Kristine Stavås Skistad und Johannes Høsflot Klæbo heißen die Sieger des letzten Freistilsprints des Winters beim Langlauf Weltcup in Lahti. Sichtbar und hörbar größer war die Freude aber bei Coletta Rydzek und Valerio Grond über ihr jeweils erstes Podium.
„Wie ein Trainingsrennen“ – Skistad ungefährdet
Im Vergleich zum Teamsprint, wo die Läufer den schweren Indian Hill hinauf mussten, wurde im Freistilsprint der altbekannte wellige Kurs aus den vergangenen Jahren genutzt, den auch die Kombinierer in ihrem Teamsprint gestern liefen. Auf diesem Kurs war Kristine Stavås Skistad eine Klasse für sich und ließ den schwedischen Damen keine Chance. Zunächst führte die Norwegerin vor Coletta Rydzek das Finale an, später setzte sich Linn Svahn an die zweite Stelle in ihren Windschatten. An der vorentscheidenden Haarnadelkurve oberhalb der Lahti-Kurve war Rydzek nur noch Fünfte und Skistad konnte mit einer Tempoverschärfung eine kleine Lücke zu den anderen reißen, die niemand mehr schließen konnte. Ungefährdet lief die 25-Jährige ihrem dritten Saisonsieg entgegen. „Heute habe ich das Rennen genossen. Ich kam nach Lahti und dachte, es wird eher ein härterer Sprint. Aber es war wie ein Trainingsrennen in Konnerud“, sagte sie nach ihrem dritten Saisonsieg bei NRK. Den vierten Sieg will sie in etwas mehr als einer Woche zu Hause in Drammen feiern. rang zwei ging an Coletta Rydzek, die sich mit einem tollen Überholmanöver überraschend gegen alle Schwedinnen durchsetzte. Rang drei ging knapp an Maja Dahlqvist vor Linn Svahn und Jonna Sundling, die früher im Finale mehrfach zu überholen versuchte, aber nie an den anderen vorbei kam. Jasmi Joensuu komplettierte das Finale als Sechste. Frida Karlsson wurde im Viertelfinale mit der zweiten gelben Karte der Saison disqualifiziert, die sie schon seit der nationalen Saisoneröffnung in Schweden mitschleppte. Viele Punkte verliert sie aber nicht, denn durch ihren Sturz kam sie ohnehin als Letzte ins Ziel. Zuvor hatte sie Julia Kern behindert, die keinen Platz mehr hatte und Karlsson damit zu Fall brachte.
Rydzek packt Killerinstinkt aus
Coletta Rydzek und Lahti – das ist ein Erfolgsrezept. Letztes Jahr stürmte sie zusammen mit Laura Gimmler im Teamsprint erstmals ein Podium, diesmal sicherte sie sich ihr erstes Podium im Einzelsprint noch jeweils tollen Überholmanövern. Nach Platz acht im Prolog lag sie in den Heats jedes Mal in der Lahti Kurve vor der Abfahrt ins Stadion an ungünstiger Position weit hinten, aber immer griff sie in der Zielkurve außen an und zog an mehreren Gegnerinnen vorbei. Nachdem ihr das im Finale mit allen drei Schwedinnen geglückt war, sagte sie im ZDF: „Ich kann es noch gar nicht glauben, ich bin ich ein bisschen sprachlos. Ich bin sehr sehr glücklich. Ich wusste, dass ich mich heute sehr gut fühle. Das habe ich schon im Prolog gemerkt, normal bin ich da nicht so weit vorne. Dass mir die Strecke in Lahti liegt, wusste ich auch und dann kommt es ein bisschen aufs Glück an. Mein Trainer hat vorher auch zu mir gesagt, ich soll den Killerinstinkt auspacken und das habe ich gemacht.“
Klæbo gewinnt und Grond jubelt
Im Finale der Herren bestimmte von Anfang an Johannes Høsflot Klæbo das Geschehen vor Lucas Chanavat und Even Northug. An der Haarnadelkurve vor dem Stadion attackierte dann der weltbeste Sprinter und setzte sich zusammen mit dem Franzosen ab. Von vorne zog er den Sprint an, aber Chanavat konnte ihn aus dem Windschatten heraus nicht mehr einholen. „Das war großartig. Es macht immer Spaß, hier zu laufen. Ich liebe Lahti, auch wenn ich diesen Sprintkurs etwas hasse, weil er so schwierig ist wegen der Taktik. Auch diese engen Sprints gegen Lucas machen Spaß. Nun bin ich froh, dass ich mich sechs Tage erholen kann vor den 50 Kilometern“, sagte er. Rang drei ging erstmals an Valerio Grond, der seine Freude im Ziel laut herausschrie. Der 23-jährige Davoser ließ ähnlich wie Rydzek zuvor im Stadion alle Läufer der Verfolgergruppe stehen und ersprintete sich Platz drei. Even Northug wurde Vierter vor Federico Pellegrino, der im Finale nie die letzten Plätze verließ, und Joni Mäki.
