Nach der Biathlon-Europameisterschaft in der Lenzerheide fand der nächste Biathlon IBU Cup bereits in der darauffolgenden Woche in Obertilliach in Österreich statt. Zwei Sprints standen auf dem Programm und vor der WM in Oberhof nutzten einige Athleten die Gelegenheit um Wettkampfpraxis zu sammeln, so Dmytro Pidruchnyi, Lukas Hofer und Anna Gandler. Das deutsche Team erreichte sieben Top-10-Plätze, Selina Grotian erkämpfte sich eine Podestplatzierung und Vanessa Hinz beendet Karriere.
Veränderungen im DSV-Team
Im deutschen Team wurden kleine Veränderungen im Hinblick auf die Aufstellung in der Lenzerheide vorgenommen. Für die WM-Teilnehmer Hanna Kebinger und Philipp Nawrath rückten Mareike Braun und Frederik Madersbacher ins Team. Darüber hinaus kam Simon Kaiser für Johannes Donhauser. Lisa Maria Spark war zum offiziellen Training noch in Obertilliach, erkrankte und zum zweiten Sprint wurde für sie Luise Müller nachgeholt.
Erster Sprint
Norweger erneut nicht zu schlagen – Stroemsheim vor Soerum
Den ersten Sprint beim Biathlon IBU Cup in Obertilliach dominierten unter schwierigen Windbedingungen die Norweger. Endre Stroemsheim siegte mit der schnellsten Gesamtlaufzeit vor seinem Teamkollegen Vebjoern Soerum. Beide hatten zwei Strafrunden im Gepäck und Soerum überquerte die Ziellinie 9,4 Sek. hinter Stroemsheim. Das Podest komplettierte Dmytro Pidruchnyi. Der Ukrainer verfehlte nach der Null im Liegen im Stehendanschlag eine Scheibe, lag aber nach dem zweiten Schießen noch 1,1 Sek. vor dem späteren Sieger. Auf der Schlussrunde verlor der Ukrainer das Fernduell gegen den Norweger und wurde von dem spät gestarteten Soerum mit 0,4 Sek. Vorsprung noch auf den Bronzerang verdrängt. Dmytro Pidruchnyi musste sich im Dezember nach einer Trainingsverletzung einer Knieoperation unterziehen, konnte vier Wochen nicht trainieren und erst vor zwei Wochen begann er wieder mit Schießtraining. „Mein Ziel war ein Top-Ten-Platz, aber das Podium ist jetzt ein Traum. Es ist für mich, mein Team und vor allem für mein Land ganz wichtig. Vor zwei Wochen ist einer meiner besten Freunde an der Front gestorben. Jeden Tag Raketen auf unser Land, deshalb will ich so viele positive Vibes wie möglich in die Ukraine schicken. Ich hoffe, dass ich bei der WM in Oberhof dabei bin“, so Dmytro Pidruchnyi (Quelle: PM Obertilliach). Rang vier und fünf belegten die Norweger Aleksander Fjeld Andersen und Mats Overby vor dem fehlerfrei gebliebenen Rumänen George Buta.
Philipp Horn bester Deutscher
Bester Deutscher wurde Philipp Horn. Mit 37,8 Sek. Rückstand platzierte er sich nach je einem Fehler in den beiden Schießen auf Rang sieben. Lucas Fratzscher verfehlte wie Horn ebenfalls zwei Scheiben und überquerte die Ziellinie auf Rang 12. Marco Groß war früh gestartet, kam liegend mit einem Fehler durch und verfehlte stehend zwei weitere Scheiben. Am Ende belegte er Platz 22 und Dominic Schmuck kam nach drei Extrarunden auf Rang 44 ins Ziel; Frederik Madersbacher (1:2) lief auf Rang 55. Simon Kaiser hat wegen gesundheitlicher Probleme das Rennen nach dem ersten Schießen aufgegeben.Der Schweizer Dajan Danuser erreichte mit zwei fehlerfreien Schießeinlagen und Rang elf sein bestes Saisonergebnis. Der Österreicher Patrick Jakob kam mit zehn Treffern als bester Österreicher auf Rang 18.
Tilda Johansson siegt bei den Damen
Bei schwierigen Windverhältnissen und leichtem Schneefall schaffte die Schwedin Tilda Johansson zwei fehlerfreie Schießeinlagen und siegte damit im ersten Sprint der Damen in Obertilliach vor Sophie Chauveau. Mit einer Strafrunde aus dem stehenden Anschlag hatte Chauveau im Ziel 36,6 Sek. Rückstand. Ihre erste Podestplatzierung feierte die vom Langlauf auf Biathlon umgestiegene Schweizerin Lydia Hiernickel. Sie verfehlte liegend eine Scheibe, brachte stehend die Null und verdrängte die Französin Paula Botet von Rang drei. Hinter Botet platzierte sich die Japanerin Fuyuko Tachizaki und nur 0,1 Sek. dahinter Juliane Frühwirt. Sie hielt sich in beiden Schießen fehlerfrei. Schnellste in der Spur war einmal mehr die 18jährige Selina Grotian. Die Deutsche kam mit einem kompletten Medaillensatz von der EM aus Lenzerheide und war Mitfavoritin in Obertilliach. Nach der Null im Liegen kam Grotian als Führende zum Stehendanschlag und bei schwierigen Windverhältnissen verfehlte sie vier Scheiben. Mit der schnellsten Schlussrunde gelang ihr trotz vier Strafrunden ein hervorragendes Ergebnis und als Siebte verpasste sie die Blumenzeremonie nur knapp.
