Denise Herrmann-Wick gewinnt den letzten Sprint der Saison 2022/23 beim Biathlon Weltcup in Oslo am Holmenkollen. Nervenstark am Schießstand und mit beeindruckender Laufleistung hält sie dem Druck stand und sichert sich mit dem Sprintsieg zum Abschluss ihrer Karriere auch die kleine Kristallkugel in der Sprintwertung. Die Schwedinnen Hanna Oeberg und Anna Magnusson komplettieren das Podest.
Auf Nebel folgt Sonnenschein
Wegen dichtem Nebel und starkem Schneefall und damit einhergehend schlechter Sicht wurde der Sprintstart der Damen erst um eine halbe Stunde nach hinten verlegt, schließlich komplett abgesagt und auf einen Tag später, also heute, verlegt. Ein faires Rennen wäre auch nach Startverschiebung nicht möglich gewesen, da sich die Sicht während des Anschießens noch einmal deutlich verschlechtert hat. Die Verfolgung der Damen wird komplett gestrichen. Ursprünglich waren acht deutsche Damen für das Saisonfinale in Oslo gemeldet. Allerdings hat Sophia Schneider die Saison bereits unfreiwillig beendet. Ein Start in Oslo kam für sie nicht mehr in Frage. Bereits in Nove Mesto musste sie nach dem Sprint wegen eines Infektes der oberen Atemwege passen. In der Folge verpasste sie auch die Rennen in Östersund. Sophia Schneider ist zwar wieder genesen, wie Teamarzt Dr. Jan Wüstenfeld vom DSV zitiert wird: „Sophia Schneider hat sich von ihrem Infekt der Vorwoche leider nicht schnell genug erholen können um konkurrenzfähig an den anstehenden Wettkämpfen am Holmenkollen teilnehmen zu können. Insgesamt ist sie zwar wieder genesen, jedoch war nun die Zeit für einen vernünftigen Formaufbau zu kurz.“ Zum Ersatztermin des Sprints hatten sich alle dunklen Wolken verzogen und die Sonne lachte über dem Holmenkollen. Die Athletinnen waren teilweise mit kurzen Ärmeln auf dem feuchten, stumpfen Frühlingsschnee unterwegs. Nach Schneetreiben, Nebel und Sonne wurde für die Massenstarts am Sonntag Regen vorhergesagt.
Nervenstarke Denise Herrmann-Wick
Denise Herrmann-Wick hat sich in Oslo am legendären Holmenkollen im vorletzten Rennen der Saison und in ihrem vorletzten Wettkampf ihrer großartigen Karriere mit einem Sieg belohnt und mit diesem Sieg gleichzeitig die Sprintwertung vor Dorothea Wierer gewonnen. Mit Startnummer 19 ins Rennen gegangen kam sie nach der Null im Liegen gut ins Rennen. Allerdings hat sie wertvolle Sekunden am Schießstand gelassen nachdem sie schon vor dem ersten Schuss eine Patrone herausrepetiert hatte und damit für den fünften Treffer manuell nachladen musste. „Ich bin wirklich froh, dass ich meine Nerven im Zaum halten konnte,“ so die Deutsche nach dem Rennen. Denise Herrmann-Wick kam knapp vor der Zeit von Hanna Oeberg zum Stehendanschlag, brachte die Null und mit lediglich 6 Sek. Vorsprung vor der Schwedin bog sie auf die Schlussrunde ein. Erst vergrößerte Herrmann-Wick ihren Vorsprung und Richtung Ziellinie wurde es richtig knapp. Am Ende siegte Denise Herrmann-Wick mit 3,5 Sek. Vorsprung vor Hanna Oeberg. Anna Magnusson komplettierte das Podest und nur 0,3 Sek. hinter ihr wurde die Französin Chloe Chevalier Vierte. Julia Simon belegte Rang fünf vor der 22jährigen Tschechin Tereza Vobornikova. Nur Julia Simon hatte eine Strafrunde im Gepäck, alle anderen Damen in den Top-6 landeten zehn Treffer.