Kastner strahlt nach Halbfinaleinzug
Erstmals in seiner noch jungen Weltcupkarriere schaffte Marius Kastner den Sprung ins Halbfinale, wo er in der ersten Hälfte das Rennen anführte. Obwohl es ein sehr schwach besetztes zweites Halbfinale war, wurde er durchgereicht, als es ernst wurde. Dennoch war er mit Platz elf überglücklich. „Es ist einfach super cool, ich habe mich mega gefreut und dachte nicht, dass es heute so gut geht. Ich freue mich wahnsinnig, das ich das Halbfinale geschafft habe. Einmal an der Spitze von so einem Heat zu sein…. ich habe es einfach genossen heute“, sagte er. Im Viertelfinale hatte er sich in der Haarnadel vor der Abfahrt bis auf Platz zwei vorgeschoben, den er durch das Stadion behauptete und sich sogar noch im Fotofinish den Sieg im Viertelfinale holte. Im DSV-Interview erzählte der 21-Jährig noch einmal genauer von seinem Tag: „Mit meinem Prolog war ich schon sehr zufrieden, habe mit dem 14. Platz mein bestes Prolog-Ergebnis gemacht im Weltcup. Im Viertelfinale bin ich recht viel von hinten gelaufen, aber dann haben sich am letzten Berg viele Lücken aufgetan, was ich gar nicht mehr so dachte, und dann habe ich meine Chance genutzt. Ich habe es geschafft, oben als Zweiter in die Abfahrt zu gehen und dann habe ich das auch ins Ziel gebracht und mich für das Halbfinale qualifiziert, was super cool ist“, freute sich Marius Kastner. „Ich bin immer überrascht, wenn ich es schaffe, nach vorne zu kommen in so einem Heat und dann war das Halbfinale und mir war klar, dass es eh schwierig wird, da weiterzukommen. Dann war ich vorne, das war mega cool und dann bin ich einfach weitergelaufen. Mir war auch klar, dass es tendenziell eher nicht zum Finale reicht, aber daran habe ich auch noch nicht unbedingt gedacht. Das Material war richtig gut, ansonsten kann man solche Ergebnisse gar nicht erreichen. Die Techniker haben einen richtig guten Job gemacht. Mega cool.“ Für Anian Sossau und Jan Stölben, der Sechster im Prolog gewesen war, war mit sechsten Plätzen im Viertelfinale Endstation. Bei Jan Stölben war an fünfter Stelle liegend ein selbstverschuldeter Sturz in der Lahti Kurve die Ursache. Bei den Damen war zuvor Laura Gimmler knapp am Einzug ins Halbfinale gescheitert und wurde 15. , Sofie Krehl belegte Platz 24. Victoria Carl war als 34. knapp im Prolog ausgeschieden, Lena Keck wurde 41. und Pia Fink 50. Bei den Herren war Elias Keck als 42. gescheitert, Janosch Brugger wurde 65. und Friedrich Moch 70.
Starke Vorstellung der Schweizer
„Es ist unglaublich. Ich habe so lange und viel auf diesen Podesplatz hingearbeitet“, freute sich der 23-jährige Valerio Grond im Schweizer Fernsehen. „Besser hätte es heute nicht laufen können. Mir kamen vor Freude die Tränen. Es fühlt sich immer noch komisch an, gegen Klæbo und Chanavat am Start zu stehen. Ich weiß, ich muss mich nicht vor ihnen verstecken und kann mit ihrem Antritt mithalten“, erklärte Grond selbstbewusst. Valerio Grond strahlte nach seinem ersten Podestplatz am meisten, aber auch seine Teamkolleginnen hatten allen Grund zur Freude. Sowohl Alina Meier als auch Désirée Steiner schafften den Sprung ins Halbfinale, wo sie dann die Plätze acht und elf belegten, nachdem sie in ihren Viertelfinals jeweils als Zweite weitergekommen waren. Roman Schaad und Janik Riebli fehlte im Viertelfinale ein wenig Glück zum Weiterkommen über die Zeit, sie wurden 15. und 16. Anja Weber konnte da nicht ganz mithalten und schied im Viertelfinale klar aus, was Rang 28 bedeutete. Mit Marina Kälin, Lea Fischer und Nadja Kälin scheiden drei weitere Schweizerinnen in der Qualifikation aus wie auch Ilan Pittier und Christian Steiner.
