In einem vom Wind beeinflussten Wettkampf mit insgesamt 289 Strafrunden sichert sich der Norweger Isak Frey den Titel in der Verfolgung bei den Biathlon Europameisterschaften in Brezno-Osrblie. Der Rumäne Shamaev läuft als Außenseiter auf den Silberrang und David Zobel wird bester Deutscher. Bei den Damen gewinnt Maren Kirkeeide und Marlene Fichtner erreicht mit zwanzig Treffern einen hervorragenden fünften Platz.
Extreme Windböen
Bei der sprichwörtlich vom Winde verwehten Verfolgung der Herren war nicht nur Können gefragt. Es brauchte auch das Quäntchen Glück. Der Franzose Antonin Guigonnat war der Gejagte aus dem Sprint. Nur 14,5 Sekunden hinter ihm kamen die Norweger Johan-Olav Botn und Isak Frey, die gemeinsame Sache machten und relativ schnell an ihn heranliefen. Bei starken Windböen verfehlte der Franzose eine Scheibe, Johan-Olav Botn vier und Isak Frey auch eine. Während Guigonnat und Frey kreiselten räumte Vebjoern Soerum ab und kam nur 2 Sekunden hinter Antonin Guigonnat zurück in die Spur, gefolgt von den beiden Norwegern Frey und Uldal. Andrejs Rastorgujevs an der fünften Position hatte 28,9 Sekunden Rückstand. Soerum und Guigonnat waren eher defensiv unterwegs und wechselten sich in der Führung während der Runde ab. Beim zweiten Anschlag hielten sich beide schadlos und auch Frey, der als Dritter in die nächste Runde einbog blieb fehlerfrei. Bereits nach dem zweiten Schießen wurde Dmitrii Shamaev, der Außenseiter aus Rumänien, nach zwei fehlerfreien Schießen auf der sechsten Position gewertet.
Frey übernimmt Führung
Richtung drittes Schießen lief Vebjoern Soerum hohes Tempo, setzte sich von Guigonnat ab und auch die Läufer dahinter konnten keine Zeit auf den Führenden gut machen. Bei langen Standzeiten trafen sowohl der Norweger Soerum als auch der Franzose im ersten Stehendanschlag nur eine Scheibe und während beide ihre vier Extrarunden drehten, nutzte Frey die gebotene Chance und schaffte ein fehlerfreies Schießergebnis. Frey übernahm nun die Führung, Martin Uldal brachte auch die Null und 24 Sekunden nach Frey bog er an zweiter Position auf die nächste Runde ein, dann Oeverby und Shamaev kam nach einer weiteren fehlerfreien Serie an vierter Position mit 53,9 Sekunden Rückstand. Shamaev konnte das Tempo von dem vor ihm platzierten Norweger Oeverby mitgehen und hielt sich dicht an dessen Skienden. Die Strecke war durch Plusgrade zwischenzeitlich tiefer geworden.
Außenseiter Shamaev gewinnt Silber
Zum entscheidenden Schießen hatte Isak Frey 33,1 Sekunden Vorsprung vor seinem Teamkameraden Martin Uldal. Hinter den beiden klaffte eine riesige Lücke und der Abstand zu ihren nächsten Verfolgern war über eine Minute angewachsen. Bei wild tänzelnden Windfahnen begann Isak Frey mit einem Fehler, nahm sich viel Zeit für die weiteren Schüsse und setzte den letzten doch vorbei. Martin Uldal riskierte und wurde nicht belohnt. Er war mit vier Fehlern behaftet und während er und Frey in der Strafrunde kreiselten, ging es bei den zwischenzeitlich am Schießstand angekommenen Mats Oeverby, Dmitrii Shamaev und Vebjoren Soerum um das Podest. Frey war zurück aus der Strafrunde, behauptete die Führung, der Rumäne brachte sensationell alle Schüsse ins Ziel und bog nur 22,5 Sekunden hinter dem Führenden in die letzte Runde ein. Frey jubelte bereits auf der Schlussrunde, animierte die Zuschauer auf der Tribüne beim Zieleinlauf und der Außenseiter aus Rumänien, Shamaev, hat gezeigt was möglich war, als er von Rang 16 aus Silber holte. Nur er schaffte zwanzig Treffer und hat damit das beste Ergebnis seiner Karriere erreicht, als die 55 Starter zusammen 289 Strafrunden zu laufen hatten. Im Kampf um Bronze setzte sich schließlich Antonin Guigonnat mit einer Null durch und verwies die Norweger Vebjoern Soerum, Mats Oeverby und Martin Nevland auf die Ränge vier, fünf und sechs.
David Zobel bester Deutscher
David Zobel, im Sprint auf Rang 37, hat sich durch zwei fehlerfreie Schießen im Liegen weit nach vorne gearbeitet. Im ersten Stehendanschlag fehlte das Glück, drei Scheiben blieben stehen und obwohl der Deutsche im letzten Anschlag wieder schadlos agierte, musste er sich am Ende als bester Deutscher auf Rang 19 zufrieden geben. Simon Kaiser war mit insgesamt fünf Extrarunden belastet, verbesserte sich um fünf Ränge und wurde 28. Lucas Fratzscher belegte nach sechs Fehlern Rang 30 und der im Sprint beste Deutsche Linus Kesper rutschte nach vier Strafrunden auf Rang 34 ab.
