Biathlon: IBU beschließt umfangreiche Regeländerungen

IBU flag in the wind © Manzoni/NordicFocus

Vom IBU-Vorstand wurden vor dem IBU-Kongress in Belgrad für die kommende Biathlon-Saison 2024/25 umfangreiche Regeländerungen genehmigt. Ein neues Startgruppensystem für Sprint und Einzel wird getestet, die Preisgeldstruktur wurde erhöht und neue Preisgeldkategorien eingeführt. Das blaue Trikot geht künftig an den besten Nachwuchssportler unter 23 Jahren und bei der Massenstartmeldung gibt es künftig Veränderungen.   

Das neue Startgruppensystem für Sprint und Einzel

Die wichtigste Änderung im Startgruppensystem besteht darin, dass ab der Saison 2024/25 beim Biathlon Weltcup und bei der Biathlon Weltmeisterschaft die Top-Athleten bei Sprints und bei Einzelwettkämpfen ihre Startgruppe nicht mehr selbst wählen können, sondern in vier festgelegten Gruppen starten. Der Weltverband verspricht sich dadurch attraktivere Wettkämpfe für die Fans vor dem TV und in den Stadien. Meist wählten die Top-Athleten bei Sprint und Einzel die erste Startgruppe und belegten mit hervorragenden Zeiten vordere Plätze, die von den später gestarteten, meist schwächeren Athleten, nicht mehr zu toppen waren. Bessere Streckenbedingungen waren der Hauptgrund für die Wahl in die erste Startgruppe. Die 15 besten Athleten der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung gehen nach der neuen Regel erst mit den Startnummern 46-75 ins Rennen und werden sprichwörtlich das Rennen von hinten aufrollen. Darüber hinaus werden die besten Athleten jedes Landes, die nicht in den Top-30 sind, den Wettkampf eröffnen. Wie der Weltverband in seiner Pressemitteilung anführt, wurde die Regeländerung mit dem Athletenkomitee der IBU, dem Technischen Komitee der IBU, mehreren Nationalverbänden und Teams besprochen. Nach deutlichem Protest von einigen Top-Athleten wurde beschlossen, in den ersten vier Wochen des Biathlon Weltcups im November und Dezember 2024 einen Test für das neue Startgruppensystem durchzuführen und die Ergebnisse auszuwerten. Bei außergewöhnlichen Wetterbedingungen mit schwierigen Streckenverhältnissen ist es der Wettkampfjury jedoch vorbehalten ein alternatives Startgruppensystem anzuwenden, bei dem die 15 besten Athleten der aktuellen Weltcup-Gesamtwertung zu Beginn des Wettkampfs starten.

Anpassung des Punktesystems

Vergangene Saison wurde bereits ein neues, nicht unumstrittenes Punktesystem eingeführt. Nun wurde vom Weltverband nachgebessert. Von Platz drei bis Platz zehn wurden die zu erzielenden Punkte erhöht. Die nachfolgende, von der IBU übernommene Tabelle zeigt die Veränderungen:  

Saison 2023/2024 Saison 2024/2025
1. Platz 90 Punkte
2. Platz 75 Punkte
3. Platz 60 Punkte
4. Platz 50 Punkte
5. Platz 45 Punkte
6. Platz 40 Punkte
7. Platz 36 Punkte
8. Platz 34 Punkte
9. Platz 32 Punkte
10. Platz 31 Punkte
1. Platz 90 Punkte
2. Platz 75 Punkte
3. Platz 65 Punkte
4. Platz 55 Punkte
5. Platz 50 Punkte
6. Platz 45 Punkte
7. Platz 41 Punkte
8. Platz 37 Punkte
9. Platz 34 Punkte
10. Platz 31 Punkte

Änderung der Preisgeldstruktur

Insgesamt werden in der kommenden Biathlon Saison 2024/25 Preisgelder in Höhe von insgesamt 9.366.700 Euro ausgelobt. Erhöhungen erfahren in erster Linie die Disziplinen Sprint, Verfolgung, Einzel und Massenstart. Jeweils 1.000 Euro mehr wurden für die Weltmeisterschaft 2025 für die Platzierungen zwei bis vier festgelegt. Der Weltmeister erhält in den vorgenannten Disziplinen jeweils 25.000 Euro, Silber wird mit 20.000 Euro dotiert, Bronze mit 15.000 Euro und der Viertplatzierte erhält 11.000 Euro. Minimale Erhöhungen wurden für die Ränge 26 bis 30 beschlossen. Im Weltcup wurden die Platzierungen drei bis zehn höher dotiert, ebenso die Ränge 17 bis 29. Für einen Weltcupsieg gibt es weiterhin 15.000 Euro, für Silber 12.000 Euro und für Bronze 10.000 Euro. In einer olympischen Saison steht den Athleten dieselbe Gesamthöhe des Preisgeldes zur Verfügung, wie in einer nichtolympischen. Das bedeutet, dass in der Saison 2025/26 das für eine WM angesetzte Preisgeld von 1.598.500 Euro den Preisgeldetat des gesamten Weltcups erhöht. Ebenso wurden weitere Preisgelderhöhungen für die Saison 2026/2027 in Aussicht gestellt. 

