Benedikt Doll gewinnt den Auftakt-Sprint beim Biathlon Weltcup 2024 in Oberhof und übernimmt das rote Trikot. Er lässt drei Norweger hinter sich, obwohl diese läuferisch die Zeiten dominierten. Alles in allem ein hervorragender Einstand bei dem sich alle sechs deutschen Starter für die Verfolgung qualifizierten.
Oberhofer Wetterkapriolen
Der erste Biathlon Weltcup im Neuen Jahr 2024, der erste Heimweltcup für die deutschen Biathleten, begann einen Tag später als ursprünglich vorgesehen mit dem Sprint der Herren über 10 km. Das milde Wetter und der anhaltende Regen zwang das Organisationskomitee in enger Abstimmung mit der Internationalen Biathlon Union zu dieser Verlegung und obwohl seitens des Veranstalters alles versucht wurde, um den Athleten die bestmögliche Strecke zu präsentieren, kam nach dem offiziellen Training viel Kritik von Athleten, insbesondere aus Norwegen. „Das sind vielleicht die schlechtesten Bedingungen, die ich je in Oberhof gelaufen bin,“ sagte Johannes Thingnes Boe gegenüber dem norwegischen Sender NRK. Wie vorhergesagt hörte der Regen am Freitag auf und die Strecke präsentierte sich deutlich besser als die beiden Tage zuvor. Nach aller Kritik waren dann ausgerechnet die Norweger am schnellsten in der Spur. Allen voran der aus dem IBU Cup ins Weltcupteam berufene Johan-Olav Botn. Er bot zwar die schnellste Gesamtzeit, verpasste aber insgesamt vier Scheiben, platzierte sich als 26. und darf damit in der Verfolgung ein weiteres Mal starten.
Heimsieg von Benedikt Doll
Benedikt Doll setzte sich nach fünf Treffern im Liegen früh an die Spitze, traf vier der Scheiben im Stehen und ausgerechnet der letzte Schuss kam nicht ins Ziel. Dennoch blieb er in Führung die nur durch die beiden Norweger Endre Stroemsheim und Sturla Holm Laegreid in Gefahr geriet. Stroemsheim kam nicht an die Zeit von Doll heran und reihte sich hinter ihm auf Rang zwei ein, bis sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid ihn auf Rang drei verdrängte. Jeder der Podestplatzierten hatte eine Strafrunde im Gepäck. „Ich war überrascht, dass ich nach dem zweiten Schießen in Führung lag, als ich das bei der Zwischenzeit hörte, habe ich so einen kleinen Motivationsschub erhalten,“ so der Sieger im ARD-Interview. Nach dem Sprintsieg in der Lenzerheide und dem Sieg in Oberhof führt Benedikt Doll nun in der Sprintwertung und wird in Ruhpolding im roten Trikot des Führenden laufen. Sturla Holm Laegreid hatte sogar ein Lob für den Veranstalter nach dem Rennen parat: „Es war ein gutes Rennen, ich bin schnell gelaufen, habe gut geschossen und die Leute hier haben alles getan, dass die Strecke gut war.“ Johannes Thingnes Boe im gelben Trikot des Gesamtführenden gewann letzten Winter jeden Sprint, in dieser Saison hat er noch keinen Sprintsieg zu verbuchen und auch in Oberhof verpasste er nach zwei Strafrunden das Podest. Mit 19,6 Sek. Rückstand belegte er Rang vier vor dem Slowenen Jakov Fak und Johannes Kühn, die sich mit 29,8 Sek. Rückstand auf die Spitze Platz fünf teilten und jeweils alle zehn Schüsse ins Ziel brachten.
