Schweden setzt sich im entscheidenden Schießen durch und gewinnt Gold mit der Herrenstaffel bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave. Norwegen gewinnt den Kampf um Silber gegen Frankreich und das deutsche Team muss sich mit dem ersten Platz neben dem Podest begnügen.
Erstes Gold für Schweden bei der WM 2024
Die Herrenstaffel der Schweden mit Viktor Brandt, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson wurde nach neun Nachladern Weltmeister. Die Norweger sicherten sich nach vier Strafrunden und elf Nachladern Silber und Bronze geht an Frankreich. Eric Perrot, Fabien Claude, Emilien Jacquelin und der Schlussläufer Quentin Fillon Maillet mussten sich nach einem harten Duell auf den letzten Metern den Norwegern geschlagen geben und erreichten nach drei Strafrunden und 13 Nachladern den Bronzerang. Das DSV-Team mit Justus Strelow, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Benedikt Doll landete nach einer Strafrunde und acht Nachladern auf dem undankbaren vierten Rang. Die Herren der USA sicherten sich Rang fünf vor den Italienern Elia Zeni, Didier Bionaz, Lukas Hofer und Tommaso Giacomel auf dem sechsten Platz. Österreich (David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner, Jakob Patrick) belegte nach einer Strafrunde und neun Nachladern Rang 12 und die Schweiz (Joscha Burkhalter, Sebastian Stalder, Jeremy Finello, Niklas Hartweg) kam nach zwei Strafrunden und 15 Nachladern auf den 14. Platz. In Oberhof bei der letzten WM siegte Frankreich vor Norwegen und Schweden. Bei den in dieser Saison bisher vier gelaufenen Staffelbewerben gab es mit Norwegen nur einen Sieger.
Justus Strelow mit hervorragendem Einstieg ins Rennen
Justus Strelow schoss im liegenden Anschlag schnell und fehlerfrei und ging als Erster weg vom Schießstand, gefolgt vom Schweden Viktor Brandt und dem Tschechen Mikyska. Der Norweger Sturla Holm Laegreid musste ein Mal nachladen und lag mit 12,5 Sekunden Rückstand ausgangs des Schießstands an neunter Position. Er machte aber enormes Tempo, zog an allen vorbei und Richtung Stehendanschlag war er Erster, gefolgt von Fabien Claude und Justus Strelow. Der Deutsche setzte den ersten Schuss, ließ vier Treffer folgen und mit 3,2 Sekunden Vorsprung ging er wieder als Erster weg, Tschechien und Kasachstan folgten. Von den Favoriten kam der Schwede Viktor Brandt als Sechster und hatte bereits 17,9 Sekunden Rückstand. Sturla Hom Laegreid musste dem hohen Tempo in der Runde Tribut zollen und die Nachlader reichten nicht aus, er musste in die Strafrunde und kam mit 46,2 Sekunden zurück als 15. Auch Frankreichs Eric Perrot fand sich in der Strafrunde wieder. Sein Rückstand als er in die Runde zurückkam betrug 39,3 Sekunden an der 13. Position. Zum Wechsel konnte der Norweger nichts gut machen, Frankreich verbesserte sich um fünf Positionen und es war deutlich ersichtlich, dass der Ski von Strelow bergab nicht so gut lief, als die der anderen. Dennoch wechselte er nahezu zeitgleich mit Estland, Tschechien und Kasachstan. „Wir hatten gerade am Anfang einen sehr guten Ski, in der Schlussrunde, gerade in der Abfahrt, war er am Ende, das hat man gemerkt. Mit dem Ski war ich auf jeden Fall heute zufrieden,“ so Justus Strelow im ZDF-Interview.
Johannes Kühn muss in die Strafrunde – Norwegen geht wieder an die Spitze
Für Deutschland war nun Johannes Kühn im Rennen mit Läufern aus Nationen um sich, die man eher nicht ganz vorne erwarten konnte. Der Rückstand von Schweden betrug 23,5 Sekunden, Frankreich lag 30,8 Sekunden zurück und für Norwegen übernahm 44,7 Sekunden später Tarjei Boe. Die führende Vierergruppe lief innerhalb zwei Sekunden und gerade in den ersten Abfahrten lief Johannes Kühns Ski offensichtlich gut. Nach einem Nachlader ging Johannes Kühn im Liegendschießen als Erster weg, Tschechien folgte sofort und dann kam Jesper Nelin für Schweden. Fabien Claude kassierte für Frankreich zwei Strafrunden und fiel auf die 17. Stelle zurück während sich der Norweger Tarjei Boe mit 19 Sekunden Rückstand auf die sechste Position gearbeitet hatte und im Verlauf der Runde auf dem Vormarsch Richtung Spitze war. Zum Stehendanschlag kamen sie in der Vierergruppe und Michal Krcmar, Johannes Kühn, Jesper Nelin und Tarjei Boe reihten sich gemeinsam auf. Der Wind hatte sich bei diesem Anschlag komplett beruhigt und der Tscheche ging nach fünf Treffern als Führender raus, Tarjei Boe und Jesper Nelin folgten während Johannes Kühn eine Strafrunde kassierte. Mit 39,3 Sekunden Rückstand kam er als Siebter zurück hinter der Ukraine und Finnland. Auf seiner letzten Runde versuchte Kühn Plätze gut zu machen, kämpfte um jeden Meter während Tarjei Boe sich an die Spitze setzte und sich deutlich vom Tschechen Krcmar absetzte. Auch der Schwede Nelin musste abreißen lassen und Fabien Claude hatte für Frankreich nach einem fehlerfreien Stehendschießen auf seiner letzten Runde nochmals drei Plätze gut gemacht. „Die zweite Runde war für mich ziemlich hart, hatte die ganze Runde zu kämpfen gehabt. Ich habe versucht mir das Rennen einzuteilen, aber ich kann die vor mir nicht laufen lassen“, sagte Johannes Kühn nach seinem Einsatz.