Das ändert sich beim blauen Trikot

In der Saison 2020/2021 wurde das blaue Trikot für den besten Nachwuchssportler eingeführt und dadurch der Award Rockie of the year ersetzt. Bisher galt die Altersbegrenzung für den besten Skijäger unter 25 Jahren. Dies wurde angepasst und gilt nun für den besten Sportler oder die beste Sportlerin unter 23 Jahren. Der Träger des blauen Trikots erhält nunmehr nicht mehr nur am Ende der Saison einen Award, sondern für jeden Wettkampf, bei dem er das blaue Trikot trägt, ein Preisgeld von 500 Euro.

Beste Nettolaufzeit in Verfolgungen wird belohnt

Ab der Saison 2024/25 werden die Athleten mit einem Preisgeld von 2.000 Euro belohnt, die in einem Verfolgungswettkampf die schnellste Netto-Laufzeit (isolierte Laufzeit) bringen, also mit der schnellsten Laufzeit, unabhängig mit welcher Zeitbelastung aus dem Sprint, ins Ziel kommen. Auch die Athleten mit den besten Streckenlaufzeiten jeder Staffel erhalten ein zusätzliches Preisgeld.

Änderungen bei den WM-Trikots

Bei Weltmeisterschaften wird es keine roten, gelben oder blauen Trikots mehr geben. Der Gesamtweltcupführende trug bisher das rote, der Führende in der Disziplinwertung das gelbe und der beste Nachwuchsathlet (U-25) das blaue Trikot. Diese Trikots entfallen. Dafür erhalten die Weltmeister der Vorsaison in der jeweiligen Einzel-Disziplin eine goldene Startnummer bei der aktuellen Weltmeisterschaft.

Anmeldungen für den Massenstart

Für den Massenstart sind die besten 25 Teilnehmer aus der aktuellen Gesamtweltcupwertung sowie die fünf Punktbesten aus den Wettkämpfen bei der entsprechenden Weltcupstation startberechtigt. Falls nun ein Athlet aus den Top-25 nicht läuft, wird mit dem nach Punkten nächstbesten Athleten aufgefüllt. Bisher rückte der nächstbeste aus der Gesamtweltcupwertung nach. Dadurch herrscht früher Klarheit über das Starterfeld und es wird vermieden, dass Athleten aus der Gesamtweltcupwertung nachrücken, die nicht mit einer Startberechtigung gerechnet haben. 

Weitere Regeländerungen oder -ergänzungen

Beim IBU-Cup entfällt die Mixed-Staffelwertung. Ergebnisse aus Single-Mixed und Mixed-Staffel fließen in die „Staffelwertung“ ein. Bereits vor dem IBU Kongress in Belgrad wurde beschlossen, dass es bei einer Europameisterschaft wieder Staffelbewerbe gibt. Im Februar 2015 in Otepää war dies zuletzt bei einer EM der Fall. Demnach stehen bei der EM in Martell (ITA) im Januar/Februar 2025 wieder Damen- und Herrenstaffeln auf dem Programm. Ebenso wurde bereits bekanntgegeben, dass nach einer Entscheidung der IBU im Frühjahr dieses Jahres Biathlon Sommer-Weltmeisterschaften nur mehr im zweijährigen Rhythmus durchgeführt werden. Des weiteren findet das kurze Einzel Einzug in den Weltcupkalender. Bisher war dies nur bei schlechten Wetterbedingungen der Fall, wenn die Jury sich statt eines regulären Einzelwettkampfs für einen verkürzten entschied. Nunmehr kann dieses Wettkampfformat generell in den Kalender aufgenommen werden. Bereits zur Saisoneröffnung von 30.11. bis 08.12.2024 steht in Kontiolahti ein kurzer Einzelwettkampf im Plan. Darüber hinaus wurde auch im Strafenkatalog eine Konkretisierung vorgenommen. Das vorne Überbeugen am Schießstand führt zur Disqualifikation. Grund für diese Konkretisierung war der Fall des Norwegers Endre Stroemsheim. Ihm fiel ein Magazin vorne über den Schießstand nach unten und er kam straffrei davon, obwohl er sich deutlich nach vorne überbeugte. Vorbehaltlich der Zustimmung des aktuellen IBU-Kongresses in Belgrad steht noch die Entscheidung über ein neues Qualifikationssystem für den IBU Cup und den IBU Junior Cup ab der Saison 2026/27 sowie die Einführung neuer Altersklassen für Jugendliche und Junioren auf der Agenda. Auch über ein Biathlon Flüchtlingsteam soll beraten werden. 

(Quelle: u.a. IBU)