In einem kuriosen Rennen gewinnt die deutsche Damenstaffel Bronze hinter Frankreich und Schweden. Sophia Schneider erfuhr erst am Vormittag von ihrem Einsatz und vermied im entscheidenden Anschlag, wo rings um sie Strafrunden geschossen wurden, mit dem letzten Nachlader die Extrarunde und brachte die Staffel nach insgesamt neun Nachladern auf dem Bronzerang ins Ziel.
Janina Hettich-Walz bringt die deutsche Staffel fehlerfrei ins Rennen
Bei der letztjährigen Biathlon-WM in Oberhof wurden die Italienerinnen Weltmeister vor Deutschland und Schweden. In dieser Saison gab es bisher vier Staffelbewerbe von denen Norwegen in den ersten beiden siegte, die letzten beiden gewann das französische Damenteam. Italien und Norwegen konnten in Nove Mesto na Morave nicht an die Staffelerfolge anknüpfen. Das favorisierte französische Team ging mit Lou Jeanmonnot in Führung, Schweden folgte dicht hinter ihr und mit etwas Abstand liefen Norwegen, Italien und Deutschland. Am Schießstand herrschte leichter Wind im Gegensatz zu den Vortagen. Frankreich und Schweden schossen parallel und fehlerfrei und übernahmen die Führung, während Janina Hettich-Walz nach einer guten Schießeinlage mit sauberen Treffern auf der dritten Position 10,4 Sekunden später folgte. Jeanmonnot baute auf der Runde zum Stehendanschlag ihren Vorsprung deutlich aus, Magnusson hielt sich an der zweiten Stelle, während eine große Verfolgergruppe, erst angeführt von der Deutschen, später von Norwegen, deutlich auf die Spitze verlor. Jeanmonnot räumte auch stehend sicher ab, Norwegen folgte 22,8 Sekunden später nach einem Nachlader und Janina Hettich-Walz brachte die Null mit der drittschnellsten Schießzeit und bog nur 3,5 Sekunden hinter Norwegen als Dritte in die Runde zum ersten Wechsel ein. Auf der Schlussrunde war Janina Hettich-Walz nur 0,5 Sekunden langsamer als die Französin Jeanmonnot. Italien hat sich bereits aus dem Kreis der Favoriten verabschiedet, nachdem Samuela Comola mit zwei Strafrunden aus dem Stehendanschlag als 19. von 21 gestarteten Staffeln auf Dorothea Wierer übergab. Im Ziel angekommen zeigte sich eine enttäuschte Janina Hettich-Walz. „Ich bin absolut fassungslos, dass ich keinen Meter mitgekommen bin. Ich habe den Anspruch mit o:5 – 0:5 an der Spitze zu übergeben, aber ich hatte zu kämpfen mit meinem Ski, aber ich hatte heute wohl auch nicht den besten Tag.“ Dass Franziska Preuß kurzfristig wegen Halsschmerzen durch Sophia Schneider ersetzt werden musste, war für die Schwarzwälderin kein Grund, dass das Quartett die Erwartungen korrigieren musste. „Es tut mir so leid für die Mannschaft,“ meinte sie abschließend zu ihrem Rennen.
Selina Grotian bringt die Staffel in Podestnähe
Frankreich wechselte als erste Nation 16,4 Sekunden vor Norwegen, dann Estland, Schweden und Tschechien. Die Deutschen kamen als Sechste zum Wechsel und Selina Grotian ging mit einem Rückstand von 26,8 Sekunden ins Rennen. Für Frankreich baute Sophie Chauveau die Führung aus, dahinter lief eine Vierergruppe aus Norwegen, Estland, Tschechien und Schweden, angeführt von Juni Arnekleiv. Selina Grotian hielt auf der Runde zwar die sechste Position, fiel aber zeitlich deutlich zurück und musste die Runde weitestgehend alleine bestreiten. Chauveau hatte Glück im Anschlag und es gingen nur zwei Patronen vorbei, während sie nachlud kamen die Verfolgerinnen an den Schießstand, aber auch alle dahinter patzten. Chauveau reichten die Ersatzpatronen nicht aus, sie musste in die Strafunde und die Estin Tuuli Tomingas setzte sich an die Spitze, dicht gefolgt von Schweden. Norwegen und Tschechien folgten mit leichtem Abstand von etwa 8 Sekunden. Frankreich kam 15,5 Sekunden später aus der Strafrunde. Selina Grotian benötigte für einen Fehlschuss drei Reservepatronen und fiel mit 30,4 Sekunden Abstand auf die Spitze auf Rang neun zurück. Zum Stehendanschlag kam Tomingas als Erste, zwei Schüsse verfehlten das Ziel und nachdem keine der Verfolgerinnen schadlos durchkam, hielt sich Tomingas auch nach zwei Nachladern vorne. 