Gegen die norwegische Dominanz war auch im Massenstart beim Biathlon Weltcup in Annecy Le Grand Bornand nicht beizukommen. Johannes Dale feiert vor einer großartigen Kulisse seinen ersten Weltcupsieg in dieser Saison und Benedikt Doll wird als Siebter bester Deutscher. Fabien Claude verpasst als Vierter das Podest nur knapp und wird bester Franzose bei seinem Heimrennen, wo Emilien Jacquelin seinen Erwartungen nicht gerecht werden konnte.
Erster Massenstart der Saison
Den ersten Massenstart der Saison 2022/23 bestritten die derzeit 30 besten Biathleten der Welt vor dem ausverkauften Stadion in Annecy Le Grand Bornand mit ca. 4.000 Zuschauern auf der Tribüne, weitere ca. 15.000 Fans haben sich auf der Strecke positioniert. Im letzten Jahr gab es beim Massenstart von Annecy Le Grand Bornand einen französischen Doppelerfolg. Emilien Jacquelin siegte vor Quentin Fillon Maillet. Emilien Jacquelin zeigte deutlich, dass er auf seiner Heimstrecke seine beste Leistung bieten will und setzte sich schon auf der ersten Runde vor Johannes Thingnes Boe an die Spitze des Feldes, wobei die Abstände bis zum letzten der 30 Athleten minimal und locker nur im Bereich einer Strafrunde lagen. An der Strecke wurde über Nacht viel gearbeitet um die Probleme vom Vortag mit der viel zu eisigen Spur zu beheben. Aufgereiht wie auf einer Perlenschnur kamen sie zum ersten von vier Schießen. Jacquelin setzte gleich den ersten Schuss daneben, während die Norweger Johannes Thingnes Boe, Vetle Sjaastad Christiansen und Sturla Holm Laegreid schadlos blieben und im Dreierpack auf die nächste Runde gingen. Mit etwas Abstand war Quentin Fillon Maillet der Nächste. Er wurde aber schnell vom Norweger Johannes Dale und später auch vom Schweden Jesper Nelin eingeholt. Von den vier Deutschen musste nur Benedikt Doll 150 Extrameter in der hoch frequentierten Strafrunde drehen. Justus Strelow, Roman Rees und David Zobel haben ihr Schießen sauber und fehlerfrei durchgezogen.
Norwegische Dominanz an der Spitze
Beim zweiten Anschlag lagen vier Norweger auf den ersten Matten. Sturla Holm Laegreid agierte blitzschnell und fehlerfrei und auch die anderen drei blieben schadlos. Laegreid ging als erster auf die nächste Runde, hinter ihm Vetle Sjaastad Christiansen, Johannes Thinges Boe und Johannes Dale. Mit etwas Abstand lag Justus Strelow an fünfter Position, der auch im zweiten Anschlag schadlos blieb. Roman Rees, David Zobel und Benedikt Doll räumten ebenfalls ab und ihr Rückstand auf die Spitze lag lediglich im Bereich einer Strafrunde. Auf der Runde ging Strelow das Tempo der Norweger nicht mit, konzentrierte sich auf sein Rennen und seine Stärken. Das norwegische Quartett an der Spitze hatte sich von den Verfolgern etwas abgesetzt und kam mit nochmals ausgebautem Vorsprung von 10,7 Sek. zum ersten Stehendanschlag, allen voran im gelb-roten Trikot J. T. Boe. Sie standen schon zum Schuss bereit als der Franzose Fabien Claude als Nächster auf seiner Matte ankam.
