Am vergangenen Wochenende wurden in Gjøvik in Norwegen, in Tampere/Finnland und im französischen Arvieux nationale Medaillen verteilt. Wir fassen euch die Geschehnisse zusammen…
Eiskalte Meisterschaften in Gjøvik
Eine neue Kältewelle sorgte dieser Tage in Norwegen für Probleme. Nachdem im Vorfeld schon einige Athleten wegen einer akuten oder noch nicht auskurierten Krankheit die Meisterschaften in Gjøvik unweit von Lillehammer abgesagt hatten und einige Sprinter sich beim Weltcup in Livigno befanden, war die Sorge groß, es könnten sich bei zweistelligen Minusgraden weitere Athleten erkälten. Dennoch wurden am Freitag die Einzelstarts im freien Stil über zehn und 15 Kilometer ausgetragen. Bei den Damen dominierte Lotta Udnes Weng mit 23 Sekunden Vorsprung auf Ragnhild Gløersen Haga. Helene Marie Fossesholm sicherte sich knapp Bronze vor Ingvild Flugstad Østberg. Hinter Silje Theodorsen wurde die erst 17-jährige Milla Grosberghaugen Andreassen Sechste, nur 52 Sekunden hinter der Siegerin. Bei den Herren war Harald Østberg Amundsen zwölf Sekunden schneller als Hans Christer Holund und holte sich den Titel. Iver Tildheim Andersen gewann Bronze mit wenigen Sekunden Vorsprung auf Vebjørn Turtveit und Sjur Røthe. Für Amundsen war es ein wichtiger Sieg, nachdem sein Saisonbeginn von einer Corona Infektion ruiniert wurde. Wegen Temperaturen von bis zu -24°C wurden die Massenstarts am Samstag zunächst verschoben und später abgesagt. Nach kurzer Überlegung blieb das Wettkampfprogramm für Sonntag unverändert und man trug dort wie geplant die Vereinsstaffeln aus. Beide Titel gingen an die Teams aus Kjelsås in Oslo. Bei den Damen lief Sigrid Leseth Føyen ihr Team noch von vier auf eins, Silber ging mit fünf Sekunden Rückstand an Konnerud mit Margrethe Bergane und Schlussläuferin Tiril Liverud Knudsen. Bronze holten die Nordnorwegerinnen aus Tromsø, die nach zwei von drei Läuferinnen durch Anna Svendsen und Synne Arnesen das Rennen angeführt hatten. Ingvild Flugstad Østberg lief stark als zweite Läuferin der Lokalmatadoren aus Gjøvik und schloss zur Spitze mit Tromsø auf – am Ende reichte es aber nur zu Platz sechs. Bei den Herren war das Trio aus Kjelsås von vornherein überlegen. Schlussläufer Håvard Moseby sagte später, er habe nicht mehr viel tun müssen, Edvard Sandvik und David Thorvik hatten so gut vorgearbeitet. Um die Silbermedaille gab es einen spannenden Zielsprint von vier Teams, aus dem sich das Team aus Heming mit Harald Astrup Arnesen, dem Esten Alvar Johannes Alev und Schlussläufer Simen Myhre durchsetzte. Bronze ging an Mjøsski mit Jonas Vika als bekanntestem Athleten sowie Schlussläufer Håvard Hovde. Die Trios aus Byåsen (Trondheim) und dem Asker Skiklubb am Oslofjord mit Schlussläufer Amundsen gingen leer aus.
18-jähriger Teilzeit-Langläufer sorgt für Aufsehen
Für Aufsehen sorgte über 15 Kilometer Freistil allerdings ein anderer als der Sieger: Achter wurde ein noch unbekannter Athlet namens Jørgen Nordhagen. Er wurde erst vor wenigen Tagen 18 Jahre alt, verlor nur 54 Sekunden auf den Sieger und… eigentlich ist er gar kein Langläufer! Jørgen Nordhagen ist Straßenradfahrer und unterschrieb vor einem Jahr seinen ersten Profivertrag bei einem der größten Teams, bei Jumbo Visma. „Diese Saison werde ich mein Training 50/50 aufteilen, aber ich habe bei Jumbo Visma unterschrieben, also werde ich zumindest in den nächsten Jahren auf dem Rennrad unterwegs sein. Vielleicht entscheide ich mich dann 2027 anders“, meinte er. Für seine sportliche Zukunft erträumt er sich, bei der Tour de France zu starten – aber auch, als Langläufer bei den Olympischen Spielen zu sein. Weiter sagte er, dass er in den ersten Jahren bei Jumbo Visma noch Freiheiten genießt und auch Langlauf betreiben kann. Sein nächstes Ziel findet aber erstmal auf zwei dünnen Latten statt: Er steht im Aufgebot für die Junioren-Weltmeisterschaften in Whistler, Kanada. Darauf freut sich der 18-Jährige sehr: „Ich bin noch nie im Ausland gelaufen und habe immer nur den Vergleich mit den anderen Norwegern gehabt.“ Nach dieser Leistung gehört Nordhagen definitiv zu den Topfavoriten – auch wenn er Jahre jünger ist als viele Konkurrenten.