16,2 Sekunden nach ihr folgte Juni Arnekleiv für Norwegen und Selina Grotian brachte mit der schnellsten Schießzeit eine grandiose Null. Dadurch machte sie sechs Plätze gut und reihte sich mit 20,8 Sekunden an der dritten Position ein, dicht hinter ihr Schweden. Sophie Chauveau kassierte eine weitere Strafrunde und fiel auf neun zurück. Tomingas bestimmte vorne das Tempo und keine der Verfolgerinnen kam näher an sie heran. Die Schwedin Persson schob sich im Verlauf der Strecke zwar an Grotian vorbei, die aber im Windschatten an deren Skienden blieb und am letzten Anstieg kämpfte und dann doch knapp vor der Schwedin zum Wechsel kam. „Das ist hier eine ganz andere Liga,“ sagte Selina Grotian nach ihrem Einsatz, es ist schwierig da vorne mitzuspielen, weil alle anderen so wahnsinnig schnell auf der Strecke sind.“ Zu ihrer sensationellen Schießeinlage im Stehen meinte sie: „Ich dachte nur, jetzt muss ich die Null bringen, ansonsten muss ich es durchs Laufen rausholen,“ und nach ihren Skiern gefragt: „Es war schwierig, mal in der Abfahrt war ich ganz gut, dann hat mich die Belgierin brutal überholt. Der Schnee war wieder so klebrig wie letzte Woche. Es war extrem schwierig auf der Strecke.“ Dennoch zeigte sie sich glücklich, dass sie überhaupt einen Einsatz bei der WM in Nove Mesto bekam. „Ich habe es mir gar nicht erträumt, hier bei der WM an den Start zu gehen.“
Braisaz-Bouchet übernimmt Führung
Estland lag beim Wechsel 19,2 Sekunden vor Norwegen und nur 4,1 Sekunden hinter Susan Kuelm übernahm Vanessa Voigt an dritter Position minimal vor Schweden, wo sich Hanna Oeberg schnell an der Deutschen vorbeischob. Frankreich wechselte mit 45,5 Sekunden Rückstand und Justine Braisaz-Bouchet machte richtig Dampf. Bis zum Liegendanschlag hatte sie sich bereits auf die fünfte Position vorgearbeitet und mehr als 15 Sekunden Zeit gut gemacht während auch Hanna Oeberg, Ida Lien und Vanessa Voigt näher an die Spitze heranrückten. Estland und Schweden gingen nach dem Liegendanschlag gemeinsam als Führende weg, Norwegen folgte. Nur 1,5 Sekunden dahinter bog Frankreich in die nächste Runde ein, da Justine Braisaz-Bouchet sich an Vanessa Voigt, die einmal nachladen musste, vorbeiziehen konnte. Ihr Abstand zu der Französin betrug ausgangs des Schießstands 3,3 Sekunden. In der Spur übernahm nun die Schwedin Hanna Oeberg die Führung vor Estland und Justine Braisaz-Bouchet holte weiter auf, an ihren Skienden die Norwegerin Ida Lien. Beide zogen kurz vor dem Stadion noch an der Estin vorbei und Braisaz-Bouchet führte die Dreiergruppe zum Schießstand. Mit einem Abstand von mehr als 18 Sekunden kamen Vanessa Voigt und Lisa Theresa Hauser als Nächste. Stehend ging bei Hanna Oeberg nach vier Treffern der letzte Schuss vorbei, Braisaz-Bouchet räumte sicher ab übernahm die Führung 7,3 Sekunden vor Hanna Oeberg. Estland folgte, dann kam mit 20,1 Sekunden Rückstand Lisa Theresa Hauser für Österreich und neun Sekunden dahinter bog Vanessa Voigt nach einem weiteren Nachlader in die Runde zum Wechsel ein. Die Norwegerin Ida Lien kassierte zwei Strafrunden und kam erst mit 1:35 Minuten Rückstand aus der Strafrunde zurück in die Spur. Wie schon zuvor Janina Hettich-Walz war auch Vanessa Voigt sichtlich sauer und enttäuscht, als sie nach ihrem Einsatz zu den Betreuern zurückkam. „Das Rennen war von hoch bis tief, gerade mein Rennen. Ich verliere so viel auf der Runde. Ich konnte mich im Ziel nur aufregen. Ich habe auf der letzten Runde heute sehr, sehr kämpfen müssen. Natürlich war ich mit sehr laufstarken Athletinnen unterwegs. Es ist halt schade. Irgendwie habe ich vom Gefühl her das Rennen meines Lebens gemacht, aber es rutscht einfach nicht.
