Die Italienerin Lisa Vittozzi gewinnt das Einzel der Damen über 15 km beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding vor den beiden Französinnen Lou Jeanmonnot und Julia Simon. Mit dem Rennausgang haben die deutschen Damen nichts zu tun. Beste von ihnen wird Vanessa Voigt auf Rang elf und Denise Herrmann-Wick war Schnellste in der Spur.
Lisa Vittozzi gewinnt vor zwei Französinnen
Dass mit Lisa Vittozzi zu rechnen ist, hat sich bereits zu Beginn der Saison angedeutet. Nach Podestplätzen in Kontiolahti lag sie zwischenzeitlich auf dem dritten Rang der Gesamtweltcupwertung, hat auf der Pokljuka gerade in ihrem Liegendanschlag wieder etwas geschwächelt und beim Einzel in Ruhpolding vor 10.000 Zuschauern eindrucksvoll bewiesen, was in ihr steckt. Mit zwanzig tadellosen Treffern sicherte sie sich mit 39 Sek. Vorsprung den Sieg vor Lou Jeanmonnot. Die junge Französin erreichte damit ihren ersten Weltcuppodestplatz in einem Einzelbewerb, nachdem auch sie zuvor am Schießstand ohne Fehler durchkam. Julia Simon, die Frau in Gelb, komplettierte das Podest. Mit einer Strafminute belastet lag sie am Ende 6,2 Sek. hinter ihrer Teamkollegin Jeanmonnot. Simon zeigte sich zufrieden mit ihrem Ergebnis. „Ich wollte auf das Podium laufen und das habe ich geschafft. Natürlich wäre es besser zu gewinnen, aber am Ende ist es immer noch eine Super-Platzierung.“ Der heutige Sieg im Einzel ist Lisa Vittozi´s dritter Weltcupsieg in einem Einzelbewerb, wobei die beiden vorherigen schon länger zurückliegen. In der Saison 2018/2019 gewann sie Sprint und Verfolgung in Oberhof und das lässt sie zuversichtlich auf die bevorstehende Biathlon-Weltmeisterschaft vom 8. bis 19. Februar 2023 in Oberhof blicken. „Ich bin sehr glücklich, habe mich sehr gut in der Spur gefühlt.“ Dazu, dass sie ihre bisherigen drei Weltcupsiege in Deutschland holte, meinte sie: „Wir werden sehen, ob das bei der WM auch so gut funktioniert.“
Blumen für Wierer und die Oeberg-Schwestern
Mit nur einem Fehlschuss verpasste Dorothea Wierer das Podest als Vierte knapp und hinter ihr platzierten sich Hanna und Elvira Oeberg; beide verfehlten ebenfalls jeweils nur eine Scheibe. Zwei Italienerinnen, zwei Französinnen, zwei Schwedinnen und dahinter mit Ingrid Landmark Tandrevold und Marte Olsbu Roeiseland noch zwei Norwegerinnen. Letztere ist ja krankheitsbedingt erst beim Weltcup auf der Pokljuka ins Renngeschehen zurückgekehrt und ihre Formkurve scheint anzusteigen. Auch Hanna Oeberg hat sich offensichtlich schnell und gut von ihrer Erkältung erholt. In Pokljuka nicht am Start kam sie in Ruhpolding gut ins Rennen und letztlich noch vor ihrer Schwester Elvira ins Ziel. Auch die schießstarke Österreicherin Lisa Theresa Hauser zählte zum Favoritenkreis beim Einzel von Ruhpolding. Sie landete am Ende als Neunte. „In der ersten Runde habe ich mir noch ein bisschen schwergetan, aber dann hatte ich mit der Französin Sophie Chaveau eine starke Athletin, mit der ich gut mitlaufen konnte. Ich wusste, wenn ich an ihr dranbleiben kann, dann muss die Laufzeit absolut in Ordnung sein. In der vierten Runde ist mir dann in einer flachen Passage leider ein kleiner Sturz passiert, der mich natürlich ein bisschen aus dem Konzept gebracht und auch ein wenig Schwung beziehungsweise Kraft gekostet hat. Umso cooler war es dann, dass auch die vierte Schießserie so gut funktioniert hat und ich glaube, mit einem Fehler kann ich heute richtig gut leben. Es wurde im ganzen Feld wieder extrem gut geschossen und von daher bin ich absolut zufrieden.“ (Quelle PM ÖSV) Die deutschen Damen haben die Top-10 knapp verpasst.
