Bei den Saisoneröffnungen der Norweger und Schweden in Beitostølen und Bruksvallarna konnten sich teilweise die großen Namen durchsetzen, es gab aber auch Überraschungen…
Stenseth, Johaug und Weng
Das Wochenende in Norwegen begann mit einem Klassiksprint und Ane Appelkvist Stenseth feierte einen überlegenen Finalsieg, nachdem sie schon im Prolog die Bestzeit gesetzt hatte. Sie verwies Kristin Austgulen Fosnæs auf den zweiten Platz, die sich um Haaresreite vor Tiril Udnes Weng behaupten konnte. Vierte wurde die amtierende norwegische Sprintmeisterin Hedda Bakkemo vor Hedda Østberg Amundsen und Julie Myhre. Nadine Fähndrich scheiterte als Vierte ihres Halbfinals und wurde Siebte vor Léna Quintin. Auch für Maria Hartz Melling, Lotta Udnes Weng und Mathilde Myhrvold endete der Sprint im Halbfinale. DSV-Athletinnen aus der LG Ib, Theresa Fürstenberg, Charlotte Böhme, Germana Thannheimer, Katja Veit und Magdalena Richter schieden im Prolog aus.
Über zehn Kilometer im klassischen Stil schlug die Stunde von Therese Johaug, die bei ihrem Comebackrennen auf Schnee knapp 40 Sekunden schneller war als Heidi Weng und fast eine Minute schneller als Kristin Austgulen Fosnæs, die U23-Weltmeisterin im Klassik-Massenstart von 2023. Kaum im Ziel erkundigte sich Johaug nach den Ergebnissen aus Schweden. Lotta Udnes Weng verpasste als Vierte das Podium, blieb aber vor Astrid Øyre Slind, die noch erkennbaren Trainingsrückstand nach ihrem Keuchhusten hat. Silje Theodorsen, Sophia Laukli und Astrids Zwillingsschwester Silje Øyre Slind belegten die Plätze sechs bis acht, Anne Kjersti Kalvå wurde nur Elfte und Margrethe Bergane 15. vor der Französin Flora Dolci. Als beste Deutsche landete Charlotte Böhme auf Platz 31 hinter Delphine Claudel, Nadine Fähndrich verlor als 39. fast drei Minuten auf die Siegerin. Verena Veit wurde 44., Therese Fürstenberg 47. und Germana Thannheimer, Magdalena Richter und Katja Veit wurden 52., 60. und 67.
Zum Abschluss im Einzelstart über zehn Kilometer Freistil gab es eine Überraschung, als Heidi Weng die Topfavoritin Therese Johaug um 0,6 Sekunden hinter sich ließ. Die 33-Jährige hatte nach einer schlaflosen Nacht das gesamte Rennen knapp vorne gelegen und nach 7,6 Kilometern den Maximalvorsprung von 4,4 Sekunden auf Johaug gehabt. Rang drei ging mit 29,5 Sekunden Rückstand an Astrid Øyre Slind, die sich ein ähnliches Kopf-an-Kopf Rennen mit der 24-jährigen Fosnæs geliefert hatte. Silje Theodorsen wurde Fünfte vor Nora Sanness, die eine Minute Rückstand aufwies und Tiril Udnes Weng und Flora Dolci hinter sich ließ. Halb-Norwegerin Sophia Laukli wurde Elfte, Margrethe Bergane 16 vor Katerina Janatova und Delphine Claudel beendete das Freistilrennen nur auf Platz 23 hinter der 25-jährigen Österreicherin Katharina Brudermann, die nur dieses eine Rennen bestritt.