Teamsprint, Einzelstart und Klassiksprint in Tampere
Am östlichen Stadtrand der 250.000 Einwohner-Stadt Tampere im Südwesten des Landes trugen die Finnen ihre Titelkämpfe aus, wegen denen sie den Weltcup in Livigno komplett ausließen. Dennoch waren nicht alle Stars dabei – Iivo Niskanen verzichtete auf einen Start. Dabei handelte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um für den anstehenden Weltcup in Les Rousses auf jeden Fall fit zu sein, nachdem er wegen seiner Corona Infektion einen Großteil der Saison verpasste. Das Wochenende begann am Freitag mit einem Teamsprint in freier Technik. Bei den Damen setzte sich das erste Team aus Vuokatti durch, vertreten durch Jasmin Kähärä und Katri Lylynperä. Ganz knapp dahinter sicherten sich die Lokalmatadoren aus Ylöjärvi, Elsa Torvinen und Eevi-Inkeri Tossavainen, die Silbermedaille. Eveliina Piippo und Vilma Nissinen vom zweiten Team aus Vuokatti gewannen Bronze. Bei den Herren triumphierten die Topfavoriten Niilo Moilanen und Joni Mäki vom zentralfinnischen Pyhäjärvi-See. Olli Ahonen und Miro Karppanen aus Imatra an der russischen Grenze holten sich Silber vor Vuokatti mit Emil Liekari und Eero Rantala. Am Samstag wurden Freistilrennen über zehn und 15 Kilometer ausgetragen. Krista Pärmäkoski war dabei völlig überlegen und gewann 36 Sekunden vor Jasmi Joensuu. Nur drei Sekunden langsamer war Eveliina Piippo, die damit Bronze gewann. Für erneutes Edelmetall war die inzwischen zurückgetretene Riitta-Liisa Roponen, 44, als Vierte etwa 22 Sekunden zu langsam. Johanna Matintalo, die wegen des Auslassens der Tour de Ski und dem kältebedingten Ausfalls eines Suomen Cups seit Mitte Dezember keine Rennen bestritten hat, wurde nur Siebte. Lylynperä, Niskanen und Kyllönen waren nicht am Start. In Abwesenheit von Iivo Niskanen und Perttu Hyvärinen holte sich Remi Lindholm ungefährdet den Titel. Joni Mäki, der wegen einer Fußverletzung im Sommer viel Trainingsrückstand aufholen musste und deswegen bisher in diesem Winter nicht auf dem Niveau vergangener Jahre läuft, gewann mit 20 Sekunden Rückstand Silber vor Niko Antola, der sich knapp gegen Juuso Haarala durchsetzte. Zum Abschluss gab es einen Klassiksprint, in dem Johanna Matintalo sich den Titel knapp vor Katri Lylynperä und Jasmin Kähärä holte. Anne Kyllönen wurde Vierte. Bei den Herren gewann Ristomatti Hakola vor Joni Mäki und Lauri Lepistö. Hakola hatte seit Mitte des Sommers immer wieder gesundheitliche Probleme und einen weiteren Rückschlag mit einem fieberhaften Infekt zu Weihnachten.
Französische Meisterschaften im Massenstart
In Frankreich wurden die nationalen Titelkämpfe wegen Schneemangel von Le Grand Bornand nach Arvieux im Département Hautes-Alpes im Naturpark Queyras verlegt. Dort wurde ein langer Massenstart im klassischen Stil ausgetragen. Nachdem Maurice Manificat bei der Tour de Ski nach drei Wochen Wettkampfpause ein Comeback versuchte, wurde er dort wieder krank und musste abreisen. Zwei Wochen später ist er noch nicht wieder in Form, so dass er den 30 Kilometer Massenstart absagte. Den Sieg holte sich Jules Lapierre im Zielsprint gegen Clement Parisse. Hugo Lapalus gewann mit 27 Sekunden Rückstand Bronze, alle anderen Starter wiesen große Rückstande auf. Auch bei den Damen standen 30 Kilometer auf dem Programm, bei denen Delphine Claudel schon frühzeitig als Siegerin feststand, als auch ihre letzte Verfolgerin nicht mehr mit ihr mitgehen konnte. Juliette Ducordeau konnte sich demnach über Silber freuen. Flora Dolci gewann mit mehr als drei Minuten Rückstand Bronze. Für die am Sonntag ausgetragenen Sprints wurden keine Medaillen verteilt, sie gehörten nur zur National Tour.