Ich drücke den Startknopf auf meiner GPS-Uhr und ab diesem Zeitpunkt bin ich im Rennmodus. Los geht’s über die gedachte Startlinie und der Gramai entgegen.
Eine Challenge kann vieles sein. Die Stufen hinauf ins erste Stockwerk eines Hauses erklimmen, weniger Süßes zu essen oder mehr Sport zu treiben zum Beispiel. Für uns Skilangläufer hat eine Challenge meist mit dem Absolvieren einer bestimmten Strecke zu tun und das in möglichst kurzer Zeit. Genau so eine Challenge gibt es diesen Winter in der Region Achensee in dreifacher Ausfertigung. Auf drei unterschiedlichen Loipen könnt ihr euch virtuell mit anderen messen und dabei tolle Preise gewinnen. Ich war Ende Januar vor Ort und habe den Selbstversuch gewagt.
Bereits im letzten Winter durfte ich zwei der drei Strecken kennenlernen, die jetzt für die Challenge-Wertung herangezogen werden. Deshalb wusste ich, was auf mich zukommt. Dennoch ist so ein Absolvieren in Renntempo natürlich noch einmal etwas anderes und ich war gespannt, wie es mir ergehen würde. Die Teilnahme an der Challenge ist denkbar einfach. Man läuft die ausgewiesene Runde, dokumentiert seinen Lauf mithilfe einer GPS-Uhr oder Smartphone-App und trägt sich im Anschluss in die Rangliste ein. Und so stehe ich nun hier oberhalb von Pertisau und zähle gedanklich den Countdown nach unten bis zu meinem Start.
Wahrscheinlich schütteln die anderen Langläufer gerade etwas unglaubwürdig mit dem Kopf, als ich vom Startschild in Richtung Falzthurn-Gramai Loipe beschleunige. 14 Kilometer und über 300 Höhenmeter liegen vor mir, als Ziel habe ich mir 50 Minuten gesetzt. Zunächst geht es nur leicht bergan und ich komme im 1-1er schnell voran. Die ersten beiden Kilometer sind schnell absolviert, dann erreiche ich die freie Fläche unterhalb der Falzthurn-Alm. Nun beginnt der anspruchsvollste Teil der Strecke und ich muss immer wieder für längere Abschnitte in den 2-1er wechseln. Wer des Skatens nicht mächtig oder in der klassischen Technik schneller unterwegs ist, kann alle Strecken natürlich auch in der Klassik-Spur absolvieren und das in der Rangliste vermerken. Ich kämpfe mich die nächsten Kilometer vorbei an der Alm und weiter bis zum höchsten Punkt an der Gramai-Alm. 32 Minuten zeigt meine Uhr bis hierhin. Da heißt es nochmal Gas geben. Mit Highspeed geht es in der Hocke bergab, dass die Oberschenkel zu brennen beginnen wie bei einem Abfahrtsrennen. Zwischendurch sprinte ich die kurzen Gegenanstiege hinauf und schaffe es in 46:35 Minuten ins Ziel.
Es dauert eine Weile, bis ich wieder zu Atem komme. Schnell macht sich aber ein unglaubliches Glücksgefühl in mir breit. Ich habe alles gegeben und die eigenen Erwartungen unterboten. Was die Zeit bei relativ langsamen Schneebedingungen am Ende der Saison wert ist, werde ich sehen. Aber das ist sowieso zweitrangig. Kurz nach mir trifft Lokalmatadorin Petra Tanner im Ziel ein, die einen ersten Anlauf in klassischer Technik unternommen hat. Und auch Michael, mein Fotograf, hat es sich nicht nehmen lassen, eine Zeit zu setzen. Gemeinsam laufen wir uns noch zwei, drei Kilometer aus, um am nächsten Tag keine müden Beine zu haben.
Denn an Tag zwei wartet die Seeloipe Oberautal auf uns. Von Achenkirch führt diese über sieben Kilometer und knapp 100 Höhenmeter vorbei am Campingplatz hinein ins Oberautal und zurück. Erneut ist der Start der Aufzeichnung auf meiner Uhr das Signal, um Vollgas zu geben. Es geht wellig über die Wiesen zwischen Ort und See bis zum Beginn des langgezogenen Anstiegs. Der ist zwar deutlich einfacher zu laufen, als die Steigung am Vortag, aber dafür will er auch in schnellerem Tempo gelaufen werden. Ausnahmsweise habe ich einmal keinen Blick für das wundervolle Panorama, dass sich oberhalb des Oberautals bietet. Aber das kann ich auch noch beim Cool-Down genießen. Die Wende am höchsten Punkt markiert für mich die Stelle, ab der ich es noch einmal so richtig krachen lassen will. Wenig später drücke ich Stop auf einer Uhr, die bei 21:55 Minuten stehen bleibt. Erneut habe ich meine eigene Einschätzung unterboten und auch Michael ist heute mit seiner Leistung zufrieden, nachdem er in den Gefällabschnitten besser zurecht gekommen ist. Direkt vom Smartphone trage ich meine Leistung in die Rangliste ein und bin schon gespannt, welche Zeiten in den kommenden Wochen noch hinzukommen.
Als Belohnung wartet dann noch ein Kaiserschmarrn in unserem Quartier, der Cafe-Pension Erika, auf mich. Glücklicher und zufriedener könnte ich mich gar nicht auf die Heimfahrt machen. Aber jetzt seid ihr dran. Alle Infos zur Challenge findet ihr hier: www.achensee.com