Die weiteren deutschen Platzierungen
Philipp Nawrath verpasste bereits im Liegen eine Scheibe, war läuferisch aber gut unterwegs, kassierte später auch im Stehendanschlag eine Extrarunde und kam 49 Sek. hinter dem Sieger auf Rang elf ins Ziel. Nawrath zeigte sich überrascht von der Strecke: „Sie haben es gut hinbekommen. Im Laufen bin ich etwas straff in das Rennen gestartet. Respekt an meinen Zimmerkameraden, der die ganze Woche skeptisch ob der Bedingungen war.“ Er verriet, dass Johannes Kühn mit ihm das Zimmer teilt. Dieser zeigte sich glücklich über seinen guten Start in das Neue Jahr. „In Lenzerheide Null im Sprint und jetzt Null, ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zwei Mal hintereinander Null im Sprint hatte. Die Startnummer war nicht von Vorteil, am Anfang war die Strecke noch schneller. Ich habe heute nicht die besten Beine gehabt. Ich glaube, dass die Ausgangsposition sehr gut ist, aber es ist immer schwierig und ein harter Fight um jeden Platz. Ich hoffe, dass es so weiter geht,“ so Johannes Kühn nach dem Rennen in der ARD. Justus Strelow hielt sich in beiden Schießeinlagen schadlos, lag läuferisch weit hinter der Spitze und belegte im Ziel Rang 15. „Gestern beim Training war die Strecke ordentlich und heute besser. Sie haben es heute sehr gut hinbekommen,“ so Strelow in der ARD. Noch nicht wieder ganz bei seinem Leistungsvermögen angekommen scheint Roman Rees. Nach fünf Treffern im Liegen verlor er auf der Strecke zum Stehendanschlag wertvolle Zeit, kassierte dann auch noch eine Strafrunde und sortierte sich am Ende mit 1:19,1 Min. Rückstand auf Platz 19 ein. Philipp Horn büßte bereits beim Start ein paar Sekunden ein, als er beim Gate hängen blieb und mit gebrochenem Stock ins Rennen ging. Nach fehlerfreiem Liegendanschlag kam er in aussichtsreicher Position mit nur 17,2 Sek. Rückstand zum Stehendanschlag und brachte drei Scheiben nicht ins Ziel. „Das ist Biathlon, das Schöne ist, dass zwei von drei Disziplinen gut geklappt haben. Meine Laufleistung war ganz gut, mit dem Liegendschießen bin ich sehr zufrieden, dass ich da mit der Null durchgekommen bin. Das war nicht ganz leicht, ich habe vor dem Schießen noch einmal gerastet, weil der Wind zugenommen hatte. Stehend war einfach schlecht gemacht von mir. Ich habe versucht, die gute Phase vom Wind zu nutzen, habe mich ganz hinten hingestellt, aber dann war ich einfach zu unruhig, war etwas hektisch, weil ich die windstille Phase auszunutzen wollte, das ärgert mich sehr,“ so Philipp Horn nach dem Wettkampf. Nach einer guten Schlussrunde wurde er schließlich 24. (+ 1:27,7 Min.).
Simon Eder bester Österreicher
Einmal mehr erreichte der Älteste im Team der Österreicher das beste Ergebnis. Mit nur einem Fehlschuss im stehenden Anschlag platzierte er sich mit 1:25,7 Min. Rückstand auf Rang 22. David Komatz kam mit ebenfalls einem Fehlschuss aus dem Stehendanschlag auf Platz 32 (+1:54,5 Min.). Beide haben sich damit für die Verfolgung qualifiziert. Felix Leitner (77.), Dominic Unterweger (82.) und Magnus Oberhauser (94.) gelang dies nicht.
Schweizer Sebastian Stalder auf Rang neun
Sebastian Stalder räumte in beiden Schießen sicher ab, kam läuferisch nicht an die Spitze heran und belegte am Ende mit 42,9 Sek. Rückstand als bester Schweizer Rang neun. Niklas Hartweg verfehlte sowohl liegend als auch stehend jeweils eine Scheibe und kam mit 1:12 Min. Rückstand auf dem 17. Platz ins Ziel. Jeremy Finello musste insgesamt drei Extrarunden drehen und sortierte sich als 33. ein. Joscha Burkhalter (68.) und Sandro Bovisi (73.) haben sich nicht für die Verfolgung qualifiziert.
Das weitere Wettkampfprogramm in Oberhof