf 6000 CHF angehoben. Wie schon beim Mixed Teamsprint in Falun wird das Halbfinale künftig abgeschafft und durch eine Einzel-Qualifikation ersetzt. Die Zeiten beider Athleten werden addiert und die besten 15 Teams erreichen das Finale. Damit entfällt die Beeinflussung des Ergebnisses durch unterschiedlich stark besetzte Halbfinals und die unterschiedliche Erholungszeit. In Teamwettkämpfen, also Teamsprint und Staffel, dürfen alle Nationen zwei Teams an den Start schicken. Wenn eine kleine Nation kein eigenes Team stellen kann, kann es mit maximal einer weiteren Nation, die ebenfalls kein komplettes Team ins Rennen schicken kann, ein Mixed-Team stellen. Wegen der Energiekrise hat der Deutsche Skiverband den Vorschlag gemacht, als Ausnahme zu ICR rule 3112.9 in Intervallstarts auch kürzere Runden als bisher fünf Kilometer präparieren zu dürfen. Das wurde allen Ausrichtern im kommenden Winter erlaubt. Alle Entscheidungen müssen noch vom FIS Council bestätigt werden.
Russen empört über „Provokation“ Bachs
In Russland haben die Voraussetzungen, die IOC-Präsident Thomas Bach für eine Rückkehr russischer Sportler unter neutralem Status genannt hatte, für großen Unmut gesorgt. Trainer, Politiker und ehemalige Sportler regten sich in den russischen Medien auf. Yuriy Borodavko gehörte zu denen, die Bachs Statement als „Provokation“ bezeichneten. Für Sportminister Oleg Matysin geht die Aussage „gegen die olympischen Prinzipien, die besagen, dass alle Athleten gleich sind. Jeder muss die gleiche Möglichkeit haben, bei den Olympischen Spielen zu starten – unabhängig von Ansichten, Religion, Kultur oder Staatsbürgerschaft.“ Dmitry Chernyshenko, Stellvertretender Ministerpräsident für Tourismus, Sport, Kultur und Kommunikation, rechnet nicht damit, dass viele Athleten unter neutralem Status antreten wollen: „Russische Athleten sind Patrioten und verleugnen nicht ihr Heimatland!“ – das hätte in Putins Regime sicher auch Folgen für die Athleten. Veronika Stepanova ist die einzige aktive Athletin, die sich bisher öffentlich geäußert hat: „Nachdem ich die Nachricht gehört hatte, dachte ich, dass Geld wieder einmal gesiegt hat. Bach ist sich bewusst, dass die Suspendierung von Sportlern aus politischen Gründen eine kolossale Ungerechtigkeit darstellt. Aber wir leben in der realen Welt. 75 Prozent der Gelder, die das IOC erhält, stammen von US-Unternehmen. Bislang ist die Situation so, was kann man da ändern?“, so die 21-Jährige bei MatchTV, die als Unterstützerin von Putin bekannt ist. Sie werde erst darüber nachdenken, „wenn die US-Athleten dazu gebracht werden, ein Papier zu unterzeichnen, das die militärischen Spezial-Operationen der USA in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien verurteilt. Aber ich bin mir sicher, dass ich es trotzdem nicht unterschreiben werde. Solange Länder aus politischen Gründen ausgeschlossen werden können, ist es nötig, ein neues System zu schaffen, in dem das unmöglich ist.“ Ein Ausschluss aus politischen Gründen wäre aber nichts Neues: So verpasste zum Beispiel Deutschland als Aggressor im 1. und 2. Weltkrieg insgesamt fünf Olympische Spiele, nämlich die Sommerspiele 1920, Sommer- und Winterspiele 1924 sowie Sommer- und Winterspiele 1948. Auch auf ihrem Instagram Profil sagt Stepanova klar und deutlich ihre Meinung:
Bach und IOC vor „echtem Dilemma“
Thomas Bach würde russischen Sportlerinnen und Sportlern die Tür zu Olympischen Spielen und internationalen Meisterschaften gern wieder öffnen, allerdings sieht sich der Präsident das Internationale Olympische Komitee (IOC) derzeit in einem „echten Dilemma“, wie er gegenüber der „Corriere della Sera“ sagte. Ihm gehe es „nicht unbedingt darum, Russland wieder dabei zu haben“, betonte der 68-Jährige, sondern darum, „dass Sportler mit russischem Pass, die den Krieg nicht unterstützen, wieder an Wettkämpfen teilnehmen können“. Wann die Zeit gekommen sei, Russland wieder in die Sportwelt zu integrieren, wisse er nicht, so Bach. „Ich habe diese Frage nicht nur im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo, sondern bereits auf 2024 in Paris mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erörtert“, sagte er. „Keiner von ihnen konnte eine Antwort darauf geben, wie und wann dieser Konflikt enden wird. Wer bin ich also, dass ich eine Vorstellung davon habe, wie die Welt im Jahr 2026 aussehen wird?“