Klæbo, Klæbo und eine Überraschung zum Abschluss
Johannes Høsflot Klæbo konnte seine Vorbereitung im Herbst ohne Probleme durchziehen und bewies in Beitostølen gute Form. Im Sprint war er eine Klasse für sich und verwies Erik Valnes, der sich abseits der Kollegen in Muonio vorbereitet hatte, klar auf den zweiten Platz. Sivert Wiig wurde Dritter vor Oskar Opstad Vike. Matz William Jenssen belegte Rang fünf vor Jules Chappaz. Im Halbfinale war es wenige Meter vor der Ziellinie zu einem Sturz gekommen, als Aleksander Eide Holmboe an einem Stein hängenblieb – über Steine auf der Strecke klagten mehrere Athleten. Ein Foto bei NRK zeigt einen mehrere Zentimeter großen Stein mitten auf der Loipe. Amund August Krogsæth stürzte in Holmboe hinein und kugelte sich vor Schmerzen schreiend die Schulter aus, so dass er das Rennen nicht beenden konnte. Ob Sehnen und Bänder in Ordnung sind, ist noch nicht bekannt. Jan Stölben, der aus seinem Trainingsort Sjusjøen nach Beitostølen angereist war, gehörte zu den vielen internationalen Athleten, die sich im Viertelfinale relativ knapp geschlagen geben mussten. Der Vulkaneifler wurde 20. und ließ dabei aber auch starke Norweger wie Håvard Solås Taugbøl und Pål Golberg hinter sich, für die das Viertelfinale nicht nach Wunsch verlief. Mit Marius Kastner war ein weiterer Läufer der Lehrgangsgruppe Ia am Start, der aber als 41. vorzeitig ausschied wie auch Athleten aus der Ib wie Jannis Grimmecke, Elias Keck, Josef Fässler, Robin Fischer, Marius Bauer, Simon Jung (Förderkader), Niklas Schmid, Kilian Koller und Tom Emilio Wagner. Für den Österreicher Lukas Mrkonjic läuft es in seiner Comebacksaison noch nicht nach Plan, er wurde 58. Der kaderlose Mario Schlögel wurde 107.
Tags darauf holte sich Johannes Høsflot Klæbo seinen zweiten Sieg, bevor er seinen Startverzicht für den Sonntag ankündigte. Der 28-Jährige war im Klassik-Einzelstart 15 Sekunden schneller als Martin Løwstrøm Nyenget, der ihm lange dicht auf den Fersen blieb und erst im letzten Renndrittel mehr Zeit verlor. Knapp dahinter belegte Harald Østberg Amundsen Rang drei. Vierter wurde der 24-jährige Andreas Fjorden Ree gefolgt von den zeitgleichen Emil Iversen und Hugo Lapalus sowie Klassikspezialist Mikael Gunnulfsen und Jan Thomas Jenssen auf den Plätzen sieben und acht. Knapp 40 Sekunden Rückstand wiesen Erik Valnes und Simen Hegstad Krüger als Zehnter und Elfter auf. Mattis Stenshagen, der in Muonio gewann, wurde 15. vor Iver Tildheim Andersen. Didrik Tønseth kam nach langen gesundheitlichen Problemen als 19. ins Ziel knapp unter einer Minute Rückstand. Cyril Fähndrich verlor als 50. fast zwei Minuten auf den Sieger, als bester Deutscher wurde Elias Keck 57. Seine Teamkollegen Josef Fässler, Korbinian Heiland, Kilian Koller landeten auf den Plätzen 61, 62 und 66 und waren damit überraschend schneller als Mika Vermeulen, der nur 77. wurde und vor allem auf den letzten Kilometern viel Zeit verlor, obwohl er sich im letzten Winter Klassisch deutlich verbessert gezeigt hatte. Die übrigen DSV-Starter Marius Kastner, Robin Fischer, Niklas Schmid, Jan Stölben, Tom Emilio Wagner, Jannis Grimmecke, Simon Jung, Florian und Christian Winkler und Marius Bauer rangierten sich zwischen Platz 93 und 151 ein.
Deutlich stärker zeigte sich Mika Vermeulen am Sonntag in der freien Technik, wo er sich mit 8,8 Sekunden Rückstand über Platz zwei freuen konnte. Sieger wurde überraschend Andreas Fjorden Ree, bei dem sich eine Trainingsumstellung positiv auswirkte. Nationalmannschaftsathleten mussten sich mit den Plätzen dahinter begnügen, wie Martin Løwstrøm Nyenget mit 13 Sekunden Rückstand und knapp dahinter Simen Hegstad Krüger. Bis zu Platz fünf mit Jan Thomas Jenssen lag schon ein Abstand von weiteren 30 Sekunden. Rang sechs ging an Hugo Lapalus dicht gefolgt von Mattis Stenshagen und Iver Tildheim Andersen. Der schnelle Biathlet Jan-Olav Botn wurde 13. und Didrik Tønseth nach Trainingsrückstand 17. Cyril Fähndrich kam diesmal als 37. in die Wertung, nachdem er vor einem Jahr in Bruksvallarna einen Überraschungssieg gefeiert hatte. Bester Deutscher wurde Korbinian Heiland auf Platz 67. und Christian Winkler wurde 82. Der zweite ÖSV-Starter, Sprinter Lukas Mrkonjic, kam als 140. in die Wertung und Mario Schlögel wurde 168.