Die weiteren deutschen Platzierungen:
15. Vanessa Hinz (0:2, + 1:24,3 Min.)
20. Mareike Braun (1:1, + 1:42,4 Min.)
32. Marion Wiesensarter (3:1, + 2:21,5 Min.)
Neben Lydia Hiernickel erreichte Lea Meier auf Rang 9 als zweite Schweizerin eine Top-Platzierung. Beste Österreicherin wurde Kristina Oberthaler auf Rang 21.
Zweiter Sprint
Soerum gewinnt vor Stroemsheim – Vier Deutsche in den Top-9
Endre Stroemsheim, der Sieger aus dem ersten Sprint kam bei strahlendem Sonnenschein und besten Biathlon-Bedingungen am Samstag liegend und stehend fehlerfrei durch und übernahm die Führung. Der später gestartete Vebjoern Soerum lag eingangs der Schlussrunde noch 13,8 Sek. hinter Stroemsheim und war deutlich schneller unterwegs als sein Teamkollege. Soerum nahm Stroemsheim auf der Schlussrunde über 20 Sek. ab und siegte schließlich mit 9,6 Sek. Vorsprung, obwohl er liegend eine Extrarunde kassierte. Der Schwede Anton Ivarsson erreichte nach einer Strafrunde aus dem stehenden Anschlag mit 23 Sek. Rückstand auf den Sieger den Bronzerang und damit sein erstes Einzelpodest. Der Norweger Filip Fjeld Andersen belegte Rang vier vor den beiden Deutschen Marco Gross und Lucas Fratzscher. Marco Gross traf alle zehn Scheiben, Lucas Fratzscher verfehlte stehend eine.
Die weiteren deutschen Platzierungen:
7. Philipp Horn (1:0, + 53,6 Sek.)
9. Simon Kaiser (1:0, + 1:00,2 Min.)
40. Dominic Schmuck (2:0, + 2:08,2 Min.)
44. Frederik Madersbacher Eide (0:1, + 2:11,0 Min.)
Lukas Hofer bestritt im abschließenden Sprint in Obertilliach seinen ersten Start in einem internationalen Wettkampf. Schnell in der ersten Runde verfehlte er liegend drei Scheiben, zwei weitere Fehlschüsse folgten stehend und am Ende platzierte er sich auf Rang 53. Ob er zur WM nach Oberhof geht ließ er noch offen. Vor den beiden abschließenden IBU-Cups in Canmore (CAN) liegt Endre Stroemsheim mit 307 Punkten Vorsprung in Führung vor dem weiteren Norweger Mats Overby. Wenn Stroemsheim seine Form halten kann, stehen die Chancen gut, dass er sein Ziel erreicht, und sich über den IBU-Cup-Gesamtsieg ein persönliches Startrecht für den ersten Weltcup in der nächsten Saison erarbeitet, wie vergangene Saison Erlend Bjoentegaard.
Selina Grotian wird Dritte hinter Juni Arnekleiv und Fuyuko Tachizaki
Mit Startnummer 1 gelang der Japanerin Fuyuko Tachizaki ein sensationelles Rennen. In der Spur zwar nicht die Schnellste, aber mit zehn sauberen Treffern setzte sie sich an die Spitze. Selina Grotian blieb liegend fehlerfrei und verpasste stehend eine Scheibe. Es wurde spannend, ob die junge Deutsche trotz ihrer Strafrunde an die Zeit von der Japanerin heranlaufen kann. Beim Schießstandausgang hatte Grotian noch 10,4 Sek. Rückstand auf Tachizaki, kam im Verlauf der Runde näher und überquerte die Ziellinie letztlich 4,2 Sek. hinter Tachizaki auf dem zweiten Rang. Die Norwegerin Juni Arnekleiv verfehlte liegend eine Scheibe, kam dennoch in Führung liegend zum Stehendanschlag und obwohl sie eine weitere Strafrunde zu laufen hatte, betrug ihr Rückstand auf Tachizaki nach der Extrarunde lediglich 4,7 Sek., den sie bereits bis zur Zwischenzeit aufgeholt hatte und schließlich mit 5,9 Sek. Vorsprung ins Ziel kam und die Japanerin auf den zweiten Rang verdrängte. Vierte wurde Gilonne Guigonnat (FRA) vor Ella Halvarsson (SWE) und der weiteren Französin Paula Botet.
Letztes Rennen von Vanessa Hinz
Vanessa Hinz startete in Obertilliach in ihren letzten Wettkampf als Leistungssportlerin (wir berichteten, siehe unten). Mit 0:1 kam sie schließlich auf den zehnten Rang und wurde im Ziel von der kompletten Mannschaft mit einer Sektdusche empfangen. Mareike Braun (0:0) belegte Rang 17, Juliane Frühwirt (0:2) wurde 33., Luise Müller (0:3) kam auf Rang 37 und Marion Wiesensarter konnte krankheitsbedingt nicht an den Start gehen.
Nächster IBU Cup
Nach Obertilliach geht der IBU Cup erst einmal während der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof in eine Wettkampfpause. Erst ab 23.02.2023 geht es in Canmore in Kanada in die heiße Phase. Dort finden aufeinanderfolgend zwei IBU Cups statt (Programm Canmore) und dort werden auch die Gesamtsieger und die Sieger der Disziplinwertungen geehrt. Bei den Herren sieht es gut aus für Endre Stroemsheim, bei den Damen wird es sich wohl zwischen der Schwedin Tilda Johansson oder Gilonne Guigonnat aus Frankreich entscheiden, vorausgesetzt beide starten in Canmore. Vom deutschen Team ist lediglich bekannt, dass man nicht die volle Startquote ausnutzen wird. Wer die Reise nach Kanada antritt, wird von der sportlichen Führung des DSV in der nächsten Woche entschieden.