Die deutsche Damen-Staffel erreicht beim Biathlon Weltcup in Östersund das Podest hinter Norwegen und Schweden. Die Schweizerinnen verpassen das Podest auf Rang vier und das Quartett aus Österreich kommt auf Rang sieben ins Ziel.
Entscheidung im letzten Anschlag
Das Quartett aus Norwegen mit Marthe Krakstad Johansen, Juni Arnekleiv, Karoline Offigstad Knotten und Ingrid Landmark Tandrevold gewinnt das Staffelrennen über 4 x 6 km der Damen in Östersund. Bis zum entscheidenden Schießen sah es nach einem schwedischen Sieg aus, aber Hanna Oeberg strauchelte, musste in die Strafrunde und Tandrevold nutzte ihre Chance. Sie brachte ihre Staffel nach insgesamt neun Nachladern mit 41,6 Sek. Vorsprung ins Ziel. Anna Magnusson, Linn Persson, Elvira Oeberg und Hanna Oeberg benötigten insgesamt neun Nachlader und mussten sich schließlich mit Rang zwei zufrieden geben. Die deutsche Damenstaffel mit Janina Hettich-Walz, Selina Grotian, Vanessa Voigt und Franziska Preuß benötigte insgesamt nur vier Nachlader, die wenigsten der 18 gestarteten Staffeln, und komplettierte 6,3 Sek. hinter den Schwedinnen das Podest. Trotz Neuschnee herrschten gleichbleibend gute Bedingungen.
Janina Hettich-Walz als Startläuferin
Janina Hettich-Walz hatte gleich zu Beginn einen kleinen Strauchler und fiel minimal zurück. Richtung erstes Schießen lag Lou Jeanmonnot für Frankreich an der Spitze gefolgt von Anna Magnusson für Schweden. Die Führung übernahm nach der ersten Schießeinlage Norwegen vor Schweden und Frankreich und Janina Hettich-Walz sortierte sich an sechster Position mit 5,5 Sek. Rückstand ein. Zum Stehendanschlag hatte Janina Hettich-Walz zur Spitze aufgeschlossen. Die Norwegerin kam ohne Nachlader aus, ebenso Rebecca Passler für Italien. Frankreich, Tschechien und auch die Deutsche benötigten jeweils einen Nachlader und mit 11,2 Sek. Rückstand auf die Spitze bog Janina Hettich-Walz auf die Schlussrunde ein. Frankreich wechselte zuerst, nahezu zeitgleich mit Tschechien, Norwegen und Italien. Deutschland übergab mit 15,3 Sek. an fünfter Position auf Selina Grotian und Janina Hettich-Walz bot in ihrem Leg sechste Gesamtlaufzeit. „Ich finde Staffel immer generell eine Herausforderung. Ich habe es nicht ganz so gut gemacht, wie ich es mir erhofft habe, aber mit einem guten Schießen habe ich es noch einigermaßen gerettet. Ich war schon sehr nervös, denn ich musste viel investieren um nach dem Sturz wieder heranzulaufen,“ so Janina Hettich-Walz nach dem Rennen im ZDF-Interview.