Sprintsieg und Sprintkugel
„Es ist gerade sehr emotional“, sagte Denise Herrmann-Wick nach dem Rennen in der ARD, „im letzten Sprint mit Null, hier in Oslo. Nach dem Wetter gestern und der Absage und ich habe die ganze Woche nur Kristallkugel und Sprintwertung gehört.“ Denise Herrmann-Wick wurde nach der Siegerehrung mit der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Sprintwertung geehrt. Die Italienerin Dorothea Wierer hätte ihr diese Kugel noch streitig machen können. Herrmann-Wick musste, um sich die Kugel zu sichern, vor Wierer ins Ziel kommen. Die Italienerin schien heute nicht in ihrer Top-Verfassung. Mit nur einem Schießfehler landete sie am Ende auf Rang 23. „Ich habe versucht offensiv ins Rennen zu gehen,“ so Denise Herrmann-Wick, „denn Angriff ist die beste Verteidigung. Ich hatte wirklich sehr, sehr gute Ski, es ließ sich gut laufen und ich bin froh, dass ich meine Nerven im Zaum halten konnte. Ich habe versucht das beste Rennen zu machen, was ich kann und es ist mir gelungen. Es war ein großes Ziel, die Kugel nicht im letzten Sprint zu verlieren.“ Zu dieser Belastung summierte sich, dass Denise Herrmann-Wick ihre Karriere nach dem Weltcup in Oslo beenden wird und sie schon deshalb zum einen im Fokus der Medien stand. Eine große Fangruppe mit Freunden, Fanclub- und natürlich Familienmitgliedern kam nach Oslo um Denise Herrmann-Wick bei ihren letzten Rennen stimmgewaltig zu unterstützen.
Die weiteren deutschen Platzierungen
Janina Hettich-Walz hielt sich in beiden Schießeinlagen schadlos und wurde auf Rang acht zweitbeste Deutsche. Am Ende fehlte ihr nur 1 Sek. zur Blumenzeremonie. „Es war ein sehr hartes Rennen und ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich jetzt zum Ende noch einmal geschafft habe Null Null zu schießen im Sprint. Die letzte Runde bin ich etwas unklug angegangen, habe die falsche Seite am Gratishaugen gewählt, da war ich ganz schön im Verkehr und wenn man am Ende sieht, dass ein paar Sekunden gleich ein, zwei Plätze sind.“ Hanna Kebinger (1:0) kam auf Rang 17 und Vanessa Voigt belegte nach zwei fehlerfreien Schießen Rang 41. Anna Weidel (2:1) überquerte die Ziellinie auf Rang 82.
Platzierungen der Debütantinnen
Mit Spannung wurde der erste Weltcupeinsatz von Selina Grotian erwartet. Und in der ersten Hälfte des Wettkampfs war sie hervorragend unterwegs, kam nur 9,8 Sek. hinter der Schnellsten zum Liegendanschlag und räumte sauber ab. Auf dem Weg zum Stehendanschlag fiel Grotian zwar um einige Positionen zurück aber der Abstand zur Spitze betrug nur 29,1 Sek. Stehend verfehlte die junge Deutsche zwei Scheiben und konnte auf der Schlussrunde noch Platzierungen gut machen. Am Ende belegte sie Rang 44 bei ihrem Weltcupdebüt und meinte nach dem Rennen: „Es war heute einfach nur Qual, es war so heiß und hart auf der Strecke, aber ich konnte es trotzdem genießen, die Leute auf der Strecke haben einen so richtig angepusht.“ Ihre Zimmerkollegin und ebenfalls Weltcupdebütantin Lisa Maria Spark traf die zehn Scheiben aber die Laufleistung reichte nicht für einen vorderen Rang. Am Ende wurde sie 53.
Anna Gandler beste Österreicherin
Beste Österreicherin wurde Anna Gandler. Die Tirolerin musste nur liegend einen Fehlschuss in Kauf nehmen und belegte mit einem Rückstand von 1:03,2 Minuten Rang 13. Auf die Top-Ten fehlten der 22-Jährigen am Ende zwar lediglich 4,1 Sekunden, die junge Österreicherin durfte sich aber dennoch über bisher zweitbestes Karriereresultat freuen. Mit Anna Juppe (+1:37,3 Min.) und Dunja Zdouc (+1:41,6 Min.) schafften zudem zwei weitere ÖSV-Athletinnen den Sprung in die Weltcuppunkteränge. Die beiden Kärntnerinnen belegten mit jeweils einem Schießfehler die Ränge 34 und 40. Tamara Steiner (+2:23,9 min./1 Fehlschuss) und Lisa Hauser (+2:26,6 min./4 Fehlschüsse) landeten auf den Rängen 63 und 65. „Das war ein richtig hartes Rennen. Ich habe mich heute eigentlich sehr müde gefühlt und daher waren meine Erwartungen vor dem Wettkampf sehr gering. Dass mir jetzt am Ende der Saison noch einmal so ein gutes Rennen gelingt, ist natürlich richtig cool. Jetzt geht sich vielleicht sogar ein Start beim morgigen Massenstartrennen aus und von daher hätte der Saisonabschluss eigentlich gar nicht besser sein können.“ (Quelle: PM ÖSV).
Beste Schweizerin wurde einmal mehr Lena Häcki-Groß. Mit zwei Strafrunden aus dem liegenden Anschlag ins Rennen gestartet brachte sie stehend die Null und mit der achten Laufzeit gelang ihr am Ende mit Rang zwanzig ein versöhnlicher Abschluss. Elisa Gasparin (1:1) belegte Rang 49, deren Schwester Aita (1:2) Platz 51 und Amy Baserga (1:1) reihte sich als 68. ein.
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