Victoria Carl war in der letzten Saison in der Form ihres Leben und damit es so bleibt, tut sie einiges dafür. Kristine Stavås Skistad, Astrid Øyre Slind und Even Northug haben dagegen gesundheitliche Probleme.
Carl arbeitet verbissen an ihren Schwächen
Im letzten Winter ist Victoria Carl so richtig in der absoluten Weltspitze angekommen. 18-mal lief sie unter die besten Zehn, fünfmal aufs Podium und in Trondheim am Ort der nächsten Weltmeisterschaften feierte sie ihren ersten Sieg. Dieser Erfolg ist kein Zufall, Victoria Carl ist als akribische Arbeiterin bekannt. Ständig versucht sie, ihre Schwächen zu minimieren. „Vici weiß um ihre Schwächen. Sie ist da sehr konsequent und sucht sich die Herausforderungen raus“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder im Rahmen der DSV-Einkleidung gegenüber Eurosport. „Sie bekommt zum Beispiel im Massenstart immer etwas Panik, wenn viele Leute um sie herum sind. Daher ist sie im Sommer von Massenstartweltcup zu Massenstartweltcup gefahren. Da habe ich mir gedacht: ‚Was macht das Mädel?'“, beschrieb der 54-Jährige seine anfängliche Verwunderung. „Im Nachhinein macht es aber absolut Sinn, diesen Aufwand zu betreiben“, ergänzte Schlickenrieder, der Carl allerdings vor zu viel Verbissenheit warnte: „Es ist nicht immer und jeden Tag Langlauf – das muss sie auch mal zulassen.“ Pausen kennt Victoria Carl nämlich quasi nicht. Während ihre Teamkolleginnen sich einen Tag in der Woche Ruhe gönnen, arbeitet die Thüringerin durch. Über des Zeitpunkt ihres letzten Ruhetags muss sie lange nachdenken. Durch ihre Akribie hat sie es vor der letzten Saison geschafft, sich auch in der klassischen Technik zu verbessern, so dass sie in dieser Technik den Sieg in Trondheim einfahren konnte. Auch weil sie an ihrer Renneinteilung arbeitete. Peter Schlickenrieder sieht in ihr eine ganz Große: „Sie ist vom Mindset her mit einer Therese Johaug vergleichbar. Ich habe sie zuletzt gefragt, wann sie ihren letzten Ruhetag eingelegt hat. Anhand der Antwortzeit war mir klar, dass das ewig her ist, sie wusste es gar nicht mehr.“ Auch Johaug kennt im Training nur Vollgas. „Die zwei sind schon Extraklasse in ihrer Herangehensweise, sich für den Erfolg in ihrem Sport zu verschreiben. Vici betreibt großen Aufwand mit extremer Konsequenz. Das beeindruckt mich“, schwärmte Schlickenrieder weiter von seinem Schützling. „Der nächste Schritt ist jetzt locker zu bleiben, obwohl man eine Super-Saison im Vorjahr hatte und die Ergebnisse zu bestätigen. Der große Plan ist bei der WM in Trondheim die bestmögliche Leistung zu erbringen – und hoffentlich genauso gute Ski zu haben wie im letzten Jahr“, sagte Victoria Carl. Über den Johaug-Vergleich zeigte sie sich sehr überrascht: „Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Das ist megageil. Ich versuche einfach, alles dem Sport unterzuordnen sowohl Familytime als auch Freundeszeit und da konsequent zu sein. Weil wenn ich was mache, mache ich es natürlich richtig!“
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Bauch-OP bei Skistad
Nachdem die Norweger monatelang über die Form von Kristine Stavås Skistad rätselten, die sich nach Saisonende völlig zurückzog und allein in Konnerud trainierte, obwohl sie nach Jahren wieder zur Nationalmannschaft gehört, steht nun fest, dass sie erst verspätet in die Saison einsteigen kann. Die 25-Jährige musste sich letzte Woche einer Operation im Bauchraum unterziehen. „Kristine hatte letzten Freitag eine Bauch-Operation. Damit fällt sie auf unbestimmte Zeit für Wettkämpfe aus“, sagte Teamarzt Ove Feragen dem NTB. „Sie wird nicht nach Beitostølen kommt und definitiv auch nicht in Ruka starten. Dann werden wir von Woche zu Woche entscheiden, wann sie zurückkommen kann.“ Worum es genau bei der OP ging, ist nicht bekannt. Man weiß nur, dass es sich um eine Not-OP handelte. Auf Wunsch von Skistad wollte Feragen nicht weiter ins Detail gehen. Weiter sagte er NRK, die WM in Trondheim sei nicht in Gefahr. „Wann sie zurückkehrt, ist nicht so genau zu sagen. Aber wir sind zuversichtlich, dass sie im nächsten Jahr wieder konkurrenzfähig ist, wenn alles nach Plan läuft. Es kann immer viel passieren, aber wie es jetzt aussieht, gibt es keine Hindernisse im Hinblick auf Februar/März.“ Bei Langrenn klingt es nach einem längeren Ausfall, dort meinte der Teamarzt, dass Skistad im Neuen Jahr wieder normal trainieren könne und die norwegischen Meisterschaften Mitte Januar ein geeigneter Zeitpunkt für ein Comeback seien: „Wenn alles nach Plan läuft, hat sie dann noch genug Zeit, sich auf die WM vorzubereiten. Wir arbeiten darauf hin, dass sie dann in Bestform ist.“ Langlauf-Experte Petter Skinstad sagte zur VG, dass sich das sogar zum Vorteil erweisen könnte: „Wenn man davon ausgeht, dass Kristine in Topform zurückkommt, haben die Schwedinnen kaum noch Gelegenheit, um an einer Taktik zu arbeiten, wie sie sie schlagen können. Ihnen entgehen viele Chancen zum Testen.“ Bei Langrenn sagte er noch: „Skistad ist unsere einzige Gold-Kandidatin im Sprint, die Schweden haben fünf. Wenn sie es nicht zur WM schaffen sollte, werden die Schweden einen Durchmarsch hinlegen.“ Kristine Stavås Skistad wurde zuletzt auch für einen Start im Skiathlon ins Gespräch gebracht, weil sie sich dort in der Ausdauer deutlich verbessert haben soll. Trainerveteran Steinar Mundal ist sogar überzeugt, dass sie auch dort Gold holen wird. Mit der Operation sind aber sicher alle derartigen Hoffnungen passé, denn der Fokus auf dem Formaufbau nach der OP wird auf dem Sprint liegen.