Gelungene Premiere von Selina Grotian
Ursprünglich war an Position zwei Sophia Schneider vorgesehen. Sie klagte am Morgen über Halsschmerzen und Dr. Jan Wüstenfeld, der Mannschaftsarzt sagt: „Sophia Schneider ist heute morgen mit Halsschmerzen und Infektsymptomatik aufgewacht. In Anbetracht der erst beginnenden Wintersaison wollen wir kein Risiko eingehen und zunächst abwarten, wir sich die Symptomatik entwickelt.“ Für sie kam Selina Grotian zu ihrem Staffeldebüt. Für Frankreich lief Chloe Chevalier an der Spitze, an ihren Skienden Juni Arnekleiv aus Norwegen und Jessica Jislova für Tschechien. Selina Grotians letzter Schuss im liegenden Anschlag verfehlte das Ziel, nach leichteren Nachladeproblemen traf sie mit der ersten Reservepatrone und sortierte sich 25,5 Sek. nach der in Führung liegenden Französin ein. Frankreich, Tschechien, Norwegen und auch Dorothea Wierer für Italien benötigten alle auch eine Nachladepatrone für ihre fünf Treffer. Richtung Stehendanschlag hat Grotian zwar keine Zeit, aber eine Position gut gemacht, indem sie an der Schweizerin Amy Baserga, die bei Schießstandausgang noch 5,6 Sek. Vorsprung hatte, vorbeizog und sich gleich etwas von ihr absetzte. Während Norwegen, Tschechien und Frankreich auf der Strecke zum Stehendanschlag weitgehend gemeinsam liefen, musste Dorothea Wierer deutlich abreißen lassen. Arnekleiv zog das Schießen sauber durch und lief mit deutlicher Führung in die Schlussrunde, gefolgt von Tschechien und Italien. Frankreich kassierte eine Strafrunde und fiel erst einmal zurück, während Selina Grotian mit einem schnellen Nachlader auch die fünfte Scheibe abräumte. Mit 47,1 Sek. Rückstand lag sie ausgangs des Schießstands an fünfter Position, hat sich offensichtlich ihr Rennen gut eingeteilt, denn schnell zog sie an der vor ihr laufenden Schwedin Linn Persson vorbei und ließ auch Dorothea Wierer hinter sich. Grotian lief eine hervorragende Schlussrunde, nur 2,5 Sek. hinter der Schnellsten, mit der dritten Gesamtlaufzeit ihres Legs. „Heute um 8.30 Uhr stand ich im Bad und wollte mich eigentlich für das Training fertig machen, dann kam eine Nachricht vom Kri (Anm.: Kristian Mehringer, Cheftrainer der Damen),“ so Selina Grotian im ZDF-Interview über die Situation, wie sie von ihrem heutigen ersten Einsatz in einer Weltcup-Staffel erfuhr, und weiter: „Da war dann eher erst einmal Herzklopfen, wie ich das alles hinbekomme, aber dann habe ich mich gefreut.“
Deutschland übergibt in aussichtsreicher Position
Norwegen wechselte in Führung liegend auf Karolina Offigstad Knotten mit 37 Sek. Vorsprung vor Tschechien. Die Schwedin konterte und übergab 1,8 Sek. vor Deutschland und Vanessa Voigt stieg als Vierte in das Rennen ein. Es wurde allgemein ein hohes Tempo gelaufen und als Norwegen im liegenden Anschlag den letzten Schuss nicht ins Ziel brachte und dafür zwei Nachlader benötigte, bot sich eine Chance für die Verfolgerinnen. Elvira Oeberg und Vanessa Voigt zogen ihr Schießen sauber durch, durften sofort zurück auf die Strecke und verringerten ihren Rückstand auf Knotten. Marketa Davidova kassierte eine Strafrunde und sortierte sich an fünfter Position ein. Auch Justine Braisaz-Bouchet hatte enorme Probleme. Erst mit dem dritten Nachlader wurde die letzte Scheibe weiß und der Rückstand an zehnter Position betrug bereits 2:47 Min. In der Spur lief Voigt an dritter Position und versuchte nicht unbedingt das Tempo der vor ihr laufenden Schwedin mitzugehen. Norwegen, Schweden und Deutschland lagen innerhalb 33 Sek., aber hinter Voigt klaffte eine große Lücke. Mit Rückstand von über einer Minute auf die Spitze liefen Tschechien und Samuela Comola für Italien. Norwegen ließ im stehenden Anschlag zwei Scheiben stehen, Elvira Oeberg nutzte die gebotene Chance und übernahm die Führung. Während Vanessa Voigt sauber arbeitete und abräumte, hatte Knotten Probleme und bog nach drei Nachladern nahezu zeitgleich mit der Norwegerin in die Schlussrunde. Mit großem Abstand folgte Tschechien und die Schweiz, nachdem Comola zwei Strafrunden kassierte. „Am Schießstand spielt die Musik,“ sagte Vanessa Voigt im ZDF-Interview nach dem Rennen. „Es war nicht so leicht, der Wind ist immer wieder mal reingekommen. Man muss einfach einen klaren Kopf bewahren. Ich merke, in der Staffel, da habe ich die Nachlader, da kann ich zügiger Schießen – und ich kann auch treffen, auch wenn ich zügiger schieße.“ Vanessa Voigt hatte im Stehendanschlag schnellste Schießzeit.
