Langlauf WM: Simen Hegstad Krüger wird Skiathlon-Weltmeister in Planica – Moch Siebter

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Simen Hegstad Krueger (NOR), Sjur Roethe (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die Norweger feierten im ersten Distanzrennen im Langlauf bei der Nordischen Ski WM in Planica einen Vierfachsieg: Weltmeister im Skiathlon über insgesamt 30 Kilometer wurde Simen Hegstad Krüger, Silber ging an Johannes Høsflot Klæbo und Bronze holte Sjur Røthe vor Pål Golberg. Friedrich Moch wurde sehr guter Siebter.

Schwierige Strecke und schwierige Bedingungen

Schwierige Streckenverhältnisse in Planica (SLO): Scott Patterson (USA), Jonas Dobler (GER), Jonas Baumann (SUI), Albert Kuchler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

20 Jahre nach der Erfindung des heutigen Skiathlons mit beiden Lauftechniken an einem Tag inklusive Skiwechsel ging es heute wieder um Gold, Silber und Bronze in der ersten Distanzentscheidung dieser Titelkämpfe. Die Bedingungen in Planica sind auch am Tag des Skiathlons der Herren noch schwierig und sehr weich und die Strecke wurde im Laufe des Rennens immer tiefer, so dass die 30 Kilometer den Athleten alles abforderten. Speziell ist aber auch das Streckenprofil: Gelaufen werden in der klassischen Technik vier Runden von 3,788 Kilometer Länge. Bis zur Hälfte der roten Runde ging es größtenteils bergab zum tiefsten Punkt bei Kilometer 2,1 mit schwierigen Abfahrten, danach folgt ein 1,5 Kilometer langer Anstieg zum Stadion. Nach dem Skiwechsel folgt dann viermal die blaue Runde mit 3,599 Kilometern Länge, die viel gleichmäßiger zu laufen ist mit mehreren kleinen Anstiegen inklusive dem höchsten Punkt des Loipennetzes nach dem ersten Anstieg der Runde, in dem es etwa 800 Meter bergauf geht. Vor dem Stadion folgen nur kürzere Anstiege.

Norweger nicht zu schlagen

Simen Hegstad Krueger (NOR) © Modica/NordicFocus

Die Strecke bot also die Möglichkeit, Klassisch im langen, schweren Anstieg schon für eine Vorentscheidung zu sorgen und sich abzusetzen. Das versuchte zumindest Iivo Niskanen, der nach vielen gesundheitlichen Problemen in diesem Winter, selbst nicht wusste, wie er seine Form einschätzen soll. Der Finne verschärfte in Runde zwei deutlich das Tempo und reduzierte die Spitzengruppe auf nur noch 15 Athleten. In Runde drei gönnte er sich eine Pause und erhöhte in der letzten Runde vor dem Skiwechsel erneut das Tempo, so dass nur noch 13 Sportler innerhalb von fünf Sekunden zum Wechsel kamen. Røthe, Poromaa und Krüger tauschten am Schnellsten ihr Material und verließen das Stadion knapp vor den anderen. Sofort attackierten Krüger und Røthe und setzten sich von allen anderen ab – eine Tempoverschärfung, die ihnen eine Medaille einbringen sollte. Klæbo war klar, dass er die Teamkollegen nicht laufen lassen darf, wenn er beweisen will, dass er auch in Distanzrennen Gold holen kann. Mit zehn Sekunden Rückstand griff er an und schloss die Lücke im Laufe der Runde, was aber viel Kraft gekostet hatte. Schon im ersten Anstieg ließ der Sprint-Weltmeister wieder abreißen und auch Røthe konnte in Runde sieben von acht nicht mehr mit Simen Hegstad Krüger mitgehen. Als er zurückfiel, witterte Klæbo wieder Morgenluft und arbeitete sich an Røthe heran. Zwar fiel Klæbo im Anstieg direkt wieder zurück, konnte aber erneut aufholen und den Teamkollegen noch vor dem Stadion erreichen. Simen Hegstad Krüger war aber nicht mehr einzuholen und feierte den WM-Titel im Skiathlon, seine erste Goldmedaille bei Weltmeisterschaften. Klæbo ersprintete Silber vor Røthe, konnte sich aber nicht richtig über die Medaille freuen – schon als Kind konnte er nicht verlieren, wie seine Mutter kürzlich gesagt hatte. „Es ist unglaublich, nun Weltmeister zu sein. Ein Traum wird wahr. Diese Goldmedaille fehlte mir noch und ich wollte es bei dieser WM schaffen. Dass das geklappt hat, ist großartig“, freute sich der Skiathlon Olympiasieger von 2018. „Es war so ein hartes Rennen. Als ich nach dem Skiwechsel zusammen mit Sjur attackiert hatte, war es nur ein Gas geben und nicht zurück blicken. Auf der letzten Runde habe ich Krämpfe bekommen und ich war nicht sicher, ob ich das durchziehen kann. Aber es hat geklappt und ist ein großartiges Gefühl. Es waren sehr schwere Bedingungen, aber das war für alle gleich. Es war vom Start ein sehr schweres Rennen, aber nach dem Skiwechsel habe ich mich gut gefühlt und als ich einige Sekunden Vorsprung hatte, musste ich einfach alles geben.“