Slind: „Karriere fast wegen Husten beendet“
Auch bei Astrid Øyre Slind lief in der Saisonvorbereitung nicht alles nach Plan. Im Gespräch mit der Adresseavisen sagte sie nun, dass sie im September wegen Keuchhusten fast die ganze Saison verloren hätte, was für die 36-Jährige wohl das abrupte Karriereende bedeutet hätte. Zuerst war es eine schwere Erkältung, aus der dann der dauerhafte Husten wurde. Dieser bakterielle Infekt äußert sich teilweise ähnlich wie eine Grippe und wenn er nicht schnell mit Antibiotika behandelt wird, kann er stark werden und bis zu drei Monate lang andauern. Wie sie der Zeitung erzählt, sorgte ihr Trainer Chris Jespersen dafür, dass sie weitere Tests machte, während sie noch an einen normalen grippalen Infekt glaubte. „Glücklicherweise bin ich seinem Rat gefolgt und als sie mir den Keuchhusten diagnostizierten, war ich noch in einer frühen Phase und sie konnten mir die richtigen Medikamente geben, bevor es mir noch schlechter ging. Wenn ich noch ein paar Tage länger gewartet hätte, hätte ich definitiv die gesamte Saison verloren. Ich hätte für zwei, drei Monate pausieren und mich vom Traum der Heim-WM in Trondheim verabschieden müssen. Vielleicht wäre das auch das Ende meiner Karriere gewesen, die Nachwirkungen des Keuchhustens können die Atemwege befallen und der Husten ist manchmal so stark, dass man sich übergeben muss. Ich hatte viel Glück“, erzählte sie. Nach einer Pause wegen der Antibiotika-Einnahme nahm sie ihr Training Ende Oktober wieder auf und reiste zum Trainieren ins Warme nach Spanien. Inzwischen ist sie wieder auf Schnee unterwegs und bereitet sich auf die Saisoneröffnung in Beitostølen vor.
Even Northug über Rückenbeschwerden und Depressionen
Even Northug reiht sich in die lange Reihe von Athleten ein, die gesundheitliche Probleme haben oder hatten. Bei ihm war im Sommer der Rücken das Problem, wie er der VG sagte. Der jüngere Bruder von Petter Northug erlitt einen Bandscheibenvorfall während des Umzugs in seine neue Wohnung. „Das ist ein Fall von Verschleißerscheinungen. Als ich umzog, mussten mein Bruder und ich vieles schleppen. Tomas hat mir geholfen. Wir mussten einen sehr schweren Schrank tragen. Ich hätte damit möglicherweise den Weltrekord im Gewichtheben gebrochen. Das war eine starke Leistung“, sagte der 29-Jährige und sagte weiter: „In den Wochen danach habe ich trotzdem viel trainiert, laufen und harte Einheiten auf Skirollern. Bei den Problemen, die ich hatte, hat mir das alle überhaupt nicht gut getan.“ Es folgten Untersuchungen bei Fachärzten und ein MRT zeigte im Sommer den Bandscheibenvorfall, so dass eine konservative Therapie begonnen wurde, die die Trainingsleistung im Juli und August deutlich reduzierten. „Ich hatte schon gehört, die schmerzhaft so ein Bandscheibenvorfall ist, ich bin nicht oft niedergeschlagen, aber da war ich nah an einer Depression. Ich habe auch überlegt, was wäre, wenn das im Winter passieren würde. Dann könnte ich nicht bei der Heim-WM antreten.“ Seit September hat sich seine Situation aber deutlich gebessert und seit zwei Monaten kann der Norweger wieder sein reguläres Training absolvieren, so dass er beim Weltcup Auftakt dabei sein wird. Um solchen Problemen in Zukunft vorzubeugen, beginnt Northug seinen Morgen nun immer mit 15 Minuten Gymnastik, um die Bauch- und Rückenmuskulatur zu stärken. Dass es im Winter erneut Probleme geben könnte, daran möchte der Sprinter gar nicht denken: „Das ist ein nerviges Problem, aber im Moment möchte ich gar nicht drüber nachdenken. Ich möchte im Moment einfach nur mein maximales Training absolvieren und mir keine anderen Verletzungen einfangen – das wäre schon gut.“