Deutschland auf Podestkurs
Elvira Oeberg übergab als Führende mit 23,4 Sek. Vorsprung vor Norwegen und 6 Sek. dahinter schickte Vanessa Voigt mit Franziska Preuß die deutsche Schlussläuferin auf Rang drei ins Rennen. Im liegenden Anschlag traf Hanna Oeberg eine Scheibe nicht, benötigte dafür zwei Nachlader und die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold kam nach einer sauberen Serie auf 10,1 Sek. an die Schwedin heran. Auch Franziska Preuß machte mit fünf schnellen Treffern wertvolle Zeit gut, während der Abstand nach hinten wuchs als Tschechien zwei Mal in die Strafrunde musste. Dies nutzte die Schweizerin Lena Häcki-Groß für sich und setzte sich an Position vier, gefolgt von der französischen Schlussläuferin Julia Simon. Die letztjährige Gesamtweltcupsiegerin zog ihr Schießen schnell und fehlerfrei durch. In der Spur Richtung Stehendanschlag machte Tandrevold auf die führende Schwedin Zeit gut, während Franziska Preuß deutlich langsamer unterwegs war. Nun sollte es zum Showdown zwischen Schweden und Norwegen kommen. Hanna Oeberg machte die Tür ganz weit auf als trotz aller Nachlader eine Scheibe stehen blieb. Aber auch Norwegen verfehlte die letzte Scheibe, traf allerdings mit zwei Nachladern und verließ den Schießstand als Erste. Preuß schoss schnell, verfehlte eine Scheibe und ließ sie mit einem Nachlader weiß werden. Nur eine Sekunde lag sie eingangs der Schlussrunde vor der aus der Strafrunde laufenden Schwedin Hanna Oeberg. Während Ingrid Landmark Tandrevold dem sicheren Sieg entgegen lief, ging es zwischen Deutschland und Schweden um die Plätze dahinter. Hanna Oeberg war deutlich stärker in der Spur, hatte sich schon zur ersten Zwischenzeit an Preuß vorbeigeschoben und auch schnell von der Deutschen abgesetzt. „Hanna Oeberg ist halt Hanna Oeberg. Das war mir schon bewusst, dass ich da aktuell läuferisch den Kürzeren ziehe. Ich habe gekämpft bis zum Schluss, aber sie war deutlich stärker. Es war sehr hart, die Bedingungen sind heute sehr langsam, da tue ich mich doch etwas schwer, wenn es so weich und stumpf ist,“ so Franziska Preuß im Interview nach dem Rennen.
Schweiz auf Rang vier
Elisa Gasparin, Amy Baserga, Aita Gasparin und Lena Häcki-Groß sicherten sich nach zehn Nachladern aber mit deutlichem Rückstand von 2:23 Min. auf die siegreichen Norwegerinnen Rang vier, vor den Damen aus Frankreich. Die Französinnen gewannen vergangene Saison die kleine Kristallkugel in der Staffelwertung. Heute liefen Lou Jeanmonnot, Chloe Chevalier, Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon auf Rang fünf (1 Strafrunde/10 Nachlader). Die Österreicherinnen Kristina Oberthaler, Lisa Theresa Hauser, Tamara Steiner und Anna Gandler belegten nach sieben Nachladern Rang sieben. Rebecca Passler, Dorothea Wierer, Samuela Comola und Hannah Auchentaller lagen lange im Podestbereich, mussten sich aber nach zwei Strafrunden, sieben Nachladern und einem Rückstand von 4:40 Min. mit Rang acht zufrieden geben. Ursprünglich war Lisa Vittozzi, die kurzfristig passen musste, für einen Start vorgesehen.
Der Wettkampfplan für Östersund