Moch sehr guter Siebter

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

William Poromaa musste sich im Zielsprint Golberg geschlagen geben und wurde Fünfter, nachdem er nach dem Skiwechsel nicht mit Krüger mitgehen konnte und sich nach hinten orientieren musste. Er war lange Zeit auch noch ein Ziel für Friedrich Moch, den der Deutsche mit seiner Gruppe aber nicht mehr erreichen konnte. Der junge Allgäuer hatte zuvor die Parole ausgegeben, „zweimal unter die besten Zehn mit weniger Norwegern“ zu laufen – also im heutigen Skiathlon sowie im Freistil-Einzelstart. Teamchef Peter Schlickenrieder hatte die Hoffnungen etwas gebremst: „Ich würde mich freuen für den Frie, wenn er unter die besten Zehn kommt. Aber man muss die Hoffnungen nicht so hoch schrauben“, meinte er vor dem Start im ZDF. Immerhin hatte seit zehn Jahren kein deutscher Langläufer mehr einen Top10-Platz bei einer WM erreicht. Der 22-Jährige schlug sich mit mehreren Top10-Plätzen aus dieser Saison im Rücken sehr gut und hielt sich im Klassischen immer in der Nähe von Klæbo auf. „Klæbo kann die Strecke lesen. Der weiß genau, wann er ein bisschen mehr Gas geben muss und der Frie beobachtet ihn genau und will von ihm lernen“, sagte Schlickenrieder dazu. Kurz vor Kilometer 15 musste der Allgäuer eine kleine Lücke aufgehen lassen. Nach dem Skiwechsel lag er an achter Stelle, konnte aber nicht mit dem Besten mitlaufen. Er bildete eine Zweiergruppe mit Jules Lapierre, zu der später noch Clement Parisse und Calle Halfvarsson aufschlossen. Der Schwede verlor im Anstieg hin und wieder ein paar Meter, wirklich abschütteln ließ sich aber niemand. „15 Sekunden auf Poromaa, lang darfst du nicht mehr warten. Den kannst du noch holen!“, rief der Teamchef seinem Schützling im Anstieg der siebten Runde zu. Moch blieb aber bei seinen Weggefährten. „Er kämpft damit, dass es hinter den Kollegen zu langsam ist, aber er hat auch nicht das Gas, nach vorne hinzuspringen“, erklärte Schlickenrieder die Situation. So blieben alle bis zum Schluss zusammen, ohne noch zu Poromaa oder Golberg aufschließen zu können. Im Zielsprint um Rang sechs musste sich Friedrich Moch Calle Halfvarsson geschlagen geben, der direkt nach dem Skiwechsel große Probleme hatte und nicht seinen Rhythmus fand. Lapierre und Parisse belegten die Plätze acht und neun. Perttu Hyvärinen wurde trotz eines Sturzes bei hoher Geschwindigkeit noch Zehnter.