Denise Herrmann-Wick schießt sich um Erfolg
Drei Fehler in einem Einzelbewerb, bei dem jeder Fehler mit einer Strafzeit von einer Minute geahndet wird, sind mindestens einer zu viel um ganz vorne angreifen zu können. Läuferisch war Denise Herrmann-Wick zu jeder Zeit Schnellste in der Runde, auch in der Gesamtlaufzeit war sie 23,7 Sek. schneller als die Gesamtweltcupführende Julia Simon. Nach einer guten ersten Runde und fünf kontrollierten Treffern im Liegen setzte sich Denise Herrmann-Wick mit der frühen Startnummer 14 an die Spitze des Feldes, verfehlte im folgenden stehenden Anschlag eine Scheibe und reihte sich erst einmal auf Position sieben ein, als Beste derjenigen, die bereits eine Strafminute kassierten. Die vor ihr platzierten Damen hatten bis dahin alles getroffen. Im dritten Schießen kassierte sie eine weiteren Strafminute und fiel nochmals zurück und nach einem weiteren Fehler im letzten Anschlag musste sich Denise Herrmann-Wick am Ende mit Rang 15 begnügen. „Die Strecke ist heute in einem Top-Zustand, da kann man die Ski gut laufen lassen. Heute ist der Dreh- und Angelpunkt am Schießstand, da muss man die Null bringen oder maximal mit einem Fehler durchkommen,“ so die Olympiasiegerin im Einzel von Peking nach dem Rennen in der ARD.
Vanessa Voigt beste Deutsche
Die Thüringerin Vanessa Voigt brachte neunzehn von zwanzig Schüssen ins Ziel, ist aber läuferisch nicht auf ihrem Leistungsniveau. Sie hat allerdings auf der Strecke gemerkt, dass die Power da ist, sagte sie nach dem Rennen, „was mich auch auf weitere gute Rennen hoffen lässt“. Mit einer guten Schlussrunde wurde sie am Ende mit 2:10 Min. Rückstand Elfte und damit beste Deutsche. Voigt verliert gegenüber den Spitzenathleten nicht unbedingt auf der Strecke – um die Treffer sauber zu setzen, summiert sich ihr Rückstand meist am Schießstand. Janina Hettich-Walz traf insgesamt zwei Scheiben nicht und wurde auf der Schlussrunde von den beiden Trainern Uros Velepec und Sverre Olsbu Roeiseland lautstark gepusht. Die Fehler konnte sie sich nach dem Rennen nicht erklären und meinte: „Vielleicht war wieder ein bißchen Nervosität dabei, vielleicht waren es Leichtsinnsfehler,“ nachdem stehend jeweils der letzte Schuss nicht ins Ziel fand. „Ich stand eigentlich gut am Schießstand, das hätte nicht sein müssen.“ Sophia Schneider kam nach drei Strafminuten als 33. ins Ziel, Juliane Frühwirt wurde nach zwei Fehlern 35. Sie rückte nach dem weiter krankheitsbedingten Fehlen von Franziska Preuß wieder vom IBU Cup in den Weltcup auf und zeigte sich mit ihren beiden Teilleistungen unzufrieden. „Zwei Fehler sind zu viel im Einzel, mit meinem Laufen bin ich auch nicht zufrieden. In der ersten Runde habe ich mich noch gut gefühlt, dann hat es echt richtig nachgelassen. Bei so einer langen Strecke, gerade zu Hause vor dem Publikum wollte ich einfach mehr zeigen. Im Weltcup zu laufen ist cooler, da die vielen Leute da sind. Darum mache ich Biathlon, um vor solch einer Kulisse laufen zu dürfen und darum ärgert es mich, dass es heute wieder nicht geklappt hat,“ so eine enttäuschte Juliane Frühwirt. Auch Anna Weidel zeigte sich enttäuscht ob ihrer drei Fühlschüsse. Sie kam auf Rang 37 ins Ziel.
Aus dem Schweizer Team platzierte sich Lena Häcki-Groß mit zwei Fehlern als Beste auf Rang 17, Amy Baserga verfehlte auch zwei Scheiben und kam auf Platz 24.
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