Beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding konnte Vetle Sjåstad Christiansen im Sprint der Herren seinen fünften Weltcupsieg feiern. Justus Strelow wurde sehr guter Sechster vor dem Schweizern Sebastian Stalder und Niklas Hartweg.
Christiansen: „Rache ist süß“
Auch wenn die letzten zwei Sprintrennen in der Lenzerheide und in Oberhof Benedikt Doll gewann, galt es diesmal wieder die Norweger zu schlagen, nachdem der Deutsche sich mit Startnummer 16 schon früh aus dem Kampf um den Sieg verabschiedete. Bei -2° herrschten perfekte Bedingungen und bei der sehr schnellen Strecke, war wie üblich in Ruhpolding klar, dass das Schießen entscheidet. Dennoch kamen an dem als relativ leicht bekannten Schießstand heute nur 14 der 104 Starter fehlerfrei durch und nur vier dieser Nullschützen kamen unter die besten 20. Zu diesen sehr guten Schützen gehörte auch der spätere Sieger Vetle Sjåstad Christiansen, der seinen Trainern einiges beweisen wollte, nachdem er als Siebter des Gesamtweltcups in Oberhof pausieren musste. Neben seinem fehlerfreien Schießen legte er zudem auch auf der Strecke die Grundlage zu seinem Erfolg – nur sein Teamkollege Johannes Dale-Skjevdal war heute etwas schneller als er. „Ich denke, „Rache ist süß“ ist die beste Beschreibung. Ich war nicht gut genug, um letzte Woche in Oberhof zu starten, aber offensichtlich gut genug, um hier zu gewinnen. Das ist schon verrückt, oder?“, lachte er im ZDF-Interview und sprach weiter über den Leistungsdruck im norwegischen Team: „Ich dachte im letzten Jahr, wir wären so gut wie nie zuvor und es wäre schwer zu toppen, aber dieses Jahr sind wir noch stärker. Ich muss ein großes Lob aussprechen an das B-Team, die so tolle Arbeit gemacht haben und die zu uns aufgeschlossen haben. Nun sind wir zwölf Athleten, die quasi gleich stark sind.“ Rang zwei ging an Tommaso Giacomel, der trotz einer Strafrunde nur 16 Sekunden hinter dem Sieger lag. Das lag daran, dass Christiansen durch langsames Schießen 23 Sekunden auf Schnellschütze Justus Strelow am Schießstand liegen ließ. Mit Tarjei Bø und Emilien Jacquelin landeten zwei weitere Athleten mit fehlerfreiem Schießen auf den Plätzen drei und vier vor dem schnellen Johannes Dale-Skjevdal, der zweimal in die Strafrunde ging und 23 Sekunden hinter Christiansen landete. Justus Strelow wurde nach einer Strafrund sehr guter Sechster vor den Schweizern Sebastian Stalder, der fehlerfrei blieb, und Niklas Hartweg mit einer Strafrunde. Johannes Thingnes Bø wirkte heute läuferisch nicht auf der Höhe, nachdem er die Staffel wegen einer Erkältung ausgelassen hatte. Nach einem Fehlschuss belegte er Rang neun vor Sturla Holm Lægreid und Philipp Horn.
Strelow ärgert sich über Schießfehler
„Beim deutschen Team haperte es am Schießstand, vor allem beim Stehendschießen“, wie Laura Dahlmeier das Geschehene zusammenfasste. Dabei brillierte aber Justus Strelow als schneller Schütze im gesamten Feld, der damit den Wunsch des Trainer an die Athleten umsetzte, schneller zu schießen und nicht mehr nach der Devise „Treffer vor Zeit“ zu agieren. Im Stehendschießen ging der vierte Schuss knapp links daneben, aber dennoch belohnte sich der 27-Jährige noch mit Platz sechs, was sein zweitbestes Weltcupergebnis bedeutete. „Bester Deutscher auf Platz sechs zu sein, heißt, dass wir kein Podium haben. Aber das rennen hat einfach Spaß gemacht. Ruhpolding ist immer ein enges Rennen und eine schnelle Strecke. Der Schießstand verzeiht wenig Fehler, darum muss man Zeit mitnehmen, wo es geht. Da bietet sich eine schnelle Schießzeit an“, sagte Strelow. „Die Zuschauer haben gut gepusht gerade im zweiten Teil der Strecke, wo viele Berge sind und viele Zuschauer stehen. Der eine Fehler ärgert mich aber etwas, in den letzten Sprints bin ich null durchgekommen, das hätte ich heute auch gebraucht.“ Philipp Horn musste nach dem Stehendschießen zweimal in die Strafrunde. Der Thüringer hatte nach der verpassten ersten Scheibe noch einmal abgesetzt, dennoch ging auch noch der vierte Schuss daneben. Dank der fünftschnellsten Laufzeit reichte es dennoch zu Rang elf.
