Val di Fiemme: Unterwegs auf den Olympischen Loipen von 2026

Skilanglaufen im Val di Fiemme: Passo Lavazè © Federico Modica

Während ich den Anstieg hinauflaufe, befinde ich mich gedanklich zwei Jahre in der Zukunft bei den Olympischen Spielen 2026. Zuschauermassen am Streckenrand feuern die Athletinnen und Athleten an, die um die Medaillen kämpfen und das ganz besondere Flair dieses einzigartigen Events genießen.

Zurück in der Gegenwart! Ich bin im Val di Fiemme, habe am vergangenen Tag zum vierten Mal die „Rampa con I campioni“, das Hobbyrennen am Schlussanstieg der Tour de Ski hinauf zur Alpe Cermis gefinisht und mich heute mit Lucrezia und Giulia zu einer lockeren Langlaufrunde verabredet. Wir treffen uns im WM-Stadion in Lago di Tesero, das 2026 zur Austragungsstätte der olympischen Skilanglaufrennen und des Langlaufs der Nordischen Kombinierer wird. Die Spiele werfen bereits ihren Schatten voraus. Neben dem Funktionsgebäude, das zur WM 2013 gebaut wurde, entsteht ein neues Gebäude. In den nächsten Monaten werden weitere Baumaßnahmen hinzukommen. Auch die Strecken werden modifiziert.

Skilanglaufen im Val di Fiemme: Olympia-Strecken in Lago di Tesero © Federico Modica

Mit den beiden Mädels, die im Biathlon und Langlauf aktiv waren, begebe ich mich auf eine erste Stadionrunde, bei der ich gedanklich schon zwei Jahre weiter bin. Die Anstiege tragen hier meist die Namen der Grundbesitzer, einer sticht jedoch heraus. Die Rampe zum höchsten Punkt der 2,5 Kilometer Runde trägt den Namen „Brink“. Benannt ist er nach dem Schweden, der hier an dieser Stelle 2003 total blau gegangen ist und als Schlussläufer das sicher geglaubte Gold in der Staffel noch aus der Hand geben musste. Auch mir verlangen diese Höhenmeter ein paar Körner ab, aber dafür weiß ich nun, wie sich der Anstieg anfühlt, den die Weltcup-Athleten beim Massenstart sechs Mal absolvieren müssen. Über zwei Abfahrten gelangen wir an den Fuß des Zorzi-Anstiegs, an dem in etwas abgewandelter Form wohl auch 2026 die Entscheidungen fallen werden.

Nach einer Stunde auf der Runde schnallen wir die Ski vor der La Trattoria ab, die sich direkt auf Höhe der Ziellinie befindet. Mit Spaghetti Carbonara sind unsere Energiereserven schnell wieder aufgefüllt. Durch die großen Fenster des Restaurants beobachten wir die zahlreichen Hobbyläufer, die im Stadion unterwegs sind und sich meist wie ich selbst am Sonntag während der „Rampa“ nach rechts auf die Marcialonga-Strecke begeben. Denn auch der größte Skimarathon Italiens führt Ende Januar hier vorbei. Noch ist nicht die gesamte Strecke präpariert, aber die Organisatoren sind sich dank Schneedepots sicher, dass er auch in diesem Jahr ausgetragen werden kann.

Skilanglaufen im Val di Fiemme: Passo Lavazè © Federico Modica

Nach dem Mittagessen fahren wir hinauf zum Passo Lavazè. Hier befindet sich auf circa 1.800 Metern Höhe das schneesicherste Langlaufzentrum der Region Val di Fiemme. Als Ausweichort für die Nordische Ski-WM 2003 angelegt, kann man hier meist bereits Anfang Dezember seine Runden drehen. Ist das gesamte Loipennetz gespurt, sind die Kilometer fast unzählbar und man gelangt sogar ins benachbarte Südtirol. Wir haben uns aber für eine leichte Runde auf der Hochebene des Passes entschieden und laufen die Campiol Loipe in klassischer Technik. Dabei tun sich uns unbeschreibliche Panoramen auf. Vom Latemar über die Bergspitzen Südtirols bis zum Weiß- und Schwarzhorn oberhalb des Jochgrimm werden fast alle Felsen von der tief stehenden Sonne rötlich angestrahlt.

Skilanglaufen im Val di Fiemme: Passo Lavazè © Federico Modica

Wir laufen durch welliges Gelände und treffen auf zahlreiche Kinder und Jugendliche, die hier gerade ihr Nachwuchstraining absolvieren. Zudem sind auch einige Langlauflehrer mit ihren Schützlingen unterwegs. Nach vier Kilometern stehen wir wieder am Ausgangspunkt. Diese Runde lässt sich allerdings beliebig verlängern und die Schwierigkeit auch deutlich erhöhen. Nach meinem Wettkampf am Tag zuvor bin ich aber ganz zufrieden mit der kurzen Nachmittagsrunde. An der Bar des Bucaneve lassen wir diesen gemütlichen Tag ausklingen. In zwei Jahren, wenn dann die weltbesten Langläufer hier im Val di Fiemme um die Medaillen kämpfen, kann ich die Strecken nun deutlich besser einschätzen und werde sicher die eine oder andere Erinnerung mit den TV-Bildern verbinden. Bis dahin ist aber noch viel Zeit und ihr könnt die Loipen im Val di Fiemme selbst mal unter die Ski nehmen. Vielleicht treffen wir uns ja zwischen Predazzo, Cavalese, Molina und dem Passo Lavazè?

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