Biathlon WM 2024: Lisa Vittozzi ist Weltmeisterin im Einzel, Janina Hettich-Walz gewinnt Silber

Janina Hettich-Walz (GER) © Thibaut/NordicFocus

Janina Hettich-Walz holt Silber und damit die erste Einzelmedaille für das deutsche Team bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave. Weltmeisterin wurde Lisa Vittozzi und die Französin Julia Simon gewinnt Bronze. Selina Grotian und Vanessa Voigt auf den Rängen vier und fünf runden das lang ersehnte gute deutsche Gesamtergebnis ab.

Lisa Vittozzi ist Weltmeisterin im Einzel

Lisa Vittozzi (ITA) © Manzoni/NordicFocus

Bisher gab es in der laufenden Saison zwei Einzelläufe, von denen einmal Lisa Vittozzi in Östersund siegreich war und beim anderen Mal in Antholz die Schweizerin Lena Häcki-Groß, als ein kurzer Einzelbewerb gelaufen wurde. Das WM-Ergebnis fließt nicht in die Gesamt-Einzelwertung ein, in der derzeit Lena Häcki-Groß in Führung liegt. Bei der letztjährigen Biathlon-WM gab es einen schwedischen Doppelerfolg: Hanna Oeberg wurde Weltmeisterin vor Linn Persson. Und in Nove Mesto na Morave wurde Lisa Vittozzi Weltmeisterin. Mit zwanzig Treffern holte sie sich nach Silber im Sprint im Biathlonklassiker über 20 km die Goldmedaille. Obwohl sie im ersten Anschlag Probleme mit einem klemmenden Magazin hatte und dadurch bedingt mit 46 Sekunden die längste Standzeit blieb sie ruhig und setzte Treffer für Treffer. „Ein Traum ist wahr geworden,“ sagte Lisa Vittozzi nach dem Rennen in der ARD. Sie zeigte sich überglücklich und ließ offen, ob es eine weitere Wette gab. Ihr Trainer Jonne Kähkönen hatte mit ihr vereinbart, dass sie ihm eine Glatze rasieren darf, wenn sie eine Medaille holt. Und dieses Versprechen hatte Vittozzi bereits nach der Silbermedaille im Sprint eingelöst. Stolz präsentierte Kähkönen sein kahl geschorenes Haupt während das ganze Team inbrünstig die italienische Nationalhymne bei der Siegerehrung sang.

 

Janina Hettich-Walz läuft auf Silberrang

Janina Hettich-Walz (GER), Lisa Vittozzi (ITA), Julia Simon (FRA), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Im Ziel betrug der Vorsprung von Lisa Vittozzi 20,5 Sekunden auf Janina Hettich-Walz. Die Deutsche fand zu ihrer Schießstärke zurück, brachte vier Mal die Null und lag eingangs der Schlussrunde nur 6,7 Sekunden hinter Vittozzi. Hettich-Walz, informiert über die Zeiten, war auf der Schlussrunde gut unterwegs, kam zwar läuferisch nicht an Vittozzi heran, die hinter Justine Braisaz-Bouchet und Annamarija Lampic mit der dritten Gesamtlaufzeit ins Ziel kam, aber behauptete sich auf dem Silberrang mit 9,1 Sekunden Vorsprung vor der Französin Julia Simon. Janina Hettich-Walz konnte es „nach den wirklich schwierigen Tagen zu Beginn der WM“ nicht fassen, dass sie die Silbermedaille holte. „Das ist noch nicht wirklich angekommen,“ so Janina Hettich-Walz nach dem Rennen. „Unsere Ski waren heute wirklich so viel besser als die letzten Tage und ich glaube das ist eine Medaille für das ganze Team.“ Sie sprach auch über die Schlussrunde, die „einfach nur weh tat.“ Hettich-Walz war informiert über die Zeit und dass Julia Simon dicht hinter ihr lag. „Ich habe alles gegeben. Ich habe mich heute wirklich gut und kraftvoll gefühlt. Die Medaille ist sehr wichtig. Bei der WM zählen doch nur die Medaillen und da bin ich superglücklich dass ich eine Medaille für DSV-Biathlon holen konnte.“ Janina Hettich-Walz bisher bestes Ergebnis im Weltcup war ein fünfter Rang, bei der WM in Nove Mesto stand sie zum ersten Mal in ihrer Karriere auf dem Podest. Hettich-Walz verdrängte Julia Simon auf den Bronzerang, die nach Gold mit der Mixed-Staffel, in Sprint und Verfolgung bei jedem ihrer vier Starts auf dem Podium stand. Die Französin kam in Führung liegend zum letzten Anschlag, schoss schnell und vergab mit einem Fehlschuss den Titel. Julia Simon war läuferisch heute zwar nicht im Spitzenbereich, hat aber mit der schnellsten Gesamtschießzeit letztlich wertvolle Zeit gegenüber ihren Konkurrentinnen gut gemacht. „Ich bin natürlich glücklich mit der Medaille,“ sagte Julia Simon in der ARD, und weiter „jeder spricht mich auf meinen Fehler an. Natürlich ist ein Fehler zu viel, wenn man gewinnen will, aber ich bin trotzdem zufrieden, wieder auf dem Podium zu stehen.“ Ob sie alle Rennen laufen wird ließ Simon noch offen und gab an, dass es dazu noch ein Gespräch mit dem Trainer geben wird. 