Fehlzünder bei Nawrath
Philipp Nawrath hatte mit ungewohnten Problemen am Schießstand zu kämpfen, die er sich selbst nicht erklären konnte: Fehlzünder. Zweimal löste im Liegendschießen der Schuss nicht aus, dennoch behielt der Allgäuer die Nerven. Fehlzünder entstehen, wenn der Schlagbolzen zu locker eingestellt ist, um schneller repetieren zu können. Obwohl er alle fünf Scheiben abräumte, beschäftigte ihn das Problem im weiteren Rennen. Nachdem er im zweiten Schießen zweimal in die Strafrunde musste und am Ende als 14. ins Ziel lief, sagte er: „Ich kann es mir selber nicht erklären, beim Anschießen hatte ich einen Fehlzünder bemerkt, aber da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich muss ich mir nochmal den Schlagbolzen anschauen.“ Auf der zweiten Runde war er nur drei Sekunden langsamer als Dale-Skjevdal – zu schnell? „Ich glaube nicht, dass ich zu schnell war, aber wenn man zwei Fehler schießt, gibt es einem das nicht Recht. Aber man macht sich natürlich Gedanken, ob es wieder Fehlzünder gibt.“ Über den von Johannes Thingnes Bø vor einigen Tagen gemachten Vorschlag, ins norwegische Team zu wechseln, lachte er: „Das ist erstmal nicht in Planung.“ Der Grund für diesen Witz ist natürlich die starke Form des 30-Jährigen in dieser Saison, aber auch seine Beziehung zu Karoline Offigstad Knotten.
Kühn und Doll: Ratlosigkeit und Kleinigkeiten
Johannes Kühn zeigte sich nach den Plätzen acht, neun, sechs und fünf in den bisherigen Sprints dieser Saison enttäuscht nach Platz 15 mit einem Schießfehler. Warum es nicht richtig lief, konnte er sich aber selbst nicht erklären: „Ich habe mich gut gefühlt, aber irgendwo viel Zeit verloren. Es war sehr schnell, darum war es schwierig sich abzusetzen. Aber weil ich mich gut gefühlt habe, bin ich überrascht, dass ich so viel Zeit verloren habe. Die Strecke kenne ich gut, aber im Winter bin ich auch nicht so oft hier. Die Runde ist aber vom Profil auch nicht meine liebste Strecke“, sagte Kühn. „In Ruhpolding ist es leicht zu schießen, das macht es so schwer, weil alle gut schießen“, gab er noch eine Biathlon-Weisheit zum Besten, die sich heute aber nicht ganz bewahrheitete. Benedikt Doll, der nach seinen zwei Sprintsiegen im roten Trikot antrat, war nicht einmal enttäuscht über seinen 19. Rang, bei dem er nach jedem Schießen eine Strafrunde drehte. „Ich muss ehrlich sagen, ich bin nicht so unzufrieden. Es waren Kleinigkeiten und zwei gute Schießen. Dass liegend der erste Schuss nicht klappt, kann ich mir nicht erklären. Ich weiß auch gar nicht, wo der hinging. Auf der Strecke…. bei den Bedingungen, da fehlt mir etwas Körpergröße und Kraft in den Oberarmen“, sagte er und zeigte sich überrascht über die relativ schlechten Schießergebnisse im Feld. „Man hat gedacht, dass mehr es Nuller gibt, es wurden recht viele Fehler geschossen, aber die Strecke kann auch den Unterschied machen, auch wenn sie flach aussieht.“ Roman Rees kam nach drei Fehlschüssen als 45. in die Wertung und als bester ÖSV-Skijäger belegte der 40-jährige Simon Eder Platz 27 nach zwei Strafrunden und 1:19 Minuten Rückstand.
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