Philipp Nawrath bringt Staffel in Podestnähe
Johannes Thingnes Boe kam mit einem Vorsprung von 5,4 Sekunden auf Tschechien ins Rennen, Schwedens Rückstand betrug beim Wechsel 18,6 Sekunden, es folgten Kasachstan, Ukraine, Finnland und Philipp Nawrath übernahm als Siebter mit 45,6 Sekunden Rückstand. Erwartungsgemäß baute Johannes Thingnes Boe seinen Vorsprung deutlich aus, keiner der Verfolger konnte sein Lauftempo mithalten. Alleine lag er zum Liegendanschlag auf Schießbahn eins, justierte nach zwei Fehlern, und hatte sich mit zwei Nachladern gerettet. Schweden folgte nach einem Nachlader, dann der Tscheche Marecek nach ebenfalls einem Nachlader und Philipp Nawrath ließ in nur 25 Sekunden seine fünf Scheiben weiß werden. Dadurch hat sich sein Abstand nach vorne auf 34,9 Sekunden auf der vierten Position in Reichweite des Podests verkürzt. Stehend kroch J. T. Boe wieder förmlich in seine Waffe, überzeugte mit fünf schnellen Treffern, Martin Ponsiluoma folgte 27,9 Sekunden nach dem Norweger an zweiter Position und Tschechien und Deutschland gingen nach jeweils einem Nachlader gemeinsam auf die letzte Runde mit einem Abstand von 46 Sekunden auf die führenden Norweger. Nawrath schob sich auf der Schlussrunde noch an dem Tschechen vorbei auf die dritte Position. „Wir haben in großen Teilen des Rennens gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind. Es war die Taktik auf der letzten Runde Vollgas zu laufen und Distanz zu schaffen. Ich habe zu stark gepusht, das ist mir dann teuer zu stehen kommen. Ich wollte unbedingt hinten raus noch ein paar Sekunden gewinnen, aber ging leider nicht mehr.
Drei Nachlader zu viel
Vetle Sjaastad Christiansen übernahm als Schlussläufer der Norweger in führender Position mit einem Vorsprung von 30,3 Sekunden auf Schweden und Philipp Nawrath übergab völlig entkräftet auf Benedikt Doll, den deutschen Schlussläufer. Der Rückstand betrug 59,7 Sekunden und hinter ihm lauerten Tschechien und auch die Favoriten aus Frankreich. Deren Abstand zu dem deutschen Team betrug beim Wechsel nur 11,8 Sekunden und für Frankreich kam nun Quentin Fillon Maillet, der schon auf dem ersten Kilometer komplett aufholte am Tschechen vorbei und Doll vor sich hatte. Christiansen ließ den Konkurrenten mit einer perfekten Serie im liegenden Anschlag keine Chance, Samuelsson benötigte zwei Ersatzpatronen und sein Rückstand wuchs auf 59,3 Sekunden an. Dahinter hielten sich der Franzose und auch der Deutsche schadlos und verließen gemeinsam den Schießstand. Doll hatte alle Mühe an Fillon Maillet dranzubleiben und musste insbesondere in den Anstiegen alle verfügbaren Kräfte mobilisieren. Zum abschließenden Schießen kam Christiansen mit einer Minute Vorsprung, verfehlte drei Scheiben, auch die drei Ersatzpatronen setzte er vorbei und kassierte drei Strafrunden. Martin Ponsiluoma nutzte die Chance und bog nach einer sauberen Fünferserie als Führender in die Schlussrunde ein. Während der Norweger Christiansen kreiselte kamen Fillon Maillet und Benedikt Doll zum entscheidenden Anschlag. Jeder verfehlte eine Scheibe und während der Franzose die letzte Scheibe mit einem Nachlader weiß werden ließ schaffte es Benedikt Doll erst mit dem dritten Nachlader, wobei wertvolle Sekunden verstrichen. Der Franzose hatte 19,9 Sekunden Rückstand auf Schweden, der Norweger Christiansen kam 5,1 Sekunden nach ihm aus der Strafrunde und der Rückstand von Benedikt Doll auf der vierten Position betrug 10,4 Sekunden auf den Bronzerang. Christiansen hielt das Tempo sofort hoch um Wiedergutmachung für das verschossene Gold zu betreiben und Doll konnte dem Norweger nicht mehr folgen. Während Sebastian Samuelsson mit Schwedens Fahne die Ziellinie als Weltmeister überquerte gab es dahinter einen großen Kampf zwischen Norwegen und Frankreich um den Silberrang. Vetle Sjaastad Christiansen überquerte die Ziellinie eine Sekunde vor Frankreich. Benedikt Doll ließ es austrudeln und kam als Vierter ins Ziel, gefolgt vom Team der USA und dem Italiener Tommaso Giacomel, der sich im Schlussspurt noch am Tschechen vorbeischob. „Schade, es war beim letzten Schießen einiges drin, aber da haben mir die weltbekannten Eier gefehlt. Da hätte ich mit einem Nachlader abräumen müssen. Schade, ich habe mir heute bewusst gesagt, ich versuche nicht irgendwas zu riskieren mit schnellem Schießen, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Aber ich habe ich mit den Nachladern die Ruhe nicht mehr gehabt,“ erklärte Benedikt Doll nach dem Rennen wo er weiterhin verlauten ließ, dass er nächste Woche seine Entscheidung mitteilen wird, ob er seine Leistungssportkarriere nach der Saison beendet oder noch eine Saison weiterläuft.