Fluor beim “Engadiner”

Teilnehmer

Der Artikel über die Disqualifikationen beim diesjährigen “Engadiner” war wegen der Fluorverwendung sehr interessant, aber auch aufschlussreich. Es wurden also 50 Kontrollen vorgenommen, davon 11 Teilnehmer “erwischt” (davon allerdings 3 wieder – wegen “Kommunikationsdefiziten”, was auch immer das heißen mag, – zurückgenommen). D.s. dann 22%,die also Fluor am Belag hatten (ob dabei ungereinigte Ski dabei waren weiß man natürlich nicht). Hochgerechnet auf 12.000 TN wären das 2.640 fluorgewachste Paar-Ski (uch das ist spekulativ, weil man das sicher nicht so verallgemeinern kann).

Aber mich interessiertt etwas anderes:

wenn also eine Vielzahl von TN mit fluorgewachsten Ski vor mir auf der Strecke sind ergibt sich ja eine Menge von Wachsabrieb, also auch von Fluor. Ist es nicht so, dass nachfolgende Läufer diesen Abrieb wieder aufnehmen und dann im Ziel “positiv” sind? Dies mag vielleicht bei Skating, wie beim “Engadiner”, nicht so problematisch sein. Bei Classic schon eher, denke ich. Weiß jemand mehr darüber?

Administrator

Servus Karlheinz,

die FIS hat das nach eigenen Angaben untersucht und die Verunreinigung des Schnees durch Wachsabrieb war demnach so gering, dass selbst bei einem Klassikrennen wie dem Vasalauf keine Überschreitung des Grenzwerts durch Aufnahme von Fluor aus dem Schnee möglich sein soll.

Teilnehmer

Aha, danke für die Info Mario.

Hätte eigentlich gedacht, dass dies evtl. schon relevant sein kann.

 

Administrator

Ich habe auch keine Zahlen gesehen und muss mich hier auf die Aussage der FIS verlassen. Klingt aber für mich plausibel. Sonst wäre das sicher schon eher irgendwo als Umweltproblem erkannt worden.

Teilnehmer

Hallo Mario, das stimmt wahrscheinlich schon das abgeriebenes Fluor von den nachfolgenden Läufer nicht aufgenommen wird und deshalb kein Problem ist. Aber irgendwo muss es ja bleiben und das scheint nach einer Studie vom Engadiner und Wasalauf (Artikel in der NZZ) der Schnee zu sein und damit nach der Schmelze im Wasser und der Umwelt. Und die verwendeten Fluorverbindungen sind nur schwer abbaubar und meiner Meinung nach zu Recht nicht mehr erlaubt.

Viele Grüße, Walter

Administrator

Servus Walter,

sorry, da hab ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Mit “eher” meinte ich vor diesen Studien (die mir bekannt sind). Zudem bin ich Befürworter des Fluorverbots! Es geht auch ohne. Das hat diese Weltcup-Saison bewiesen. Dann haben wir halt manchmal etwas mehr von unserem Sport (zum Beispiel in Davos 5 Minuten und eine Startzeitverschiebung beim Biathlon 😉 )

Schöne Grüße

Mario

 

Teilnehmer

Ich wollte auch noch meine Meinung zum Thema kundtun, als Langläufer und Chemiker.

Prinzipiell ist der Wachsabrieb sehr gering, nicht umsonst hat man ja in den Untersuchungen trotz modernster Spurenanalytik erhöhte Fluorkonzentrationen nur an Orten feststellen können, an denen sich Zehntausende Langläufer tummeln. Von daher droht keine Gefahr durch Fluoraufnahme auf die Ski beim Laufen.

Was mich an diesem Fluorverbot vor allem stört ist, dass wir nicht wissen, was wir mit den neuen, noch teureren Fluorfree-Wachsen in die Umwelt einbringen. Einen Wachsabrieb gibt es auch dort und anscheinend wird mit “neuartigen Additiven” gearbeitet. Additiv heißt, dass es keine feste chemische Bindung wie bei den Fluorwachsen mehr gibt, die Abgabe an den Schnee sollte also eher höher sein. Natürlich müssen diese Additive die Reach-Verordung der EU erfüllen, aber das tun Fluorwachse ja auch (dürfen weiterhin produziert, verkauft und verwendet werden).

Also wir wissen nicht, ob der Ersatz für die Umwelt besser ist, die Hersteller werden ihre Wachszusammensetzungen nicht veröffentlichen (Betriebsgeheimnis).

Über der Eingangstür des Chemielabors an unserer Uni stand ein Schild: If you don’t know what you are doing, don’t do it!

Viele Grüße

Wolfgang

 

Teilnehmer

Hallo Wolfgang, da bin ich ganz bei dir. Hab auch einen “chemischen” Hintergrund und mir ist auch nicht ganz wohl bei den neuen Wachsen. Ich hoffe mal das nicht der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wird. Ganz meine eigene Meinung, es sollte der ganze Riesenaufwand der Wachserei einheitlicher gemacht werden so daß auch kleinere Nationen da bessere Chancen haben. Momentan geht das meiner Meinung nach in die falsche Richtung.

Viele Grüße, Walter

PS: Bei mir liegt es meistens nicht am Wachs wenn es zu langsam ist

Teilnehmer

Hallo Walter,

auch bei mir besteht das Geschwindigkeitsproblem eher ab der Bindung aufwärts.