Chance nicht genutzt
Alle vier Norweger mussten nach dem ersten Stehendanschlag in die Strafrunde abbiegen und Fabien Claude als nächster Verfolger hatte die Chance nicht genutzt. Er begann mit zwei Fehlern und so kam mit Filip Feld Andersen der nächste Norweger nach fehlerfreiem Schießen nach vorne und reihte sich in das Führungsquartett mit Johannes Thingnes Boe, Vetle Sjaastad Christiansen und Sturla Holm Laegreid ein, als diese gerade aus der Strafrunde kamen. Johannes Dale fiel nach zwei Extrarunden hier zurück. Hinter den Norwegern platzierte sich nun nach drei fehlerfreien Schießeinlagen der Schweizer Sebastian Stalder. Aus dem deutschen Team musste Justus Strelow kreiseln und fand sich auf der Strecke mit den fehlerfrei gebliebenen Benedikt Doll und Roman Rees. David Zobel fiel nach zwei Runden aus dem ersten Stehendanschlag über eine Minute zurück. Die vier Norweger an der Spitze gingen auch auf der Runde zum entscheidenden Anschlag enormes Tempo und vergrößerten den Abstand zum Schweizer Sebastian Stalder deutlich. Benedikt Doll hatte zu einer fünf Mann starken Verfolgergruppe aufgeschlossen an deren Spitze Quentin Fillon Maillet lief. Wieder waren es die Norweger die auf den vier vorderen Schießbahnen standen und zum finalen Schießen ansetzten.
Norwegischer Dreifachtriumph
Sturla Holm Laegreid stand auf der ersten Bahn, dann Johannes Thingnes Boe, Vetle Sjaastad Christiansen und Filip Fjeld Andersen. Lagreid verfehlte die letzte Scheibe, Johannes Thingnes Boe, Christiansen und Andersen trafen zwei Mal nicht. Das war die große Chance für den letztjährigen Gesamtweltcupsieger Quentin Fillon Maillet. Auch er kassierte zwei Strafrunden und während erneut Hochbetrieb in der Strafrunde herrschte, kam Sturla Holm Laegreid als erster aus der Strafrunde und 8,6 Sek. hinter ihm Sebastian Stalder. Nur dem Schweizer gelangen vier tadellose Schießeinlagen. Leider konnte Stalder seine Position gegen die von hinten heranrauschenden Norweger Johannes Dale, Johannes Thingnes Boe und auch Vetle Sjaastad Christiansen nicht verteidigen. Eigentlich sah es so aus, als könnte Sturla Holm Laegreid in Annecy seinen zweiten Erfolg feiern, aber sein Teamkollege Johannes Dale ließ nicht locker. Er saugte sich an Laegreid heran, setzte am letzten Anstieg einen Angriff und ging in der folgenden Abfahrt aus dem Windschatten heraus an Laegreid vorbei. Johannes Dale war an diesem Tag läuferisch stärker als Laegreid und holte sich verdient seinen ersten Weltcupsieg der Saison, seinen zweiten erst überhaupt. Johannes Thingnes Boe komplettierte das norwegische Podest vor dem Franzosen Fabien Claude und den weiteren Norwegern Vetle Sjaastad Christiansen und Tarjei Boe.
Die deutschen Platzierungen
Mit der zweiten Laufzeit auf der Schlussrunde, nur 1,6 Sek. langsamer als der spätere Sieger erreicht Benedikt Doll mit 25,8 Sek. Rückstand als bester Deutscher das Ziel auf Rang sieben. Knapp vor dem Schweizer Sebastian Stalder, der damit auch sein bestes Weltcupresultat erzielte. Benedikt Doll war nicht bewusst, wie groß seine Chance auf einen Podestplatz beim letzten Anschlag war, sagte er im Interview der ARD nach dem Rennen. „Ich habe versucht alles auszublenden und ein Schießen zu bringen mit dem ich zufrieden sein kann. Die erste Runde war schon tödlich mit Jacquelin und Boe vorne. Die haben schon richtig Druck gemacht, da habe ich schon sehr gelitten. In der zweiten und dritten Runde musste ich alleine laufen und in der vierten hatte ich wieder eine Gruppe“, so Doll nach dem Rennen der sich jetzt auf Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn freut und sich an Weihnachten gut bekochen lassen will. Roman Rees platzierte sich auf Rang 16, nachdem er liegend zwei Mal die Null brachte und in der Folge stehend insgesamt drei Runden kassierte. Justus Strelow belegte nach zwei Strafrunden Rang 18, knapp vor David Zobel, der ebenfalls mit zwei Extrarunden belastet war.