Damenstaffel aus Frankreich ist Weltmeister
Julia Simon übernahm in führender Position mit 17,9 Sekunden Vorsprung vor Schweden, Estland an dritter Stelle, dann Österreich und mit 51,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze übernahm Sophia Schneider an fünfter Position. Mit ausgebautem Vorsprung kam Simon zum Liegendanschlag und bog nach einem Nachlader in die nächste Runde ein. Elvira Oeberg schoss etwas verhaltener, hielt sich aber fehlerfrei und mit 20,2 Sekunden Rückstand nahm sie die Verfolgung auf. Estland und Österreich vor Sophia Schneider patzten: Österreich musste zwei Strafrunden drehen, Estland vermied sie und Schneider kam mit einem Nachlader aus und ging mit 1:18 Minuten Rückstand gemeinsam mit Estland vom Schießstand weg, aber Sophia Schneider schob sich auf der Strecke an der Estin vorbei. An der Spitze liegend vergrößerte Simon erwartungsgemäß ihren Vorsprung auf Elvira Oeberg erneut und dahinter im Abstand von einer Minute kam die Deutsche. Julia Simon setzte die ersten zwei Patronen und die letzte vorbei. Der Wind hatte zugenommen und mit drei Nachladern vermied sie mit Nervenstärke die Strafrunde und lief als Erste Richtung Ziel. Elvira Oeberg ereilte dasselbe Schicksal, allerdings konnte sie die Strafrunde für Schweden nicht vermeiden. Nun lag es an Sophia Schneider die gebotene Chance zu nutzen: Zwei Schüsse gingen vorbei, während Elvira Oeberg aus der Strafrunde zurück in die Loipe kam. Mit einem Nachlader traf Schneider, der nächste ging vorbei und nun blieb die letzte Reservepatrone für eine Scheibe. Sie traf und mit 1:41 Minuten Rückstand kam sie als Dritte zurück, während bei wirklich schwierigen Bedingungen die Strafrunden um sie herum purzelten. Estland schaffte es gleich nach ihr und verließ den Schießstand auf der vierten Position. Ingrid Landmark Tandrevold kassierte bei den schwierigen Bedingungen zwei Strafrunden, die Schweizerin Häcki-Groß sogar drei. Julia Simon musste auf der Schlussrunde nicht mehr volles Tempo gehen und brachte die französische Damenstaffel nach zwei Strafrunden und elf Nachladern mit einem Vorsprung von 38,3 Sekunden die französische Fahne schwingend ins Ziel. Elvira Oeberg führte die schwedische Staffel auf den Silberrang (1 Strafrunde/12 Nachlader) und das deutsche Team schaffte in einem kuriosen Rennen nach neun Nachladern den Sprung auf das Podest und holte sich Bronze. „Ich habe es erst um halb elf erfahren, vorher war ich noch kurz laufen. Ich bin gedanklich schon fast im Bus nach Hause gesessen,“ so Sophia Schneider nach dem Rennen. Sie kam für Franziska Preuß ins Rennen. Mannschaftsarzt Dr. Jan Wüstenfeld teilte im Vorfeld mit: „Franziska Preuß kann aufgrund von neu aufgetretenen Halsschmerzen heute leider nicht starten. Wir werden den heutigen Tag nutzen um eine bestmögliche Regeneration zu gewährleisten, auch um eine kleine Chance auf den Start beim morgigen Massenstart zu wahren.“ „Hut ab vor Sophia, dass sie den letzten Schuss noch so rein setzt,“ lobte Vanessa Voigt ihre Teamkameradin. „Wir haben so laut geschrien, ich glaube das ganze Stadion hat es gehört. „Ich bin superglücklich, dass wir mit der Medaille belohnt werden,“ freute sich Janina Hettich-Walz im gemeinsamen ZDF-Interview nach dem Rennen.
Österreich und Schweiz auf Rang 8 und 9
Das Team aus Österreich mit Tamara Steiner, Anna Gandler, Lisa Theresa Hauser und Anna Juppe kämpfte bis zu den Strafrunden durch Anna Juppe um eine Medaille mit. Am Ende belegten sie nach zwei Strafrunden und neun Nachladern Rang acht. Die Schweizerinnen Elisa Gasparin, Amy Baserga, Aita Gasparin und Lena Häcki-Groß reihten sich nach insgesamt drei Strafrunden und sechs Nachladern dahinter auf dem neunten Rang ein, aber noch vor Norwegen. Karoline Offigstad Knotten, Juni Arnekleiv, Ida Lien und Ingrid Landmark Tandrevold belegten nach ungewöhnlichen fünf Strafrunden und 16 Nachladern Rang zehn und einmal mehr sah man eine enttäuschte Ingrid Landmark Tandrevold über die Ziellinie laufen. Hinter den Norwegerinnen auf dem elften Rang fanden sich die letztjährigen Weltmeister aus Italien. Samuela Comola, Dorothea Wierer, Rebecca Passler und Lisa Vittozzi hatten zwei Strafrunden und neun Nachlader im Gepäck.