Selina Grotian und Vanessa Voigt in Top-5

Selina Grotian (GER), Janina Hettich-Walz (GER), Vanessa Voigt (GER), Franziska Preuss (GER) and German team © Thibaut/NordicFocus

Wie Janina Hettich-Walz brachten auch Selina Grotian und Vanessa Voigt 100 Prozent Trefferleistung und belegten am Ende die Plätze vier und fünf. Beide investierten Zeit in die Trefferleistung und haben dadurch einige Sekunden mehr am Schießstand investiert, aber auch auf der Strecke blieb Zeit liegen, wobei Selina Grotian auch heute wieder bewiesen hat, dass sie Schlussrunde kann. Von den vier deutschen Starterinnen bot sie die schnellste Schlussrunde, lediglich 20 Sekunden hinter der schnellsten Justine Braisaz-Bouchet und nur 12,3 Sekunden hinter der Siegerin. Eine beachtliche Leistung bei ihrem WM-Debüt. „Es ist unglaublich, ein Wahnsinnstag für die Deutschen heute,“ so Selina Grotian nach dem Rennen. „Vor dem Rennen war ich an sich nicht aufgeregt, ich war eher vor den Zuschauern aufgeregt, wenn es so laut ist, da ist ganz schön Adrenalin im Körper und deshalb war schon eine gewisse Aufregung da.“ Grotian hatte noch nie im Einzel vier Mall die Null gebracht und meinte dazu: „Es war wie im Film, ich war bei der Sache, war bei mir und es hat gut geklappt. Es wäre schön, wenn es immer so wäre.“ „Die Stimmung war trotz der schlechten Ergebnisse nicht im Keller,“ erklärte Vanessa Voigt, die stolz auf das Mannschaftsergebnis war. „Es ist kaum zu fassen, das kleine Küken knapp vor mir (+ 5,1 Sek.). Wir haben uns sehr gut in der Mannschaft aufgerappelt, haben uns hingesetzt und gesprochen. Heute hat man gesehen, dass wir auf dem richtigen Weg gewesen sind. Die zweite Woche kann starten.“ 

Franziska Preuß agierte am Schießstand ähnlich schnell wie Janina Hettich-Walz, allerdings blieben bei Preuß zwei Scheiben stehen, was am Ende zwei Strafminuten bedeutete. Pro Fehlschuss wird eine Strafminute auf die Zeit addiert und wäre auch Preuß fehlerfrei geblieben, hätte auch sie die Top-6 erreicht. So belegte sie am Ende Rang 15 und freute sich mit dem Team über die Silbermedaille. „Für Janina freut es mich mega. Es gibt nichts Schöneres als das erste Podium bei der WM.“ Den Laufrückstand konnte sie sich gleich nach dem Rennen nicht erklären. „Ich fühlte mich eigentlich nicht schlecht.“

Anna Gandler beste Österreicherin

Anna Gandler (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Erneut hat Anna Gandler bewiesen, dass sie derzeit beste ihres Teams ist. Mit zwei Fehlschüssen platzierte sie sich mit 3:33 Minuten Rückstand auf Rang 19. Lisa Theresa Hauser verfehlte ebenfalls zwei Scheiben und landete auf Rang 22. Lea Rothschopf erreichte bei ihrem WM-Debüt, die junge Österreicherin hatte zuvor noch keinen Weltcupeinsatz, nach drei Fehlern Platz 37. Tamara Steiner belegte nach ebenfalls drei Fehlern den 49. Rang. Aus dem Schweizer Team zählte Lena Häcki-Groß zu den Favoritinnen, nachdem sie zuletzt das verkürzte Einzel in Antholz für sich entschied. Nur einmal gelang ihr bei den vier Schießeinlagen die Null, in den anderen blieb jeweils eine Scheibe schwarz und mit drei Strafminuten belastet beendete sie das Rennen mit 3:23 Minuten Rückstand auf die Siegerin auf Rang 17. Häcki-Groß beeindruckt immer wieder mit schnellen Schießzeiten und absolvierte ihre heutigen Schießen nur knapp hinter der Schnellsten Schützin Julia Simon. Aita Gasparin kam nach drei Fehlern auf Rang 46, Elisa Gasparin (2 Fehler) überquerte die Ziellinie als 50. und Amy Baserga (4 Fehler) wurde 51.
Von den norwegischen Damen erreichte Ingrid Landmark Tandrevold nach drei Fehlschüssen auf Rang 27 das beste Ergebnis. Zum erweiterten Favoritenkreis zählten auch die Schwedinnen Hanna und Elvira Oeberg, die sich auf den Rängen 16 und 30 platzierten.  

Medaillenspiegel

Das weitere Wettkampfprogramm 

Ergebnis Einzel Damen

Bildergalerie