Johannes Høsflot Klæbo holte auf Etappe drei über zehn Kilometer im klassischen Stil seinen dritten Sieg bei dieser Tour de Ski vor Simen Hegstad Krüger und Didrik Tønseth. Cyril Fähndrich überraschte als hervorragender Zwölfter, während die Deutschen einen Rückschlag hinnehmen mussten.
Klimawandel sorgt für schwierige Verhältnisse
Regen und zweistellige Plusgrade sorgten für wenig winterliche Gefühle, manche Teams sprechen von „Mallorca-Temperaturen“ und dass es sich bei der Strecke um ein einziges Eisband im Grünen handelt. „Das wird leider immer mehr zur Realität durch den Klimawandel“, sagte Schwedens Team Manager Anders Byström. Emil Iversen fordert in der Nettavisen andere Wettkampforte: „Ich denke, man muss Orte finden, die schneesicherer sind. Es scheint, als ist Oberstdorf das Zentrum des Klimawandels. Es ist hier im Januar so heiß, dass man es kaum glauben kann.“ Dennoch konnten die Veranstalter wie geplant die komplette 3,3 Kilometer Runde mit dem halben Burgstall präparieren und kurzfristig noch noch Schnee aus dem Depot auffüllen. Nach dem gestrigen Training wurde der sulzige Schnee mit Salz bearbeitet. Dennoch war es auch im heutigen Rennen noch schwer, außerhalb der Spur die Balance zu halten und nicht wegzurutschen.
Klæbo wieder in anderer Welt
Johannes Høsflot Klæbo war auch im heutigen Einzelstart über zehn Kilometer im klassischen Stil wieder eine Klasse für. Er teilte sich das Rennen sehr gut ein und ignorierte deswegen auch die Bonuspunkte für die ersten Zehn bei der Zwischenzeit bei Kilometer 2,1, wo Calle Halfvarsson klar der Schnellste war. Der Schwede kämpfte in der ersten Runde noch um den Sieg, bekam sein hohes Anfangstempo aber in der zweiten Runde im Burgstall zu spüren. Bei Kilometer 5,2 noch in einem Bereich mit Klæbo büßte er in der zweiten Rennhälfte noch mehr als 20 Sekunden ein und verpasste das Podium. So konnte der Norweger doch noch einen klaren Sieg feiern mit 12 Sekunden Vorsprung auf Simen Hegstad Krüger. Für Klæbo war es sein vierter Sieg im Serie in einem Weltcup in Oberstdorf – so erfolgreich wie er war in Oberstdorf noch keiner. Zudem sorgte er für den siebten Tour de Ski-Etappensieg eines Norwegers in Serie, was aber natürlich auch an der Abwesenheit der Russen liegt. „Es war großartig, aber ein hartes Rennen. Ich bin gut mit den Bedingungen klargekommen und die Zuschauer haben uns angefeuert. Das ist ein guter Start ins Neue Jahr und wir werden sehen, wie es weitergeht“, sagte Klæbo. Didrik Tønseth komplettierte das Podium mit 22 Sekunden Rückstand, Halfvarsson wurde 2,5 Sekunden hinter ihm Vierter. „Leider habe ich es noch nicht gelernt, wie man zehn Kilometer läuft“, meinte Halfvarsson zum NRK, der sich in der Vergangenheit auf 15 Kilometern wohler fühlte. „Ich dachte, ich laufe kontrolliert an, aber als ich hörte, dass ich nach einer Runde mit acht Sekunden führe, dachte ich nur ‚Oje, mal sehen, wie lange ich das durchhalte.'“
Ben Ogden bärenstark
Der früh gestartete Ben Ogden zeigte im heutigen Rennen, dass er sich nicht nur im Sprint in dieser Saison stark verbessert hat. Nachdem er in Beitostølen in seinem bisher besten Distanzrennen 19. geworden war, hielt der 22-Jährige heute lange Zeit die Bestzeit und durfte im Leader’s Chair Platz nehmen. Am Ende wurde es mit exakt 30 Sekunden Rückstand ein exzellenter sechster Platz hinter Pål Golberg, dem vierten Norweger unter den besten Fünf. Andrew Musgrave wurde Siebter vor dem jungen Norweger Håvard Moseby, der seine Chance bei dieser Tour de Ski nutzen muss, um zu weiteren Einsätzen zu kommen. Rang acht ging an Francesco De Fabiani gefolgt von Hans Christer Holund und Hunter Wonders. Zudem wurde Gus Schumacher nach bisher schwächeren Leistungen in diesem Winter 15. – das US Ski Team hatte offenbar den perfekten Ski für die Bedingungen befunden.