Ida Lien hält sich an der Spitze
Bei etwas weniger böigem Wind war die Trefferquote am Nachmittag bei den Damen etwas höher, aber es hatte Schneefall eingesetzt, der die Strecke stumpf und langsam machte. Nach dem ersten Anschlag lag die Norwegerin Ida Lien an der Spitze und mit nahezu einer Minute Abstand auf sie folgte ein Quartett bestehend aus Maren Kirkeeide, Jenny Enodd, Oceane Michelon und der Schweizerin Lea Meier. Wie schon zuvor bei den Herren verzichteten auch fünf Damen auf einen Start. Mit fünf knappen Treffern behielt Lien die Spitzenposition und von der Vierergruppe hinter ihr kamen nur Enodd und Kirkeeide fehlerfrei durch. Aus der weiteren Verfolgergruppe hielt sich die Italienerin Linda Zingerle schadlos und rückte auf die vierte Position vor und mit Emilie Aagheim Kalkenberg und Marthe Krakstad Johansen folgten dicht hinter ihr zwei weitere Norwegerinnen. Aus deutscher Sicht hatte sich Marlene Fichter von der elften auf die achte Position verbessert und lag in der Schlussrunde läuferisch nur 16,7 Sekunden hinter den Schnellsten.
Kirkeeide setzt sich durch
Zwei Strafrunden aus dem dritten Anschlag waren zu viel, Lien büßte ihren kompletten Vorsprung ein und zusammen mit der fehlerfrei gebliebenen Maren Kirkeeide bog sie gemeinsam in die nächste Runde ein. Kalkenberg folgte als Dritte nur 11,1 Sekunden später, hinter ihr kam Oceane Michelon und die Deutsche Marlene Fichtner schob sich nach der dritten Null auf die fünfte Position mit 31,2 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Kirkeeide und Lien kamen gemeinsam zum entscheidenden Anschlag. Kirkeeide kassierte eine, Lien zwei Strafrunden, ebenso Kalkenberg an dritter Position und auch Michelon musste in die Runde abbiegen. Als erste kam Kirkeeide zurück in die Schlussrunde, 7,1 Sekunden später Kalkenberg und Marlene Fichtner räumte ab und nach einem Strauchler auf der Matte setzte sie sich an die dritte Position. Nur 1,3 Sekunden hinter ihr lief die Französin Michelon, die sofort attackierte, aber auch Lien war mit 8,5 Sekunden Rückstand auf Fichtner in Schlagdistanz. Michelon war schnell an der Deutschen vorbei und auch den Angriff von Lien konnte sie nicht abwehren. Maren Kirkeeide siegte vor Kalkenberg und der Französin Oceane Michelon und Marlene Fichtner freute sich über ihren fünften Rang hinter der Norwegerin Ida Lien und vor der Schwedin Johanna Skottheim. Neben Marlene Fichtner schaffte auch die Ukrainerin Anastasiya Merkushyna die Null. Sie verbesserte sich um 25 Plätze und überquerte die Ziellinie als Siebte. Nach Gold im Einzel und Silber im Sprint krönt sich Maren Kirkeeide auch zur Europameisterin in der Verfolgung.
Die deutschen Platzierungen
Alle sechs Deutschen waren zwar für einen Start in der Verfolgung qualifiziert, aber die Ausgangspositionen waren nicht erfolgversprechend. Marlene Fichter war beste im Sprint und sie platzierte sich mit zwanzig Treffern auf Rang fünf. Stefanie Scherer kam nach drei Strafrunden um zehn Platzierungen verbessert ins Ziel und wurde 24. und Marion Wiesensarter (4 Fehler) platzierte sich auf Rang 26. Auch für Emily Schumann ging es nach insgesamt fünf Strafrunden weiter nach hinten. Die Ziellinie überquerte sie als 34. Julia Kink reihte sich nach fünf Extrarunden als 42. ein und gänzlich unzufrieden wird Juliane Frühwirt sein. Mit zwei Nullern im Liegen hat sie sich etwas nach vorne gearbeitet, aber jeweils zwei Fehler in den Stehendanschlägen ließen sie wieder zurückfallen und am Ende erreichte sie nur einen enttäuschenden 47. Platz.
Anna Andexer aus Österreich hielt sich liegend schadlos, kassierte stehend in jedem Anschlag eine Extrarunde und platzierte sich dennoch um vier Plätze verbessert auf einem ansehnlichen neunten Rang. Lea Rothschopf und Dunja Zdouc belegten die Ränge 16 und 17, Kristina Oberthaler lief auf 21, Lea Wagner kam als 30. ins Ziel und Julia Schwaiger als 36. Aus der Schweiz war Lea Meier qualifiziert. Sie erreichte nach vier Strafrunden den zehnten Platz.
Anastasiya Kuzmina verbesserte sich nach Rang 59 im Sprint um 20 Plätze und überquerte die Ziellinie als 39. Ob sie in den abschließenden gemischten Staffeln startet ließ sie noch offen.
Das weitere Wettkampfprogramm in Brezno-Osrblie