Aber Spaß beiseite, wir Langläufer schädigen die Umwelt hauptsächlich bei unseren Autofahrten in den Schnee zu Training und Wettkämpfen. Wenn man Fahrgemeinschaften bildet, auch mal im Winter vor der eigenen Haustüre Rollski trainiert statt in den Schnee zu fahren und vielleicht zur der ein oder anderen Veranstaltung mit öffentlichen Verkehrsmittel anreist, hat man sicher mehr für die Umwelt getan als durch ein Flourfreies Wachs.

Viele Grüße

Wolfgang

Moderator

Hallo allerseits,

bin grundsätzlich für ein Fluor-Verbot. Ich habe “mit diesem Zeugs” nicht aus Überzeugung angefangen, sondern weil es einfach notwendig war:Als ich bei passenden Bedingungen einfach “stehen gelassen worden bin”, dann habe ich auch nachgezogen. Man will ja nicht ein Jahr trainieren und dann wegen des Waxes langsamer sein, als die Konkurrenz.

Das Problem ist, dass es ganz stark nach “Teufel vs. Belzebub” aussieht! Habe bei einem Waxvortrag einer rennomierten Unternehmung nachgefragt. Dort habe ich die Antwort bekommen, dass man sich im Periodensystem in der Nähe von Fluor umsieht, um ähnliche Eigenschaften zu erhalten. Das ist zunächst nachvollziehbar. Man muss allerdings bedenken, dass man bei ähnlichen Stoffen eine ähnliche Umweltproblematik hat. Da war sogar von Brom die Rede! Es wurde gesagt, dass man alles, das nicht verboten ist, in die Waxe gibt und testet. Frei nach dem Motto “Doping ist, was auf der Verbotsliste steht”. Also haut man alles in die Waxe, das aktuell nicht verboten ist. Es wird also nicht nach umweltfreundlichen Alternativen gesucht, sondern nach nicht verbotenen Alternativen. Meiner persönlichen Einschätzung nach sind die Waxe dadurch teurer und umwelt- als auch gesundheitsschädlicher geworden. Zudem gibt es jetzt auch beim Wax eine “Dopingproblematik”. Man konnte ja sogar lesen, dass manche Läufer vor den Rennen ganz gezielt den Belag mit Fluor sättigen und später drüber waxen, etc.

Mir passt das gar nicht – eigentlich sind wir als Skilangläufer nahe an der Natur dran und auf die Natur angewiesen. Ob das Rennen 5 Minuten kürzer oder länger ist spielt m.E. keine Rolle, wenn nur alle mit den gleichen “Waffen kämpfen”.

Grüße Thomas

Teilnehmer

“Gift ersetzt Gift”
Ich bin auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks auf ein interessantes Zitat gestoßen:

Fluorwachsverbot der FIS – Gift ersetzt Gift
Fluor ist umweltschädlich und mutmaßlich krebserregend – es ist ein Gift und teuer. Zu viel für den Internationalen Skiverband FIS. Ab diesem Winter ist Fluor im Wachs nur noch in kleinsten Dosen erlaubt, auch wenn es schon vorher nur in Kleinstmengen verwendet wurde: “Stand jetzt ersetzen wir durch einen Riesenaufwand auf allen Seiten – insbesondere der Teams – das eine Gift Fluor und durch verschiedene andere Gifte”, so Karl-Heinz Waibel, der beim DSV als “Bundestrainer Wissenschaft” firmiert.
Er sagt: “Glaubt man den Warnhinweisen der Hersteller, sind diese mindestens genauso giftig in der Verarbeitung. Die Warnhinweise zum Tragen von Schutzmasken sind zumindest noch deutlicher abgebildet, als bei den Fluorprodukten. Und das Gleiche gilt für die Warnhinweise, was Umweltbelastungen anbelangt.”

Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/sport/ski-alpin-das-fluorwachsverbot-der-fis-und-seine-folgen,Tv8CIKs

Gibt mir zu denken!

Teilnehmer

Hallo Wolfgang,

Ich teile hier die Meinung, dass der Umstieg auf die fluorfreien Wachse für alle Beteiligten ein großer Aufwand war. Als die FIS das Generelle Fluorverbot über Nacht umsetzte, war das aber nicht nur für die Hobbysportler und Weltcupteams eine große Überraschung, sondern auch für uns Wachsfirmen (Ich denke damit spreche ich nicht nur für unsere Firma „HWK-SKIWAX“, sondern auch für den Großteil unserer Mitbewerber)

Es ist nachvollziehbar, dass der abrupt erforderliche Umstieg auf fluorfreie Rennwachse die Entwicklung nicht ganz reibungslos gemacht hat. Ich bin jedoch überzeugt, dass unsere Produkte aktuell keine Substanzen enthalten, die gemäß der Chemikalienverordnung verboten sind oder ein erhebliches Risiko für die Umwelt oder die Verbraucher darstellen. Die meisten Gefahrenhinweise auf unseren Produkten beziehen sich auf die verwendeten Lösungsmittel, die in nahezu allen Flüssigwachsen enthalten sind.
Diese Gefahrenzeichen findest du aber auch auf Deosprays oder Haarsprays. Daher sollte man die Aussage „Gift ersetzt Gift“ etwas kritisch hinterfragen.

Aber zum Thema „Schutzmaske tragen“ kann ich nur sagen, dass es sicher kein Nachteil ist. Denn in der Geschichte der Menschheit wurden häufig die Gefahren von Chemikalien erst zu spät erkannt. Also würde ich das jedem nahelegen, der häufig seine Ski wachst.

In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Winter
Simon

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