Das Erfolgsgeheimnis von Andreas Fjorden Ree
Ist der Erfolg von Andreas Fjorden Ree mit Platz vier im Klassikrennen und dem Sieg beim Skaten eine Überraschung? Für neutrale Beobachter definitiv, aber einige der anderen norwegischen Läufer hatten ein ähnliches Ergebnis erwartet. So sagte Simen Hegstad Krüger zur VG: „Er hat ein enormes Trainingsvolumen. Ich halte es für verrückt, dass man sein Training so steigern muss, denn es ist sehr intensiv. Man muss die Balance finden zwischen Training und Erholung und es macht keinen Sinn, so viel zu trainieren. Es gab immer wieder welche, die extrem viel trainiert haben und ich weiß auch nicht genau, was er da macht. Aber ich werde sicher nicht so viele Trainingsstunden mit so vielen harten Sessions kombinieren.“ Der Weltmeister und Olympiasieger scheint sich zu irren, denn Rees Training ist wohldurchdacht. Er trainiert bis zu 135 Stunden im Monat. Der 24-Jährige aus Støren nördlich von Trondheim gewann schon 2022 völlig überraschend die 50 Kilometer Freistil bei den norwegischen Meisterschaften, aber seine Resultate waren immer sehr wechselhaft, wie er Adressa berichtete. Er orientiere sich mit seinem Training am Training der Triathleten mit einem Fünf-Tages-Rhythmus und habe sich zur Unterstützung den ehemaligen Triathleten und jetzigen Triathlon-Nationaltrainer Frode Jermstad, der aber auch eine Vergangenheit im Langlauf hat mit Skimarathonrennen und einzelnen Weltcupstarts Ende der 1990er, mit ins Boot geholt, mit dem er das Training seit dem Frühjahr umstellte. „Ich trainiere am ersten Tag langsam, an Tag zwei dann zwei Einheiten Schwellentraining [an der aeroben/anaeroben Schwelle, wenn sich Laktatbildung und –abbau etwa die Waage halten], eine harte Einheit an Tag drei und eine Ausdauereinheit an Tag vier. Tag fünf ist ein kompletter Ruhetag. So geht es immer weiter mit Ausnahme der Trainingslager mit dem Team“, sagte er. Die norwegische Teamleitung erwartet nun viel von Andreas Fjorden Ree: „Ergebnislisten sind objektiv, sie lügen nicht. Ich bin gespannt zu sehen, was er und einige andere aus dem Rekrutt-Team leisten könne. Wir haben einen Generationenwechsel vor uns. Der kommt immer näher, da gibt es keine Zweifel“, sagte Cheftrainer Eirik Myhr Nossum, der bestätigte, dass die Leistung des 24-jährigen Trønders „eine richtig gute Bewerbung“ ist.
Sundling und zweimal Andersson
Auch im schwedischen Bruksvallarna stand zum Auftakt ein Sprint auf dem Programm – allerdings in der freien Technik. Das Rennen der Damen wurde von Jonna Sundling völlig dominiert. Im Halbfinale begegnete sie ihrer Vereinskollegin Emma Ribom und gemeinsam mischte das Duo das Feld auf. Auch im Finale waren beide zunächst vorne bis Ribom nicht mehr mitgehen konnte und nur Vierte wurde. Rang zwei hinter Sundling ging mit deutlichem Abstand an Maja Dahlqvist, die sich nach einer schwierigen letzten Saison zufrieden zeigte. Sie setzte sich knapp gegen Johanna Hagström durch. Linn Svahn wurde nur Fünfte vor Moa Lundgren, sieht aber kein Drama darin. Mit am Start war auch eine junge Norwegerin mit schon großem Namen: Milla Grosberghaugen Andreassen, die inzwischen 19-jährige zweifache Junioren-Weltmeisterin von Whistler 2023 und Staffel-Junioren-Weltmeisterin 2024. Als einzige Juniorin im Starterfeld wurde sie starke Zwölfte. In Beitostølen war das Talent nicht erwünscht und entschied sich damit für einen Start in Bruksvallarna. „Schon vor einigen Jahren wurde entschieden, dass Junioren bei der Saisoneröffnung nicht bei der Elite starten sollen“, erklärte ihr Vater Ola Andreassen verärgert dem Expressen.
