Johannes Thingnes Boe triumphiert in der Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Oslo und gewinnt vor heimischer Kulisse und den Augen von König Harald V. von Norwegen. Quentin Fillon-Maillet sichert sich Rang zwei vor dem weiteren Norweger Sturla Holm Laegreid. Benedikt Doll zeigt sich in hervorragender Spätform und verpasst als Vierter das Podest äußerst knapp.
Johannes Thingnes Boe nicht zu schlagen
Vor heimischem Publikum siegt der Dominator dieses Winters auch im letzten Verfolgungsbewerb der Saison. Er leistete sich zwar eine Strafrunde, aber der zuvor von ihm herausgelaufene Vorsprung reicht aus, um die letzte Runde zu genießen und die Ziellinie mit der norwegischen Fahne als Sieger zu überqueren. Der Franzose Quentin Fillon Maillet glänzte vor allem am Schießstand. Mit zwanzig Treffern verbesserte er sich von Rang sieben aus und sicherte sich den Silberrang vor dem weiteren Norweger Sturla Holm Laegreid (1 Fehler). Benedikt Doll wird nach zwei Strafrunden auf Rang vier bester Deutscher vor dem Franzosen Fabien Claude (1 Fehler). Der wieder erstarkte Schweizer Niklas Hartweg belegte Rang sechs. Er traf alle zwanzig Scheiben. Der Schwede Martin Ponsiluoma wurde Siebter und der österreichische Altmeister Simon Eder erreichte mit Rang acht erneut eine hervorragende Platzierung. „Das Rennen war grundsätzlich nicht schlecht, wenn man als Vierter rein kommt. Ich konnte den Vorteil aus dem Sprint gut nutzen, der hat mich gerettet. Mit den zwei Fehlern, die waren beide echt nicht nötig. Liegend ist der Schuss mir zu früh gekommen, stehend war es eine total zögerliche Serie. Das letzte Stehendschießen war dann sehr stark, so will ich in Zukunft schießen, das möchte ich abspeichern. Klar, auf der Strecke läuft man halt so wie es noch geht. Es war schon ein Kampf,“ so das Resümee von Benedikt Doll nach dem Rennen.
Der Rennverlauf
Mit 23,9 Sek. Vorsprung eröffnete Johannes Thingnes Boe die Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Oslo am Holmenkollen. Martin Ponsiluoma und Benedikt Doll waren die ersten Verfolger und dahinter war zwar eine kleinere Lücke aber dann lagen die weiteren Läufer eng beieinander. Vier Schießeinlagen waren zu absolvieren und dazwischen fünf Runden zu jeweils 2,5 km. Die Strecke zeigte sich nach viel Neuschnee gut präpariert, aber stumpf und die Einschätzung des ARD-Experten Arnd Peiffer im Vorfeld war, dass möglicherweise die Wahl des richtigen Skis ausschlaggebend sein könnte. Johannes Thingnes Boe räumte seine fünf Scheiben im ersten Liegendanschlag gewohnt ruhig ab, der Schwede Martin Ponsiluoma begann mit drei Fehlern während Benedikt Doll nach einer tadellosen ersten Serie auf die zweite Position vorrückte mit 36,8 Sek. Rückstand auf den führenden Norweger. Sturla Holm Laegreid und Quentin Fillon Maillet hielten sich ebenfalls schadlos und folgten ca. 20 Sek. später im Zweierpack. Philipp Nawrath zog sein Schießen auch sauber und fehlerfrei durch und rückte auf die fünfte Position vor. Auf der Runde zum nächsten Anschlag erhöhte Johannes Thingnes Boe das Tempo und die ersten Verfolger büßten Zeit ein. Am Schießstand blieb er auch im zweiten Anschlag fehlerfrei, Benedikt Doll begann mit Fehler und während der Deutsche in die Strafrunde einbog, schoben sich Sturla Holm Laegreid und auch Fillon-Maillet nach jeweils fünf Treffern an Benedikt Doll vorbei. Philipp Nawrath hielt sich nach einer weiteren Null auf dem fünften Rang, mit 15 Sek. Rückstand auf Benedikt Doll. In der nächsten Runde war der Vorsprung von J. T. Boe bereits auf über eine Minute angewachsen, während Benedikt Doll zum Franzosen Fillon-Maillet aufschloss.