Cyril Fähndrich mit Bestleistung
Ein tolles Resultat gelang auch Cyril Fähndrich, der bisher einen 19. Platz aus Davos als deutlich bestem Distanzergebnis stehen hatte. Heute nutzte der 23-Jährige wie Ogden seine frühe Startnummer und wurde hervorragender Zwölfter, 46 Sekunden hinter dem Sieger. Schon in Davos sagte er, die Erfolge seiner Schwester würden auch ihm Selbstvertrauen geben. Auch seine Teamkollegen Beda Klee und Candide Pralong konnten mit den Rängen 17 und 19 überzeugen, nachdem Jonas Baumann und Jason Rüesch die Tour de Ski wegen schwacher Leistungen und gesundheitlichen Problemen nach den Heimrennen aufgegeben hatten. Rang 45 ging an Roman Furger. Die anderen Schweizer hatten die Tour planmäßig in Val Müstair beendet.
Nur Kuchler in den Punkten
Das deutsche Team erlebte bei den schwierigen Bedingungen zu Hause einen Rückschlag. Nur der 24-jährige Albert Kuchler konnte in die Punkte laufen, die es bei den einzelnen Etappen der Tour de Ski nur für die ersten 30 gibt. Der Läufer aus dem Bayerischen Wald wies als 28. 1:09 Minuten Rückstand auf. „Es war vom Gefühl her ganz gut. Ich habe dann schon gemerkt, dass ich mein Ziel heute mit dem Top15 wahrscheinlich nicht erreichen werde. Trotzdem weiß man dann schon, wo man ungefähr steht. Wir waren heute vielleicht skimäßig nicht ganz so dabei wie wir das bräuchten, um da richtig weit nach vorne zu laufen. Aber es war trotzdem in Ordnung.“, sagte Kuchler, der die Bedingungen nicht so schlecht fand: „Das war eigentlich sehr sehr gut. Es war fest, es war vielleicht ein bisschen eisig, aber die Strecke an sich war schon sehr sehr gut. Die hat nicht großartig abgebaut, das war schon in Ordnung.“ Zuversichtlich blickt er auf die vierte Etappe: „Ich gehe morgen motiviert in den Verfolger und hoffe, dass es bald mal in bisschen weiter nach vorne geht.“
Dobler: „An der Strecke lag es nicht“
Sieben Sekunden langsamer unterwegs als Kuchler war Friedrich Moch, der sich die letzte Startnummer in der roten Gruppe gewählt hatte. Seine Hoffnung, mit einem früher gestarteten Norweger mitlaufen zu können, ging aber nicht ganz auf. Er belegte Rang 33 und Florian Notz wurde 39., der es inzwischen viele viel andere auch mit der Klæbo-Technik versucht und den Egli-Hügel vor dem Stadion hinausrannte. Thomas Bing, zeitweise mit Tønseth unterwegs, wurde 42. vor Jonas Dobler. „Es war ein schwieriges Rennen heute. Da kann man nicht zufrieden sein, der Abstand ist schon gewaltig. Man will zumindest in den Top30 ins Ziel kommen. Das haben wir schon klar verpasst. Nach Val Müstair habe ich mich eigentlich gut gefühlt und habe mir schon deutlich mehr vorgenommen, aber an was das liegt, das kann ich auch nicht sagen“, meinte der enttäuschte Traunsteiner. An der Strecke lag es seiner Meinung nach nicht: „An der Strecke oder den äußeren Bedingungen hat es nicht gelegen, das ist klar. Ich denke mal, das war für alle gleich und sie haben es auch noch fair hingekriegt. Das Salzen war auf jeden Fall wichtig, wenn man das gestern gesehen hat, wie tief das war. Ich bin relativ weit hinten gestartet und es war immer noch einigermaßen fest. Da haben sie schon alles richtig gemacht.“ Morgen will Dobler, der erst in Davos in die Saison einstieg und sich noch für die WM qualifizieren muss, Vollgas geben: „Hilft nix, morgen geht es weiter. Ist leider ein Verfolgungsstart, der schon wichtig ist. Da kann man nichts machen, da muss man morgen auf die Einzelzeit gehen.“ Schwächster Deutscher war diesmal Lucas Bögl als 52. Österreicher sind nicht mehr im Rennen wie auch Iivo Niskanen, der auf der heutigen Etappe aufgab.
Das sagt der Teamchef
Teamchef Peter Schlickenrieder haderte im DSV-Statement mit den Leistungen der älteren Athleten, bei denen er morgen auf einen Angriff hofft: „Bei den Jungs waren wir heute schon etwas enttäuscht, wenn auch nicht von den jungen. Albert Kuchler schafft ein Top30 Resultat, hat ein gutes Rennen gemacht und wacker gekämpft. Friedrich Moch war nicht ganz fit, aber hat trotzdem ein gutes Rennen gemacht, knapp an den 30 vorbei. Aber gerade die älteren Athleten waren schon schwer enttäuscht, dass sie hier auf der Distanz sich nicht weiter vorne platzieren konnten. Die werden sicher mit etwas Wut im Bauch morgen angreifen und die Skater nutzen, um die Scharte wieder auszumerzen.“
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