Am Samstag kam es über zehn Kilometer Klassik doch noch zum erhofften Duell zwischen Ebba Andersson und Frida Karlsson, die im letzten Monat wegen einer Fußverletzung alternativ auf Teneriffa mit dem Rad trainiert hatte. „Sowohl mein Physio als auch ich waren überrascht, wie schnell die Verletzung weg war“, sagte sie vor dem Start. Im Ziel trennten Andersson und Karlsson nur elf Sekunden und auch die 25-Jährige selbst war sehr zufrieden: „Ich bin sehr zufrieden. Der Körper fühlt sich gut an und das Ergebnis ist über den Erwartungen“, sagte die sonnengebräunte Schwedin, die erst vor wenigen Tagen aus dem Höhentraining zurückkam. Dritte wurde Jonna Sundling mit 33 Sekunden Rückstand, Rang vier ging an Emma Ribom, die noch unter einer Minute Rückstand blieb. Märta Rosenberg wurde Fünfte vor Linn Svahn und Moa Ilar.
Am Sonntag in der freien Technik war von den ersten Sechs des Klassikrennens nur Ebba Andersson am Start, die somit mit 54 Sekunden Vorsprung klar gewann. Maja Dahlqvist wurde Zweite vor Moa Lundgren und Louise Lindström. Die 20-jährige Junioren-Weltmeisterin Evelina Crüsell wurde Fünfte mit knapp zwei Minuten Rückstand. In diesem Rennen war mit Amelie Hofmann auch eine Deutsche am Start, die mit drei Minuten Rückstand 21. wurde.
Zweimal Anger und ein kanadischer Sieg
Im Sprint in der freien Technik setzte sich erwartungsgemäß Edvin Anger durch. Rang zwei ging an Marcus Grate, der weiter auf einen Start in Ruka hofft, obwohl er keinen Platz im Nationalteam mehr hat. Das Podium wurde von Emil Danielsson komplettiert gefolgt vom Vierten Xavier McKeever, der im Prolog nur 22. gewesen war und im Viertelfinale als Lucky Loser weiterkam. Der Prolog-Zweite Måns Skoglund wurde Fünfter vor dem Junioren-Weltmeister von 2023, dem zwei Meter großen Anton Grahn, der im Ziel ein blutiges Ohr hatte. Im Kampf mit Skoglund rauschten beide nach der Ziellinie in die Netze und verhakten sich komplett mit Stöckern und Skiern, wobei Grahn einen Stock ins Ohr bekam. Nach Check der Ärzte entpuppte es sich als oberflächliche Verletzung ohne weitere Folgen. Calle Halfvarsson entschied sich, zum Halbfinale nicht mehr anzutreten, was seine Gegner überraschte. Er sagte später: „Ich hatte heute ziemliche Rückenprobleme. Das hat mich schon die ganze Woche beschäftigt. Ich wollte nicht, dass es noch schlimmer wird und bin lieber nicht gestartet.“
Auch am zweiten Tag heißt der Sieger Edvin Anger. Über zehn Kilometer Klassik verwies er Truls Gisselman mit 3,3 Sekunden Abstand auf den zweiten Rang und schaffte damit das Double. Ein Triple werde es aber nicht werden, sagte er und kündigte damit Startverzicht für Sonntag an. Rang drei holte sich Jens Burman gefolgt von dem Kanadier Antoine Cyr, der 15 Sekunden langsamer als Anger war. Noch vor dem Sechsen Alvar Myhlback, der nie in Reichweite von Anger kam, wurde Gustav Kvarnbrink Fünfter.
Am Sonntag sorgte der Kanadier Olivier Léveillé für eine unliebsame Überraschung bei den Schweden und holte sich den Sieg im Skating Einzelstart mit zehn Sekunden Vorsprung. „Echt? Habe ich wirklich gewonnen?“, staunte der 24-Jährige im Ziel. SVT-Experte Anders Blomqvist ist besorgt über die Form der Schweden. „Für den schwedischen Männer Langlauf ist es ein besorgniserregender Gewinner.“ Hinter Leveille ging es sehr eng zu mit sieben Athleten innerhalb von fünf Sekunden. Zweiter wurde wieder Truls Gisselman, der sich aber nicht darüber freuen konnte: „Hier muss einfach der Sieger aus Schweden kommen!“ Schon letztes Jahr stahl ihnen mit Cyril Fähndrich ein Schweizer die Show. Dritter wurde Johan Ekberg vor Måns Skoglund und Alvar Myhlback. Jens Burman wurde Sechster vor dem Japaner Naoto Baba und Jonas Eriksson. William Poromaa verpasste das ganze Wochenende wegen eines Erkältungsinfekts.