Benedikt Doll verliert Anschluss zum Podest
Im ersten Stehendanschlag leistete sich J. T. Boe einen Fehler und war längst wieder zurück in der Loipe bevor Sturla Holm Laegreid als nächster auf die Matte kam. Laegreid zog sein Schießen gewohnt sauber durch, behauptete den zweiten Rang während Fillon-Maillet seine fünf Treffer wesentlich schneller setzte als Benedikt Doll. Der Deutsche verfehlte die letzte Scheibe und aus der Strafrunde zurück hängte er sich an fünfter Position an Tarjei Boe. Der Rückstand der beiden auf die Spitze betrug 1:27 Min. und Philipp Nawrath fiel nach einer Strafrunde deutlich zurück. Johannes Thingnes Boe setzte sich auf der Runde zum entscheidenden Anschlag weiter ab und stand alleine auf der Schießbahn eins. Sicher traf er vier Scheiben, setzte ab, wandte sich mit einer Geste an das Publikum, legte neu an und versenkte auch die fünfte Scheibe. Dahinter entbrannte ein Kampf um Platz zwei, bei dem sich Fillon-Maillet mit fünf schnellen Treffern gegen Sturla Holm Laegreid, der für eine Strafrunde abbiegen musste, durchsetzte. Laegreid kam 10 Sek. später aus der Strafrunde und Benedikt Doll mit einer tadellosen Fünferserie bog mit 19,4 Sek. Rückstand auf Laegreid auf Position vier in die Schlussrunde ein. Johannes Thingnes Boe lief eine entspannte Schlussrunde, schnappte sich früh eine norwegische Fahne und animierte das Publikum an der Strecke und auch im Stadion, verbeugte sich mit der Fahne noch vor dem Ziel vor der Königsloge, in der König Harald V. von Norwegen das Rennen mit Applaus verfolgte. Fillon-Maillet überquerte die Ziellinie als einer der wenigen Läufer mit 20 Treffern auf dem Silberrang, gefolgt von Sturla Holm Laegreid.
Die weiteren deutschen Platzierungen
Neben Benedikt Doll hatten sich auch Philipp Nawrath und Johannes Kühn eine vielversprechende Ausgangsposition im Sprint erarbeitet. Philipp Nawrath blieb in beiden Liegendanschlägen fehlerfrei, stehend kassierte er jeweils eine Strafrunde und fiel zurück. Am Ende platzierte er sich auf Rang 14. Roman Rees (2 Fehler) belegte Rang 20 gefolgt von Lucas Fratzscher, der drei Strafrunden im Gepäck hatte. David Zobel kam nach drei Fehlschüssen als 27. ins Ziel. Johannes Kühn leistete sich neun Fehler und platzierte sich auf Rang 50 und Philipp Horn überquerte die Ziellinie nach sechs Strafrunden auf Platz 52. Justus Strelow musste auf einen Start verzichten. Wie Teamarzt Dr. Jan Wüstenfeld mitteilen lies, hat er in der Nacht eine Blockierung der Halswirbelsäule erlitten und damit einhergehend muskuläre Beschwerden. „Das medizinische Team arbeitet intensiv an seiner Wiederherstellung.“
Niklas Hartweg mit starker Vorstellung – Serafin Wiestner beendet Karriere
Der Schweizer Niklas Hartweg konnte in der Verfolgung von Oslo sein Leistungsvermögen zeigen. Mit zwanzig Treffern am Schießstand verbesserte er sich von Rang 32 auf den hervorragenden sechsten Platz. Er hat den Kampf um den Sieg in der U-25-Wertung noch nicht aufgegeben und ist mit der heutigen Platzierung wieder auf 40 Punkte an den Italiener Tommaso Giacomel herangerückt. Lange hat Hartweg diese Wertung angeführt, aber durch einen gesundheitlichen Einbruch bei wichtigen Rennen nicht punkten können. Im Ziel wurde nicht nur der sechste Rang von Hartweg gefeiert. Das Herrenteam der Schweiz versammelte sich auch um Serafin Wiestner, der zuvor bekannt gab, dass er am Holmenkollen seine Leistungssportkarriere beendet.
Erneuter Top-10-Platz für Simon Eder
Der 40jährige Österreicher Simon Eder verfehlte nur im ersten Anschlag eine Scheibe, traf die restlichen 19 und reihte sich zum Abschluss der Saison erneut in die Top-10 ein. „Dieser Top-Ten-Platz ist natürlich ein Traum und das war heute mein großes Ziel. Ich habe während dem Rennen sogar ein wenig mit den Top-Sechs geliebäugelt, aber dafür war ich am Ende leider schon etwas zu müde. Das Schießen geht jetzt nicht mehr ganz so leicht von der Hand und es ist wirklich schon schwierig, dass man die nötige Konzentration am Schießplatz findet. Aber am Ende hat heute alles super funktioniert, wir hatten Top-Material und jetzt schauen wir, dass wir das morgen noch einmal so hinbekommen.“ (Quelle PM ÖSV)
Johannes Thingnes Boe gewinnt Verfolgungswertung und das Herren-Team die Staffeltrophäe
Noch vor der Siegerehrung war der norwegische Überflieger in die Königsloge zu einem kleinen Plausch geladen und nachdem die Sieger des Verfolgungswettkampfs ausgezeichnet wurden gab es für Johannes Thingnes Boe auch die Kristallkugel für den Gesamtsieg in der Verfolgungswertung. Mit Ausnahme eines dritten Rangs in der Verfolgung von Annecy Le Grand Bornand hat der Norweger alle Verfolgungswettkämpfe der Saison für sich entschieden und wurde bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Oberhof auch Verfolgungs-Weltmeister. Anschließend versammelte sich das komplette norwegische Herrenteam auf dem Siegerpodest und wurde für den Gesamtsieg in der Staffelwertung mit der kleinen Kristallkugel ausgezeichnet.
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