Moser 30., Scherz mit starkem Debüt
Benjamin Moser war der einzige Österreicher, der sich für die besten 30 qualifizierte. Er kam an fünfter Stelle ins Ziel, wurde dann aber wegen einer Behinderung bestraft und zurückgestuft, so dass er als 30. gewertet wurde. Michael Föttinger und Mika Vermeulen überstanden den Prolog nicht wie auch ihre22-jährige Teamkollegin Magdalena Scherz, die sich bei ihrem Debüt als 35. aber sehr gut verkaufte.
Doch noch Spannung im Gesamtweltcup
Eigentlich sah es so aus, als wäre im Gesamtweltcup schon alles in trockenen Tüchern. Nun wird es aber bei Damen und Herren doch noch einmal spannend. Jessie Diggins kam erschöpft aus Übersee zurück, wo sie am Wochenende noch den American Birkebeiner gewann. Gestern büßte sie als 21. Punkte auf Linn Svahn ein und heute verpasste sie als 31. im einem Freistilsprint sogar die Finalläufe. Damit liegt Linn Svahn, die heute Vierte wurde, nur noch 162 Punkte hinter der Amerikanerin, die sich nun schnell fangen muss. Allerdings stehen in dieser Saison fast ausschließlich noch Klassikrennen auf dem Programm, die der Schwedin besser liegen als der Amerikanerin. Rausgeworfen aus den Top30 wurde Diggins von der mit hoher Nummer startenden Junioren-Weltmeisterin Gina Del Rio aus Andorra, die später im Viertelfinale über die U23-WM-Zweite Hilla Niemelä stürzte. Auch bei den Herren liegt Klæbo nur noch 236 Punkte hinter Amundsen, dem im Endspurt einer langen Saison langsam die Luft auszugehen scheint. Der Kampf um den Gesamtweltcup könnte auch die 50 Kilometer am Holmenkollen taktisch beeinflussen: Klæbo wird um Bonuspunkte sprinten, Amundsen muss mitgehen – aber was machen die anderen Favoriten?
Schlickenrieder: „Das i-Tüpfelchen auf ein erfolgreiches Wochenende“
Nach diesem Wochenende mit drei deutschen Podestplätzen im Teamsprint, Einzelstart und Freistilsprint war Peter Schlickenrieder voll des Lobes zu den erneuten Top-Resultaten. „Wir haben das i-Tüpfelchen auf ein erfolgreiches Wochenende gesetzt mit dreimal Podium, das ist schon erwähnenswert, vor allem Podium von vier verschiedenen Mädels. Chapeau, Hut ab, da kann man gar nicht genug gratulieren“, lobte der Teamchef. „Im abschließenden Sprint hatten wir drei Mädels unter den besten 30, davon zwei unter den besten 15 und eine als Premiere das erste Mal auf dem Podium mit der Coletta Rydzek mit einer taktischen Meisterleistung. Genauso bei den Jungs, das ist mindestens genauso erfreulich, dass wir drei Jungs in den Top30 haben und einen, der ins Halbfinale gekommen ist. Mit seinem elften Platz hat Marius eine grandiose Ausgangsposition geschaffen für die wenigen Weltcupsprints, die noch anstehen und auch für den Aufstieg des Herren-Langlaufs.“ Damit kann man positiv in die Zukunft blicken, die Schlickenrieder bekräftigt: „Wirklich ein mehr als gelungenes Wochenende, das ist genau die Motivation, die wir brauchen, um in die WM-Saison zu starten und in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Val di Fiemme beziehungsweise Mailand-Cortina. Wir können wirklich sehr zufrieden nach Hause fahren, drei Podiums, Topleistungen aller Athleten und einen tollen Sprinttag bei Damen und Herren und ein erstes Podium für Coletta Rydzek. Jetzt geht es in die Vollen für die letzten Weltcups!“
=> Ergebnis Sprint Freistil Damen
=> Ergebnis Sprint Freistil Herren
Lahti zum Nachlesen
=> Langlauf Weltcup: 15 Deutsche für Lahti nominiert
=> 99. Ausgabe der Lahti Ski Games: Weltcup Langlauf und Nordische Kombination in Finnlands Winter-Hauptstadt
=> Langlauf Weltcup: Schweden und Norwegen dominieren Teamsprints von Lahti – Hennig/Gimmler Dritte
=> Langlauf Weltcup Lahti: Pärmäkoski feiert Heimsieg knapp vor Victoria Carl
=> Langlauf Weltcup: Klæbo verdirbt große Niskanen Party in Lahti