Moch und Schlickenrieder glücklich

Peter Schlickenrieder (GER) © Modica/NordicFocus

Obwohl es der 22-Jährige nicht ganz mit den Schweden vor ihm aufnehmen konnte, gab es nach dem Rennen wenig Grund zum Meckern. „Ich bin zufrieden. Skating bin ich technisch nicht so gut klargekommen, klassisch bin ich zufrieden. Die langen Anstiege sind ganz schön schwer, da dachte ich, vielleicht kriegen wir die noch mal“, sagte er im ZDF-Interview in Bezug auf Poromaa vor ihm. „Klassisch hatte ich am Ende Probleme und dann wurde im Skating direkt Gas gegeben, da musste ich dann abreißen lassen.“ Gegenüber xc-ski.de erklärte er zur Situation in der Gruppe: „Mit den Franzosen hat die Zusammenarbeit gut gepasst, aber in der letzten Runde haben wir uns dann noch gebattelt, da kam Attacke nach Attacke. Wir wollten den Schweden loswerden, aber er ist leider doch noch mitgekommen.“ Auch Peter Schlickenrieder war im ZDF voll des Lobes: „Wir sind sehr zufrieden mit einem Top8 Platz beim wichtigsten Rennen der Saison. Das muss man als junger Sportler erstmal abrufen, aber er hätte vielleicht den gleichaltrigen William Poromaa noch abfangen können, das wäre was gewesen. Aber man muss das immer sehr gut abwägen, ob man so eine Attacke macht. Er kennt seinen Körper aber am Besten und kann das einschätzen. Wir sind eigentlich absolut keine Sprinternation, aber der Frie hat die zwei Franzosen sehr gut in Schach gehalten.“

Dobler als 15. und Kuchler als 17. zufrieden

Hugo Lapalus (FRA), Albert Kuchler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Jonas Dobler, der seine Karriere in wenigen Wochen beenden wird, hatte vor dem Rennen gesagt, er wollte „nah an Platz zehn ranlaufen“ und sah in Runde zwei die Top15 vor sich entschwinden. Wie die anderen Athleten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verlor er unter der Tempoarbeit von Niskanen den Anschluss an die Spitze. Danach schlug er sich aber sehr gut und lag zur Halbzeit mit Albert Kuchler, Mika Vermeulen, Jonas Baumann und Scott Patterson in einer Fünfergruppe ab Platz 16. Am Ende kämpfte er mit Andrew Musgrave um Platz 14 und unterlag nur um Haaresbreite im Zielsprint. „Das war alles, was heute drin war. Deswegen bin ich auch zufrieden. Ich habe alles auf der Strecke gelassen an Kraft. Da kann ich mir nichts vorwerfen und das war eine richtige Schlacht“, sagte Jonas Dobler und erklärte genauer: „Sowas habe ich selten erlebt. In den Abfahrten haben die Ski, die Stöcke und die Leute gelegen. Es hat extrem viele Stürze gegeben. Man hat nur geschaut, dass man auf den Skiern bleibt in der Abfahrt und bergauf war es natürlich auch tief und anstrengend.“ Albert Kuchler kam elf Sekunden später als ebenfalls starker 17. ins Ziel und sagte: „Gerade im Skatingteil haben wir in der Fünfergruppe ganz gut zusammengearbeitet. Da konnte man dann ein bisschen Kräfte sparen in Anführungsstrichen, die man dann für den Schluss aufgehoben hat. Ich bin schon sehr zufrieden. Das ist vollkommen in Ordnung für das erste WM-Rennen. Es war cool, gute Stimmung, es war toll.“ Als vierter DSV-Läufer kam Lucas Bögl als 33. ins Ziel mit 5:39 Minuten Rückstand.

Baumann bester Schweizer

Jonas Baumann (SUI) © Modica/NordicFocus

Jonas Baumann kam als bester Eidgenossen zusammen mit Dobler und Kuchler als guter 18. ins Ziel. 90 Sekunden später überquerte sein Landsmann Beda Klee als 27. die Linie. Der Österreicher Mika Vermeulen war im Skatingpart, seiner eigentlich stärkeren Technik, noch hinter ihn zurückgefallen auf Position 29. Die weiteren Schweizer Roman Furger und Cyril Fähndrich belegten die Ränge 34 und 45. Fähndrich erging damit als letzter Athlet knapp der Überrundung, die der Liechtensteiner Robin Frommelt nicht vermeiden konnte.

=> Ergebnis 15+15 Kilometer Skiathlon Herren

 

Langlauf WM zum Nachlesen

=> Langlauf und Nordische Kombination: Sportler kämpfen bei Nordischen Ski Weltmeisterschaften in Planica um Medaillen
=> Mourao (BRA) und Jonsson (ISL) gewinnen Qualifikationsrennen
=> Sundling und Klæbo gewinnen erneut Gold im Langlauf Sprint – Gimmler Elfte

Stammtisch und Interviews

=> xc-ski.de WM Stammtisch am 22.02.2023 mit Dario Cologna und Jens-Jörg Rieck
=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023

Bildergalerie